Die geistigen Ratschläge eines Starzen
39. Wenn ihr beim Beten keinen Trost verspürt, so sollt ihr wissen, daß Gott bald nach Beendigung des Gebetes Seinen Trost und ein seliges Gefühl für euch bereit hat: "Ich fügte mich, harrte des Herrn und Er erhörte mich".
40. Während eures ganzen Lebens laßt euch vor jeder Handlung von folgender christlicher Überlegung leiten: Steht die von mir beabsichtigte Handlung nicht dem Willen Gottes entgegen? Ist sie nicht verderblich für meine Seele? Ist sie nicht kränkend für meinen Nächsten? Mahnt euch nach strenger Überprüfung euer Gewissen nicht, dann führt die Handlung aus, mahnt es aber, so tut nicht, was ihr vorhattet.
41. Rührt nicht mit eurer Zunge an die Ehre eures Nächsten, sondern benutzt die Zunge nur zum Lobe Gottes und zu Nutzung und Erbauung eures Nächsten. Wenn euch die Lust ankommt, schlecht über jemanden zu reden, so denkt an eure Sünden, die ihr in der Jugend begangen habt und macht euch selbst Vorwürfe.
42. Stöhnt nicht unter der Last des Lebens. Sie ist nur für die Böswilligen unerträglich; wer an unseren Herrn Jesus Christus glaubt, auf Ihn hofft, Ihn liebt, für den ist sie immer erträglich.
43. Uns ist das Leben nur gegeben, damit wir Gott preisen, unserem Nächsten Gutes tun und auf dem im Evangelium vorgezeichneten schmalen Pfad das ewige Leben erreichen, nicht aber um uns hier zu vergnügen. "Selig seid ihr, die ihr hier weinet...", nicht die ihr hier lachet.
44. Die Demut nahm ihren Anfang, als Sich der Herr Jesus Christus demütigte; sie ist Krönung und Zier aller Tugenden. Was für die ausgetrocknete Erde der Regen ist, ist die Demut für die Seele des Menschen.
45. Demut ist eine Tugend, die Gott Selbst mit Freude betrachtet. "Wen sehe ich an?" sagt Er, "einen Demütigen und Zerknirschten, der ängstlich Mein Wort befolgt".
46. Was aber heißt demütig sein?
Meiner Meinung nach ist der demütig, der glaubt, daß er der größte Sünder ist, der niemanden herabsetzt und kränkt, niemanden verurteilt, nur auf eigene Fehler achtet und weder Reichtum noch Ruhm, noch Lob und Ehre für sich will, da er sich dessen nicht für würdig hält, der mutig Erniedrigungen, Beschimpfungen und Vorwürfe erträgt, da er von Herzen ehrlich meint, dies verdient zu haben; der mit allen freundlich ist, bereit ist, einem jeden voll Liebe zu dienen, der seine guten Taten selbst nicht bemerkt und ohne Not nicht über sie redet.
Ich bitte Gott um eine solche Demut für Euch, meine Kinder, denn sie wird euch nicht nur von den Sünden befreien, sondern euch auch Den lieben lehren, Der Sich Selbst erniedrigte bis in den Tod, ja bis in den Tod am Kreuz.