Lk 19,1-10 (27.01.2019)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

das heutige Evangelium (Lk 19,1-10) handelt von einem reichen Mann mit Namen Zachäus, welcher Jesus Christus sehen wollte und diese Begegnung am Schluss sein ganzes Leben verändert.

Zachäus war ein Oberer der Zöllner, welche bei dem Volk nicht beliebt waren. (V.2) Der Grund für ihre Unbeliebtheit war, dass sie von ihrem eigenen Volk die Steuern für die fremde Besatzungsmacht erhoben. Häufig kam es dabei vor, dass die Zöllner mehr verlangten, als ihnen zustand und dadurch ihren eigenen Reichtum vermehrten. Dies erklärt, warum Zachäus Jesus nicht in der Menge der anderen Juden begegnen konnte. (V.3) Um den Beleidigungen und Verurteilungen zu entgehen, ging Zachäus Jesus voran und kletterte auf einen Maulbeerbaum. Von dort aus wollte er sehen wer Jesus ist. (V.4)

Und als Jesus nun endlich an diesem Baum vorbeikommt, blickt er hinauf – als hätte Jesus nur darauf gewartet endlich zu diesem Baum zu kommen – und als er hinaufblickt, sieht er Zachäus. Der Zöllner, welcher Jesus sehen wollte, wird nun selbst angesehen. Er wollte sehen wer Jesus wäre und Jesus sieht nun ihn an und sieht wer er ist. Jesus Christus sieht das Innere, das Herz dieses Zöllners, welcher auf unsern Herrn gewartet hat und bereit ist in Gemeinschaft mit Ihm zu treten. Und weil Jesus dies sieht, ruft er Zachäus zu: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ (V.5) Voller Freude steigt Zachäus den Baum hinunter und nimmt Jesus in seinem Haus auf. (V.6)

Welch eine ver-rückte Geschichte! Hier scheinen alle Maßstäbe ver-rückt zu sein. Eine ganze Menschenmenge läuft Jesus nach, um ihn zu sehen, ihn zu hören, ihn zu berühren. Sie hätten sich nicht einmal erträumt mit Jesus zu Tisch sitzen zu dürfen – geschweige denn ihn in ihrem eigenen Haus zu Gast zu haben. Und dann tritt aus dem Nichts ein Zöllner in die Mitte dieser Menge. Und genau dieser Zöllner mit Namen Zachäus wird von Jesus angesehen. Ein Zöllner, ein Mensch, welcher als Inbegriff eines geldgierigen, ausschweifenden und verschwenderischen Lebens galt, soll nun Jesus zu Gast nehmen. Die Reaktion der Menge, welche Jesus nachläuft, bleibt nicht aus. Sie ärgern sich an dem Zöllner. Aber sie ärgern sich auch an Jesus, indem sie sagen: „Bei einem Sünder ist er eingekehrt.“ (V.7)

Die Tragik dieser Geschichte liegt darin, dass eine ganze Menge Jesus nachläuft und Jesus nicht empfangen kann, weil sie Ihn verurteilen. In dem frommen Nachlaufen haben sie klar vor Augen, was Jesus sagen und tun soll. Sie verurteilen nicht nur den Zöllner, welcher Jesus in sein Haus aufnimmt und sein Leben dadurch ändert. (V.8) Sie verurteilen auch Jesus selbst. Es besteht eine Gefahr darin, wenn wir nur zu genau wissen, welches Handeln richtig ist und wir unbeachtet der Situation eines Menschen über sein Handeln urteilen.

- Wir können diesen Verurteilen vorbeugen, indem wir nicht den Splitter im Auge unseres Bruders suchen, sondern unseren eigenen Balken im Auge wahrnehmen.

(- Wir können dieses Verurteilen umgehen, indem wir im Hinblick z.B. auf das Fasten oder Beten streng mit uns selbst, aber liebevoll und nachsichtig mit unserem Bruder sind.)

- Wir können das Verurteilen verhindern, wenn wir nicht nur in dem richtigen Haus - in der Kirche Gottes stehen, sondern auch unser inneres Haus - unser Herz offen ist Christus darin Platz zu geben.

Denn Christus ist gekommen, um zu suchen, was aus seiner Gemeinschaft gefallen und verloren gegangen ist. (V.10)

So möge Christus es schenken, dass unsere Herzen offen und weit sind, ihn, der uns sucht, auch heute wieder zu empfangen. Dies schenke Christus, unser Gott, dem da gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amen.