Verborgenes Leben in Christus Leben und Lehre des Heiligen Gregor Sinaitis

Der Beginn der ewigen Seligkeit des Menschen in der Gottesgemeinschaft wird schon hier auf Erden gelegt, worüber der hl. Gregor Sinaitis, der im 14. Jh. lebte (gest. 1346) und mit eigenen Augen gleich den Körperlosen das gnadenvolle Göttliche Licht geschaut hatte, sehr viel schrieb.
Der Hl. Gregor Sinaitis lebte auf Cypern und auf dem Sinai, wo er im Fasten und unermüdlichem Gebet verharrte. Jeden Tag bekannte er mit zerknirschtem Gemüt seine sündigen Gedanken. Manchmal sang er in der Nacht den ganzen Psalter, führte zahlreiche Verbeugungen aus und wurde so der gnadenvollen Beschauung durch den Heiligen Geist gewürdigt. Zuerst weilte er mit seinem Schüler Gerasim in Jerusalem, dann ließ er sich auf der Insel Kreta nieder, wo beide ein strenges Fastenleben führten, so daß ihre Körper ganz grau und ausgetrocknet erschienen.
Im Gebet bat er Gott um Belehrung in der Kunst des geistigen Gebets, der Hesychia und der Beschauung. Gott befahl dem kretischen Hesychasten Arsenius in einer Vision, Gregor in den Regeln des hesychastischen Lebens zu unterweisen. Arsenius selbst besuchte ihn und lehrte ihn viel über die Beherrschung der Gedanken, über die wahre Enthaltsamkeit, über das Jesusgebet und die Reinigung des Herzens. Er wies ihm den Weg zur Gottesgemeinschaft, wobei der lichtschauende Geist in der Kontemplation vom Licht der Gnade erleuchtet wird. Die Lehre des hl. Gregor Sinaitis über den Erwerb der Gnade, die geistige  Vervollkommnung und die Gottesschau ist eine Offenbarung seiner gotterleuchteten Seele und gleichlautend mit den Worten eines anderen großen Hesychasten, des hl. Gregor Palamas. Einstimmig betrachteten sie das irdische Leben als den Beginn der Gottesgemeinschaft und der Aneignung noch hier auf der Erde der Kontemplation des gnadenvollen und ungeschaffenen Lichtes der Gottheit durch das ständige Jesusgebet, das die Seele erleuchtet und den Körper glänzend macht, und so ein engelgleiches Aussehen verleiht.
Die göttliche Natur, die das Licht der Gottheit ausströmt - das gnadenreiche Licht vom Tabor vereint die Menschen mit Gott und gibt der Seele den Lebensatem zurück, welche dann die himmlischen Geheimnisse erschaut.
Es gibt den aktiven Weg und es gibt die Kontemplation. Viele besaßen große Erfahrung und Weisheit, sie ertrugen allerlei Mühen, aber da sie nur dem Weg der aktiven Askese folgten, wußten sie nichts über das geistige Gebet und die Beherrschung der Gedanken. Auf dem ganzen Athos begegnete der hl. Gregor Sinaitis nur drei Mönchen, nämlich Jesaia, Kornelios und Makarios, die eine gewisse, wenn auch nur teilweise Ahnung von der Kontemplation hatten.
Der hl. Gregor führte das Leben eines Hesychasten, indem er sich nur der Betrachtung und dem geistigen Gebet hingab. Mit demütiger Rührung, tiefen Seufzern, Tränen und zerknirschtem Herzen rief er ständig aus: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich über mich Sünder". Der Herr suchte ihn mit Seiner Gnade heim. Einmal fühlte der hl. Gregor das Entzücken seiner Seele im wunderbaren göttlichen Feuer, und seine Zelle erfüllte sich mit gnadenreichem Licht. Er weinte vor Ergriffenheit, er verschüttete Tränen der gnadenerfüllten Liebe zu Gott. Die Seligkeit und Freude spiegelten sich auf seinem Gesicht wider. Fortan war er von geistiger Weisheit und gnadenreichen Gaben erfüllt. Viele Athosmönche kamen zu ihm, und er lehrte sie die Kunst des kontemplativen Lebens. Er wanderte viel umher und wie ein großer Missionar unterwies er alle im Leben der Gnade.
Der hl. Gregor Sinaitis lehrte, daß im Menschen das Ebenbild der ursprünglichen Dreieinigkeit liegt: Vernunft, Wort und Geist. Die Vernunft enthüllt sich durch das Wort, und das Wort offenbart sich durch den Geist. Obwohl sie einander aufdecken und ineinander verharren, sind dennoch Verstand, Wort und Geist selbständig und im Menschen nicht getrennt, und wenn sie auch für sich alleine sind, so existieren sie doch eines in dem anderen.
Der Erstgeschaffene war dem Körper nach unverweslich. Der Wille verfügte über volle Freiheit, aus der Erinnerung stiegen keine unreinen Gedanken auf. Es gab keine Leidenschaften, keine Gemütserregung. Aber nach dem Sündenfall verlor der Mensch die ursprüngliche Unsterblichkeit, Reinheit und geistige Einsicht.
Das eifrige Streben des ersten Wesens nach dem Guten und die starke Liebe zu Gott entarteten in den gefallenen Menschen zu unbesonnener Erregbarkeit und körperlicher Leidenschaft, welche sich in ihnen nach der unerwarteten Bildung überflüssiger Samenflüssigkeit im Körper zeigte, was ein Zeichen von Verwesung und triebhafter Grobheit ist.
In seiner geistigen Blindheit konnte er das göttliche Licht nicht mehr sehen. Der Körper ging eine Gemeinschaft mit der unsauberen Seele ein, und die der Seele eigenen Kräfte der Erregbarkeit und des Willens betrachten wir jetzt als physische oder psychische, aber nicht mehr als spirituelle Kräfte. Der Mensch glich sich den Tieren an. Selbstliebe, Gefühlslosigkeit, Eitelkeit und Neid berauben die Seele der Gnade. Der Seele steht eine große Anstrengung bevor, um wieder in die Gottesgemeinschaft einzugehen, da die Sünde die Gedanken und die Erinnerung an Gott vertrieb. Der Mensch muß eine Wohnstätte Christi werden. Nur die Gnade deckt das Gute auf, und in der Seele werden die göttlichen Gebote, Enthaltsamkeit, Liebe und Demut und das ganze Gesetz des Lebens in Gott heimisch.
Der hl. Gregor hält Liebe, Demut und Geduld für die größten von allen Tugenden. Wenn die Seele das Gute auswählt, dann gebiert sie sozusagen herrliche Sprößlinge, d.h. Tugenden, und sie sammelt den Honig der Weisheit ein.
Der Ursprung und die Entstehung der Tugenden verbirgt sich in dem Willen des Menschen zum Guten und in der Mitwirkung der Gnade. Die selbständige Quelle alles Guten ist der Dreieinige Gott.
Der Körper ist unvergänglich geschaffen, und als solcher aufersteht er auch, obwohl er jetzt verweslich ist. Auf gleiche Weise wurde auch die Seele  leidenschaftslos erschaffen. Wie Gott die Ursache und die Quelle alles Guten ist, so ist der Beginn und die Grundlage der Tugenden die gute Absicht oder der Wille zum Schönen.
Der Anfang des Guten ist der Glaube, insbesondere Christus - der Fels des Glaubens, den wir als Ursprung und Grundlage aller Tugenden betrachten, auf den wir uns stützen und auf dem wir alles Gute errichten. Er ist der Eckstein, der uns mit sich selber verbindet, Er ist die wertvolle Perle.
Die wichtigsten Tugenden sind: göttliche Liebe, Demut und göttliche Geduld gemäß der Schrift: "Durch eure Geduld werdet ihr eure Seelen retten." (Lk. 21,19).
Das Urbild unserer guten Taten ist der Stempel des Erstgeschaffenen. Die Tugenden kann man einteilen in: 1) aktive oder willentliche; 2) natürliche oder körperliche; 3) göttliche oder geistige.
Der hl. Gregor zeigt vier grundlegende Tugenden auf: Weisheit, Tapferkeit, Keuschheit, Wahrheit. Aus Stolz degeneriert die Tapferkeit zu Tollkühnheit oder Furchtsamkeit, die Weisheit zu Feigheit oder Unwissenheit, die Keuschheit zu Unenthaltsamkeit oder Gefühlslosigkeit, die Wahrheit zu Habsucht oder Unwahrhaftigkeit.
Bei dem geistigen Streiter stellen sich durch seine Anstrengungen der Reihe nach folgende Tugenden ein: Enthaltsamkeit, Fasten, Wachsamkeit, Geduld, Tapferkeit, Schweigsamkeit, Gebet, Stillschweigen, Weinen, Demut. Die sündenverhaftete Seele hat ihrerseits auch ihre Erlebnisse. Die Dämonen flößen ihr Gedanken ein, und der Wille neigt sich freiwillig zur Sünde.
Die Materie erzeugt reine Gedanken, der dämonische Angriff jedoch schlechte. Bei einem Vergleich unterscheiden sich also die natürlichen Gedanken und Worte von den nicht-natürlichen und übernatürlichen. Böse Gedanken gehen den Phantasiebildern voraus, und auf die Phantasien folgen die Leidenschaften.
Schlechte Absichten sind Worte der Dämonen und Vorläufer der Leidenschaften, und gleich einer Flußströmung überfluten sie unser Herz  aufgrund unseres Leichtsinns. Der Fürst der Dunkelheit bedeckt es mit der Finsternis der Unwissenheit und der Leidenschaften. In der dreiteiligen Seele liegt der Ursprung der Leidenschaften und der Tugenden, denn die Geburt des Guten und des Bösen liegt im Willen, der sich wie ein Zeiger in eine bestimmte Richtung neigt. So ist die Willensfreiheit die Quelle der Leidenschaften.
Die Leidenschaften gehen vor den bösen Geistern einher, und die Dämonen laufen hinter den Leidenschaften her. Der Anfang und die Ursache der Leidenschaften ist der Mißbrauch. Die Ursache des Mißbrauches ist die böse Neigung, die Ursache der bösen Neigung ist zuerst irgendeine willentliche Überzeugung. Die Versuchung des Willens stellt die Anfechtung dar, der Anlaß der Anfechtung sind die Dämonen, wodurch durch die Vorsehung zugelassen wird, aufzudecken, was unsere freie Willensentscheidung ist (Kap. 76).
Die Leidenschaften tragen verschiedene Namen. Sie unterteilen sich in psychische und physische. Im Hinblick auf den Körper gibt es die schmerzhaften Leiden und die sündigen Neigungen.  Bei den körperlichen Leiden gibt es die krankhaften und die erziehenden. Die seelischen Leiden gründen sich auf drei Gemütskräfte, nämlich auf die Erregbarkeit, die Willenskraft und die Geisteskraft (Unterscheidungskraft und Einbildungskraft). Es gibt auch noch unwillentliche und daher nicht tadelnswerte Leidenschaften.
Einige dieser Leidenschaften sind die Folge eines Mißbrauchs des freien Willens, andere entstehen notgedrungen. Das sind die sogenannten nicht-tadelnswerten Leidenschaften, die bei den heiligen Vätern als begleitende und natürliche Eigenschaften bezeichnet werden.
Die Leidenschaften sind gegenseitig voneinander abhängig und wirken aufeinander - die körperlichen sind von der Willenskraft abhängig, die seelischen von der Erregbarkeit, die mentalen Leidenschaften von den geistigen Kräften, und die geistigen Kräfte von der Urteilskraft und den Leidenschaften des Gedächtnisses.
Kap. 79. Die Leidenschaften der Erregbarkeit sind folgende: Zorn, Ärger, Schreihalsigkeit, Jähzorn, Verwegenheit, Arroganz, Ruhmsucht etc. Zu den Leidenschaften des Willens gehören: Habgier, Ausschweifung, Unenthaltsamkeit, Wollust, Gewinnsucht und Eigendünkel, welche Leidenschaft schlimmer ist als alle anderen. Die fleischlichen Leidenschaften sind folgende: Unzucht, Ehebruch, Unreinheit, Sittenverfall, Unwahrhaftigkeit, Bauchdienerei, Sorglosigkeit, Zerstreutheit, Weltliebe, Hängen am Irdischen, u.a.
Die zum mentalen Bereich gehörenden Leidenschaften sind: Mißtrauen, Schmähung, Schlauheit, Hinterlist, Neugier, Doppelherzigkeit, Verleumdung, üble Nachrede, Verurteilung, Demütigung, Lästerung, Heuchelei, Lüge, unflätige Redensart, leeres Geschwätz, Verführung, Ironisierung, Eitelkeit, Augendienerei, Überheblichkeit, Meineid u.a.
Geistige Leidenschaften sind: Einbildung, Hochmut, Selbstverherrlichung, Streitsüchtigkeit, Unwille, Selbstzufriedenheit, Widerspruchsgeist, Ungehorsam, Schwärmerei, Neigung zu Hirngespinsten, Prunksucht, Ruhmsucht und Stolz, was das erste und das letzte aller Übel ist.
Leidenschaften des Verstandes sind folgende: Umherschweifen, Leichtfertigkeit, Kriecherei, Verfinsterung, Verblendung, Übertretung, böse Eingebungen, Zustimmung, Neigungen, Verleugnung und ihnen ähnliche. Mit einem Wort, alles widernatürliche Böse entwickelte sich aus drei psychischen Kräften, genauso wie in ihnen von Natur aus auch alles Gute vorhanden ist. In der Leidenschaft schändet der Geist sich durch unreine Gedanken, der Wille erhitzt sich durch tierische Lust, die Erregungsfähigkeit  durch viehische Neigungen. Die körperlichen Begierden begünstigen die Entfaltung der Leidenschaften des Willens, die willentlichen und geistigen Begierden verstärken die Erregbarkeit. Von allen Leidenschaften sind Unzucht  und Niedergeschlagenheit am ernstesten und schwersten. Sie sind   voneinander abhängig und stehen in enger Verbindung miteinander und sind daher unzerstörbar, unüberwindbar und vollkommen unbesiegbar. Die Niedergeschlagenheit, die über den unterdrückten Geist die Oberhand gewonnen hat, windet sich wie ein Efeu ganz um die Seele und den Körper und macht unsere Natur welk, geschwächt und wie gelähmt.
Die Mutlosigkeit ist eine nur mit Mühe zu besiegende Leidenschaft; sie schwächt den Körper, und in dem erschöpften Körper verliert auch die Seele ihre Kraft. Wenn nun beide (Körper und Seele) sich in erschöpfter Verfassung befinden, dann ändert sich der Zustand des Körpers hin zur Sinnlichkeit. Die Sinnlichkeit weckt unreine fleischliche Neigungen, die lüsterne fleischliche Neigung ruft eine Erhitzung hervor, die Erhitzung eine heftige Gemütswallung, diese wiederum bringt das Gedächtnis in Bewegung, das Gedächtnis die Phantasie, die Phantasie erzeugt den bösen Impuls, dieser die Billigung, die Billigung führt zur Zustimmung, und damit ist der Weg offen zur Ausführung der Tat durch den Körper auf vielerlei Weise. So fällt der besiegte Mensch.
Die körperliche Unsterblichkeit der unschuldigen Voreltern kam daher, daß es in ihrem Organismus keine überflüssige Samenflüssigkeit gab. Die Geister, die aus der feinen Materialität und Subtilität (wegen ihres Stolzes) herabstürzten, erwarben eine gewisse stoffliche Grobheit und verfleischlichten sich dann dieser Ordnung oder Wirkungsweise zufolge  wegen des Verlustes der himmlischen Seligkeit; sie fingen an Lust zu spüren wie die Menschen im Irdischen, und sie nahmen auf irgendeine Weise ein materielles Wesen an als Folge ihrer Neigung zu körperlichen Leidenschaften. Die Gewohnheit gestaltet die Natur um und verändert ihre Wirkungen in Übereinstimmung mit der freien Willensentscheidung. Die Dämonen sind in ihren gegen Gott gerichteten Handlungen grausam, böse, jähzornig, körperlich und gleich wilden Tieren auf materielle Genüsse erpicht. Im Kampf der dunklen Kräfte mit dem Menschen zeigt sich der dämonische Neid  auf die Größe der menschlichen Stellung in der Schöpfung. Der hl. Gregor Sinaitis nennt in Bezug auf den Kampf gegen den Menschen  drei Hauptfürsten unter den bösen Geistern: 1) den Teufel der Unzucht, 2) den Riesen der Sorglosigkeit, 3) den Riesen der Unwissenheit.
Sie erzeugen Verführung statt Wahrheit, Phantasiebilder statt Beschauung, Lust, Erhitzung, Verdrehung, Donner, Lärm, Blitze, d.h. sie stellen materielle Grobheit zur Schau, sie geben die Lüge für Wahrheit aus, Phantasie für Kontemplation.
Für den echten Gottsucher sind asketische Mühen und Eifer im Kampf unerlässlich, um die göttliche Gnade und die Herzensreinheit zu erwerben.
Die Gottsucher kann man einteilen in Anfänger, Fortgeschrittene und Vollkommene, und hinsichtlich ihrer Anstrengungen in Aktive und Kontemplative. Für die Anfänger ist die "Tätigkeit" kennzeichnend, für die Mittleren "die Aufklärung", für die Vollkommenen die "Läuterung" und Auferstehung der Seele oder Kontemplation.
Für den aktiven Weg ist das wichtigste - Schweigen, Enthaltsamkeit, Wachsamkeit, Demut, Geduld; die Beschäftigungen des geistigen Streiters sind Psalmodie, Studium, Gebet, Handarbeit. Bei ihnen stellt sich eine spirituelle oder natürliche Urteilskraft ein. Die Abkehr von der Welt rettet sie vor der Unterjochung durch die Materie. Fasten und Gebet,  demütiger Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen und seinen Geboten führen zur Liebe und ursprünglichen Reinheit.
Unterdrücken muß man in sich: Widerspruch, Ungehorsam, Selbstgefälligkeit, Selbstrechtfertigung und verderblichen Eigendünkel. Der hl. Gregor lehrt, daß der Mensch vernünftig, rein und unkörperlich sein muß. Ein reines, vom Geist bewegtes Herz, dem böse Gedanken fern sind, ist ein Heiligtum, in dem Gott Psalmengesang und Gebet dargebracht werden - Stock und Stab der Vorsehung.
Man muß stündlich auf schlechte Gedanken und Angriffe der Leidenschaften achten, denn der Geist ist eng mit dem Herzen verbunden. Oftmals stellen die Gedanken das Wort der Dämonen dar und man muß es verstehen, sich in seiner komplizierten Gedankenwelt zurechtzufinden. Die Gedanken prägen Objekte  ein, die sich immateriell im Bewußtsein bewegen, aber erst durch die Einbildung der Dinge und durch die Dämonen werden sie böse. Die Gedanken können natürlich und unnatürlich, übernatürlich und göttlich sein.
Es kommt vor, daß im Geist Chaos herrscht, das zur Unreinheit und sogar zur Verfinsterung und Verblendung führt. Das Gewissen wird sich dessen bewußt, klagt sich wegen Eitelkeit an, und dann beginnen Geist, Wille und Gemüt, alles Göttliche und alles Menschliche und den Ursprung von allem zu erkennen.
Was das nächtliche Wachen betrifft, so ist für die Anfänger vom Abend bis Mitternacht, oder von Mitternacht bis zum Morgen vorgeschrieben; die Regel für die Fortgeschrittenen setzt ein oder zwei Stunden Wachen, dann vier Stunden Schlaf und die restlichen sechs Stunden bis zum Morgen für Gebet und Psalmodie fest, der Tag jedoch gilt der Arbeit und dem Gebet; die dritte Regel für die Vollkommenen besteht aus Wachen und Gebet für die ganze Nacht. Das gleiche wie für die Ruhezeit gilt - jeweils den eigenen Kräften entsprechend - auch für die Ernährung. Für die Nahrungsmenge gibt es auch drei Maße: Enthaltsamkeit, Genügsamkeit, Sättigung. Der Bauch ist der König der Leidenschaften, und die Mehrheit aller Leute sind ihm untertan, indem sie im sklavisch dienen. Bei Übersättigung ist es unmöglich, rein und aufmerksam zu beten, da man schläfrig wird und sich unzüchtige Phantasien und Pollutionen im Traum einstellen. Einem Faster fällt das Gebet nicht schwer. Das Gebet ist ein Ausdruck der Liebe, es versöhnt den Menschen mit Gott und ist die höchste Form des Wirkens, weil es eine Quelle der seelischen Heiligung und ein Unterpfand für das Verständnis der göttlichen Geheimnisse und Weisheit darstellt.
Das geistige Gebet ist allein den Hesychasten eigen; am Anfang ist die Abwechslung des Jesusgebetes mit Psalmodie unerläßlich, wobei man nach besten Kräften seine Aufmerksamkeit auf die ausgesprochenen Worte richten muß. Ein zerstreuter Geist beim Gebet ist eine Nachlässigkeit, und danach ist Reue mit zerknirschtem Gemüt notwendig.
Ein Anfänger sollte die Ausführungen über Schweigsamkeit und Gebet der Heiligen Johannes Klimakos, Isaak des Syrers, Maxim des Bekenners, Simeon des Neuen Theologen, Niketas Stiphatas, Hesychios, Philotheos und anderer Väter lesen. Unerläßlich ist für alle die Demut, welche eine Gnade und eine Gabe von oben ist. In Demut soll man sich für schlechter als alle Menschen, als die Tiere und sogar als die Dämonen halten. Schweigen gebiert Bescheidenheit, daraus folgt Demut in den Worten und in der Kleidung, Selbstanklage und Zerknirschung. Wenn der geistige Streiter, der von Leidenschaften bedrängt wird, im Herzen tief betrübt darüber ist und sich sogar für schlechter als die Dämonen hält, dann erhält er vom Herrn die gottgeschenkte Demut und dann erwirbt er auch die Kraft, die Last des Schweigens zu ertragen. Weiterhin erzeugt die Erinnerung an den Tod und die Höllenqualen Weinen, und diese Tränen unterstützen die Demut, die Geduld und das Licht des Glaubens. Wenn der Hesychast nicht über die Höllenqualen, die Dunkelheit, den Leib, die Unterwelt, die Gehenna (hebr. Hölle) nachsinnt und nicht reumütigen Gemütes ist, dann lernt er das Gebet nicht und wird ein Sklave von Vermessenheit, Bauchdienerei, Besorgnissen und Überschätzung seiner selbst. Das Fallen besteht für den Schweiger in der Aufgabe des Gebets (für den zu Gehorsam Verpflichteten im Handeln nach seinem eigenen Gutdünken). Man braucht ein reumütiges Herz. Der Hesychast verbringt mit Ausnahme einiger Stunden Schlaf die ganze Nacht im Gebet. Tagsüber betet er abwechslungsweise, um die neunte Stunde (um vier Uhr nachmittags) nimmt er sein Mahl ein, dann ruht er ein wenig, und um zwölf Uhr singt er das Abendamt. Der hl. Gregor rät, das gnadenreiche Gebet nicht durch Psalmengesang zu unterbrechen, und nur bei Ermüdung im Gebet zum Psalmenlesen überzugehen.  Er rät, die Gebetsarbeit bei Tagesanbruch zu beginnen, sich auf einen Hocker von 3/4 Fuß Höhe zu setzen, den Verstand aus dem Kopf ins Herz zu führen, den Kopf zu neigen, als ob man müde sei, Brust, Schultern und Hals anzuspannen und dabei "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner" zu flehen. In Abhängigkeit von der geistigen Erschöpfung oder der Ermüdung der Zunge kann man das Gebet bald gedanklich, bald mündlich, bald flüsternd wie das Lallen eines Säuglings sagen. Dabei soll man nicht den aufkommenden Gedanken lauschen, sich nicht über die im Bewußtsein auftauchenden Meinungen und Ideen wundern und den Atem zurückhalten. Verlangsame den Atem, schließe den Verstand ins Herz ein und rufe ständig Jesus an und du wirst die feindlichen Kräfte vertreiben, die nach der Taufe mit anderen noch böseren Geistern in die träge Seele durch ihre Unachtsamkeit wieder zurückgekehrt waren.