Predigt zum 30. Sonntag nach Pfingsten (Kol. 3: 4-11; Lk. 14: 16-24) Herrntag der Vorväter (Hebr. 11: 32 - 12: 2; Lk. 11: 47 – 12: 1) (30.12.2012)
Liebe Brüder und Schwestern,
der heutige vorletzte Sonntag vor dem Weihnachtsfest ist dem Gedächtnis der „Vorväter“ gewidmet, also aller Heiligen (männlich wie weiblich), die Gott vor der Geburt Christi auf Erden durch ihr Leben und ihr Sterben verherrlicht haben.
Die vierzigtägige Fastenzeit neigt sich nun allmählich ihrem Ende zu. Es ist, astronomisch gesehen, die dunkelste Zeit des Jahres. An ihrem Ende steht das Fest der Geburt Christi, das am Tag der Wintersonnenwende gefeiert wird (so war es zumindest zu der Zeit, als das Weihnachtsfest unter Kaiser Konstantin im Römischen Reich gemäß dem Julianischen Kalender eingeführt wurde). In heidnischer Vorzeit war dieser „Tag des Lichts“ dem Sonnengott geweiht, denn ab diesem Tag wurden die Tage wieder länger, d.h. das Licht begann wieder „zuzunehmen“.
Das vierzigtägige Adventsfasten – eine Zeit der Enthaltsamkeit und der Besinnung – ermöglicht uns (quasi im Zeitraffer) ein symbolisches und mystisches Nachempfinden der langen Zeit des Alten Testaments in der Erwartung der Erscheinung des Lichtes. Es war dies nämlich eine Zeit, in der die gesamte Menschheit in geistlicher Finsternis des Götzendienstes verharrte, und nur das Volk Israel in Erwartung des Heilands lebte. Auch zivilisierte Völker der Antike, allen voran die Griechen, vermochten aufgrund ihrer Philosophen den wahren Gott schemenhaft und in Umrissen zu erahnen (s. Apg 17: 23). Durch das Gesetz und die Propheten hatten jedoch einzig die frommen Israeliten gewissermaßen eine Vorausschau auf den „Tag des Lichts“, das Reich Gottes, das dann, als die Zeit gekommen war, durch den Stern von Bethlehem der ganzen Welt angkündigt wurde und mit der Geburt des Messias Gestalt annahm.
Im gesamtem 11. Kapitel seines Briefes an die Hebräer erinnert der hl. Apostel Paulus an die Zeit, als die gottesfürchtigen Israeliten in Person ihrer besten und würdigsten Vertreter der Ankunft des Messias harrten. Er definiert den Glauben der Urväter dergestalt, wie es auch für uns heute in Erwartung der zweiten Ankunft Christi gültig ist: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft. Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“. (Hebr. 11: 1). Weiter ermahnt der Apostel der Völker das eigene Volk: „Und was soll ich noch erzählen? Die Zeit würde mir nicht reichen, wollte ich von Gideon reden, von Barak, Simson, Jiftach, David und von Samuel und den Propheten; sie haben aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, Feuersglut gelöscht; sie sind scharfen Schwertern entgangen; sie sind stark geworden, als sie schwach waren; sie sind im Krieg zu Helden geworden und haben feindliche Heere in die Flucht geschlagen.“ (Hebr. 11: 32-34). Es scheint, die Kraft des Glaubens kennt keine Grenzen. Aber es geht noch weiter: „Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung zurückerhalten. Einige nahmen die Freilassung nicht an und ließen sich foltern, um eine bessere Auferstehung zu erlangen. Andere haben Spott und Schläge erduldet, ja sogar Ketten und Kerker. Gesteinigt wurden sie, verbannt, zersägt, mit dem Schwert umgebracht; sie zogen in Schafspelzen und Ziegenfellen umher, notleidend, bedrängt, misshandelt. Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in den Höhlen und Schluchten des Landes. Doch sie alle, die aufgrund des Glaubens (von Gott) besonders anerkannt wurden, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott erst für uns etwas Besseres vorgesehen hatte; denn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.“ (Hebr. 11: 35-40). Und, gleichsam im Hinblick auf den verbleibenden Teil des Fastens und den Rest unseres mühegeplagten Lebens, sagt uns der Apostel: „Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; Er hat angesichts der vor Ihm liegenden Freude das Kreuz auf Sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und Sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt“ (Hebr. 12: 1-2).
In der uns heute ebenfalls angebotenen Sonntagslesung an die Kolosser setzt der Apostel seine Gedanken - in Erwartung der Erlösung von aller Mühsal anbetreff, scheinbar nahtlos fort: „Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist. All das zieht den Zorn Gottes nach sich“ (Kol. 3: 4-6). Die angesprochenen Dinge bedeuten einen Rückfall in die Zeit vor der Erscheinung Christi in der Welt, aber auch – individuell auf jeden von uns bezogen – auf die Zeit vor der persönlichen Vereinigung mit Ihm in der Taufe: „Früher seid auch ihr darin gefangen gewesen und habt euer Leben davon beherrschen lassen. Jetzt aber sollt ihr das alles ablegen: Zorn, Wut und Bosheit; auch Lästerungen und Zoten sollen nicht mehr über eure Lippen kommen. Belügt einander nicht, denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt und seid zu einem neuen Menschen geworden, der nach dem Bilde seines Schöpfers erneuert wird, um Ihn zu erkennen“ (Kol. 3: 7-10). Wenn jedes Glied des Leibes Christi sich entsprechend dieser Ermahnung anstrengt, wird der gesamte Organismus in Harmonie und Eintracht leben, so dass wir schon in dieser irdischen Welt unser Ziel erreichen und somit unserer Bestimmung gerecht werden: „Wo das geschieht, gibt es nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen“ (Kol. 3: 11). Es lohnt sich also, zu glauben, den Wettkampf anzunehmen, Geduld zu üben, sprich: festzustehen „in dem, was man erhofft“ und überzeugt zu sein „von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebr. 11: 1), um, gemäß den einst bei unserer Taufe gesprochenen Worten zu einem neuen Menschen zu werden, „der nach dem Bilde seines Schöpfers erneuert wird“ (Kol. 3: 10).
Die Evangeliumslesung zum Herrntag der Vorväter (Lk. 11: 47 – 12: 1) beschreibt in buchstäblicher Form, wie Gott in alttestamentlicher Zeit durch die Entsendung Seiner Gerechten unentwegt bemüht war, Sein Volk zur Besinnung zu rufen: „Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes zu ihnen gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage Ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden.“ (Lk. 11: 47-51).
Das gleiche Drama wird in allegorischer Form im Gleichnis zum heutigen 30. Sonntag nach Pfingsten (Lk. 14: 16-24) erzählt. Die uns wohlbekannte Geschichte vom Festmahl enthält eine Menge tiefgründiger Andeutungen auf das menschliche Fehlverhalten Gott gegenüber, das zu allen Zeiten und bis heute nicht nur außerhalb der Grenzen der Kirche anzutreffen ist.
Unter dem „Festmahl“ ist das Reich Gottes, das Erlösungswerk Christi zu verstehen, das bei Matthäus auch „Hochzeit des Sohnes“ (s. Mt. 22: 1-10) genannt wird. In fast allen Kulturen der Welt finden festliche Veranstaltungen am Abend statt, und so ist auch unter unserem heutigen „Festmahl“ (gr. dipnon, slaw. вечеря = Abendmahl) symbolisch die Einswerdung von Gott und Mensch dargestellt, die ja beim Apostel Paulus nicht von ungefähr als Hochzeit zwischen Christus und Seiner Braut – der Kirche – versinnbildlicht wird (s. Eph. 5: 21-32). Zudem wird mit der späten Stunde auf die bereits eingangs erwähnte lange „Zeit der Finsternis“ Bezug genommen, welche dem Zeitpunkt, als das Fest beginnen sollte“ (Lk. 14: 17) vorangegangen war.
Unter dem „Diener“ erkennen wir sowohl Christus Selbst (bei Lukas im Singular), als auch die Propheten des Alten Bundes (bei Matthäus im Plural; dort werden die Diener auch von den zum Hochzeitsmahl Geladenen mißhandelt und umgebracht). Hier und da lassen sich die Gäste jedenfalls unter diesem oder jenen Vorwand entschuldigen.
Wirklich spannend wird die Geschichte, wenn wir uns die verschiedenen Ausreden genauer vergegenwärtigen: „Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich!“ (14: 18). „Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich!“ (14: 19). „Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen“ (14: 20). - Wir gehen mal zum Vorteil der Geladenen davon aus, dass es sich bei diesen Absagen um aufrichtig gemeinte Entschuldigungen handelt, also nicht um Notlügen, die vorgeschoben wurden, weil man überhaupt nicht kommen wollte. Vermutlich würden sie alle wohl gerne kommen wollen... ganz allgemein und grundsätzlich ... nur gerade heute passt es ihnen nicht. Sie haben keine Zeit...
Alle diese angesprochenen Belange sind an sich richtig, sind dem Menschen sogar von Gott zwecks Verwirklichung seiner Daseinsbestimmung aufgetragen: a) der Acker steht für die Fähigkeit des Menschen, seinen Lebensunterhalt durch seiner Hände Arbeit zu verdienen; b) die Fünfzahl der Ochsenpaare verkörpert die fünf Sinne des Menschen und steht für die schöpferische Verwirklichung der von Gott in die Wiege gelegten kreativen und intellektuellen Begabungen, c) die Vereinigung von Mann und Frau schließlich ist von Gott gesegnet und soll der Fortpflanzung des Menschengeschlechts dienen. Alle drei Aspekte – sogar buchstäblich verstanden als Zusammenspiel des Menschen mit der ganzen Schöpfung: Pflanzen, Tiere und (Mit-)menschen - kommen zudem in den Worten zur Geltung, die Gott noch vor dem Sündenfall zu den Menschen gesprochen hatte: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen“ (Gen. 1: 28).
Allerdings dürfen diese Worte niemals von den vorhergehenden zentralen Worten des Schöpfungsberichts isoliert betrachtet werden: (Dann sprach Gott:) „Lasst uns Menschen machen als Unser Abbild, Uns ähnlich. (…) Gott schuf also den Menschen als Sein Abbild; als Abbild Gottes schuf Er ihn. Als Mann und Frau schuf Er sie“ (Gen. 1: 26-27).
Gottes Ratschlusss sieht demnach also die Schaffung des Menschen nach Seinem Abbild und Ihm ähnlich vor. Gottes darauffolgender Schöpfungsakt vollzieht sich jedoch in der Schaffung des Menschen allein nach dem Abbild Gottes. Wie ist das zu erklären?
Die biblischen Kommentatoren stimmen fast alle darin überein, dass hiermit ausgedrückt wird, dass a) der Mensch nach Gottes Abbild geschaffen ist, und b) erst durch ein Gott gefälliges Leben seinem Schöpfer ähnlich werden soll.
Die zum Festmahl Geladenen aus unserem Gleichnis tragen das Abbild Gottes als Ist-Zustand in sich. Doch selbst wenn sie (bezogen auf unsere heutige Zeit) in dem, was sie tun, zielstrebig, ehrlich, beflissen und, letztendlich, erfolgreich sind – Beruf, geistig-kulturelle bzw. soziale Betätigung sowie Familie optimal miteinander vereinbaren, haben sie doch nur einen Zustand der relativen irdischen Vollkommenheit erreicht. Irdische Vollkommenheit kann symbolisch durch die Zahl „sechs“ ausgedrückt werden. Gott schuf nämlich Himmel und Erde, Pflanzen und Tiere, bis hin zum Menschen in sechs Tagen. Und „Gott sah alles an, was Er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.“ (Gen. 1: 31).
Als ich ich kurz nach dem Fall des Kommunismus im Osten unseres Kontinents an der Theologischen Fakultät in der damaligen Tschechoslowakei studierte, gab es im ganzen Hochschulsystem, sofern man die Prüfung bestanden hatte, nur drei Examensnoten: „Gut“ (3), „sehr gut“ (2) und „hervorragend“ (1). „Sehr gut“ war zwar „velmi dobre“, aber eben nicht „vyborne“, - war also nicht die Bestnote. Was Gott in sechs Tagen geschaffen hatte, war dementsprechend vergleichbar mit einer unreifen Frucht: sie ist grün, schmeckt sauer, - was mitnichten einen Makel darstellt, dafür aber Raum für eine weitere Vervollkommnung offen hält...
Diese Vervollkommnung ist aber nicht ohne die heiligende Wirkung Gottes möglich: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das Er geschaffen hatte, und Er ruhte am siebten Tag, nachdem Er Sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig: denn an ihm ruhte Gott, nachdem Er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte“ (Gen. 2: 1-3).
Wenn wir nun „Gott ähnlich“ werden wollen (s. auch Mt. 5: 48), bedarf es für uns der Heiligung durch den „siebten Tag“ (s. Ex. 20: 8-11). Es geht hierbei nicht nur um die formale Erfüllung einer „Sonntagspflicht“ (der Tag der Auferstehung ist für uns Christen der „Sabbat“ des Neuen Testamentes), sondern stellvertretend um die Segnung unseres gesamten irdischen Daseins – all unserer Worte, Gedanken und Emotionen; unserer Werke und unseres Schaffens sowie unserer zwischenmenschlichen Beziehungen – durch die göttliche Gnade. Diese Gnade erlangen wir durch die Mysterien der Kirche, allsonntäglich in der Göttliche Liturgie, die in den meisten Kirchen an Sonn- und Feiertagen zelebriert wird. Dort erleben wir die Einswerdung mit unserem himmlischen „Bräutigam“ in der Heiligen Kommunion.
Was ist aber mit denen, die ständig „keine Zeit“ haben (hier ist die Rede von jenen, die in ihrem Herzen das Weltliche dem Geistlichen vorziehen, und nicht von denen, die aus objektiven Gründen manchmal verhindert sind)?! - Sie zeigen damit, dass es für sie Wichtigeres gibt, als Gott, das Himmelreich oder das ewige Leben – nämlich die Arbeit, die Freizeit, die Familie. Wie bereits gesagt, Arbeit, Kreativität und Familie sind „sehr gut“, aber sie dürfen in der Werteskala nicht über Gott stehen – dann namlich werden sie zur „Sünde“.
Ein Teenager fragte einst Geronta Paisios: „Ist es denn eine Sünde, wenn man das irdische Leben liebt?“ - „Nein“ sagte Vater Paisios (und fuhr sinngemäß fort:), „alles muss aber am richtigen Platz sein. Du sollst deine Hobbies lieben als Hobbies, Freunde als Freunde, Geschwister als Geschwister, Eltern als Eltern, Heilige als Heilige, Engel als Engel, die Mutter Gottes als Mutter Gottes, und – Gott als Gott!“
(Auf meine Unwürdigkeit bezogen würde das wohl heißen: ich soll meinen Fußballverein nicht mehr lieben als meine Familie, und meine Familie – nicht mehr als Gott).
Ist diese Wertehierarchie aber aus den Fugen geraten, steht für jedes der im Gleichnis erwähnten Lebensbedürfnisse und -ziele eine „Sechs“. Denn gerade diese Zahl steht für die menschliche Vollkommenheit ohne Gott. Ohne Gottes Segen ist auch das (an sich) Gute böse. Adam und Eva durften sich von allen Bäumen des paradiesischen Gartens ernähren, nur nicht vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ (s. Gen. 2: 17). Sie kosteten aber von der einzigen Frucht, die nicht von Gott gesegnet war und wurden dadurch zu Teilhabern des Todes (s. ebd.). Und wenn wir gemäß der aus dem besprochenen Gleichnis gezogenen Lehre über unserem ganzen Leben drei „Sechsen“ haben, ergibt sich daraus zusammengenommen die Zahl sechshundertsechsundsechzig (s. Offb. 13: 18). Eine Zahl, die Reichtum, Macht und Promiskuität im Übermaß nach dem Vorbild König Salomons (s. I Kön. 10: 14) und auch entsprechend dem Geist dieser Welt verspricht. Und wenn diese drei „Sechsen“ nicht durch Gottes Gnade in die Zahl „777“ umgewandelt werden, wird die Dreizahl scheinbaren irdischen Glückes Ursache unseres seelischen Verderbens sein. Genau davor warnt uns der Apostel und Evangelist Johannes: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist. Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht. Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (I Joh. 2: 15-17; s. auch Gen. 3: 6; Mt. 4: 1-11; Lk. 4: 1-12).
Die Treue zu Christus verlangt von jedem von uns Verzicht, Entbehrungen und Opfer. Aber damit ist das Wesen der sich bald ihrem Ende neigenden Fastenzeit nur zu einem Bruchteil wiedergegeben. Wir verzichten auf Entbehrliches und Unnotwendiges, um dem ein Stück näher zu sein, was für das Seelenheil lebensnotwendig ist und die wahre Wonne des Herzens bringt: der Herabkunft des Heilands vom Himmel auf unsere sündige Erde. Diese Freude des Herzens wünsche ich Ihnen allen zum bevorstehenden Fest der Christgeburt. Möge durch sie jeglicher irdischer Kummer überstrahlt werden.
Amen.