Lk 18,9-14_2.Tim 3,10-15 (08.02.2020_1.Sonntag_im_Fastentriodion)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

mit dem Abschluss der Weihnachtszeit durch die Darbringung Christi im Tempel richtet sich unser Blick ab diesem Sonntag nach vorne. Wir blicken auf Ostern und die bevorstehende, große Fastenzeit. Mit diesem Sonntag begehen wir den ersten der drei Sonntage im Fastentriodion, welche uns auf die Fastenzeit vorbereiten sollen. Die Bedeutung dieser Vorbereitungszeit ist groß. Denn was nützt uns das Fasten und der Verzicht, wenn unser Bauch auf Essen verzichtet, aber unser Herz sich mit Stolz, Missgunst und Habgier füllt. Unser heilige Kirchenvater Chrysostomos (um 350 – 407) schreibt dazu: „Was nützt der Verzicht auf Fleisch und Fisch, wenn wir dafür unsere Mitmenschen beißen und fressen?“ So ist es notwendig, dass wir uns auf die Fastenzeit vorbereiten, um diese im richtigen Geiste Gott darzubringen.

  1. Der Zöllner und der Pharisäer – der Gegensatz ihrer inneren Haltung

An diesem 1. Sonntag der Vorbereitungszeit auf das große Fasten hören wir das Evangelium vom Zöllner und Pharisäer (Lk 18,9-14). Diese beiden Männern kamen in den Tempel, um im Gebet vor Gott zu stehen. Der Pharisäer und der Zöllner unterscheiden sich nicht in ihrem Wunsch zu beten, jedoch in ihrer inneren Haltung. (V10) Denn so betet der Pharisäer: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“ (V11-12) Der Zöllner hingegen stand ferne, traute sich nicht seine Augen zu erheben, schlug sich an die Brust und sprach: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ (V13) Daraufhin beurteilt Christus das Gebet der beiden Männer und urteilt, dass nur der Zöllner durch Gott gerechtfertigt wieder in sein Haus zurückkehrte. (V.14a)

  1. Das Thema des 1. Sonntags der Fastenvorbereitung: Stolz und Demut

In der Vorbereitung auf die Fastenzeit werden wir mit dem Stolz des Pharisäers und der Demut des Zöllners konfrontiert. Denn während der Pharisäer alle überlieferten Ordnungen einhielt und äußerlich ein frommes Leben führte, blieb sein Gebet ohne Nutzen. Im Gegensatz dazu erfuhr der Zöllner aufgrund seiner Demut die Barmherzigkeit Gottes und wurde gerechtfertigt. Weder unser Beten, noch unser Fasten werden uns etwas in der großen Fastenzeit nützen, wenn sich unser Herz nicht vor Gott demütigt. Der Pharisäer stand im Tempel bei Gott und blieb im Herzen doch bei sich und stellte sich über die anderen Menschen. Der Zöllner hingegen stand ferne und war doch im Herzen ganz bei Gott und erkannte im Angesicht Gottes seine eigene Sündhaftigkeit.

  1. Demut als Voraussetzung des Fastens

Somit stellt die Demut des Zöllners eine Voraussetzung für unser Fasten dar. Denn Christus spricht von den beiden Männern: „[W]er sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ (V14b) Doch die Demut bringt seine Schwierigkeiten mit sich. Nur zu häufig stellt dieser Anspruch an unser christliches Leben ein Widerspruch zu einer Lebensführung in unserer Gesellschaft dar. Während wir in der Welt dazu ermutigt werden nach eigener Ehre zu streben und diese auch durch eigene Anstrengung zu erreichen, ruft uns Christus auf einen anderen Weg. Wer groß unter euch sein will, der sei euer aller Diener (vgl. Mk 10,43-44) und: „[W]er sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ (V14c)

Jesus Christus spricht hierbei von einer Demut als grundsätzliche innere Haltung. Es ist kein Marketing, welches die eigene Persönlichkeit etwas offener und einladender darstellen soll. Demut ist eine Haltung, die alles in unserem Leben von Gott zu empfangen weiß und bereit ist, sich zurückzustellen, sich unter den anderen zu stellen und nicht nach der eigenen Ehre zu fragen. Die Demut des Zöllners blickte nicht auf sich selbst. Sein Gebet war allein auf die Barmherzigkeit und das Vergeben Gottes gerichtet. Während der Pharisäer noch seine eigenen Taten vorbrachte, beugte der Zöllner sein Haupt – ohne Entschuldigung oder Selbstbehauptung – und sprach: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“

Das heutige Evangelium stellt uns zwei Menschen vor Augen, welche beide vor Gott im Gebet stehen. Lasst uns in unser eigenes Herz schauen und bemerken, dass auch während unseres Gebets häufiger der Stolz des Pharisäers spricht als die Demut des Zöllners. Und wenn unsere Gedanken von Gott abschweifen und wir uns mit anderen Menschen vergleichen, dann lasst uns Umkehren, zu Gott zurückkehren und in Demut beten: „Gott, Sei mir Sünder gnädig.“ Dies schenke Christus unser Gott, auf dass wir in allem Ihn allein vor Augen haben. Amin.