Predigt zum Großen und Hohen Donnerstag (21.04.2022)

Liebe Brüder und Schwestern, am Donnerstag der Karwoche feiern wir die Einsetzung des Mysterium der Heiligen Eucharistie durch unseren Herrn Jesus Christus. Er gründet dabei zugleich das Neue Testament in Seinem Blute (s. Lk. 22:20). Der Alte Bund hat seine Schuldigkeit getan, denn mit dem freiwilligen leiblichen Tod des Messias treten Seine geistlichen Nachkommen das Erbe an – das Neue Testament. Sinnbildlich wird dies durch den Riss des Vorhangs im Tempel just zum Zeitpunkt des Todes Christi verdeutlicht (s. Mt. 27:51). Der Alte Bund konnte die Menschen nicht von den Folgen des Sündenfalls heilen; er diente lediglich als Prophylaxe gegen das Abgleiten in einen noch schlimmeren, einen tierischen Zustand (s. Lk. 15:16) desjenigen, der nach dem Ebenbild Gottes erschaffen worden ist (s. Gen. 1:26-27), aber das ewige Heil brachte er den Menschen nicht. Gleichwohl diente er als Vorbereitung zur Annahme des verheißenen Messias und Seines Neuen Bundes (s. Hebr. 5:14; 7:11-19; 9:1-10:25; 11:39-40). Dieser Neue Bund, von Jesus Christus gegründet, ist das „vollkommene Gesetz der Freiheit“ (Jak. 1:17); er verleiht uns „die Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh. 1:12). Es ist der vollkommen machende Bund mit Gott (s. Jak. 1:4,17-18; Eph. 4:13; Phil. 3:15; Kol. 1:28; 4:12; Hebr. 12:22-24). Auch wir können, wenn wir würdig an den Mysterien Christi teilnehmen, vollkommen werden. Nicht durch unser Verdienst, sondern vermittels der Gnade Gottes, die freilich nicht ohne unseren Glauben wirksam wird, können wir einen Zustand erreichen, der denjenigen vor dem Sündenfall sogar noch übertrifft. Wie wichtig es aber ist, von diesem lebendigen Glauben nicht abzufallen (s. Hebr. 10:39)! Ein „Glaube“ ohne diese konkrete sakramentale Ausrichtung ist völlig fruchtlos und nicht zum Heil führend. Wenn jemand von sich denkt, er bedürfe dieser vergöttlichenden Heiligung durch den Leib und das Blut Christi, die nur in Seiner Kirche gespendet werden, nicht, verwirft er den Neuen Bund Gottes mit den Menschen, ohne den es aber kein Heil gibt! Für ihn ist der göttliche Gesetzgeber, Jesus Christus, zur entbehrlichen Nebenkategorie geworden, auf die man gerne auch verzichten kann. Doch dann wird er selbst zum Gesetzlosen: „Wer das Gesetz des Mose verwirft, muss ohne Erbarmen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben. Meint ihr nicht, dass eine noch viel härtere Strafe der verdient, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten, das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, verachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?“ (Hebr, 10:28-29). Amen.
Jahr:
2022
Orignalsprache:
Deutsch