Predigt zum Hochfest der Verklärung des Herrn (Metamorphosis) (2 Petr. 1:10-19; Mt. 17:1-9) (19.08.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
vierzig Tage vor Seinem Leiden nimmt der Herr Seine drei besten Jünger mit Sich und führt sie auf den Gipfel eines hohen Berges in Galiläa. Während Er dort in der Abgeschiedenheit betet, sind die drei Jünger schläfrig. Doch plötzlich erscheint ihnen der Herr im Glanz Seiner göttlichen Herrlichkeit – der Herrlichkeit des Vaters. Sie sehen neben dem Herrn die höchsten der alttestamentlichen Propheten Moses und Elias als Beleg dafür, dass das Gesetz und die Propheten von Jesus Christus als dem Sohn Gottes künden. Sie werden in eine dichte Wolke gehüllt, in der Sich der Heilige Geist zu erkennen gibt. Dann hören sie die Stimme des Vaters, welche bezeugt, dass Jesus Christus Sein geliebter Sohn ist. Auf Ihn sollen sie hören. Danach endet diese Epiphanie – die zweite, in der Sich Gott als Dreiheit zu erkennen gibt.
In der heutigen Liturgie wurde während des Kleinen Einzugs entsprechend der folgende Bibelvers verlesen: „Herr, sende Dein Licht und Deine Wahrheit: Diese haben mich geführt und mich geleitet zu Deinem heiligen Berg und in Deine Zelte“ (Ps. 42:3). Der Prophet Jesaja sah diese Erscheinung des nicht geschaffenen Lichtes von Zion (Sinnbild für das Volk Gottes, die Kirche) so voraus: „Auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, Seine Herrlichkeit erscheint über dir (…) Bei Tag wird nicht mehr die Sonne dein Licht sein, um die Nacht zu erhellen, scheint dir nicht mehr der Mond, sondern der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott dein strahlender Glanz. Deine Sonne geht nicht mehr unter, und dein Mond nimmt nicht mehr ab; denn der Herr ist dein ewiges Licht, zu Ende sind die Tage deiner Trauer“ (Jes. 60:1-2; 19-20). Es ist die Weissagung über das Neue Jerusalem, von dem wir schon im Hier und Jetzt einen Vorgeschmack bekommen können und von dem im letzten prophetischen Buch gesagt wird: „Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in diesem Licht einhergehen, und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen“ (Offb. 21:23-24).
Der verherrlichte Leib, den die Jünger auf dem heiligen Berg (s. 2 Petr.1:18) sehen, ist der Leib Christi – und somit auch unser Leib, denn durch die Taufe auf Christus sind wir zu Gliedern an Seinem Leib geworden (s. 1 Kor. 12:12-14). Also wird unser Leib, die gesamte menschliche Natur in Jesus Christus erneuert, verklärt, verherrlicht. Die Taufe ist die Grundvoraussetzung. Durch ein Leben in Christus, d.h. durch aktive Teilnahme am Leib Christi werden wir zu einer neuen Schöpfung (s. 2 Kor. 5:17; Kol. 1:18), sodass für uns das Königtum Gottes schon im Hier und Jetzt beginnt (s. Lk. 17:21). Aus diesem Grunde werden heute deshalb Weintrauben gesegnet, aus denen Wein für das heilige Mysterium der Eucharistie gemacht wird. Durch diese Teilhabe am Leib und am Blut Christ werden auch wir zu einer neuen Schöpfung in Jesus Christus.
Es ist schön, dass die Kirchen an diesem Tag voll sind. Aber leider gibt es viel zu viele Getaufte, die so gut wie nie am Mahl des Herrn teilnehmen. Der Vater sagt uns heute, wir sollen auf Seinen geliebten Sohn hören. Dieser aber gab uns das Gebot, von Seinem Leib zu essen und von Seinem Blut zu trinken, was 99% der Getauften nicht interessiert. Sie wollen Christen ohne Christus sein. Glauben sie denn allen Ernstes, dass es für Gott keinen Unterschied macht, ob z.B. in Russland, der Ukraine und Belarus 100 Millionen Getaufte sich durch die Heilige Kommunion mit Christus vereinigen oder eben nur eine Million, wie es heute der Fall ist?! Vergessen wir bitte nicht, dass unser Herr Jesus Christus durch Sein Leiden und durch Seinen Tod am Kreuz in die Herrlichkeit eingegangen ist und dadurch zum Erstgeborenen unter den Toten geworden ist (s. 1 Kor. 15:20; Kol. 1:18; Offb. 1:5) – und wir wollen das Himmelreich zum Nulltarif haben?! Orthodox ist aber nur, wer jeden Sonntag in der Kirche ist, wer morgens und abends betet, die Fastenzeiten einhält und außerhalb der kirchlich gesegneten Ehe keine intimen Beziehungen zu niemandem hat. Wenn er dann auch noch „ein guter Mensch“ ist – umso besser. „Orthodoxie“ unter Umgehung dieser Richtlinien ist eine Farce und kommt einer Lästerung Gottes gleich.
Wenn nicht bald ein Ruck durch die Gesellschaft geht, werden sich die gegenwärtigen tragischen Zustände nur noch verschlimmern. So wie ich es sehe, wird Gott es nicht zulassen, dass es uns nominellen Christen im irdischen Sinne gut geht, wenn wir Seine Gebote ignorieren. Der Teufel unterbreitet der Menschheit ja ständig das Angebot vom „Paradies auf Erden“, doch es ist Gott, und niemand anderes, Der ihm stets einen Strich durch die Rechnung macht. „Unsere Heimat ist im Himmel“ (Phil. 3:20), auf die müssen wir unsere Erwartungen setzten. Wer das Leben mit Gott kennt, der wird dem Laster niemals seine Präferenz erweisen. Damit sich diese Haltung in der modernen Gesellschaft durchsetzen kann, muss jeder von uns seinen Beitrag leisten. Wir sind „das Salz der Erde“ (Mt. 5:13-16), und durch uns will Gott die übrige Menschheit zu Teilhabern Seiner göttlichen Herrlichkeit machen. Wir sind berufen, unsere Glieder nicht als Werkzeuge des Unrechts der Sünde zum Dienst zu stellen, sondern sollen vielmehr als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind, diese Glieder als Waffen der Gerechtigkeit Gott zur Verfügung stellen (s. Röm. 6:13). Dann werden nicht nur unsere Leiber zum Tempel Gottes (s. 1 Kor. 6:19), sondern wird kontinuierlich der ganze Mensch zur neuen Schöpfung. Dann werden die Menschen in allen Erdteile sagen können: „Es ist gut, hier zu sein“ (Mt. 17:4; Mk. 9:5; Lk. 9:33). Amen.