Missionare aus der Rue Puteau Über die Aktivisierung des Freimaurertums in Rußland
Michail Nazarow
In der letzten Zeit widmen die Massenmedia in Rußland dem Freimaurertum immer größere Aufmerksamkeit. Das Meinungsspektrum ist ungeheuer groß. Die einen behaupten, die Freimaurerei sei ein Mythos und sie wollen daher nur in ironischen Tönen von diesem Thema sprechen. Andere stimmen diesem grundsätzlich zu, halten das Problem jedoch für ernster: “Die Freimaurerphobie ist eine ideologische Geistesstörung besonderer Art... ähnlich dem Eifersuchtswahn: ein Gebäude aus logischen Konstruktionen hat der Eifersüchtige sich erbaut, nur eines fehlt, nämlich die Fakten”. Solche Leute müssen “behandelt” werden, versichtert der Moskauer Psychiater M. Bujanov. Die dritten, geben im Unterschied zu den ersten, zwei löbliche Bücher heraus über die so wichtige Rolle der Freimaurerei in Geschichte und Kultur, unter anderem auch in der russischen: Die Zeitung “Izvestija” teilt mit, daß “Puschkin Freimaurer war. Er war stolz auf seine Zugehörigkeit... Die Freimaurerei half Puschkin, vom jugendlichen Atheismus den Weg zum Christentum zu finden...”. Die vierten halten die Freimaurerei zwar auch für einflußreich, jedoch für dermaßen schädlich und allgegenwärtig, daß sie in allen negativen Phänomenen und Ereignissen freimaurerisches Treiben wittern...
Diejenigen, die die Wahrheit suchen, sollten sich besser zu den freimaurerischen Quellen selber wenden. Jüngst schrieb ich, getreu diesem Prinzip, zwei Artikel: über die sozialpolitische Grundlage jenes Phänomens, das die rechte Flanke als “jüdisch-freimaurerische Verschwörung” bezeichnet; und über die Rolle der Freimaurerei in der russischen Emigration (s. die Münchner Zeitschrift “Veçe” No. 42 und 43; erster Teil auch in “Na‚ sovremennik” No. 12, 1991). Jetzt möchte ich dieses Thema unter einem neuen Aspekt und auf anderem Niveau fortführen, wobei ich auf eine Publikation der Moskauer Zeitung “Politika” zurückgreife.
In dieser Zeitung war ein Interview mit M.V. Garder abgedruckt. In der Emigration ist er bekannt als Autor international-politischer Presseschauen und ehemaliger Oberst des französichen Generalstabs. Jetzt erfuhren wir, daß er außerdem der “Senior, sowohl der Mitgliedschaft als auch dem Rang nach” in der russischen Freimaurerei im Ausland ist, und dazu “die Nummer zwei in der französischen Freimaurerei des Schottischen Ritus” - diese Obedienz betrachtet sich als religiös, im Unterschied zu dem atheistischen “Grande Orient”.
Die Hauptloge des Ordens, an deren Spitze Garder steht, hat ihren Sitz in Paris in der No. 8, rue Puteau. Eben mit dieser Adresse in Verbindung zu treten, forderten die Freimaurer die Bürger der Sowjetunion über Radio “Liberty” (22.3.91) auf, um sich ihrer Organisation anzuschließen. Die Moderatorin der Radiosendung, F. Salkazanova, beteuerte den Zuhörern sogleich, daß verschiedene “Lügenmärchen” über die Freimaurerei “nur im Gehirn eines Kretins entstehen konnten” (die Ähnlichkeit mit der Meinung des Psychiaters M. Bujanov ist hier nicht zufällig: er ist auch oftmals Autor von Sendungen von Radio “Liberty”). Die Vertreter der Loge bezeichneten als das “Hauptziel der Freimaurer - zur moralischen und spirituellen Vervollkommnung der Gesellschaft beizutragen”. Für ein Musterbeispiel derartiger Vollkommenheit halten sie die USA und riefen ins Gedächtnis, daß “die USA sich von Anfang an auf freimaurerische Prinzipien gründeten”. Daher - so erklärten sie - bedürfe Rußland heutzutage vielmehr als andere Länder der Freimaurer, denn “das, wonach das Land heute trachtet, entspricht den freimaurerischen Prinzipien”. Mehr noch: “es gibt heute keine Alternative als die freimaurerischen Strukturen, welche die Erziehung echter Bürger garantieren kann... die Kirche ist dazu nicht fähig und auch nicht die neuen politischen Parteien, denen es noch an demokratischer Reife mangelt”. “Heute ist allen, auch den sowjetischen Führern, klar, daß, wenn sie zu Reformen schreiten wollen, die Ausweitung des Freimaurertums in Rußland einen realen Schritt darstellt, der zu geistigem und materiellem Wohlstand führt.”
Mit dem Ziel “zur Ausdehnung der Freimauerei in Rußland beizutragen” und dort “freimaurerische Strukturen” aufzubauen, wurde in der rue Puteau eine Loge “Alexander Sergejeviç Pu‚kin” geschaffen. Denn, wie die Maurer mahnten, ist es nicht gestattet, neue Logen selber einzurichten: das geht nur unter der Führung schon bestehender. Am Schluß der Sendung wiederholte Frau Salkazanova zweimal, Buchstabe um Buchstabe, die Adresse und drückte die Hoffnung aus, daß auch Frauen dorthin schreiben werden - “es könnte ja auch eine russische Loge für Frauen gegründet werden”.
Ehe wir diesen Aufruf bewerten, wollen wir noch ein Dokument zitieren, das ebenfalls mit dieser Adresse zusammenhängt. 1924 schrieb ein Freimaurer der ersten Emigrationswelle namens N.P. Vakar an seinen Chef:
“Am 23. Januar... fand im Tempel in der rue Puteau eine Versammlung statt, die der ‘Glorifzierung Satans’ gewidmet war... das war im Grund genommen entweder eine Lobeshymne an den Satan oder eine Missionspredigt eines Satanisten. Die Rede war eben so konstruiert, nicht nur inhaltlich, sondern auch formell: jeder Absatz endete mit dem gesungenen Refrain ‘O Satan, Frère des Hommes’!
... der ‘Vortrag’ war in einen ‘historischen’ und einen ‘philosophischen’ Teil gegliedert. Auf diesem Gebiet bewies der Vortragende eine wesentliche Unwissenheit, dennoch erklärte er, daß der ‘Satan ... der Vorkämpfer des Rechtes der Menschheit gegen die göttliche Despotie’ ist, ‘eine wahre Quelle des Lichtes’, u.ä. Erklärend, daß es ganz natürlich ist, wenn der Mensch Gott auf die sogenannte ‘göttliche Liebe’ mit Haß und Bosheit zurückzahlt, daß ‘die Menschheit eben der Satan’ ist, schloß der Prediger mit der Satanshymne, wozu er die bekannten Verse Baudelaire dazu adaptierte. Das Fazit, das die Zuhörer aus der Predigt ziehen konnten, war nur eines: KOMMT UND LASST UNS IHN ANBETEN...
Im Abschlußwort dankte der Ehrwürdige Meister der Loge dem Bruder Humary für seine ‘interessanten und ergreifenden’ Ausführungen und bestätigte den anwesenden und neu geweihten Brüdern den ‘echt freimaurerischen Charakter’ des gehörten Vortrags”.
In diesem Zusammenhang stellt der “verdutzte” Vakar eine Frage: ist dies “irgendein Programm, das bewußt und absichtlich in der Bruderschaft von einem Teil der Brüder durchgeführt wurde; oder .... die Bekundung zynischer Sittenkorruption und spirituellen Rowdytums”?
Leider ist uns die Antwort des Freimaurerchefs auf diesen Brief Vakars unbekannt. Versuchen wir selber, eine Antwort zu finden.
Es besteht kein Zweifel, daß die Freimaurerei die einflußreichste Bewegung der Neuzeit ist, welcher die heutige Welt weitgehend ihre spirituelle Situation verdankt. Sie entstand in der Form eines Geheimordens in dem ideologischen Raum zwischen religiöser Reformation und atheistischer Aufklärung - als neuheidnische Religion der Vernunft, welche sich dem “reaktionären” Einfluß der Kirche entgegenstellt und auf eine Transformation der Gesellschaft auf “progressiver” rationalistisch-kosmopolitischer Grundlage hinarbeitet. (Daher verbietet die katholische Kirche seit 1738 ihren Gläubigen, einer Loge beizutreten, unter Exkommunikationsandrohung...)
Allmählich bildeten sich innerhalb der Freimaurerbewegung verschiedene “Obedienzen” heran, von den mystischen bis zu den atheistischen, die somit verschiedene Seiten dieses Programms betonten. Und dementsprechend kann man die Auswirkung der Freimaurerei in der Neuzeit ebenso von der geistigen wie auch von der politischen Ebene aus untersuchen.
Was die Politik betrifft, so verbirgt die einschlägige freimaurerischen Literatur schon lange nicht mehr, daß unter den Führern der “bürgerlichen Revolutionen” (angefangen von der französischen) auch viele Freimaurer waren, sowie unter den Leadern sozialistischer Parteien, und unter den Gründungsmitgliedern des Völkerbundes (später UNO), und sehr oft auch unter den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Seine Ansicht, daß in der Februarrevolution von 1917 die Freimaurer “keinerlei Rolle spielten”, könnte M. Garder anhand des franz. freimaurerischen Wörterbuchs berichtigen: dort heißt es, daß “die Mehrheit der Mitglieder der Provisorischen Regierung Freimaurer waren”. Dabei stammte die damalige Freimaurerei in Rußland grundlegend von jener Obedienz in Frankreich ab, deren Oberhaupt 1904 erklärte: “Wir sind nicht nur antiklerikal, wir sind Gegner aller Dogmen und Religionen... Das tatsächliche Ziel, das wir verfolgen, ist die Zertrümmerung aller Dogmen und aller Kirchen”.
Nachdem die Freimaurerei im Westen ihr Ziel erreicht hatte (nach dem Sieg über den Einfluß der katholischen Kirche und nach der Atomisierung der Gesellschaft), verlor die Freimaurerei ihre politische Agressivität. Sie hat sich wohl jetzt, wie die Freimaurer selber scherzen, in so etwas wie ein “Büro für gegenseitige Hilfe von Funktionären” verwandelt. Denn in jener demokratischen Gesellschaft, welche die Freimaurer errichteten, braucht man, um an die Macht zu gelangen und sie zu realisieren, eben keine geheimen Organisationen mehr, sondern Geld und Informationsmedien (obwohl auch jetzt die wahren Machtstrukturen wie zuvor es immer noch vorziehen, hinter den Kulissen zu wirken; in letzter Zeit wird ihre Ideologie der “neuen Weltordnung” als “Mondialismus” bezeichnet). Darüberhinaus wurden die freimaurerischen Ideen (moralischer Pluralismus, Abkehr von dem christlichen Geschichtsverständnis) allgemein gültig in der westlichen Welt (in der Sowjetunion fand eine ähnliche Entwicklung auch ohne freimaurerische Strukturen statt: das sogenannte “Westlertum”). Deshalb ist es heute bereits nicht mehr so wichtig, ob dieser oder jener Politiker Freimaurer ist oder nicht; interessanter ist, das geistige Wesen des Freimaurertums zu analysieren (und damit auch sein Erbe), sowie seinen Platz im allgemeinen Lauf der Apostasie (Abfall von Gott) der Menschheit.
Indem wir jedoch zur Analyse dieses Niveaus der Freimaurerei schreiten, müssen wir eine Bemerkung machen: es fordert schon nicht mehr sozialpolitische Fakten, sondern geschichtsphilosophische und religiöse Kategorien. Und hier können uns die freimaurerischen Quellen nur mit grellen Illustrationen, aber nicht mit endgültigen Schlußfolgerungen helfen.
Die dunkle Spiritualität des Freimaurertums ist bereits an seinen finsteren äußerlichen Attributen erkennbar, an den Racheritualen mit den “Leichnamen” in den Särgen (siehe z.B. Illustrationen in dem in Moskau nachgedruckten zweibändigen Werk “Freimaurerei in Vergangenheit und Gegenwart”). Noch dunkler ist der innere Sinn der freimaurerischen Symbolik. Schon für ihre Genealogie wählten die Freimaurer gleichsam absichtlich aus dem AT die Repräsentanten des Hochmuts und Materialismus: Kain, die Konstrukteure des Babylonischen Turmes, den König Salomo und den Erbauer seines Tempels Hiram. Mit den letzten zwei Lehrbildern sind die wichtigsten Rituale der Freimaurerei verbunden.
So ist “der Salomonische Tempel das Lehrbild, das alle anderen Symbole aus sich entwickeln läßt, um sie wieder in eine Einheit zusammenzufassen” - kann man im Freimaurerlexikon lesen. Ihre Tätigkeit selber bezeichnen die Maurer als “den Salomonischen Tempelbau”, wobei sie darunter eine Art Paradies auf Erden verstehen; darin liegt die Allegorie des Begriffes “freie Maurer”. “Einen besonderen Kult mit der Symbolik des Salomonischen Tempels treiben amerikanische Logen”.
Aber nach der patristischen Lehre, die bereits lange vor dem Erscheinen der neuzeitlichen Freimaurerbewegung entstand, wird in diesem Tempel kein anderer als König sitzen als der Antichrist, der Sendbote Satans, “der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens” (2 Thess 2,3-4)....
Außerdem folgt schon aus dem AT, daß der Antichrist aus dem Geschlecht Dan hervorgeht - eben dieses Geschlecht steht in der Bibel mit dem zukünftigen Träger des Bösen im Zusammenhang (Gen 49,17-18; Jer 8,16), und es ist das einzigste, das in der Apokalypse nicht genannt ist unter der Zahl der zum Heil gekommenen Geschlechter Israels (Apk 7,4-8). Und siehe, die im Freimaurertum hauptsächlich angebetete Figur Hiram stammt mütterlicherseits eben aus diesem Geschlecht: Sie war “aus den Töchtern Dans” (2 Chron 2,14) - vermerkt das genannte freimaurerische Lexikon seelenruhig. Es ist nicht zu verwundern, daß in einigen Varianten der freimaurerischen Legende über Hiram seine Herkunft in direkten Zusammenhang mit dem Engel gebracht wird, der gegen die “göttliche Despotie” rebelliert.
Übrigens geht der Kult Hirams in der Freimaurerei so weit, daß sogar eine Art “Antievangelium” geschaffen wurde über die Ermordung des Meisters durch seine Neider; “anti” - weil Christus nach seinem Tod aufersteht, aber von Hiram nur die verwesende Leiche übrigbleibt. In ihren Ritualen rächen sich die Freimaurer auch für seinen Tod; in den Logen gibt es kunstvoll hergestellte Modelle der Leiche.
Vor diesem Hintergrund kann man auch besser den Sinn der freimaurerischen “Initiation” verstehen (der Eingeweihte wird eine Viertelstunde lang “unter der Erde” gelassen: in einem finsteren Zimmer allein mit der Leiche oder einem Schädel), die durch die Verpflichtung (unter Todesandrohung), das Geheimnis zu hüten, besiegelt wird. Im “Boten der Vereinigen Freimaurerlogen”, der Garder angehört, wird eine derartige Initiation im Sinne eines “Einflusses geistiger Ordnung, dessen Ursprung... unbedingt ‘nicht-menschlicher’ Herkunft sein muß” erörtert. “Das Ritual kann in gewissem Sinn magische Kraft beinhalten, die eine emotionale Wirkung auf die Psyche des Neophyten ausüben kann.” “Wir waren oftmals Zeugen einer tatsächlichen Metamorphose - was natürlich das Ziel jeder echten Initiation sein sollte -, die in einigen unserer Brüder stattfand.”
Fast ebenso legt eine ausländische Autorität namens Endres die Bekehrung zum Freimaurertum aus: dies ist eine “esoterische Verbundenheit mit dem Immateriellen.... Einweihung ist eine Zustandsveränderung der eigenen Seele” (Kursiv im Orginal). Die Faustische Analogie mit dem Verkauf der Seele liegt hier nahe. (Interessant zu bemerken, daß Goethe, der Autor des Faustes, auch ein Freimaurer war). Und aus dem französischen Freimaurerlexikon erfahren wir, daß in einem der freimaurerischen Rituale “Hiram geistig in dem Initierten wiedergeboren wird”.
Charakteristisch ist, daß die Freimaurer es vermeiden, zu spezifizieren, welches “Höchste Wesen” sie anbeten, und ihn einfach den “Großen Baumeister des Universums” nennen. Dieser Umstand, wie auch die Verneinung des trinitarischen Verständnisses Gottes, erleichert die Möglichkeit, Ihn (bewußt oder verborgen) durch irgendein anderes “Wesen” zu ersetzen, denn gerade auf die Rolle des “Baumeisters” erhebt auch Satan einen Anspruch in der Absicht, in dieser Angelegenheit mit Gott zu wetteifern. Die Freimaurer selber verfallen in diesen Konkurrenzhochmut, wenn sie behaupten, daß “im Christlichen durch die falsche Übersetzung der neutestamentlichen Forderung des ‘metanoiete’ mit dem unrichtigen Wort ‘tut Buße’ eine gewisse Verinnung eingetreten” ist. “Die Metanoia, ein uraltes Ziel der Mysterien, heißt nicht Buße, sondern heißt ‘Andersdenken’...”. Und in dem zitierten Programm von Radio Liberty unterließen die Freimaurer nicht, zu unterstreichen: “Auf ihrer Suche nach der Wahrheit... lehnen die Freimaurer jeden Versuch, diese Forschungen einzuschränken, ab. Der Freimaurer ist ein Mensch, der frei von Vorurteilen und Dogmen ist...”.
Der Möglichkeiten für solch einen Ersatz Gottes durch den Diabolus gibt es in der freimaurerischen Symbolik viele. Die Tatsache, daß die sogenannte “religiöse” freimaurerische Obedienz auf ihren “Altären” die Bibel legt - bedeutet nichts, denn “Wenn die Hand des zu verpflichtenden Bruders bei der Aufnahme auf der Bibel liegt, so verplfichtet das den Bruder keineswegs auf den Inhalt der Bibel”, schreibt Enders; daher: “viele Logen ersetzen die Bibel durch ein Buch mit weißen Blättern”....
So ist die von Vakar beschriebene Anbetung Satans nur eine der Erscheinungen des inneren Wesens des Freimaurertums. Nur, wahrscheinlich die Maurer selber, “wissen nicht, was sie tun” - für viele von ihnen ist der Satan kein Träger des Bösen, sondern die “wahre Quelle des Lichtes und der Vernunft”... In diesem Zusammenhang könnte man sich daran erinnern, daß Satan auch den Namen Luzifer, “Lichtträger” hat (er hat die Fähigkeit, die Gestalt eines “lichttragenden Engels” anzunehmen). Eben dieses Licht geht während des Initiationsritus in den Freimaurer ein. Und dieses “Licht der Aufklärung” trägt das Freimaurertum von Anfang seines Wirkens an. Dieses “Licht” strahlt auch das Pentagramm, der fünfeckige “flammende” Stern aus, der “zu den allgemeingültigen Symbolen der Freimaurerei gehört”, mit der Tradition der Kabbala in Zusammenhang gebracht wird und auch mit dem “Siegel Salomonis, da der König es auf dem Grundstein des Tempels angebracht habe” - so führt das Freimaurerlexikon aus. (Vielleicht wurde das Pentagramm von den Bolschewiken unbedachterweise übernommen, aber die Symbolik der geistigen Verwandtschaft zwischen Freimaurertum und Kommunismus ist recht beeindruckend geworden: So prätendierten auch die Kommunisten auf die Errichtung eines ähnlichen “Tempels” - nämlich des Paradieses auf Erden...). Der bereits oben zitierte Kenner der freimaurerischen Symbolik bekräftigt, daß, so wie der fünfeckige, auch der sechseckige Stern (ebenfalls ein freimaurerisches mit Tempel Salomonis im Zusammenhang stehendes Symbol) gemeinsam eine wichtige Eigenschaft besitzen: sie strahlen “Licht” aus, was auf die altbabylonische Astrologie zurückgeht.
Einige Verteidiger des Freimaurertums geben zu, daß es darin satanistische Tendenzen gibt, aber sie schreiben das “nur solchen Logen zu, die deswegen auch einen Kampf gegen die Religion führen, die deswegen auch schreien ‘Nieder mit dem Gekreuzigten’, um ihre Religion und ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten, denn ein Freimaurer von der hellen Seite wird nie so auftreten.... Wie man sehen kann, liegt der Unterschied zwischen “atheistischem” und “religiösem” Freimaurertum nur darin, daß das erstere direkt seine Negierung sowohl der geistigen Welt, als auch der christlichen Werte bekennt, während das letztere ein “positives” Programm aufweist, in dem es sich in der geistigen Welt ein anderes Anbetungsobjekt wählt und dabei behauptet, dies sei mit dem Christentum “wohl vereinbar”. Manchmal geschieht dies auf folgende Weise: “Wir sind Freidenker, ihr seid Gläubige... Als vom Forschungsgeist Besessene, sind wir Bedienstete des Satans. Ihr seid die Hüter der Wahrheit, die Diener Gottes. Diese zwei Meister ergänzen einander. Sie bedürfen einander....” - schrieb in seinem “Brief an den Heiligen Vater” der prominente Freimaurer A. Lantoine.
Leute, die die “Initiation” erhalten haben, zu überzeugen, ist jedoch sehr schwer: es ist als ob sie von irgend etwas verzaubert sind und in einem anderen System ethischer und ästhetischer Koordinaten leben (nicht einmal die Leichensymbolik schreckt sie ab). Das bestätigt auch Garder, der im Freimaurertum “so eine gewisse Atmosphäre wittert... es ist ein Traum, aber ein bewußter Traum” und “wenn Sie sich tatsächlich der Musik dieses Traums hingeben, den Sie erleben, dann verändert er irgend etwas in Ihnen”... Charakteristisch ist in diesem Zusammenhang die Apologie des Freimaurertums in der Broschüre von A. Klizovskij; schwerlich war sich der Autor bewußt, daß er seine Opponenten durch solche Argumente eher erschrecken als beruhigen konnte:
“Es ist wohl bekannt, daß der Freimaurerorden genauso wie die ihm im Geiste verwandte Lehre des Rosenkreuzerorderns, in Verbindung mit der Quelle des Lichtes, den Führern unseres Planeten, den Älteren Brüdern der Menschheit steht”. Ihr Ziel ist “das zukünftige irdische Paradies”, wobei “sogar die negativen Phänomene von den Großen Baumeistern der Welt, den Älteren Brüdern der Menschheit zu unserem Nutzen umgestaltet werden und zu etwas Positivem werden...” So “ist die der Natur eigene Grausamkeit jene Peitsche, die die Faulen und Schwachen antreibt. In dem menschlichen Königreich der Natur existieren die räuberischen Hechte auch dazu, um die zarten Karauschen zu nötigen, Aufmerksamkeit, Selbständigkeit und andere positive Qualitäten zu entwickeln, und wenn diese Eigenschaften voll entfaltet sind, dann besteht keine Notwendigkeit mehr für diese Peitsche....”. In der Welt findet die “Absonderung der reichen Früchte der menschlichen Evolution von den unreifen statt. Und während die reifen Früchte der menschlichen Evolution durch ihr höheres Bewußtsein das Licht spüren und zur Lichtquelle streben, sehen die unreifen dieses Licht nicht. Für die geistig reifen Menschen werden unsere Unsichtbaren Führer, die Älteren Brüder der Menschheit zur Realität, sie werden fühlbar und sogar sichtbar, aber für die in der Dunkelheit Verharrenden bleiben Sie Phantasien... V. Ivanov (Autor von freimaurer-gegnerischen Büchern, M.N.)... weiß um die Existenz auf der Erde unserer Führer, die auf unserem Planeten leben: die Älteren Brüder der Menschheit, aber er nennt sie... finstere satanische Mächte... Mit Leuten wie Ivanov haben wir nichts gemeinsam”.
Ende folgt
Michail Nazarow