Predigt zum Hochfest der Kreuzerhöhung (2 Kor. 6:1-10; Joh. 19:6-11,13-20,25-28,30-35) (27.09.2020)
Liebe Brüder und Schwestern,
die historischen Ursprünge für den heutigen Festtag der Erhöhung des Kostbaren und Lebensspendenden Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi liegen in zwei lange zurückliegenden Ereignissen: der Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die heilige Kaiserin Helena (AD 326) und der Rückführung desselben aus der persischen Gefangenschaft durch den Kaiser Herakleios (AD 629).
Zwei Ereignisse, die ohne Zweifel kirchenhistorisch bedeutungsvoll sind. Doch welchen Bezug haben sie zu unserer Zeit? Heute befinden sich Teile des lebensspendenden Kreuzes als Reliquien in vielen Kathedralen und Klöstern der christlichen Welt, können dort also jederzeit von Pilgern verehrt werden. Wirkt eine Besinnung auf zwei längst zurückliegende Ereignisse da nicht wie aus der Zeit gefallen?.. Warum hat das kirchliche Gedenken an die historische Kreuzerhöhung in der Orthodoxie bis heute den Rang eines Hochfestes – eines von zwölf Hauptfesten im Kirchenjahr, auf einer Stufe mit der Geburt, Taufe, Verklärung und der Himmelfahrt Christi, mit Pfingsten usw.?!..
Kirchliche Feste dienen nicht der lediglich historischen Erinnerung an zurückliegende Ereignisse, – sie stellen vielmehr ein Aktualisierung ihrer fortwährenden spirituellen Realität dar. Wie z.B. die Geburt, die Taufe und die Himmelfahrt Christi sowie die Niedersendung des Heiligen Geistes in ihrer spirituellen Tragweite immerfort nachwirken, so ist das Hochfest zu Ehren des Lebensspendenden Kreuzes aktueller denn je. Wir wissen ja, dass der Herr uns auf Seine Wiederkunft am Ende der Zeit, die nach den Tagen der großen Not endlich kommen wird, mit diesen Worten vorbereitet: „Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen, und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt. 24:30). Bereits am Beginn der Menschheitsgeschichte – vorgebildet durch den auf dem Erdboden befindlichen „Baum des Lebens“ (s. Gen. 2:9) – wies das „Zeichen des Menschensohnes“ auf die unsterbliche Harmonie mit dem Schöpfer hin; und so wird der „Baum des Lebens“ am Ende der Tage am Himmel den Beginn der von nun an ungetrübten Wonne der Gemeinschaft mit dem Urheber des Lebens einläuten. Das aber betrifft die womöglich ferne oder vielleicht doch nicht allzu ferne Zukunft. Was ist mit der Gegenwart? Klar, jeder von uns kriegt bei der Taufe ein Kreuzchen mit einer Halskette geschenkt, wir bekreuzigen uns beim Gebet in der Kirche und zu Hause, haben Kruzifixe über unseren Wohnungstüren oder im Auto, wir küssen das Symbol der Auferstehung am Ende jeder Göttlichen Liturgie. Aber das alles ist bei uns längst in Fleisch und Blut übergegangen, ohne irgendwelche spürbare Wirkung zu zeitigen. Gibt es darüber hinaus etwas, was uns das tägliche Tragen unseres Kreuzes (s. Lk. 9:23; vgl. Mk. 8:34; Mt. 16:24) auf erkennbare Weise sinnvoll erscheinen lässt?!
Gewiss! Wir leben doch in einer Zeit, die vom „gesunden Menschenverstand“ bestimmt ist. Also versuchen wir es mit logischen Mitteln zu erläutern. Nichts ist nämlich leichter zu manipulieren, als der Verstand und die Herzen der Menschen. Wenn schon gleich zu Beginn des Fernsehzeitalters vor sechzig oder siebzig Jahren seitens der Werbeindustrie damals unvorstellbar raffiniert anmutende Tricks angewendet wurden, um bei Menschen einen Kaufwunsch für etwas zu erzeugen, an das sie vorher gar nicht gedacht hatten; wenn mit dem Beginn von Rock- und Pop unterbewusst massenhaft satanistische Sprüche in die Seelen der Jugendlichen gepflanzt wurden; wenn Politiker seit Jahrzehnten einen riesigen PR-Aufwand mit allen möglichen Tricksereien betreiben, um sich beim Wahlvolk richtig in Szene zu setzen – ja was glauben Sie, über welch einen enormen Manipulationsapparat die Mächtigen dieser Welt heute verfügen, um die Gedanken der Menschen, ihre Herzen und ihre Emotionen in jede nur erdenkliche Richtung zu beeinflussen?!! Die technologischen, soziologischen und psychologischen Kapazitäten der heutigen Zeit sind so immens, dass wir uns das gar nicht vorstellen können! Und vor dem Ende wird einer kommen, und „wird die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun“ (s. 2 Thess. 2:9; vgl. Mt. 24:24; Mk. 13:22; Offb. 13:14; 19:20). Wenn sich vor Jahrzehnten schon Millionen von Illusionisten „bezaubern“ oder sich durch Hypnose der Lächerlichkeit preisgeben ließen, wie groß ist dann erst die Gefahr für uns alle, vor allem aber für unsere kapitaler Hirnwäsche ausgesetzten Kinder, dass wir zu willigen Werkzeugen des Bösen werden?!! Uns allen wurde kürzlich ein drittes Geschlecht „verpasst“ (s. dazu Gen. 1:27), und keiner hat´s gemerkt!.. Was kommt als Nächstes?!.. - Und die Leute glauben, sie seien heute freier denn je!..
Wir haben nur einen Schutz gegen diese wahre, weil der Seele todbringende, Seuche: die Kirche Christi! In ihr können wir uns dem Bösen widersetzen. „Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden“ (Mk. 9:29). Wappnen wir uns also mit dem „Zeichen des Menschensohnes“! Der gesetzwidrige Mensch wird am Ende ohnehin von unserem Herrn Jesus Christus bei Dessen Ankunft und Erscheinung „durch den Hauch Seines Mundes“ (2 Thess. 2:8; vgl. Jes. 11:4) getötet werden, und mit ihm werden all jene verloren gehen, die „sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen haben, durch die sie gerettet werden sollten“ (2 Thess. 2:10). Aber solange Gott sie „der Macht des Irrtums verfallen“ lässt, „so dass sie der Lüge glauben“ (2 Thess. 2:11), müssen wir unsere Treue zur Kirche bewahren und allen Gefahren zum Trotz auf der richtigen Seite stehen. „Hier muss sich die Standhaftigkeit und Glaubenstreue der Heiligen bewähren“ (Offb. 13:10). Amen.