Predigt zum Heiligen und Hohen Freitag (1. Kor. 1:18 - 2:2; kombinierte Lesung: Mt. 27:1-44; Lk. 23:29-43; Mt. 27:45-54; Joh. 19:31-37; Mt. 27:55-61/Hesperinos/) (17.04.2020)

Lieber Brüder und Schwestern,

heute haben wir Tränen in den Augen, doch wissen wir, dass das Weinen bald in Freudengesänge übergehen wird: „Er beseitigt den Tod für immer, Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht“ (Jes. 25:8a; vgl. Offb. 7:17).  

Vertiefen wir uns gedanklich in den unendlichen Abgrund der Liebe Gottes: Gott hat uns, die wir Sünder sind und Gottes „Feinde“ waren (s. Röm. 5:10; vgl. Kol. 1:21) von der Knechtschaft des Todes erlöst: „Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod“ (1 Kor. 15:26). Aber zu welchem Preis ist dies geschehen?!.. Christus betete für die, welche Ihn kreuzigten (s. Lk. 23:34) und erweckte „zum Dank“ für den Verrat Seines Volkes im Augenblick Seines Todes ihre Toten (s. Mt. 27:52-53). Gottes Sohn erduldete es, von Menschen verurteilt zu werden! Seine Liebe ist demnach unendlich und  bedingungslos.

Für unser Alltagsleben darf das nicht ohne Konsequenzen bleiben. Uns treiben viele Sorgen um, manchmal scheint uns die Last der Nöte zu erdrücken. „Womit habe ich das verdient? Warum gerade ich?!“ - sagen wir, wenn uns ein Schicksalsschlag trifft oder wir nicht mehr die Probleme des Alltags bewältigen können; träfe es einen anderen, wäre das wohl o.k.! - Ist das nun Nächstenliebe oder Eigenliebe? - Doch Christus war ohne Sünde und ertrug es, wegen unserer Sünden als Sühneopfer dargebracht zu werden. Er, der Richter der Welt (s. Mt. 25:31-46; Joh. 5:22,27,30; 8:16; 9:39; 12:31; 16:8,11), wurde von Seinen undankbaren Knechten zum Tode verurteilt. Doch er sagte auch, dass jeder von uns durch das Tragen seines Kreuzes mit Ihm in die Herrlichkeit Gottes eingehen kann: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer Mir dienen will, folge er Mir nach: und wo Ich bin, dort wird auch Mein Diener sein. Wenn einer Mir dient, wird der Vater ihn ehren“ (Joh. 12:25-26). Das sind die Opfer, die wir Christus nun darbringen können. Als der Vorhang im Tempel von oben bis unten zum Zeichen der Zeitenwende entzwei riss (s. Mt. 27:51), ist Gott Selbst zum Schlachtopfer geworden (s. Röm. 3:25; 8:3). Nun soll Gott „im Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden (s. Joh. 4:23-24) – und wir sind Seine königliche Priesterschaft, die Ihm wohlgefällige Opfer des selbstlosen Dienens darbringen (s. 1 Petr. 2:9; vgl. Röm. 12:1-2; Hebr. 13:15-16). Im Geist und in der Wahrheit. So sei es. Amen.  

Jahr:
2020
Orignalsprache:
Deutsch