Über die Sekten

Anfang - s. Bote 4/93 fehlt

Bote 1994-6
Lasar Milin
Über die Sekten Anfang - s. Bote 4/93

Die unsichtbare Wirkung
des Heiligen Mysteriums der Taufe

Im Moment des Eintauchens des Täuflings in das Wasser und des Sprechens der Taufformel “im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes” wirkt die Gnade Gottes unsichtbar auf das gesamte Wesen des Täuflings. Sie gebirt ihn von neuem und erneuert ihn nach dem Vorbild des Versprechens und der Lehre, die dem Nikodemus vom Heiland Selbst vorgetragen wurde:  “Wenn jemand nicht mit Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes eingehen. Was von Fleisch geboren ist, ist Fleisch; was aber vom Geist geboren ist, ist Geist” (Joh. 3,5-6).
Die bei der Taufe empfangene Gnade reinigt uns von allen Sünden, sowohl persönlichen als auch der Erbsünde, denn wenn wir vom Geist geboren werden, hören wir auf Körpermenschen im ethischen Sinne zu sein und werden Geistmenschen, d.h. werden von der Sünde gereinigt. Das ist auch im Gespräach des Hl. Apostels Petrus am Tag der Herabsendung des Hl. Geistes auf die Apostel gesagt: “Tut Buße und jeder von euch lasse sich im Namen Jesu Christi taufen zur Vergebeung der Sünden; und ihr werdet die Gabe des Hl. Geistes erhalten” (Apg. 2, 38). Davon zeugt auch der Vergleich, den der Hl. Apostel Petrus anführt. Wie im Wasser Noah und seine Familie und die mit ihnen in der Arche waren, gerettet wurden, so “werden auch wir heute gerettet“  (1. Petr. 3,21). Der Mensch wird durch die Taufe von der Sünde gereinigt, davon zeugt auch der Apostel Paulus, wenn er sagt, daß Christus Sich für die Kirche hingab “um Sie zuheiligen, nachdem Er sie durch das Bad des Wassers, vermittels des Wortes reinigte”(Eph. 5, 26). Unter “dem Bad des Wassers und vermittels des Wortes” ist die Wassertaufe unter Aussprechen der bestimmten Worte, der Taufformel, zu verstehen, und ebenso der Worte der Predigt des Evangeliums als eines Gegenstandes des Glaubens. Daß die Worte des Apostels eben das bedeuten, das ist aus seinem Sendschreiben an die Konrinther ersichtlich, denen er sagt, daß bis zu dem Moment, als sie Christen wurden, einige von ihnen schwere Sünder waren, “aber sie wurden reingewaschen, doch sie wurden geheiligt, doch sie wurden gerechtfertigt durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus und den Geist unseres Gottes”(1. Kor. 6,9-11).
Wegen einer derart außergewöhnlichen fruchtbaren und gnadebringenden Wirkung des heiligen Mysteriums der Taufe trägt dieses Mysterium in der Hl. Schrift und unter den Chris-ten verschiedene Bezeichnungen. Der Hl. Apostel Paulus nennt die Taufe “Bad der Wiedergeburt” (Tit. 3,5), Justin, Clemens von Alexandrien und Johannes Chrysostomos nennen die Taufe “Bad”. Tertullian “Taufbecken”, Augustinus – “heilige Quelle”, Cyprian nennt die Taufe einfach “Wasser”. Mit diesen Namen wird die äußere Seite der Taufe bezeichnet. Zur Bezeichnung der inneren oder unsichtbaren Seite und Wirkung der Taufe aber benutzte man ebenfalls verschiedene Namen. Justin und Clemens von Alexandrien nennen sie “Erleuchtung”, “Gnadengabe”, “Wiedergeburt”, Tertullian – “zweite Geburt”; Gregor von Nyssa und Theodoret – Heiligung; Epiphanios – Siegel in Christus; Ephrem der Syrer – Siegel des Christentums; Eulogios von Alexandrien – Siegel des Glaubens etc.

Allgemeine Notwendigkeit der Taufe

Ausgehend vom Gebot Christi, welches Er den heiligen Aposteln über die Predigt “allem Geschöpf” (Mk. 16, 15-16) gab, und von der Tatsache, daß alle Menschen der Rettung bedürfen, und daß die Taufe die Bedingung ist, ohne die man nicht ins Reich Gottes eingehen kann, lehrt die Kirche, daß jeder Mensch der Taufe bedarf ohne Rücksicht auf sein Alter. Deshalb tauft sie nicht nur heute, sondern seit der Zeit der Apostel jeden, der den Wunsch äußert, die Taufe zu empfangen. Für kleine Kinder, die noch keine persönlichen Wünsche äußern können, äußern diesen Wunsch die Eltern, den Glauben aber bekennen die Taufpaten, und die Kirche tauft auch Kinder. So tut sie es von jeher und bis heute. Der Ritus der Taufe selbst ist so verfaaßt, daß Erwachsene selbst die Antworten geben und das Glaubensbekenntnis sprechen, während bei Kindern dies die Taufpaten tun, die auch für die Erziehung der Kinder im orthodoxen Glauben verantwortlich sind. Deshalb kann ein Nicht-Orthodoxer nicht Taufpate sein.

Das baptistische Taufverständnis

Über der Lehre von den Mysterien zerbrach die Einheit zwischen den Römischen Katholiken und den Protestanten. Die römischen Katholiken wie in gewisser Weise auch die Orthodoxen, behaupteten, daß es sieben heilige Mysterien (Sakramente) gibt, die protestantischen Reformatoren dagegen erkennen nur zwei an – die Taufe und die Kommunion, und selbst hier unterscheiden sie sich voneinander im Verständnis der Mysterien selbst. Die Baptisten indessen verletzten in Hinsicht auf das Mysterium der Taufe die Einheit nicht nur mit den römischen Katholiken, sondern sogar mit den Protestanten, den Reformatoren, von denen sie sich absonderten. Es gibt keine heiligen Mysterien – sagen sie. Die Taufe ist überhaupt kein Mysterium, weder ein heiliges noch ein unheiliges. “Weder die Taufe noch das Herrenmahl tragen sakramentale Bedeutung. Das sind Zeichen, die auf Christus hinweisen, auf das Ereignis am Kreuz und auf die Auferstehung”.
Weiterhin meinen sie, daß die Taufe nicht Bedingung für die Rettung sei, sondern gerade im Gegenteil, die Rettung sei Bedingung für die Taufe. Wir lassen uns nicht dafür taufen, um die Rettung durch die Taufe zu erlangen, sondern umgekehrt: da wir gerettet sind, lassen wir uns taufen, um damit den uns rettenden Glauben zu beweisen. Nach den Worten eines der hervorragendsten Polemisten der Anabaptisten im 16. Jh. ist die Taufe “das öffentliche Bekenntnis und Zeugnis des Glaubens, der in uns ist”. Zu behaupten, daß die Taufe Bedingung der Rettung sei, das bedeutet, eines der grundlegenden Prinzipien der Protestanten zu leugnen, nach welchem der Mensch allein durch den Glauben gerettet wird, nicht aber durch Werke. Nach Meinung der Baptisten muß man eine solche Behauptung als geistliches Verbrechen bezeichnen, denn in der baptistischen Auffassung bedeutet das, den Ruhm und die Größe Gottes herabzumindern… Der Mensch wird nach der baptistischen Auffassung allein durch den Glauben an die erlösenden Werke Christi gerettet… Nach ihrer Lehre ist die Reihenfolge der Rettung des Menschen folgende – zunächst die Predigt, dann der Glaube, die Buße, dann Taufe und schließlich die Werke… Doch wenn die Taufe auch  nichts zur Sache unserer Rettung beiträgt und sie nicht ergänzt, ist sie nach der Lehre der Baptisten dennoch notwendig, denn der Heiland gebot sie eindeutig, und Er ist der Herr, und dem Herrn muß man gehorchen. Der Herr Jesus Christus empfing Selbst die Taufe, um uns ein Beispiel zu geben, was Gott-Vater vom Himmel auch bestätigte. Jesus gebot drei Dinge: die Predigt, d.h. die Rettung, darauf die Taufe und das Erlernen aller anderen Gebote – sagen die Baptisten.
Aufgrund alles oben gesagten wird der dritte Punkt der baptistischen Lehre offenbar: die Kindertaufe ist sinnlos. Die Baptisten wie auch alle anderen Sekten, die aus ihnen oder parallel zu ihnen entstanden, meinen, daß die Kindertaufe in vollem Widerspruch zum neutestamentlichen Charakter der Taufe steht. Deshalb verneinen die Baptisten jeglichen Sinn der Taufe all jener christlichen Gemeinschaften, die kleine Kinder taufen. In der Tat sind diese Gemeinschaften für die Baptisten nicht christlich, denn sie besitzen keine “biblische” Taufe. Die ersten Baptisten tauften sich deshalb selbst und nannten sich Baptisten oder “Täufer”, andere aber nannten sie Anabaptisten oder “Wiedertäufer”.
Die Baptisten führen vier Hauptgründe gegen die Kindertaufe an: 1.) selbst wenn der Mensch durch die Taufe irgendeine Sündenvergebung erhielte, so bedürfen Kinder derselben nicht, da sie keine Sünden haben. 2.) Christus sagt deutlich, daß die Apostel das Evangelium verkünden sollen, und aus der Zahl jener, die das Evangelium hören, werden die, die daran glauben und getauft werden, gerettet, die aber, die nicht glauben, werden verurteilt. Dies kann sich auf keinen Fall auf Kinder beziehen, weil diese nichts wissen. 3.) Die Apostel, die die Worte Christi richtig verstanden hatten, tauften niemals Kinder. Die Kindertaufe wurde erst von Origenes im Jahr 245 eingeführt. 4.) Durch die Taufe wird dem Kind Gewalt angetan. Sie ist eine Ungerechtigkeit für das Neugeborene, sie verleiht ein falsches Sicherheitsgefühl und hindert zweifellos das Kind daran, den Glauben anzunehmen, wenn es eine gewisse Reife erlangt.
Diese baptistischen Gründe gegen die Kindertaufe eigneten sich auch die Adventisten, Mormonen, Nazarener, Zeugen Jehovas und viele andere Sekten an.

Der orthodoxe Standpunkt
zu der sektiererischen Lehre

a) Rettung durch den Glauben allein
… Zweifellos wird der Mensch nicht ohne den Glauben an Gott gerettet und ohne den Glauben an die Erlösungstat Christi. Das sagt auch die Heilige Schrift: “Ohne Glauben kann niemand gottgefällig sein” (Hebr. 11,6). Und das ist selbst für den gesunden Menschenverstand offensichtlich. Doch ebenso nach dem gesunden Menschenverstand und nach der Hl. Schrift stimmt es, daß nur “der Glaube ohne Werke tot ist, so wie ein Körper ohne Seele”(Jak. 2,26).
Auch ist wahr, daß der Mensch selbst nichts für seine Erlösung tun kann, denn das Werk der Erlösung konnte nur der Gekreuzigte und Auferstandene Gottessohn vollbringen, und die Erlösung kann für uns einen praktischen Wert nur dann haben, wenn wir sie durch Glauben annehmen. Ohne dies, wenn wir die Erlösung nicht anerkennen, die Christus für uns vollbrachte, bleiben wir nach dem Gesetz der Gerechtigkeit außerhalb ihrer rettungbringenden Wirkung, wie ein Schuldner, der die Löschung der Schuld nicht anerkennen will, die durch einen Freund oder Verwandten getätigt wurde. Deshalb sagt der Apostel Paulus auch zu dem Gefängniswärter in Philippi: “Glaube an den Herrn Jesus Christus und du wirst gerettet werden und dein ganzes Haus”(Apg. 16,31). Allerdings ist dies nur eine kurze Antwort des Hl. Apostels Paulus auf die ihm gestellte Frage. Die geamte Wissenschaft des Apostels Paulus dagegen ist dieselbe wie die Christi, nämlich daß Gott jedem nach seinen Werken zuteil werden läßt (Röm. 2,6; Mt. 25, 31-46). Folglich reicht der Glaube allein nicht aus!
Auch ist es wahr, daß der Apostel Paulus in seinen Briefen häufig den Glauben unterstreicht und dabei jegliche Bedeutung der “Werke des Gesetzes” in Zweifel stellt. Vertiefen wir uns jedoch in die Bedeutung seiner Worte, so erkennen wir, daß hier die Rede von alttestamentlichen Werken ist, die vom Gesetz vorgeschrieben sind, nicht aber von der Erfüllung des moralischen Gesetzes. Durch diese “Gesetzeswerke” wird wirklich “nicht ein Leib vor Gott gerechtfertigt”(Gal. 2,16).
Folglich denken all jene unrecht, die meinen, daß der Mensch nichts zu seiner Rettung beitragen kann und muß. “Wir sind Mitarbeiter Gottes”(1. Kor. 6,1). Gott wünscht, daß wir eine positive Antwort geben, wenn die Gnade an unsere Herzen klopft (Apg. 3, 20). Und diese unsere Antwort ist unsere Teilnahme an der Rettung, unsere Einwilligung in die Rettung. Wenn deis so ist, dann ist es keine solches “geistliches Verbrechen”, wie die Baptisten meinen, zu glauben, daß die Werke des Menschen an seiner Rettung teilhaben. Wenn dies aber so ist, dann ist die Taufe, die nicht ohne persönliche Teilnahme des Menschen möglich ist, doch Voraussetzung für die Rettung. Sie könnte nur in dem Fall nicht Voraussetzung für seine Rettung sein, wenn unsere Rettung ausschließlich Sache Gottes wäre, wie das die Protestanten lehren. Doch wenn der Mensch, sei es auch nur nach dem Willen Gottes, doch an seiner Rettung teilnimmt, da Gott den Menschen nicht gezwungenermaßen rettet, dann entfällt auch die Behauptung, daß die Taufe nicht Voraussetzung für die Rettung ist.
Allein die Buße ohne Taufe bringt nicht die Frucht – die Vergebung der Sünden. Man muß also außer der Buße auch die Taufe empfangen zur Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes. Das heißt weiterhin, daß es keine Rettung ohne Taufe gibt. Deshalb sagt die Hl. Schrift auch, daß Christus uns “durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Hl. Geist” (Tit. 3,5) gerettet hat. Und dies vollzieht Er durch das Mysterium der Taufe nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste unsererseits, um derentwillen Er uns die uns erneuernde Gabe des Hl. Geistes geben müßte, sondern einfach aufgrund Seiner Barmherzigkeit und Liebe uns gegenüber. … Die Kirche als Ganzes, d.h. jedes ihrer Glieder hat Christus durch “das Bad im Wasser und das Wort” (Eph. 5,26) geheiligt und gereinigt.
Also nicht nur das gepredigt und im Glauben angenommene Wort, sondern dieses im Glauben aufgenommene Wort zusammen mit der Taufe bringt uns die Rettung. Die Taufe ist demnach doch die Bedingung zur Rettung: wir werden gerettet, weil wir würdig, wie es richtig ist, getauft wurden; wir werden aber nicht getauft, weil wir bereits davor gerettet wurden, wie das die Baptisten behaupten. Christus Selbst sagt: “Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden” – (Mk. 16, 16), nicht aber umgekehrt: “Wer durch den Glauben gerettet wird, wird getauft werden” – wie dies die Baptisten sagen.

Der reumütige Schächer

Wie aber gelangte der reumütige Schächer ins Paradies, ohne zuvor getauft zu werden? Heißt das, daß die Taufe doch nicht unabdingbare Bedingung für die Rettung ist?
Dies ist ein besonderer Fall, den Christus uns nicht zum Beispiel für jeden Christen machte. Es ist gut, Buße zu tun, aber nicht ist es gut, damit bis zum letzten Moment, also dem Moment am Kreuze zu warten. Gott schuf die Gesetze der Natur, um der Welt und der Natur eine Ordnung zu geben, nicht aber um Seine Macht einzugrenzen. Also kann Er auch entgegen den Gesetze der Natur Ausnahmen davon machen. Gott hat das Mysterium der Taufe nicht eingesetzt, um damit die Wirkung Seiner Macht zu beschränken; also ist Seine Barmherzigkeit und Seine Gnade nicht auf die Mysterien beschränkt. Wenn Er dies für nötig und nützlich erachtet, kann Er Seine Barmherzigkeit und Gnade in vielfältiger Weise auch außerhalb der von Ihm eingesetzten Mysterien zur Wirkung kommen lassen. So hat Er dies auch im Falle des reumütigen Schächers getan. Diese plötzliche Reue des Schächers stellt auf dem Gebiet der psychisch-moralischen Gesetze ebenso ein Wunder dar, wie die Auferweckung der Toten auf dem Gebiet der physisch-biologischen Gesetze.
Daß wir aber durch die Taufe gerettet werden, darüber besitzen wir ein ausgesprochenes Zeugnis der Heiligen Schrift. “Uns rettet die Taufe” – sagt der Apostel Petrus (1. Petr. 3-21), denn “uns hat Christus durch Seine Barmherzigkeit im Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes gerettet”– wiederholen wir noch einmal die Worte des Apostels Paulus (Tit. 3,4-5).     
    Fortsetzung folgt



Bote 1995-1
Über die Sekten

Die Kindertaufe

In ihrer Taufpraxis stellt die Kirche nicht die Frage nach dem Alter derer, die zur Taufe kommen, seien es nun alte Menschen, Menschen reifen Alters, Heranwachsende oder Kinder, denn jeder bedarf der Taufe für seine Rettung. Der Ritus der Taufe jedoch und die dabei verwendeten Texte sind auf Erwachsene abgestimmt.
Die Taufe von Erwachsenen hat ihre bestimmten guten Seiten und Vorzüge gegenüber der Kindertaufe. In erster Linie ist ein  Erwachsener imstande, bewußt diesen Ritus zu verfolgen. Jene Ordnung, die die Anabaptisten im 16. Jh. erstellten, gab es in der Kirche lange vor ihnen. Die Kirche predigte das Evangelium und bereitete die Katechumenen auf die Taufe vor. Zunächst also die Predigt oder Unterweisung, dann die Buße und der Glaube und der ausdrückliche Wunsch und schließlich die Taufe als Krönung des ganzen. Ohne vollbrachte Taufe, sei es durch Wasser und Geist, sei es durch das Blut, wäre die ganze vorausgehende Vorbereitung wie ein Zweig ohne Frucht.
Aus all dem folgt jedoch keineswegs, daß man Kinder nicht taufen soll. Wenn die Sektierer behaupten, daß es in der Hl. Schrift kein Gebot zur Kindertaufe gebe, so müssen wir sie fragen, wo in der Hl. Schrift ein Verbot der Kindertaufe steht. Denn solches besteht wahrlich nicht. Sondern es ist die Aufforderung gegeben, das Evangelium und die Taufe allen Menschen, also auch Kindern, entsprechend ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten, zu verkünden.

Kinder sind zur Taufe fähig
Tatsächlich sind Kinder nicht fähig, das Evangelium zu hören und zu verstehen. Doch bedeutet das nicht, daß sie nicht fähig sind, Empfänger der Gnade Gottes zu sein. Die Gnade Gottes wirkt auf die Seele des Kindes in ihrer geheimnisvollen, uns unbekannten Weise und hinterläßt in der Seele des Kindes zweifellos Spuren und trägt Früchte. Kinder haben ihr eigenes religiöses Leben, das ihrem Entwicklungsstand entspricht. Und daß sie vom Heiligen Geist erfüllt sein können und daß sie zum Reich Gottes fähig sein können, davon haben wir unmittelbare Zeugnisse in der Hl. Schrift.
Der Heiland Selbst sagte: “Laßt Kinder zu Mir und hindert sie nicht, denn solchen gehört das Himmelreich”(Mt. 19, 14). Hier ist tatsächlich nichts über die Kindertaufe gesagt, wenigstens nicht unmittelbar. Christus sagte wirklich nicht: laßt sie zu mir kommen, damit ich sie taufe, oder tauft ihr sie. Aber Er sagte etwas, was für die Kindertaufe von großer Bedeutung ist. Nämlich Er sagte, daß diese Kinder fähig sind, Glieder des Himmelreichs, also Glieder der Kirche zu werden. Da Christus aber alle Menschen in Sein Reich ruft (Mt. 21, 9-10), ohne irgenwelche Begrenzungen hinsichtlich des Alters zu setzen, Kinder aber auch menschliche Wesen sind, so steht also die Kindertaufe nicht nur im Widerspruch zu irgendeinem Gebot des Evangeliums, sondern entspricht genau dem Geist des Evangeliums.
Kinder sind auch fähig, die Gnade des Heiligen Geistes zu empfangen. Die Bibel führt uns zwei Beispiele an, in denen Kinder noch vor der Geburt im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt waren. Gott sagt vom Propheten Jeremias: “Bevor ich dich im Mutterleib schuf, kannte Ich dich, und bevor du aus dem Mutterleib hervorgingst, heiligte Ich dich; zum Propheten für die Völker setzte Ich dich ein”(Jer. 1, 5). Vom Hl. Johannes dem Vorläufer ist dies noch bestimmter gesagt: “Denn er wird groß vorm Herrn sein, er wird nicht Wein trinken und starkes Getränk, und noch im Leib seiner Mutter wird er vom Heiligen Geist erfüllt werden” (Lk. 1, 15). Es gibt also kein Verbot der Kindertaufe und genauso keinen Grund, den Kindern das Reich Gottes durch die Verwehrung der Taufe vorzuenthalten.

Kinder bedürfen der Taufe
Die Sektierer behaupten, Kinder bedürften der Taufe nicht, da sie von jeglicher Sünde frei seien. Dies ist in zweifacher Hinsicht falsch, sowohl vom Standpunkt der Sektierer als auch von dem der Orthodoxen. Die Sektierer lehren, daß der Mensch die Taufe annimmt, nachdem er durch die Gnade Gottes und die Buße schon von der Sünde gereinigt ist. Wenn aber ein Erwachsener als bereits Gereinigter die Taufe empfängt, warum soll man dies dann einem Kinde verwehren, welches ebenso rein und gerechtfertigt ist? Wenn die Taufe nur denen zugedacht ist, die die Gnade Gottes bereits durch die Buße und den Glauben an die Wahrhaftigkeit des Evangeliums gereinigt hat, warum soll man diese Ehre denen verwehren, die schon ohne besondere Wirkung der Gnade Gottes und der Buße rein sind? Ein solches Vorgehen befindet sich nicht in Übereinstimmung mit der Lehre der Sektierer über die Sündlosigkeit der kindlichen Seele. Warum verwehrt man einer reinen (Kinder-) Seele die Taufe, verlangt sie aber von der anderen reinen Seele (des reumütigen und geretteten Sünders)?
Von diesem Standpunkt aus betrachtet ist also die Argumentation der Baptisten nicht stichhaltig. Bleibt zu überprüfen, ob Kinder wirklich – wie die Baptisten behaupten – ohne jede Sünde sind. Zweifellos haben sie keine eigenen persönlichen Sünden. Aber sie sind der Erbsünde unterworfen. Die Baptisten wie auch andere Sektanten bezweifeln die Existenz der Erbsünde. Was sagt dazu die Bibel?
“Da durch einen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod, so ist der Tod auf alle Menschen übergegangen, denn sie alle haben gesündigt”(Röm. 5, 12). “Durch den Ungehorsam von einem sind viele zu Sündern geworden”(Röm. 5, 19). Die Hl. Schrift bezeugt, daß wir “der Natur nach dem Zorn Gottes unterlagen”, oder wie es in anderen Übersetzungen heißt: wir waren “der Natur nach Kinder des Zorns” (Eph. 2, 3).
Des Psalmist David war, wie wir ganz sicher wissen, Sohn des Jesej, in einer normalen gesegneten Ehe geboren, nicht in irgendeiner Straßenunzucht. Indessen sagt er über sich: “Siehe in Gesetzlosigkeit bin ich geboren, und in Sünden hat mich meine Mutter empfangen”(Ps. 50, 5). Weder nach dem Gesetz Gottes, noch in einem eventuellen volkstümlichen Verständnis der Juden stellen eheliche Beziehungen eine Sünde dar. Wie also wurde David in Gesetzlosigkeit geboren, und wie hat ihn seine Mutter in Sünde empfangen? Einzig und allein ist hier an die Sündhaftigkeit der menschlichen Natur gedacht, nach der wir “Kinder des Zorns” sind, und so werden wir mit jener urelterlichen Sündenlast geboren.
Die Sünde, die Adam beging, war seine persönliche Sünde,  und niemand macht uns dafür verantwortlich. Da er jedoch die Quelle der gesamten Menschheit ist, und aus einer vergifteten Quelle ein vergifteter Fluß entspringt, sind wir alle von der Liebe zur Sünde angesteckt und vor dem Gesetz der göttlichen Gerechtigkeit “Kinder des Zorns” , und zwar “der Natur gemäß”, d.h. wir werden als solche geboren und erreichen diesen Status nicht irgendwann später, wenn wir bereits erwachsen sind und wir uns mit persönlichen Sünden belasten, die aus dieser zur Sünde neigenden und von der Sünde angesteckten Natur hervorquellen.
Schließlich wäre ohne das Vorhandensein der Erbsünde in unserer Natur als Quelle aller Sünden die Notwendigkeit unserer Erlösung nicht gegeben. Der Heiland hätte keinen ernsten Grund, um in diese Welt zu kommen und die menschliche Natur auf Sich zu nehmen.
Gerade die Protestanten betonen den Glauben an die Hl. Schrift. Also glauben wir ihr! Sie sagt, daß auch Kinder ungeachtet ihrer persönlichen Unschuld dennoch unter dem Gesetz der Sünde stehen. Demnach bedürfen auch sie der Taufe, um der Rettung willen.

Die Rolle der Taufpaten und Eltern
Die Rettung wird als Geschenk Gottes für den persönlichen Glauben gegeben – sagen die Baptisten. Die Hl. Schrift sagt: “Mittels des Glaubens seid ihr durch die Gnade gerettet, und das ist nicht von euch, – es ist Gottes Gabe”(Eph. 2, 8). Da man bei der Taufe den persönlichen Glauben bekennen muß, um die Rettung als Gabe Gottes zu empfangen, Kinder aber diesen persönlichen Glauben nicht besitzen, oder ihn, selbst wenn sie ihn besäßen, bekennen könnten, so kann die Taufe nach Meinung der Baptisten auf Kinder nicht angewendet werden.
Natürlich kann weder ein Kind noch ein Taubstummer den Glauben aussprechen, dennoch darf man ihnen deswegen nicht die Taufe verwehren. Den Wunsch nach der Taufe können die Eltern aussprechen. Das Bekenntnis des Glaubens können die Taufpaten abgeben, wobei sie sich gleichzeitig verpflichten, das Kind in der Wissenschaft des Evangeliums zu erziehen. Sicher ist es wichtig, daß der Mensch einen persönlichen Glauben besitzt. Doch Gott begrenzt Seine Möglichkeiten in keiner Weise. …Aus dem Evangelium wissen wir, daß Christus wegen des Glaubens anderer, hauptsächlich Angehöriger und Bekannter, Kranke heilte und sogar Tote auferweckte. Der Diener des Hauptmanns von Kapernaum wurde wegen des Glaubens seines Vorgesetzten geheilt (Mt. 8, 5-13). Die Tochter der Kananäerin aufgrund des Glaubens ihrer Mutter (Mt. 15, 22-28), die Tochter des Jairus wurde auf Bitten und wegen des Glaubens ihrer Eltern auferweckt (Mt. 9, 15-25), einem unglücklichen Vater heilte der Heiland den besessenen Sohn, obwohl jener keinen besonderen Glauben besaß, zumindest am Anfang (Mk. 9, 17-27).
Wenn Gott zuläßt, daß die Folgen der Sünde Adams selbst bis auf die millionste Generation seiner Nachfahren übergeht, wird Er dann etwa die Bitten eines Vaters oder einer Mutter unbeantwortet lassen, die darum bitten, daß ihrem Kind durch das Mysterium der Taufe die Befreiung von der Erbsünde und die Erneuerung durch den Heiligen Geist gewährt wird? Wir sahen bereits, daß der Hl. Geist auch auf einem kleinen Kind ruhen kann, wie es der Fall bei Jeremias oder Johannes dem Täufer war. Fügen wir noch den Fall des Samuel hinzu, der noch als kleines Kind im Tempel war (1. Sam. 3, 1-14). Erinnern wir uns auch daran, daß Gott die Erfüllung Seiner Anweisungen selbst von kleinen Kindern im Alter von acht Tagen erwartete, als Er befahl, daß jedes Kleinkind männlichen Geschlechts am achten Tag nach der Geburt beschnitten und am vierzigsten Tag dem Herrn im Tempel dargestellt werde.
Angesichts all dieser Tatsachen kann man keinen einzigen Grund gegen die Taufe von Kleinkindern nennen. Dieser Brauch ist nicht nur nicht unbiblisch, wofür ihn die Baptisten erklären, sondern er ist vollkommen im Sinne der Bibel, wenn es auch nirgends eine direkte Anweisung zur Taufe von Kindern gibt. Da es der Geist der Bibel verlangt, ist eine wörtliche Anweisung überhaupt nicht vonnöten: “Das Wort tötet, der Geist aber belebt” (2. Kor. 3, 6).
Wenn all dem so ist, so können auch die Eltern um die Taufe ihres Kindes bitten, und der Taufpate den Glauben für das Kind bekennen.

Haben die Apostel Kinder getauft?
Diese Frage beantworten die Baptisten entschieden und selbstsicher: Nein, sie tauften sie nicht. In der Heiligen Schrift ist nicht ein einziger solcher Fall verzeichnet.
Doch langsam! Es ist wirklich kein Fall beschrieben, in dem die Apostel Kinder tauften. Aber das muß noch nicht heißen, daß sie niemals und nirgends ein einziges Kind tauften. Vielleicht taten sie es, doch wurde es nicht beschrieben. Viele ihrer Handlungen wurden nicht niedergeschrieben oder beschrieben. Es wäre unsinnig zu behaupten, daß sich die gesamte missionarische Tätigkeit der Apostel darauf beschränkte, was der Evangelist Lukas in der Apostelgeschichte aufzeichnete.
Daß sie Erwachsene tauften, das ist natürlich und steht außer Zweifel. Kinder aber konnten sie gar nicht in größerem Ausmaß taufen, denn woher konnte ein Apostel das Recht nehmen, ohne Wissen und Einverständnis der Eltern fremde Kinder zu taufen! Wenn jedoch Eltern das Christentum annahmen und sich taufen ließen und darauf bestanden, daß die Apostel auch ihre Kinder tauften, konnten sich die Apostel etwa einem solchen Verlangen entziehen?
Nur wenn wir wenigstens ein solches Beispiel in der Bibel fänden, könnten wir mit Sicherheit behaupten, daß die Apostel keine Kinder tauften. Die Bibel jedoch gibt uns kein solches Beispiel.
Indessen sagt uns die Bibel etwas ganz anderes. Der Apostel Paulus taufte eine Frau aus Thyatyra namens Lydia “und ihr Haus”(Apg. 16, 14-16) und das “Haus Stephans” (1. Kor. 1, 16)  und das Haus des Gefängniswärters in Philippi (Apg. 16, 30-39).
Aus der Hl. Schrift sehen wir nur, daß in diesen drei Fällen “das ganze Haus” getauft wurde, d.h. alle, die in dem Haus lebten. Waren hier nicht auch Kinder? Die Baptisten behaupten kategorisch, daß es in keinem dieser Häuser Kinder gab. Sie stützen sich dabei darauf, daß in der Hl. Schrift steht, daß der Hl. Apostel Paulus den Anwesenden zunächst das Wort Gottes erläuterte, und daß sie Glauben faßten und erst dann die Taufe empfingen.
Es ist unwahrscheinlich, daß in keinem der drei Häuser Kinder waren. Die Argumentation der Sektanten entbehrt der Schlüssigkeit. Die entgegengesetzte Annahme ist auf der Grundlage der Hl. Schrift wahrscheinlicher.

Seit wann verbreitete sich
der Brauch der Kindertaufe?
Tertullian aus Karthago (160-220) polemisierte gegen die Kindertaufe, Origenes dagegen setzte sich für sie ein. Das zeigt, daß die Kindertaufe zu ihrer Zeit bereits praktiziert wurde, und die Behauptung der Baptisten falsch ist, Origenes habe sie im Jahre 254 eingeführt.
Die Baptisten und andere Sektanten bestehen häufig auf dem Begriff der “biblischen Taufe”. Hierzu ist zu sagen, daß die Hl. Schrift an keiner Stelle genaue Angaben über den Vorgang der Taufe im Detail liefert. Vielmehr sind diese Angaben, die wir heute im Rituale, d.h. dem kirchlichen Buch, das die Praxis der kirchlichen Mysterien und Riten darlegt, finden, an vielen Stellen verstreut, und nur die Praxis der Apostel und der frühen Kirche geben uns darüber Auskunft, wie diese Hinweise von Anbeginn in der Kirche verstanden, angewandt und überliefert wurden.
Wenn wir von biblischer Taufe sprechen wollen, so dürfen wir sie in keiner Weise von der Hl. Überlieferung trennen, welche die Kirche als Erbe der Apostel bewahrt. Das Wesentliche an dieser Taufe sind folgenden Punkte: 1.) Sündenbekenntnis, und zwar nicht nur der Erbsünde, sondern ebenso der persönlichen Sünden, 2.) Absage an den Teufel und seine Werke, 3.) Positives und aufrichtiges Bekenntnis zum christlichen Glauben, sei es persönlich oder durch die Taufpaten, 4.) Dreimaliges Eintauchen in Wasser mit Aussprechen der im Evangelium überlieferten Taufformel: “Getauft wird der Knecht Gottes N.N. im Namen des Vaters – Amen, und im Namen des Sohnes – Amen, und im Namen des Heiligen Geistes – Amen”. Das sind die tragenden Elemente der biblischen Taufe, die die Orthodoxe Kirche vollständig besitzt, weshalb sie auch keinerlei Belehrungen seitens irgendwelcher Sektanten bedarf.

Das heilige Mysterium der Myronsalbung

Durch das heilige Mysterium der Myronsalbung erhält der Christ besondere Gaben des Heiligen Geistes, welche er für das Hineinwachsen in ein sittlichen Leben, in die Heiligkeit braucht. Dieses heilige Mysterium setzte Jesus Christus ein, und die Apostel wandten es über den Gläubigen nach deren Taufe an. Auch heute wird es in der Orthodoxen Kirche unmittelbar nach der Taufe vollzogen, und zwar als eigenes heiliges Mysterium, nicht als Bestandteil der Taufe. Sie wird durch einen Priester vollzogen, der dazu bestimmte Körperteile (Stirn, Augen, Nase, Ohren, Brust, Hände, Füße) mit Myron salbt und eine bestimmte Formel ausspricht: “Siegel des Heiligen Geistes”. Das heilige Myron kann nur von Bischöfen geweiht werden. Das geschieht bei der Hl. Liturgie am Großen Donnerstag. Es wird aus Öl, Wein und verschiedenen wohlriechenden Materialien hergestellt. Der jeweilige Bischof verteilt das Myron an die Gemeindepriester für die Darreichung des Mysteriums der Myronsalbung in ihrer Gemeinde.

Biblische Grundlage dieses heiligen Mysteriums
 “Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu Mir und trinke! Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht”. (Joh. 7, 37-39).
Wie wir sehen, kommentierte uns der Hl. Evangelist Johannes diese Verheißung des Heilands so, daß diejenigen, die dürsten werden, zu Christus kommen, um von Seiner Quelle zu trinken – d.h. die die Taufe empfangen und zu Gliedern Seiner Kirche werden – um den Heiligen Geist zu gegebener Zeit zu empfangen, wenn der Geist nach der Verherrlichung Christi herabkommt.
Kurz gesagt: neben und nach der Taufe besteht noch ein heiliger Ritus, durch welchen den Gläubigen die Gaben des Hl. Geistes vermittelt werden. So haben das die Apostel verstanden und so haben sie es auch angewandt. Hier sind die biblischen Zeugnisse:
“Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, daß Samarien das Wort angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes.
Die kamen hinab und beteten für sie, daß sie den heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist”. (Apg. 8, 14-17).
Wie aus dem Text deutlich erkennbar ist, wurden die Samariter zuerst getauft. Allerdings erachteten die Apostel dies noch nicht als ausreichend für das wirkliche Hineinwachsen in den Glauben. Sie hielten es für notwendig, daß neben der Taufe “die Hände aufgelegt” wurden, damit sie den Heiligen Geist empfingen. Zweifellos stammte diese Handlungsweise nicht aus ihrer persönlichen Initiative. Sie mußten darin vom Heiland Selbst unterwiesen worden sein, wenn uns diese unmittelbare Belehrung auch nirgends in der Hl. Schrift überliefert wird. Daß diese Belehrung bestehen mußte, das geht allein aus der Tatsache hervor, daß die Apostel so verfuhren. Hier noch ein biblisches Beispiel, welches das Gleiche belegt.
 “Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, daß Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. Zu denen sprach er: Habt ihr den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, daß es einen heiligen Geist gibt. Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten”. (Apg. 19, 1-6).

Die Apostel erwähnen die Salbung
Zum Schutz der Gläubigen vor denen, die sie verführen wollten, also vor den damaligen Sektanten und Häretikern, schrieb der Apostel Johannes: “Doch ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und habt alle das Wissen”. “Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, daß euch jemand lehrt; sondern, wie euch Seine Salbung alles lehrt, so ist’s wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm”. (1. Joh. 2, 20; 27).
Auch der Apostel Paulus erwähnt die Salbung in Verbindung mit dem Empfang der Gabe des Heiligen Geistes, wenn er an die Korinther schreibt: “Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsere Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat” (2. Kor. 1, 21-22).
Es ist völlig einleuchtend, daß die Apostel das Wort “Salbung” hier im Sinne der inneren unsichtbaren Wirkung des Heiligen Geistes auf die Seele des Gesalbten benutzen. Doch ist es natürlich, die Frage zu stellen, warum sie diese geistliche Wirkung als Salbung bezeichnen. Beinhaltet dieser Ausdruck vielleicht auch eine äußere Handlung, die als sichtbares Zeichen der Salbung durch den Geist dient, wie man die Taufe als “Bad” bezeichnete wegen des äußeren Zeichens dieses Mysteriums, d.h. wegen des Untertauchens im Wasser? Dieser Gedanke ist völlig logisch und wahrscheinlich, und daraus kann man schließen, daß die Apostel auf die Neugetauften nicht nur “die Hände auflegten”, sondern daß sie sie salbten oder daß sie diese Art des Vollzugs des Mysteriums den Bischöfen und Priestern überließen, vorausgesetzt, natürlich, daß zuvor bestimmte Gebete gelesen wurden, wie das die Apostel auch selbst taten (Apg. 8, 15).
All diese Elemente gibt es in der Orthodoxen Kirche von der Zeit der Apostel her, wofür man nicht nur Stellen aus der Heiligen Schrift, sondern ebenso aus der frühchristlichen Literatur und aus den Werken der Heiligen Väter anführen kann.

Standpunkt der Sektanten

Bereits die ersten Reformatoren verwarfen das Mysterium der Myronsalbung mit der Behauptung, dieses entbehre der Grundlage in der Heiligen Schrift und sei neben der Taufe überhaupt nicht notwendig. Diese Meinung der ersten Reformatoren hat sich bei allen protestantischen Sekten durchgesetzt.
Vom orthodoxen Standpunkt ist dazu zu sagen: a) Es ist nicht richtig, daß das Mysterium der Myronsalbung der biblischen Grundlage entbehrt. Aus den oben angeführten Zitaten ist deutlich zu ersehen, daß sie auf der Heiligen Schrift beruht. b) Es stimmt nicht, daß dieses heilige Mysterium neben der Taufe nicht notwendig sei. Wenn die Apostel sie vollzogen, und aus der Hl. Schrift ist unzweifelhaft erkenntlich, daß sie dies taten, so bedeutet das, daß die Apostel sie für notwendig erachteten. Und das heißt weiterhin, daß die Sektierer eine Meinung vertreten, die der Hl. Schrift widerspricht. c) Die Gaben des Hl. Geistes sind nicht materieller Natur, wie irgendwelche Geschenke, die wir sehen können. Die Wirkung des Hl. Geistes ist genauso unsichtbar wie Er Selbst. Aber die Früchte dieser Gaben sind vielfach in der Seele frommer Christen und an deren Leben zu sehen und zu verspüren und im Falle von Heiligen sind sie geradezu anzufassen.  Wenn es aber Christen gibt, die auch nach Empfang dieses heiligen Mysteriums in verschiedene Sünden verfallen, so zeugt das nur davon, daß die Gnade niemals den Menschen zwingt, sondern uns nur hilft,  in Christus hineinzuwachsen. Stimmte im übrigen der Vorwurf der Baptisten, so würde er sich auch auf ihre Taufe beziehen. Wie zeigen sich denn die Gaben des Heiligen Geistes auf ihren Gläubigen nach der Taufe?    Fortsetzung folgt

Das Heilige Mysterium der Kommunion (Eucharistie)

Schon die ersten Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin reduzierten die Zahl der Sakramente auf zwei: die Taufe und die Kommunion, oder wie sie es nennen “Das Abendmahl oder Herrenmahl”, was tatsächlich ihrer  Lehre von diesem Sakrament mehr entspricht. Sie haben deisem heiligen Mysterium eben eine solche Auslegung verliehen, die man eigentlich gar nicht auf die Kommunion anwenden kann, noch kann man das im Protestantismus als Kommunion bezeichnen. Der Unterschied zwischen der lutherisch-zwinglischen-calvnistischen Auffassung einerseits und er orthodoxen (und sogar römisch-katholischen) andererseits ist ein wesenshafter.
Nach der Lehre der alten apostolischen Kirche, welche sowohl in der Orthodoxen als auch in der römisch-kathollischen Kirche bewahrt wurde, verwandelt sich Brot und Wein, die beid er hl. Liturgie geweieht werden, in den wahren Leib und das wahre Blut Christi. Tatsächlich bestehen auch zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Auffassung über die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi gewisse Unterschiede, die jedoch eher liturgischen als dogmatischen Charakters sind. Die römischen Katholiken glauben nämlich, daß sich Brot und Wein in jenem Moment der Messe in Leib und Blut Christi verwandeln, wenn der Priester die Worte Christi zitiert: “nehmet, esset, dies ist Mein Leib”. Die Orthodoxen indessen glauben, daß sich die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi vollzieht, während der Priester, nachdem er die Worte Christi: “nehmet, esset…” gesprochen hat, sich im Gebet (nach dem Text der Liturgie des Hl. Basilios d. Gr und des Hl. Johannes Chrysostomos) an Gott Vater wendet mit der Bitte, daß Er den Hl. Geist sende, damit dieser die Verwandlung vollziehe. Diese liturgischen Worte lauten: “Eingedenk also dieses erlösenden Gebotes (d.h. daß wir die Hl. Liturgie als Erinnerung Christi vollziehen, Lk.. 22, 19) und all dessen, was für uns geschehen ist, des Kreuzes, des Grabes, der Auferstehung am dritten Tage, der Auffahrt in die Himmel, des Sitzens zur Rechten, der zweiten und neuen Wiederkehr in Herrlichkeit - bringen wir Dir das Deine vom Deineigen dar gemäß allem und für alles”.
 “Auch bringen wir Dir diesen geistigen und nublutigen Gottesdienst dar und rufen und bitten und flehen zu Dir: Sende Deinen Heiligen Geist herab auf uns und auf diese Heiligen Gaben”. – Und mache dieses Brot zum kostbaren Leib Deines Christus. – Und was in diesem Kelche ist, zum kostbaren Blut Deines Christus. – Sie verwandelnd durch Deinen Heiligen Geist”.
Milin S. 319 unten.

Bote 1995-3
Über die Sekten Anfang - s. Bote 4/93

Das heilige Sakrament
der Kommunion (Eucharistie)

Schon die ersten Reformatoren Luther, Zwingli, Calvin reduzierten die Zahl der Sakramente auf zwei, nämlich die Taufe und die Kommunion, oder wie sie sie nannten “das Herrenmahl”, was auch ihrer Lehre von diesem Sakrament mehr entspricht. Sie verliehen nämlich diesem heiligen Sakrament eine solche Erklärung, die gerade auf die Kommunion überhaupt nicht zutrifft; ja man kann das im Protestantismus nicht als Kommunion bezeichnen. (s. hierzu Anmerkung in “Bote” 2/94, die Red.). Der Unterschied zwischen dem lutehrisch-zwinglisch-calvinistischen Verständnin einerseits und dem orthodoxen (und römisch-katholischem) andererseits ist wesenhaft.
Nach der Lehre der alten apostolischen Kirche, welche sowohl bei den Orthodoxen als auch den Katholiken bewahrt wurde, verwandet sich Brot und Wein, welche bei der Liturgie geweiht werden, in den wahren Leib und das wahre Blut Christi. Allerdings besteht ein Unterschied im Glauben der Orthodoxen und der Katholiken hinsichtlich der Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi aber diese Unterschiede sind nicht so sehr dogmatischer als vielmehr liturgischer Art. Die Katholiken glauben nämlich, daß Brot und Wein genau in dem Moment der Messe in Leib und Blut Christi verwandelt werden, wenn der Priester die Worte Christi zitiert: “nehmet, esset, dies ist Mein Leib”. Die Orthodoxen dagegen glauben, daß sich die Wandlung des Brotes und Weins in Leib und Blut dann ereignet, wenn der Priester, nachdem er die Worte Christi “nehmet, esset…” ausgesprochen hat, sich (nach dem Text der Liturgie des Hl. Basilius d. Gr. und des Hl. Johanens Chrysostomos) mit dem Gebet an Gott Vater wendet, daß Er den Heiligen Geist schickt, damit Dieser die Wandlung vollziehe. Diese liturgischen Worte lauten:
 “Eingedenk also dieses erlösenden Gebotes (d.h. daß wir die hl Liturgie im Angedenken Christi feiern, Lk. 22, 19) und all dessen, was für uns geschehen ist, des Kreuzes, des Grabes, der Auferstehung am dritten Tage, der Auffahrt in die Himmel, des Sitzens zur Rechten, der zweiten und neuen Wiederkehr in Herrlichkeit. – Das Deine (Deine Gaben) vom Deinigen bringen wir Dir dar gemäß allem und für alles”.
“Auch bringen wir Dir diesen geistigen und unblutigen Gottesdienst dar und rufen und bitten und flehen zu Dir: Sende Deinen Heiligen Geist herab auf uns und auf diese Heiligen Gaben. – Und mache dieses Brot zum kostbaren Leib Deines Christus.– Und was in diesem Kelche ist, zum kostbaren Blut Deines Christus.– Sie verwandelnd durch Deinen Heiligen Geist”.
Ein anderer Unterschied zwischen Orthodoxen und den römischen Katholiken besteht darin, daß die römisch-katholischen Priester ihren Gläubigen nur unter einer Gestalt die Kommunion reichen, während die orthodoxen Gläubigen die Kommunion unter beiden Gestalten erhalten, d.h. sowohl Leib als auch Blut Christi. Ihren Glauben an die Wirklichkeit von Leib und Blut Christi in der Kommunion bringen die orthodoxen Gläubigen durch ein Gebet vor der Hl. Kommunion zum Ausdruck, in welchem auch die folgenden Worte stehen: “Ich glaube auch, daß dies selbst Dein allreiner Leib und dies selbst Dein allreines Blut ist”.
Viele Protestanten, von den ersten Reformatoren bis hin zu den letzten Sektanten lehnen diesen Glauben ab. Sie glauben nicht an die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, weshalb auch keine Rede von Kommunion sein kann, sondern lediglich vom “Herrenmahl”, d.h. von der Erinnerung an das letzte Mahl Christi mit Seinen Jüngern vor Seiner Kreuzigung.
Aber auch unter den Protestanten , d.h. bereits am Anfang unter den Reformatoren, bestand ein gewisser Unterschied in der Auffassung vom “Herrenmahl”. Luther steht dem orthodoxen Verständnis am nächsten. Nach ihm gibt es zwar keine Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi, aber er glaubte und lehrte, daß Christus in Brot und Wein real leiblich anwesend ist. Die Gläubigen empfangen Leib und Blut Christi im Brot, mit dem Brot und unter Brot und Wein. Demnach gibt es keine “Transsubstantiation” (Wandlung), sondern man kann von einer “Konsubstantiation” (Vereinigung der Substanzen) sprechen.
Nach Zwinglis Lehre gibt es auch keine Konsubstantiation, von der Luther spricht, sondern die Eucharistie ist lediglich ein Zeichen der Erinnerung an Leib und Blut Christi. Brot und Wein sind nur Symbole für Leib und Blut Christi, und der gesamte Ritus ist einfach eine Erinnerung an das letzte Abendmahl Christi. Das ist alles. In dieser Frage entzweiten sich Luther und Zwingli endgültig, obwohl die beiden im Herbst 1529 in Marburg eine Begegnung hatten, mit dem Ziel die reformatorischen Kräfte gegen den römischen Katholizismus zu vereinigen.
Calvin nahm in der Frage der Kommunion eine mittlere Position zwischen Luther und Zwingli ein. Er zweifelte die Lehre Luthers an, derzufolge Christus real im Brot, unter Brot und mit dem Brot anwesend ist, da der menschliche Leib Christi im Himmel beim Vater ist. Ebenso zweifelte er jedoch auch die Lehre Zwinglis an, die besagt, daß Brot und Wein lediglich Zeichen der Erinnerung und Symbol des Leibes und Blutes Christi seien, denn in diesem Brot und Wein befindet sich Christus doch, nur nicht real wie Luther lehrte, sondern lediglich virtuell. D.h. aus dem Leib Christi, der sich im Himmel befindet, ergießt sich eine gewisse Kraft in die Seele des Gläubigen, wenn er die Eucharistie empfängt.
Die protestantischen Sektanten übernehmen gewöhnlich eine dieser drei reformatorischen Theorien; häufiger die von Zwingli, oder noch die Calvinsche, eher als die Luthers. Von der orthodoxen Auffassung, daß es der wahre Leib und das wahre Blut Christi ist, kann bei den Sektanten gar keine Rede sein. Dies verwerfen sie als Aberglauben.
An der Frage der Kommunion legen die Sektanten und überhaupt die Protestanten ihre Prüfung ab. Es ist ja bekannt, daß das protestantische Prinzip lautet: “sola scriptura”. D.h. allein die Hl. Schrift ist die einzige Quelle des Glaubens. Zu glauben ist nur das, was die Hl. Schrift sagt. Das wenden sie leicht an, wenn die Alternative gestellt wird: Hl. Schrift oder Hl. Überlieferung. Das zweite lehnen sie, wie bekannt, sofort ab.
Wird jedoch die Alternative anders gestellt, nämlich: Hl. Schrift oder menschlicher Verstand, was ist dann anzunehmen? In der Frage der Kommunion wird gerade diese Frage in ihrer ganzen Schärfe gestellt. Denn die Hl. Schrift eröffnet uns viele himmlische Geheimnisse, die die Kraft unseres menschlichen Verstandes übersteigen. Da ist z.B. das Geheimnis der Hl. Dreieinigkeit, das Geheimnis der Vereinigung der Göttlichen und menschlichen Natur in der einen und einzigartigen Person unseres Herrn Jesus Christus, das Geheimnis der Himmelfahrt und viele andere. Den Höhepunkt aller biblischen Geheimnisse jedoch, der – brutal gesagt – unserem menschlichen Verstand und Gefühl widerspricht, stellt das Geheimnis der Eucharistie dar. Kein Mensch kann sich rühmen, daß er mit seinem Verstand etwas derartiges versteht und begreift. Schauen wir nur im Evangelium, wie die Menschen reagierten, als sie zum ersten Mal die Verheißung Christi hörten, daß Er dieses Sakrament einsetzen würde.
Jesus sprach zu den Juden: “ Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon ißt, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist Mein Fleisch, das Ich geben werde für das Leben der Welt.…    Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte. Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?… Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen?  Du  hast Worte des ewigen Lebens” (Joh. 6,48-68).
 
Erfüllung der Verheißung

Die zwölf Apostel haben doch lange darüber nachgedacht, was diese wunderbarenm Worte ihres Lehrers bedeuten, um derentwillen Ihn viele verurteilten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch sie bei sich dachten: wie können wir Seinen Leib essen und Sein Blut trinken?
Beim Letzten Abendmahl Christi, bevor Er gefangen genommen wurde, antwortete der Heiland ihnen auf diese geheime Frage. “Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und  gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket  alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur  Vergebung der Sünden” (Mt. 26, 26-28). “Das tut zu meinem Gedächtnis. (Lk. 22,19).
Diese selben Worte Christi führt auch der Apostel Paulus an, der ja gerade bei dem Letzten Abendmahl Christi nicht anwesend war, der aber behauptet, daß er diese Worte vom Herrn erhielt, und fügt hinzu:”Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis Er kommt” (1.Kor. 11,23-26).

Die Bedeutung der Worte Christi

Diese Worte Christi verstanden die Juden, die sie hörten, wörtlich, was an ihrer Verwunderung zu erkennen ist: wie kann dieser uns seinen Leib zu essen geben? Christus macht ihnen keinen Vorwurf wegen ihres Irrtums, weil sie Ihn falsch verstanden hätten. Im Gegenteil, Er wiederholt Seine Worte mit dem Ausruf: “wahrlich, wahrlich, ich sage euch”. Folglich sprach Christus diese Worte nicht in irgendeinem übertragenen Sinne aus, sondern Er überzeugt seine Hörer, daß sie Ihn richtig verstanden haben, mag dies auch seltsam und unverständlich klingen.
Genauso wußte Christus, daß Seine Jünger ob einer solchen Rede ungehalten sind, und doch versucht Er nicht, sich auf irgendwelche rationalistische Positionen zurückzuziehen, indem Er all dies in übertragenem Sinn erklären würde. Er läßt sogar eher zu, daß Ihn viele Seiner Jünger wegen einer so “harten Rede” verlassen, als daß Er sie mit einem nachträglichen Sinn erleichtern würde. Die einzige Erklärung und gewissermaßen Erleichterung des Sinnes dieser Worte über das Essen Seines Leibes und das Trinken Seines Blutes gibt Er Seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl, indem Er ihnen zeigt, in welcher Form sie Seinen Leib essen und Sein Blut trinken werden: in Gestalt von Brot und Wein. Aber auch dabei spricht Er hierüber derart klar und genau, daß Er auch nicht einen Schatten von Zweifel am wörtlichen Sinn Seiner Worte läßt. Er sagte nicht: “Dies ist das Symbol Meines Leibes und Meines Blutes”, wie Zwingli und viele andere Sektierer denken. Auch sagte Er nicht: “In diesem Brot und in diesem Wein bin Ich virtuell zugegen”, wie Calvin lehrt. Er sagte selbst nicht einmal diese Worte Luthers: “In diesem Brot und Wein, unter diesem Brot und Wein, mit diesem Brot und Wein bin Ich real anwesend”. Nein, selbst das nicht. Sondern Er sagt einfach: “Dies ist Mein Leib” und “Dies ist Mein Blut”.
Und weiter erklärt Er nichts: wie und auf welche Weise dieser Wein und dieses Brot Sein Blut und Sein Leib ist. Er erklärt es nicht, und keiner Seiner Jünger und kein anderer Mensch könnte mit seinem Verstand ein solches Geheimnis begreifen. An dieser Frage stellt Er Seine Jünger und Seine Gläubigen vor das Dilemma: entweder glaubt ihr eurem Verstand und euren Gefühlen, oder aber Mir, eurem Gott und Herrn. Einen dritten Weg gibt es nicht!
Dies ist ein großes und tiefes Geheimnis. Tiefer als jeglicher Abgrund. Tiefer sogar als der Weltraum, vor dem unser Verstand auch betroffen und verstört steht. Das Geheimnis ist zwiefach: wie das Brot zum Leib und der Wein zum Blut wird, und zweitens: wie Christus dadurch nicht geteilt und nicht vermehrt wird, sondern jedes auch geringstes Teilchen der ganze Christus ist und jeder Kommunikant denselben Christus empfängt, Der sowohl im Himmel zur Rechten des Vaters sitzt,und in jedem Teilchen der Eucharistie und in allen die die Kommunion empfangen, und dabei wird Er nicht geteilt und nicht vermehrt, sondern Er ist ganz in jedem Seiner gläubigen Kommunikanten.
Das Geheimnis ist wirklich ein zwiefaches, und in jedem Fall derart tiefes, daß es keinerlei Erklärung gibt. Es ist klar, d.h. stellt kein Geheimnis dar, nur für Gott und nur für Ihn allein. Für jeglichen anderen Geist bleibt es ein Geheimnis, wenn dieser Geist nur gläubig ist, oder es ist ein Absurdum und Widersinn, wenn dieser Geist ungläubig ist.
So also breitet sich vor unserem Verstand ein tiefes Geheimnis aus, das an ein Absurdum grenzt. Andererseits aber steht vor unserem Verstand und unseren Gefühlen der Auferstandene Christus, der Gott und Herrm Der mit Seiner Göttlichen Autorität von der Wahrhaftigkeit dieses Geheimnisses zeugt. Und welcher menschliche Verstand und welches menschliche Gefühl kann sich so deutlichen Worten und einem so klaren Zeugnis Gottes widersetzen?

Orthodoxe Unvernunft

Im Dilemma, das derart scharf gestellt wird: Widersinn oder wirklicher Leib und Blut Christi, stellt sich der orthodoxe Verstand auf die Seite der letzteren Behauptung. Die Kommunion ist kein Wahnsinn, sondern der wahre Leib und das wahre Blut Christi. Was sind aber die Ursachen für eine derart gewagte Entscheidung?
Die Gründe sind zwiefach: natürlicher und übernatürlicher Art. Der natürliche Grund für eine solche Definition liegt in der Tatsache, daß der menschliche Verstand beschränkt ist und schon in seiner Natur auf ähnliche Geheimnisse stößt, die er nicht erklären kann, die er aber dennoch animmt, obwohl sie unerklärlich sind.
Der Verstand eines reifen Menschen ist doch größer und mächtiger als der eines Kindes. Es gibt viele Annahmen und Behauptungen, die dem kindlichen Verstand überhaupt unklar sind und von ihm als wahrer Wahnsinn empfunden werden, während sie für den erwachsenen Menschen völlig klar sind… Die höhere Mathematik ist einem Mathematker völlig klar. Anderen Menschen dagegen erscheint sie als undurchdringliches Geheimnis…
Ein Physikprofessor kann uns erklären, daß wir Sonnenenergie essen, die in Weizen und Wein verwandelt ist. Mit der gleichen Energie, die in Kohle und Öl verwandelt ist, heizen und reisen wird. Ebenso trinken wir sie in verschiedenen Traubensäften…
Wenn Gott die Sonnenenergie in Weizen und Weintrauben verwandeln konnte, damit ich mich von ihnen nähren und auf der Erde leben kann, warum sollte Er dann nicht Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln können, damit die Menschen, die sich davon nähren, das ewige Leben erhalten?
Ähnlicher Beispiele könnten wir viele anführen… Doch für uns Orthodoxe hat der übernatürliche Grund für den Glauben an das heilige Mysterium der Kommunion eine weitaus größere Kraft. Das ist, wie wir bereits sagten, das zweifellose und deutliche Zeugnis Christi. Er verwandelte Wasser in Wein (Joh. 2, 1–11). Wenn Er folglich als Gott sagt, daß das geweihte Brot Sein Leib ist und der geweihte Wein Sein Blut, dann ist dies auch so. Für denjenigen, der sich für einen Christen hält und für jemanden, der an Christus glaubt, gibt es hier keinerlei Zweifel oder Flucht vor Seiner Behauptung. Darin liegt eben gerade die Sünde der Sektanten, daß sie die so deutlich und entschieden ausgesprochene Erklärung Christi hinsichtlich des ewigen Lebens und der Rettung zu umgehen versuchen, und sie besudeln, indem sie sie auf eine einfache Erinnerung herabwürdigen.
… Eine solche Auffassung widerspricht nicht der menschlichen Freiheit und Würde… Christus zwang niemals irgendjemanden, Sein Nachfolger zu werden. Das betrifft insbesondere den vorliegenden Fall, als Er von Seinem Leib und Seinem Blut als himmlischem Brot sprach, welches für das ewige Leben unerläßlich ist. Als Er sah, daß Ihn viele deshalb verließen, wandte Er Sich auch an die Zwölf Apostel mit der Frage: “wollt ihr nicht auch gehen?” Wie er jene nicht aufhielt, die gingen, so hindert Er auch diese nicht, wenn sie Ihn verlassen wollen…Er lenkt lediglich die Menschen und ruft sie auf, damit sie sehen, was Er vollbringt, und hören, was Er lehrt. Und das ist alles. “Wer Ohren hat zu hören, der höre” (Mt. 11, 15) – dies war eine Aufforderung, die Er häufig wiederholte.

Die Eucharistie als Opfer

Nun gibt es noch ein Geheimnis in Verbindung mit der Eucharistie und Kommunion. Als der Heiland beim Letzten Abendmahl Brot und Wein segnete und es Seinen Schülern als Seinen Leib und Sein Blut gab, fügte Er auch die Worte hinzu: “tut dies zu Meinem Gedenken” (Lk. 22, 19). Zweifellos ist dies ein deutliches und unmittelbares Gebot zur Wiederholung dieses heiligen Mysteriums. Da dieses Gebot nicht allen Nachfolgern Christi gegeben wurde, sondern nur den Aposteln und ihren rechtmäßigen Erben, folgt daraus, daß dieses heilige Mysterium nicht jeder beliebige Mensch vollziehen kann, sondern nur diejenigen, die rechtmäßig geweiht sind und von den Aposteln diese Macht erhalten haben, die ihnen Christus verlieh. Da die Sektanten kein wahres Priestertum apostolischen Ursprungs besitzen, können sie auch keine wahre Kommunion besitzen, selbst wenn sie daran glauben würden, daß sich Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln. Da sie dies aber nicht glauben, kann bei ihnen wahrlich keine Rede von Kommunion sein, sondern lediglich von einem Brauch, der sie an das Letzte Abendmahl Christi erinnert, und diesen Brauch nennen sie daher auch nicht Kommunion, sondern “Herrenmahl”. Da jedoch Christus den Aposteln sagte: tut dies zu Meinem Gedenken, bedeutet dieser ganze Brauch eben auch nichts anderes, als das Gedenken an das Letzte Abendmahl.
Die Orthodoxe Kirche glaubt seit der Zeit der Apostel, daß das heilige Sakrament der Eucharistie nicht nur ein gewöhnliches Gedenken an das Letzte Abendmahl Christi ist, sondern da hier Brot und Wein zu wahrem Leib und Blut Christi verwandelt werden, ist die Eucharistie nicht nur ein Gedenken, sondern das wahre Opfer, das Gott für die Menschen dargebracht wird. Es ist tatsächlich das gleiche Opfer, wie jenes, welches am Kreuz dargebracht wurde, denn dabei wird dasselbe “Lamm” auf dem Opfertisch in der Kirche dargebracht wie auch in Golgatha, denn das Brot und der Wein werden nach den Worten Christi in den wahren Leib und das wahre Blut Christi verwandelt, wie wir früher sagten. Es ist derselbe Leib und dasselbe Blut in der Eucharistie wie auf Golgatha. Derselbe Hohepriester–Christus, Der Sich als Opfer in Golgatha darbrachte, vollzieht dasselbe Geheimnis auch in der Eucharistie. Der Unterschied liegt nur in der Art. Auf Golgatha brachte der Herr das Opfer für Gott sichtbar dar, während er es in der Eucharistie unter der Gestalt von Brot und Wein tut. Dort brachte Er das Opfer Selbst unmittelbar dar, hier aber mittelbar durch Seine kirchlichen Hirten. Beim Opfer auf Golgatha wurde Blut vergossen, dieses Opfer dagegen ist unblutig. Das Opfer von Golgatha wurde um des Gesetzes der Göttlichen Gerechtigkeit willen dargebracht, die Eucharistie dagegen um der Barmherzigkeit Gottes willen gegenüber den menschlichen Sünden, für die sie dargebracht wird. Auf Golgatha wurde das Opfer nur einmal dargebracht, in der Eucharistie dagegen wird es immer bis zur Zweiten Wiederkehr Christi dargebracht, wie die Schrift sagt: “Wenn ihr dieses Brot eßt und diesen Kelch trinkt, verkündet den Tod der Herrn – bis Er wiederkehrt” (1. Kor. 11, 26).
Diese Worte aus der Hl. Schrift dienen gerade als biblische Bestätigung des kirchlichen Glaubens daran, daß die Eucharistie nicht nur ein Gedächtnis an das Letzte Abendmahl Christi ist, sondern “die Verkündigung des Todes des Herrn”, und zwar bis zur Zweiten Wiederkehr Christi. Und diese Worte schrieb der Hl. Apostel Paulus nieder, der bezeugt, daß er sie vom Herrn Selbst empfing und sie so der Kirche weitergab (1. Kor. 11, 23).
Außerdem vergleicht er das Sakrament der Eucharistie mit der alttestamentlichen Opferhandlung (Hebr. 13, 10) und sogar mit den heidnischen Opfern (1. Kor. 10, 18), wobei er natürlich den Unterschied zwischen dem christlichen und dem heidnischen Opfer hervorhebt. Indem er jedoch das christliche Opfer dem heidnischen und jüdischen gegenüberstellt, hält er dadurch eben auch die Eucharistie für ein Opfer, und zwar für das einzige wahre und gottgefällige und rettungbringende. Schließlich prophezeit sogar der Prophet Malachias im Alten Testament das reine Opfer, welches Gott an jedem Platz vom Osten bis zum Westen der Sonne dargebracht wird (Mal. 1, 11).

Christentum ohne Eucharistie

Der Heiland verhieß Seinen Jüngern, daß Er bis zum Ende der Welt mit ihnen sein wird, wie wir im Evangelium lesen (Mt. 28, 20). Außerdem versprach Er, daß Er ihnen Seinen Leib und Sein Blut als notwendige Nahrung zum ewigen Leben geben wird (Joh. 6, 51-55).
Auf welche geheimnisvolle Weise Christus bis zum Ende der Zeiten mit Seinen Jüngern und deren rechtmäßigen Nachfolgern sein wird, das ist ein Geheimnis Seiner Göttlichen Vorsehung. Seine Anwesenheit in Seiner Kirche ist doch nicht nur etwas symbolisches, sondern wirklich reales, buchstäbliches. Und die Kommunion, die Er Seinen Gläubigen versprach, ist eine der Formen der Anwesenheit Christi in Seiner Kirche und in jedem einzelnen Gläubigen, wie Er auch sagte: “Wer Meinen Leib ißt und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir und Ich in ihm” (Joh. 6, 55).
Deshalb ist das Christentum ohne wahre Eucharistie dasselbe wie Christentum ohne Christus – eine schöne Fassade, dem Wesen nach aber eine leere Hülle. An dieser Frage zeigt das Sektierertum sein wahres Gesicht. Erinnern wir uns nochmals daran, wie sich die Menschen gegenüber Christus verhielten, als sie Seine Verheißung hörten, daß Er ihnen Seinen Leib und Sein Blut als himmlische Speise gibt. Die einen verließen ihn, da sie nicht imstande waren, dieses Geheimnis zu verstehen. Es war für sie “harte Speise” (Joh. 6, 60-65). Sie folgten ihrem Verstand und lehnten die so geheimnisvolle Verheißung Christi ab, die ihnen als Widersinn erschien. Die zwölf Apostel Christi jedoch, die sich wohl nikcht vorstellen konnten, wie dieses Essen Seines Leibes und trinken Seines Blutes aussehen wird, blieben dennoch bei Ihm, da sie glaubten, daß Er Worte des Lebens besaß (Joh. 6, 67-68).
… Die Sektanten wollen nicht offen zugeben, daß sie sich von Christus lossagen, aber sie meinen, daß Christus die Worte von Seinem Leib und Seinem Blut nicht ernsthaft sprach, sondern nur als einem Symbol jenes Letzten Abendmahls, das Er mit Seinen Jüngern einnahm. Dies ist die Meinung vieler Sektanten. Also ein Christentum ohne Christus!
    Fortsetzung folgt

 

Bote 1996-1
Über die Sekten Anfang - s. Bote 4/93

Das heilige Sakrament der Ehe
Die Sektierer besitzen das Sakrament der Ehe nicht, kennen jedoch gewisse Amtshandlungen aus Anlaß der Eheschließung. Wichtiger und lobenswerter als dies ist, daß sie die Ehe für eine außerordentlich ernste Einrichtung halten, so daß einige von ihnen überhaupt keine Ehescheidung zulassen. Sie sehen die Ehe als etwas Heiliges an, wenn sie sie offiziell auch nicht als Sakrament bezeichnen, da schon die ersten Reformatoren die Ehe aus der Zahl der heiligen Sakramente strichen.
Luther z.B. meinte, die Ehe sei lediglich eine körperliche Verbindung, nicht aber eine geistliche. Der Grund für eine solche Einstellung ist keineswegs biblisch, sondern rein rationalistisch. “Wie und auf welche Weise kann die Ehe in mir den Glauben an den Erlöser entwickeln? Welche Beziehung hat die Ehe zum Glauben an die Erlösung?”, fragte Luther, als hätte er niemals den Bericht der Bibel  über die Schöpfung des Menschen und der Frau gelesen (Gen. 2, 18-24), oder die Worte Christi über die Ehe (Mt. 19, 4-6), oder die Belehrung des Apostels Paulus über die Ehe (Eph. 5, 22-33, und 1. Kor. 7, 12-16).
Liest man indessen die obengenannten Bibelstellen, denkt man daran, wie Gott den ersten Menschen und die Frau schuf und sie segnete, indem Er sagte, daß sie sich vermehren und die Erde füllen sollen, wenn man die Worte des Erlösers über die Ehe liest, wo Er die Worte aus dem Buch Genesis unmittelbar zitiert, nach denen Mann und Frau zu einem Leib werden, und wenn man die Lehre des Apostels Paulus annimmt, der den Bund der Ehe zwischen Mann und Frau für ein so erhabenes und gesegnetes Sakrament hält, wie den Bund zwischen Christus und der Kirche, und wenn man neben all diesem die Anwesenheit Christi bei der Hochzeit in Kana in Galiläa beachtet (Joh. 2, 1–11), dann sieht man deutlich und zweifellos, daß die Ehe ein heiliges Sakrament ist, durch welches den Ehepartnern der Segen Gottes vermittelt wird und durch welches sie die begnadete Hilfe Gottes empfangen, um ihren Ehebund so zu verwirklichen, wie Gott dies von jedem Menschen verlangt.
Daß die Kirche seit der Zeit der Apostel die Ehe stets als Sakrament betrachtete, das sieht man schon an den angeführten Worten des Hl. Apostels Paulus im Epheserbrief.

Das heilige Sakrament der Ölweihe
Auch dieses Sakrament gibt es weder bei den Protestanten noch in den Sekten, die aus der Reformation entstanden. In der Tat ist in der Bibel nirgends beschrieben, daß der Heiland irgend jemanden mit geweihtem Öl gesalbt hätte. Es gab auch keine Notwendigkeit dafür! Er ist Gott, und ein einziges Wort aus Seinem Mund genügte, um den Menschen die Sünden zu vergeben und sie von jeglicher Krankheit zu heilen, die sie vornehmlich als Folge der Sünde ereilte. Im Evangelium sind auch einige Fälle beschrieben, in denen der Heiland Kranke nicht unmittelbar durch Seinen allmächtigen Befehl heilte, sondern dafür einige andere Mittel verwandte. Dies war die Heilung des Blindgeborenen. Christus machte einen Brei aus Seinem Spreichel, strich diesen auf die Augen des Blindgeborenen, schickte ihn zum Waschen an den Teich Siloah, und der Mensch wurde sehend. Dem blinden Bettler aus Bethsaida (Mk. 8, 22-26) spie Er nur auf die Augen und berührte sie. Und dem blinden Barthimeos sagte Er einfach, er sollte schauen, und dieser wurde sehend: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen  (Mk. 10,52). Am Ufer des Sees von Genezareth heilte Er einen Taubstummen, indem Er die Finger in dessen Ohren legte und  und berührte mit Speichel seine Zunge (Mk. 7, 31-35).
Nirgends in der Bibel wird uns davon berichtet, warum der Heiland einige Seiner Wunder unmittelbar vollbrachte, aber andere mittelbar. Doch parallel dazu sehen wir eine ähnliche Erscheinung auch im Vorgehen der Apostel. Auch sie vollbrachten wundertätige Heilungen durch Christi Kraft – manchmal direkt (Apg. 3, 6-7) und manchmal indirekt, indem sie mit Öl salbten. Darüber besitzen wir ein deutlich dargelegtes Zeugnis im Brief des Hl. Apostels Jakobus: Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn (Jak. 5, 14-15). Folglich bedeutet das Anzweifeln des heiligen Sakraments der Ölweihe die Mißachtung solch nützlicher und rettungbringender Worte der Heiligen Schrift.
Es ist nicht verwunderlich, wenn dies Ungläubige tun; da sie ungläubig sind, ist das auch in ihrem Sinn. Aber, wenn das Sekterer tun, die ständig betonen, wie sehr sie an das Wort der Heiligen Schrift glauben, so zeigen sie damit eben nur, wie weit diese Behauptung von der Wahrheit entfernt ist.

Im Weiteren schreibt Milin in seinem Werk von den Angriffen der Sektierer gegen das orthodoxe Verständnis der Feiertage, die Verehrung der Heiligen und der hl.Reliquien und Ikonen. Zu diesen Fragen legen wir die positive Darlegung von Vater Archimandrit Justin (Popovic) vor, ohne auf die Irrtümer der Sektierer einzugehen. Diese Darlegung folgt dem Text des III. Bandes der Dogmatik Vater Justins, der in Belgrad 1978 veröffentlicht wurde (Dogmatika Pravoslavne Crkve). – Die Redaktion.

Gottesdienst und Feiertage
Das ganze Leben der Kirche ist eigentlich ein ständiger Dienst an Gott, ein ununterbrochener Gottesdienst, und deshalb ist jeder Tag in der Kirche ein Feiertag. Es ist offenkundig: In der Kirche dient man täglich Gott und feiert einen oder mehrere Heilige. Deshalb ist das Leben in der Kirche ein unablässiger Gottesdienst, ein unaufhörliches Leben “mit den Heiligen” (Eph. 3, 18). Die heutigen Heiligen reichen uns an die morgigen weiter, die morgigen an die von übermorgen und so weiter: Der Kreis des Jahres hat kein Ende. Indem wir die Festtage der Heiligen begehen, erleben wir real ihre Gnade und ihre heiligen Tugenden nach dem Maße unseres Glaubens. Denn die Heiligen sind nichts anderes als die Gestaltwerdung und Verkörperung der heiligen Tugenden des Evangeliums, dieser unsterblichen Dogmen unseres Glaubens, unseres Heils.
Die ewigen Wahrheiten der heiligen Tugenden verwandeln sich in erster Linie und vor allem durch das Gebet, den Gottesdienst, in unser Leben. Das Gebet stellt das beste Klima für den Erfolg in jegiicher Tuged des Evangeliums dar. Meine Worte sind Geist und sind Leben (Joh. 6, 63). Der Gottesdienst führt die Gnade in unsere Freiheit herab. Die Gnade aber und die Freiheit gemeinsam verwandeln die dogmatischen und ethischen Wahrheiten des Evangeliums in Leben. Als “Leib Christi” nimmt die ganze Kirche an Christus teil durch den eucharistischen Leib, welcher das höchste gottmenschliche “Heiligtum über den Heiligtümern” in unserer irdischen Welt und in allen menschlichen Welten ist. Alles im heiligen Leib der Kirche hat immer Anteil an, wirkt immer wechselseitig mit “allen Heiligen”, und wir überantworten uns selbst und einander und unser ganzes Leben durch die Allerheiligste Gottesgebärerin und alle Heiligen an Christus, unseren Gott. Hier ist alles himmlisch-irdisch, gott-menschlich: All dies eint Gott mit dem Menschen, den Himmel umit der Erde, die Ewigkeit mit der Zeit. Alles Irdische lebt durch den Himmel, alles Zeitliche wird durch das Ewige genährt, der ganze Mensch lebt durch Gott. So entwickelt sich der ununterbrochene gnadenerfüllt-tugendhafte gottmenschliche Weg des Heils, der Vergottung (Theosis), der Vergottmenschlichung, der Verdreieinigung. Denn die Kirche ist der Himmel auf Erden, Gott im Menschen und der Mensch in Gott.
Wer legt davon Zeugnis ab? Alle Heiligen der Kirche Christi, vom ersten bis zum letzten. Die heiligen gottesdienstlichen Bücher zeigen uns dies am beredtesten und beweisen unbesiegbar: Jeder Heilige ist aus heiligen Tugenden gewebt; jeder hat sich mit Hilfe der heiligen Tugenden gebaut und aufgerichtet; jeder hat sich durch die heiligen Tugenden verändert und verwandelt. Das kann man sowohl von den Heiligen Aposteln als auch von den Heiligen Märtyrern sagen, von den Heiligen Propheten und den Heiligen Mönchen, den Heiligen Uneigennützigen und allen Heiligen überhaupt. In ihnen allen sind zugegen und allwirken heilige Tugenden mit dem Glauben an der Spitze. In der Tat ist jede heilige Tugend ein freiwilliger Akt der Askese unseres gottebenbildlichen freien Willens. Und unser persönliches Mitwirken mit dem Heiland am Werk unseres Heils besteht in erster Linie aus unseren heiligen Tugenden. Alle Tugenden stellen ein organisches Ganzes dar, einen einheitlichen Organismus. Sie wachsen eine aus der anderen und leben eine in der anderen, und fassen Kräfte eine in der anderen, und sind eine in der anderen unsterblich. In gewissem Sinne ist jede Tugend eine All-Tugend. So ist der Glaube eine allumfassende Tugend, denn wenn er lebendig ist, muß er sich von der Liebe nähren, von der Hoffnung, dem Gebet, dem Fasten, der Barmherzigkeit, der Buße und den übrigen Tugenden. Ebenso auch das Gebet, die Liebe, die Hoffnung, das Fasten, und alle anderen Tugenden – sie alle nähren einander, spenden sich gegenseitig Leben, vervollkommnen sich, werden unsterblich.
Alle Heiligen Gottes – die Heiligen Hierarchen, Göttlichen Propheten, Scharen der Mönchsheiligen, die heiligen Frauen und alle anderen – werden verherrlicht, da sie Gott durch tugendhafte Werke gefielen (Sonnabends zur Liturgie, Seligpreisungen, Ton 4, Oktoechos). Die heiligen Bischöfe Christi und die Schar der Mönchsheiligen und alle Gerechten zusammen erreichten die himmlischen Gemächer, indem sie durch die Schönheit der Tugenden glänzten (Sonnabend Morgen Kanon, 6. Ode, Ton 6, Oktoechos).
In der Orthodoxen Kirche ist der Gottmensch Alpha und Omega, Anfang und Ende, Erster und Letzter (Apk. 1, 8. 17; 21, 6). In ihr wirken gottmenschliche Gesetze. Alles, was den Menschen betrifft, wird in ihr durch Gott festgelegt und bestimmt. In ihr steht der Mensch immer in Gebetshaltung vor Gott. Als gottmenschlicher Organismus ist die Kirche das Haus des Gebets. Und als Gotteshaus ist sie ein Haus des Gebets. Jedes Glied der Kirche ist eine gottförmige Zelle im gottmenschlichen Leib der Kirche. Die Rettung ist tatsächlich das Erleben des ganzen Gebetslebens der Kirche. Es ist die Askese der Verkirchlichung und Kirchwerdung. Jedes Glied der Kirche lebt durch das ganze gottmenschliche Leben der Kirche nach dem Maße seines Glaubens und ihrer heiligen Sakramente und heiligen Tugenden. Jeder Gläubige ist die Kirche im Kleinen.
Das gesamte gottmenschliche Leben der Kirche und alle gottmenschlichen Wahrheiten der Kirche eröffnen sich am vollkommensten und genauesten in den Gottesdiensten. Es vollzieht sich das gebetserfüllte Erleben alles Gottmenschlichen, und auf diese Weise wird die gebetserfüllte Theologie geboren. In ihrer Ganzheit ist das gottesdienstliche Leben der Kirche die allergetreueste Überlieferung der Kirche, die lebendige und unsterbliche Heilige Überlieferung. Und in ihr ist der ganze wunderbare Gottmensch, der Herr Jesus Christus, und mit Ihm und durch Ihn und nach Ihm die heiligen Apostel, die heiligen Väter und alle Heiligen, vom ersten bis zum letzten.
Der orthodoxe Gottesdienst – das ist das lebendige Leben der Kirche, an dem jedes Glied der Kirche teilhat und alles Gottmenschliche, alles Apostolische, alles Väterheilige an sich selbst erfährt. Mit einem Wort: alles Orthodoxe. In diesem Erleben ist alles gottmenschlich Vergangene der KIrche immer wie eine jetzige und heutige Realiät zugegen. In der Kirche ist alles Vergangene Tatsächliches, und alles Tasächliche Vergangenes. In der Tat: In der Kirche existiert die einzig unendliche Gegenwärtigkeit. Alles ist hier unsterblich und heilig, alles apostolisch allgemein und gottmenschlich katholisch, ökumenisch, konziliarisch. Jeder gehört allen, und alle jedem, nach der gnadenreichen Kraft der gottmenschlichen Liebe, die aus dem gottmenschlichen Glauben entströmt und durch die übrigen heiligen gottmenschlichen Tugenden unsterblich wird: In erster Linie durch das Gebet.
Diese gottesdienstliche, Gebetsüberlieferung der Kirche bewahrt uns mit ehrfürchtiger Scheu und mit Zittern die allergrößte Kostbarkeit aller menschlichen Welten: den Gottmenschen Christus, unseren Herrn, und alles, was sich auf Ihn bezieht. Indem so die ganze Fülle Seiner Gottmenschlichen Persönlichkeit bewahrt wird, ist Er auch die ewig-lebendige, allvollkommene Überlieferung der Kirche. Und in Ihm und mit Ihm: Sein ganzes Evangeliums des Heils und der Vergöttlichung, und Seine ganze Wahrheit des Heils und der Vergottmenschlichung. In allen Gottesdiensten vollzieht sich beständig das heilige gottmenschliche Mysterium der gottmenschlichen Heilsökonomie. Besonders in der heiligen Liturgie. In den abschließenden Gebeten der heiligen Liturgie Basilius des Großen heißt es: “Vollbracht und erfüllt ist das Mysterium Deines Heilswerkes”.
Unsere lebendige Gebets-Anteilnahme daran stellt unsere Errettung, unsere Verchristlichung, unsere Vergöttlichung, unsere allseitige Vergottmenschlichung durch die Kirche dar. Mit einem Wort: unsere allseitige Verkirchlichung. Die freiwillige gnadenvoll-tugendhafte Askese der Verchristlichung, der Vergottmenschlichung – sie ist immer nur ein Werk der Verkirchlichung.
In der Tat, die Rettung des Menschen liegt in seinem gottmenschlichen  gemeinschaftlichen Zusammenleben mit allen Heiligen (Eph. 3,18) in dem Gottmenschlichen Leib der Kirche beschlossen. Diese Gemeinschaftlichkeit ist ununterbrochen, alle Tage gleich. Denn jeden Tag werden einer oder einige Heilige , die sich um unsere Erlösung bemühen und an ihr mitarbeiten, gefeiert. Unsere Vertrautheit im Gebet mit den Heiligen stellt uns die Erlösung sicher. Daher ist die Begehung aller Feste, vom ersten bis zum letzten, unerläßlich: der Feste des Herrn, der Mutter Gottes, der Erzengel, der Märtyrer und der übrigen Heiligen. Auch alle am Tage und in der Nacht stattfindenden Gottesdienste, vom ersten bis zum letzten, gestalten unsere Erlösung. Und durch all dies und in all diesem: der ganze Gottmensch als die Kirche, als das Haupt der Kirche, und Seinen Leib mit allen Heiligen und den unvergänglichen Wahrheiten und das ganze gottmenschliche Leben in aller Grenzenlosigkeit.
In dem unermeßlich geheimnisvollen Gottmenschlichen Organismus der Kirche wachsen die Menschen am meisten durch das Gebet, und sie leben immer durch das Gebet in ihm. Durch die Gebetsteilhabe an den Gottesdiensten vollbringt jeder von uns sein Werk der Verchristlichung, der Verklärung, der Vergottung, der Verdreieinheitlichung. Und dabei niemals allein, sondern immer mit allen Heiligen. Diese Gemeinschaftlichkeit ist immer allseitig persönlich und allseitig kollektiv. In der Gemeinschaft der Heiligen lebt man vor allem durch das Gebet und verkehrt man durch das Gebet. Daher ist das Gebet die allerunerläßlichste, heilige Tugend für jeden Christen. Das Gebet ist der Dirigent im Chor der Tugenden. Es weist jeder weiteren Tugend ihren Platz an und verleiht ihr seinen Geist und Atem. Durch es wächst jede Tugend und sie gedeiht und nimmt ihren Platz unter den übrigen heiligen Tugenden ein, indem sie auf gottmenschliche Weise die Übung der heiligen Tugenden im unserem Askesewerk der Erlösung abstimmt. Der orthodoxe Gottesdienst – das ist das Heilige Evangelium und die Heilige Überlieferung, übertragen in Gebete, umgesungen in wunderbare und lebenschaffende Stichiren, Troparien, Kontakien, Lieder, Aufseufzer, Ausrufe, Tränen. Die ganze Gottmenschliche Wahrheit, die Gottmenschliche Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit, das Leben, die Unsterblichkeit, die Ewigkeit bieten sich uns an als Gebet, als heilige Kommunion, als heilige Gebote, als heilige Sakramente, als heilige Tugenden. Wo man den Gottesdienst berührt, findet man die Heilige Überlieferung: ihren Blutkreislauf, ihre Nerven, ihre Knochen, ihr Herz, ihre Augen, ihre Augen, ihr Gewissen, ihren Verstand, ihre Vernunft. Und wenn die Seele sich gebetsbeflissen in diese gottmenschlichen Wahrheiten und in dieses gottmenschliche Leben ergießt, dann wachsen die Tugenden zu göttlicher Größe (Kol 2,19) heran. Und die ganze Seele wächst zu einem gnadenreichen Gottmenschen – einem wahren Christen.  Durch das Erleben des gottesdienstlichen Lebens der Kirche wird die christliche Persönlichkeit aufgebaut: der Gottmensch der Gnade nach, der vollkommene Mensch – zum  vollen Maß der Fülle Christi (Eph. 4,13). Das ist der alleredelste Pfad, die erlösungbringendste Heilsbemühung. Es vollzieht sich ein ununterbrochenes Wachsen durch jedes Gebet, durch jede Bitte, durch jede Träne, durch jeden Seufzer, durch jeden Aufschrei, durch jedes Schluchzen, durch jede Beichte. Dabei sind uns alle Heiligen Führer und Lehrer. Sie sind die Augen der Kirche Christi  (Fuß Troparion der Hll. Märtyrer Sergius und Bachhus, Minäa 7. Oktober.  Den Hl. Märtyrer Eusebius nennt die Kirche “ das Auge der Kirche” (Stichiren zu “Herr, ich rufe”, Minäa 22. Juni), den Evangelisten Johannes den Theologen “das allerkostbarste Auge der Kirche” (zur Utrenja, Stichiren zu der Lobpreisung, Minäa, 8. Mai), den Hl. Propheten Hosea “das gottschauendste Auge der Kirche” (zur Utrenja, Kanon an den Propheten, Ode 4). Der Hl. Gregor der Theologe sagt in der Lobesrede auf den Hl. Athanasios den Großen von ihm, daß er “das heiligste Auge des Erdkreises” sei (Homilie 21,3. gr. t. 35, 1081) Ende), sie leiten und führen uns zum gottmenschlichen Ziel unseres menschlichen Daseins.
Bei dem orthodoxen Christen wird jeder Gedanken zum Gebet und wird durch das Gebet gedacht. Ebenso jedes Gefühl. Es ist in der Tat eine gebetserfüllte Haltung sich selbst und der Umwelt gegenüber, und vor allem und über allem zu unserem Herrn Jesus Christus. Dabei wird alles vergottmenschlicht, alles vollzieht sich durch Gott: Der Gedanke verklärt sich zu einem Gottesgedanken, denn dies ist der göttliche und unsterbliche Sinn des Gedanken; das Gefühl wächst zu einem Gottesgefühl heran, denn das ist der göttliche und unsterbliche Sinn des Gefühls; das Gewissen ergießt sich in das Gottesgewissen, und der Verstand in den Gottesverstand, und der Wille in den Gotteswillen, denn dies ist ihr aller göttlicher und unsterblicher Sinn. Mit einem Wort: Der Mensch wird zum Gottmenschen geformt, denn dies ist der gottmenschliche und unsterbliche Sinn des Menschen.
Immer und immer wieder: Im Gottmenschlichen Leib der Kirche lebt jedes Glied dieses Leibes wie eine lebendige gottförmige Zelle durch das ganze gottmenschliche Leben der Kirche nach dem Maß des Glaubens und der übrigen Bemühungen in den Tugenden. Jeder Tag, jeder Augenblick: Mit allen Heiligen. Vielzählige Mittel und Kräfte der gottmenschlichen Gemeinschaftlichkeit sind gegenwärtig und wirken ununterbrochen durch die verschiedenen Tagesheiligen: die Apostel, die Märtyrer, die Bekenner, die Uneigennützigen, die Ehrwürdigen. Alles in allem Christus – durch die täglichen Heiligen. Er als das Haupt der Kirche regiert und herrscht durch sie in der Gottmenschlichen Welt der Kirche.
Jedes heilige Dogma unseres gottmenschlichen Glaubens hat sein Fest: Die Menschwerdung Gottes – Weihnachten, die Auferstehung – Ostern, der Glaube – die Feier der heiligen Märtyrer, und alle übrigen heiligen Tugenden – die Feste der verschiedenen Heiligen. Die Wahrheit der heiligen Dogmen wird von jedem Gläubigen im “Leib Christi”, der Kirche, erfahren. Jede dogmatische Wahrheit wird als Leben erfahren, als ewiges Leben, als organischer Teil der Ewigen Hypostasis des Gottmenschen:  Ich bin die Wahrheit und das Leben (Jh. 14,6). Die heilgen Gottesdienste sind nichts anderes, als die Erfahrung der heiligen ewigen dogmatischen Wahrheiten. Das Dogma über die Gottmenschlichkeit des Herrn Jesu? Ganz intensiv erlebt man es in den heiligen Festen des Herrn: Weihnachten, Erscheinungsfest, Verklärung, Ostern und den übrigen. Diese ewige Wahrheit  wird ununterbrochen von oben bis unten auch in den übrigen Festen, den großen wie den kleinen, im Verlauf des ganzen Kalenderjahres erfahren, und so wird sie zu unserem alltäglichen, allsekundlichen Leben. Daraus fließt auch die allfreudige, unsterbliche Frohbotschaft: Unsere Heimat aber ist im Himmel... unser Leben ist verborgen mit Christus in Gott (Phil. 3,20; Kol. 3,3).
Die Gnade der heiligen Feste und heiligen Gottesdienste ist diese unendliche Göttliche Kraft, welche in der Seele des Christen die heiligen Tugenden zu einer nicht zu löschenden Feuersbrunst entfacht. Und die Seele strebt ganz unermeßlich zu Christus, zu Gott, und es gibt keine Grenzen ihrer Verchristlichung und somit ihrer Vergottmenschlichung, und dadurch ihrer Verdreieinheitlichung, ihrer Vergottung. Beflissen, im Geist der Märtyrer, und freudig wird das Werk der gottmenschlichen Alltugend vollbracht: der Verchristlichung, der Verkörperung des Herrn Christus in der Seele, des Lebens im Herrn Christus und durch den Herrn Christus. Und dadurch verwirklicht sich auch die andere gottmenschliche Alltugend: die Verdreieinheitlichung – die Vergöttlichung. In der Seele des Christen ereignet sich alles und geschieht alles: vom Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. So und nur so erreicht das gottförmige, trinitätsförmige menschliche Wesen sein höchstes, sein von Gott gestelltes Ziel: die Vereinigung mit Gott in unserem Herrn Christus mit Hilfe der heiligen Mysterien und heiligen Tugenden.
Um die Erreichung dieses Zieles willen wurden uns auch Gottesdienste um Gottesdienste gegeben, Heiligtümer um Heiligtümer: die heilige Liturgie, die heilige Kommunion im lebendigen Gott und Herrn Christus und durch Ihn im Dreisonnigen Gott. In der gott-menschlichen, himmlisch-irdischen Realität ist die Heilige Liturgie der Gipfel über allen Gipfeln, der Reichtum über allen Reichtümern, das Ziel und Allziel aller Feste, aller Gottesdienste, aller heiligen Geheimnisse, aller heiligen Tugenden: die allvollkommene Verchristlichung, die all-lichte Verdreieinheitlichung. Und darin und dadurch: die Einkirchlichung und Verkirchlichung, der ganze wunderbare und wundertätige Herr Christus, und in Ihm und durch Ihn: Seine ganze Gottmenschliche Schöpfung, Sein heiliger Leib – die Orthodoxe Kirche. Ja, ja, ja! Sie ist alles in allem in allen von Gott Logos geschaffenen Welten.