Lk 8,5-15 (13.10.2019_4.Lukassonntag)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
in dem Evangelium des heutigen Sonntags (Lk 8,5-13 // Mt 13,1-23 // Mk 4,1-20) spricht Christus zu uns das Gleichnis vom vierfachen Acker.
- Der vierfache Acker
Ein Sämann ging aus, säte seinen Samen und dieser fiel auf den Weg, auf den Felsen, unter die Dornen und auf guten Ackerboden. Der Same auf dem Wege wurde von den Vögeln sofort wieder weggenommen. Der Same auf dem Fels fand ein wenig Schatten und ging schnell auf. Jedoch hatte er keine Wurzeln und verdorrte sofort wieder. Der Same unter den Dornen blieb dort liegen und die Dornen gingen auf. Sie wuchsen so schnell, dass sie den guten Samen schließlich erstickten. Nur der Same, welcher auf den guten Ackerboden fiel, brachte schließlich hundertfach Frucht.
- Gott streut den Samen auf jeden Boden gleichermaßen – der Unterschied liegt am Boden
Die Jünger verstanden dieses Gleichnis nicht und fragten daher Jesus selbst nach seiner Auslegung. (V.9) Und so legt Christus ihnen das Gleichnis aus.
Unser Herz ist der Boden, auf welchen der Same fällt. Dieses kann entweder einem Weg, einem Felsen, einem dornigen oder auch einem guten Ackerboden gleichen. Gott hingegen ist der Sämann, welcher allen gleichermaßen das Wort Gottes austeilt. (V.11) Doch welchen Nutzen hat es, dass Gott seinen Samen auf den Weg, auf die Felsen und unter die Dornen fallen lässt? Wäre das Gleichnis nicht ein Gleichnis für das Anbrechen des Reiches Gottes in unseren Herzen (V.10), dann hätte dies für einen Sämann keinen Nutzen. Doch unser innerer Acker - unser Herz muss nicht Weg bleiben. Unser Herz muss nicht Fels bleiben und in unserem Herzen müssen keine Dornen wachsen. Gerade aus diesem Grund, weil wir unser Herz mit Gottes Gnade verändern können, gibt Gott allen Menschen in alle Herzen gleichermaßen seinen Samen. Es liegt am Boden – also an unseren Herzen - , ob der Same aufgeht und Frucht trägt.
3.1 Unser Herz als Weg
So lasst uns gemeinsam den Zustand unseres Herzens betrachten, in welchem es keine Frucht bringt. Jesus Christus beginnt das Gleichnis mit dem Samen, welches auf den Weg fällt. Ein Feldweg oder ein Weg im Acker ist seiner Struktur nach festgetreten bzw. festgefahren und undurchlässig. Das Wort Gottes fällt auf diesen Boden und wird in keiner Weise aufgenommen. Sofort kommt der Teufel und nimmt das Wort Gottes wieder aus unseren Herzen. Dass das Wort Gottes häufig direkt wieder aus unserem Herzen gestohlen wird, lässt sich leicht an folgendem Beispiel veranschaulichen: Wer von Ihnen kann noch genau sagen, was heute in der Apostellesung vorkam? Vielleicht fällt uns noch ein, dass es aus dem Brief des hl. Apostel Paulus an Titus (3,8-15) war. Doch nur zu häufig hören wir die Epistel und das Evangelium und vergessen das Wort Gottes sofort wieder. Und im selben Moment können wir uns erstaunlicherweise noch an unzählige Gespräche der letzten Woche erinnern.
3.2 Unser Herz als Fels
Doch unser Herz ist nicht immer nur ein Weg. Manchmal ist er auch ein Fels. Dieser spendet dem Samen so viel Schatten, dass dieser genug Zeit hat aufzugehen. Mit Freuden wird das Wort Gottes gehört und angenommen. Doch neben dem Schatten und dem bisschen Erde bleibt auf dem felsigen Grund keine Möglichkeit für tiefe Wurzeln. So wächst der Same nur nach außen, wächst nach oben, aber nicht nach unten in unser Herz hinein. Und so bleibt das Wort Gottes außerhalb von uns und wird somit zu einer Äußerlichkeit. Und am Äußerlichen erkannt, kommen die ersten Anfechtungen, Beleidigungen, Ausgrenzungen und schlechte Nachrede. Und da auf einem solchen Boden das Wort Gottes keine Wurzeln bilden konnte, verdorrt es schließlich und passt sich den äußeren Umständen an. Der Same geht ein und so geht auch unser Glaube ein.
3.3 Unser Herz als dorniger Boden
Doch unser Herz ist nicht immer nur ein trockener Weg oder ein kalter Fels. Manchmal ist er auch ein richtiger Erdboden. Jedoch ist dieser Boden dann nicht immer kultiviert und gejätet, sodass sich dort viele Dornen wiederfinden. In einem solchen Fall ist unser Herz ein dorniger Boden, auf welchen das Wort Gottes fällt. Jedoch wird dieser Same sofort von den aufgehenden Dornen erstickt. Die Dornen sind unsere Gedanken, welche nicht von Gott kommen und das Wort Gottes aus unserem Herzen schieben. Wie leicht lässt sich dieses Phänomen bemerken. Wir wollen beten, werden ruhig und versuchen alle Sorgen Gott abzugeben. Wir vergeben dort, wo wir uns falsch behandelt fühlen und wollen unser ganzes Denken und Empfinden auf Gott ausrichten. Wir bekreuzigen uns und fangen mit den ersten Worten des Gebets an. Und dann kommt doch plötzlich wieder ein Gedanke reingeschossen und unser Gebet verliert sich. Der kleine Same, welcher gerade in unserem Herzen aufgehen wollte, wird überlagert mit Sorgen, mit Reichtum oder mit den Freuden des Lebens, welche uns scheinbar die Notwendigkeit des Gebets nehmen. Und so bleibt unser Herz fruchtlos, da es bereits mit anderen Gedanken gefüllt ist.
3.4 Unser Herz als guter Ackerboden
Doch unser Herz muss bei all dem nicht stehen bleiben. Gott schenkt uns die Möglichkeit mit seiner Gnade den Boden unseres Herzens zu lockern, die Steine und Felsbrocken herauszuholen, die Dornen herauszureißen und einen guten Boden zu bereiten, auf welchem das Wort Gottes Wurzeln schlägt und Frucht bringt. Von einem Altvater hörte ich einmal die Worte: „Das Herzensgebet: ‚Herr Jesu Christe, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner.‘ ist wie ein Presslufthammer, welches uns den Himmel Stück für Stück öffnet.“ Die Worte hätten auch lauten können: „Unser Gebet ist wie ein Presslufthammer, welcher die trockene, steinige Erde unseres Herzens aufsprengt und einen guten Ackerboden bereitet.
Mit anderen Worten beschreibt dies der hl. Apostel Paulus in der heutigen Epistel wenn er schreibt: „Lass aber auch die Unseren lernen, sich hervorzutun mit guten Werken, wo sie nötig sind, damit sie kein fruchtloses Leben führen.“ (Titus 3,14) So sind es das Gebet und die guten Werke, welche unser Herz von falschen Sorgen und Gedanken säubern, den Boden lockern und Gottes Wort Frucht bringen lassen.
Mögen Gott sein Wort reichlich in unsere Herzen geben und diesen mit seiner Gnade befeuchten, dass unser vorbereitetes Herz Ihn aufnehme und Frucht bringe. Denn Ihn wollen wir anbeten und verherrlichen in alle Ewigkeit. Amin.