Predigt zum 17. Herrentag nach Pfingsten (Gal. 2: 16-20; 2. Kor. 6: 16 - 7: 1; Mk. 8: 34 - 9: 1; Mt. 15: 21-26) (01.10.2017)

Liebe Brüder und Schwestern,


das Beispiel der kanaanäischen Frau, die unseren Herrn so lange bedrängte, bis Er ihr ihre flehentliche Bitte erfüllte (vgl. Lk. 18: 1-8), ermahnt uns zur Ausdauer im Gebet und in der Hoffnung. Je länger das Flehen und je härter die Prüfung, desto größer dann die Gnade. Wir müssen unserem Herrn nur so unerbittlich "zusetzen", dass Er uns unsere Bitte, so sie denn unserem Heil zuträglich ist, "gar nicht abschlagen kann". Aber sind wir unsererseits auch bereit, dem Herrn etwas zu geben, anstatt nur von Ihm zu nehmen? - Er will doch, dass wir uns im Kleinen als treue Diener erweisen, damit Er uns Seine große Gnade erweisen kann (vgl. Mt. 25: 21, 23). Heute lesen wir im Galaterbrief: "Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, Der mich geliebt und Sich für mich hingegeben hat" (Gal. 2: 19-20). Diese Gnade, diese selbstentäußernde Liebe, die uns Gott im Übermaß schenkt, ist die denn auch spürbar, sichtbar, greifbar? - Und ob! Nur gibt es zur Erlangung derselben keine "Techniken"; vielmehr sind Glaube, Treue, Beharrlichkeit, Demut und, vor allem, Liebe von unsere Seite erforderlich. Gottes Wirken ist mit menschlichem Verstand nicht fassbar. "Der Wind (Geist) weht, wo Er will; du hörst Sein Brausen, weißt aber nicht, woher Er kommt" (Joh. 3: 8). Im Mai dieses Jahres hatten wir in unserer Gemeinde in Jena die Sänger des Chores "Fröhliche Herzen" aus Minsk zu Gast, die wir bei ihrer Konzertreise nach Paris auf dem Hin- und Rückweg bewirteten. Die Sänger sind Patienten einer psyschiatrischen Klinik, welche von den Schwestern des St.-Elisabeth- Klosters stärker durch Gebete, denn durch Medikamente betreut werden. Diese kranken Menschen, denen man ihre Leiden auch äußerlich ansieht, sind aber so stark im Glauben, dass sie uns "Gesunde" im Glauben und in der Zuversicht stärken konnten. Als sie voller Inbrunst das Христос воскресе sangen, bekam jeder von uns eine Gänsehaut. Wir sind durch sie noch mehr "dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus" (Gal. 2: 16). Welch ein Kontrast zu den psychiatrischen Anstalten hierzulande, wo das medizinische Personal zwar alles Menschenmögliche zur Linderung der Leiden tut, ohne dabei jedoch auf die helfende Gnade Gottes zu bauen! Würden sie nur erkennen, dass Beharrlichkeit im Gebet Gott gefällig und für uns Menschen nutzbringend ist! Amen.

Jahr:
2017
Orignalsprache:
Deutsch