Mt 9,36; 10,1-8 (30.06.2019_Sonntag_des_Mitfests_der_12_Apostel)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
an dem heutigen Sonntag feiern wir das „Mitfest der 12 Apostel“. Im Anschluss an das gestrige Fest zu Ehren der hl. Apostel Petrus und Paulus werden in das heutige Fest auch die übrigen Apostel eingeschlossen. Jeder einzelne dieser Apostel war ein Augenzeuge Jesu. Sie sahen seine Werke und Wunder. Sie hörten seine Worte und Lehren. Sie erlebten seine Taufe, sein Sterben und seine Auferstehung. Und sie sind schließlich selbst alle von Jesus berufen worden das in Ihm anbrechende Reich Gottes in Wort und Tat zu verkündigen. (vgl. das heutige Evangelium in Mt 9,36; 10,1-8)
- Die Gleichheit der Apostel
Gestern gedachten wir dem hl. Petrus, dem Apostel der Juden, und dem hl. Paulus, dem Apostel der Heiden. (Gal 2,7-8) In Summe stehen die beiden Apostel exemplarisch für alle Apostel und die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt. Und so bildet erst die Summe beider ein ganze Bild, in dem es kein Rangfolge gibt. Denn beiden kommt für je ihren Bereich der selbe Rang zu: Apostel der Juden und Apostel der Heiden. Diese Gleichheit ist darüber hinaus aber auch exemplarisch für die Gleichheit unter den Apostel insgesamt. Denn allen Aposteln wurde von Jesus Christus die selbe Vollmacht gegeben. Alle wurden ausgesandt zu predigen und zu heilen. (10,7-8) Und allen wurde die selbe Löse- und Bindegewalt – also die Absolutionsgewalt im Sakrament der Buße – gegeben. (Mt 18,18) In dieser Gleichheit bildet der Glaube[1] Petri, welcher sich in dem Christusbekenntnis („Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Mt 16,16) ausdrückt, den Fels und das Fundament, auf welchem Christus seine Kirche baut.
- Die Bedeutung der Gleichheit der Apostel für die Kirche
Die Ranggleichheit der Apostel bildet die Grundlage, dass die Kirche nicht innerweltlich bleibt. Dadurch, dass die innerweltliche Hierarchie mit der Gleichheit der Patriarchen endet (, welche auf die Apostel zurückgehen,) ragt die Kirche in ihrer geistlichen Dimension bis in den Himmel und trägt Christus als ihr Haupt. Gerade durch Christus als Haupt und Eckstein der Kirche bleibt der Bau, welcher auf dem Grund der Apostel und Propheten gewachsen ist, bestehen. (Eph 2,19-22)
Christus ist das Haupt der Kirche, da die Kirche und das Reich Gottes immer einen transzendenten Charakter behält. Das Ziel ist es also nicht, dass die Kirche auf der Erde durch den Moment einer Unfehlbarkeit in Form eines Patriarchen vollendet wird. Denn nur in der Spannung von „schon“ und „noch nicht“ bleibt unsere Kirche in der gegenseitigen Gemeinschaft (z.B. auf Konzilien) von Gottes Selbstoffenbarung und seinem Geist abhängig. Um dies zu unterstreichen sei nur auf zwei Dinge verwiesen: Zum Einen trat an Pfingsten der Heilige Geist gerade in die Gemeinschaft der Apostel hinein. (Apg 2,1-4) Und zum Anderen verheißt Christus, dass er gerade in der Einheit der apostolischen Gemeinschaft gegenwärtig ist. (Mt 18,1.18-19)
- Die Bedeutung der Gegenwart Gottes in der apostolischen Gemeinschaft für die Lokalkirchen
Wenn nun also eine so große Verheißung auf der Gemeinschaft unserer weltweiten katholischen Kirche liegt, dann liegt diese Verheißung auch auf unserer hiesigen Kirchengemeinde. In unserer Gemeinschaft hier vor Ort haben wir in diesem Gottesdienst Teil an der göttlichen Liturgie. Dies bedeutet, dass auch Gott hier gegenwärtig ist. Die Gegenwart Gottes ruft uns dazu auf, dass wir in unserem Herzen offen und wach sind, auf dass wir Ihm begegnen können und uns durch Ihn führen lassen können. Denn genauso wie die Kirche von Gott geführt wird – so möchte Er uns auch in unserem persönlichen Leben führen.
Möge Gott seine Kirche in seiner Wahrheit halten und uns in dieser Kirche an Ihm immer wieder Anteil geben. Denn Ihn wollen wir loben und anbeten in alle Ewigkeit. Amin.
[1]Vgl. dazu auch die Auslegung des Hl. Chrysostomus zu Mt 16,18.