Verschiedenes 2000

Bote 2000-1
Ereignisse im Hl. Land

Zu Weihnachten lud Yassir Arafat die orthodoxen Patriarchen nach Bethlehem ein. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst auf Einladung der weltlichen Machthaber begannen sie das Jahr 2000. Nur der serbische Patriarch Pavle nahm wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht an dieser Demonstration teil. Eine Woche später, am 2./15. Januar 2000, vertrieben palästinensische Soldaten auf Geheiß Arafats unsere Mönche und Pilger aus dem in Jericho gelegenen Klosterhof der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland. Dieser Befehl war die Antwort auf die “freundschaftliche” Bitte des Moskauer Patriarchen Alexej II. während dessen Besuch in Bethlehem. Die Mehrzahl der inhaftierten Mönche erlitten dieses Schicksal zum zweiten Mal – im Juli 1997 wurden sie zuliebe des Moskauer Patriarchen bestialisch geschlagen und aus dem Dreieinigkeits-Kloster an der Eiche von Mamre in Hebron verjagt.
In der Nacht der Geburt verkündeten die Engel in Bethlehem der Welt Frieden. Der Moskauer Patriarch bringt (in der Nachfolge seines Vorgängers Alexij I., der 1948 ähnliche Ungesetzlichkeiten im Heiligen Land gesegnet hatte) in die irdische Heimat des Herrn Krieg, Feinseligkeit und Verleumdung.
Von neuem zeigt die Führungsspitze des Moskauer Patriarchats unzweideutig ihre Unfreiheit. Es ist offenkundig, daß sie immer noch eine Gefangene des Staates ist. Freiwillig oder unfreiwillig – das ist nicht von so großer Bedeutung.
Nicht ein einziges Mal wurde auf zivilisierte Weise angefragt, wie es sich mit den Besitzrechten verhält. Nicht ein einziger Vorschlag zu einer menschlichen Lösung der Probleme, nicht ein einziger Aufruf zu einer Unterredung oder einer konziliaren Regelung nicht nur der Frage des Grundbesitzes, sondern aller anstehenden Probleme wurde uns jemals unterbreitet. Wir glauben an die Kraft der Buße und beten - ganz besonders - jetzt vor dem Beginn der Großen Fasten, daß unser barmherziger Herr Liebe auch jenen schenken möge, die heute noch nach alter Gewohnheit Gewehrkolben dem Wort der Liebe vorziehen. Möge der Fleischgewordene Logos uns alle zu Teilhabern Seines Wortes werden lassen.
Nach der Besetzung unseres Klosterhofes zeigte sich, daß dort die Vertreter des russischen Konsulats den Ton angeben mit dem Konsul selbst an der Spitze (s. unten Chronik der Ereignisse in Jericho). Offensichtlich soll unser Klosterhof in Jericho Regierungseigentum werden genauso wie der Garten der Palästina-Gesellschaft, den Arafat vor zwei Jahren ebenso unter dem Vorwand der Übergabe an das Moskauer Patriarchat enteignete.
So ist das Moskauer Patriarchat ganz offensichtlich kein freier Organismus. Es ist eine staatliche Behörde, ein gehorsamer Knecht des gottlosen Staates, der von Kräften geführt wird, die es nicht ertragen können, daß Mönche und Nonnen friedlich für den Frieden der ganzen Welt beten. In Rußland haben diese Kräfte Tausende und Abertausende Kirchen zerstört, Millionen Menschen ermordet, unsere Heiligtümer geschändet. All das hat das Moskauer Patriarchat nicht nur gedeckt, sondern durch sein Schweigen und durch die Lüge vom angeblichen Fehlen jeglicher Verfolgung der Kirche gerechtfertigt. Heute ist diese dunkle Seite der Geschichte zum Exportartikel geworden – jetzt wird grenzenlose Gesetzwidrigkeit, die in den Jahrzehnten des gottlosen Terrors ausprobiert und verfeinert wurde, weit außerhalb der Grenzen des russischen Landes in einem Staat eingeführt, der eben erst seine Selbständigkeit behaupten will und mit den Regeln einer demokratischen Gesellschaft nicht vertraut ist.
Und wiederum sind Vertreter des Moskauer Patriarchats nicht nur schweigende Beobachter, sondern nehmen aktiv an diesen Schandtaten teil. Himmelschreiendes Unrecht, das sich schamlos terroristischer Methoden bedient, triumphiert auf Wunsch, mit Hilfe und Unterstützung einer Organisation, die sich Moskauer Patriarchat nennt. Niemand Geringerer als der “Außenminister” des Moskauer Patriarchats selbst, Metropolit Kyrill Gundjaev, reiste persönlich nach Jericho, um das enteignete (auf deutsch gesagt – gestohlene) Grundstück zu begutachten. So wichtig ist es für die gottlosen Diebe und Räuber, das Gebetsleben zu zerstören und vernichten, das in all den Jahren der “Sowjetzeit” auf diesem kleinen Grundstück im Heiligen Land bewahrt wurde, und die Mönche und Nonnen ihres Rechts auf Existenz zu berauben, die im Laufe der Jahrzehnte des militanten Atheismus hier ein asketisches Leben führten, um die Heiligtümer der Russischen Kirche zu bewahren.
Man kann nur die Millionen einfacher und gutgläubiger russischer Menschen bedauern, denen keine Wahl gegeben ist und die deshalb in den Kirchen zu beten gezwungen sind, die einer Organisation gehören, welche sich Moskauer Patriarchat nennt. Der Aufruf Arafats zur Vereinigung mit einer terroristischen Vereinigung, als welche sich das MP entpuppte, kann man nur als Zynismus und Hohn bewerten.
Wir werden auch weiterhin zu Gott beten, daß Er Seiner Kirche Frieden schenkt. Der jetzige Aufstand des Widersachers ist nur eine weitere Bestätigung der Richtigkeit unseres Weges. Selbst wenn uns die Kräfte des Antichristen der letzten irdischen Zufluchtsstätte für das Gebet berauben, werden wir fortfahren, zu Gott um das Geschenk der Freiheit – der äußeren wie der inneren – für das leidgeprüfte russische orthodoxe Volk zu beten, für seine aufrichtigen Priester, gleich welchem Teil der Russischen Kirche sie angehören, und für alle die, die um ein ehrliches christliches Leben bemüht sind.
+ Erzbischof MARK,
Beauftragter des Synods für die Angelegenheiten der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem.
Jerusalem, Stadt des Friedens, im Januar-Februar 2000.

Bote 2000-1
Ereignisse im Hl. Land
Jericho – Eine Chronik der Gesetzlosigkeit
Mitteilung aus dem Büro des Erzbischofs von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, 
des Beauftragten des Bischofssynods für die Angelegenheten der Russischen Geistlichen Mission im Heiligen Land.

Mitteilung aus dem Büro des Erzbischofs von Berlin und Deutschland
der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland,
des Beauftragten des Bischofssynods für die Angelegenheten
der Russischen Geistlichen Mission im Heiligen Land.

Heute, am Sonnabend den 15. Januar 2000, drangen Angehörige des palästinensischen Militärs in den Morgenstunden auf das Territorium unseres Gartens in Jericho mit zwei Häusern, die von Mönchen bewohnt sind, ein. Die dort befindlichen fünf Mönchen wurde arrestiert und in Polizeigewahrsam genommen. Dort wurde ihnen eröffnet, daß sie in den Vormittagsstunden freigelassen würden, aber in ihr Haus nicht zurückkehren dürften. Zwischenzeitlich intervenierte der amerikanische Generalkonsul bei Minister Jajourie, der Arafat anrief und von diesem die Nachricht erhielt, die Mönche könnten in ihr Haus zurückkehren. Als sie mittags zu ihrem Haus kamen, wo inzwischen auch der Leiter unserer Geistlichen Mission mit anderen Mitarbeitern eingetroffen war, wurde ihnen vom Chef der Mission des Moskauer Patriarchats Feodosij der Zugang zu ihrem Haus verweigert. Auf den Hinweis auf Arafats Aussage reagierte der Moskauer Missionsangehörige, daß er die Aufgabe seiner Regierung erfülle. Dies Replik beweist nur ein weiteres Mal, wie unselbständig das Moskauer Patriarchat nach wie vor ist, und in welchem Maße es mit den weltlichen Machthabern verquickt ist. Das eben nennen wir Sergianertum, und das ist einer der wichtigsten Punkte in unseren Unstimmigkeiten mit dem MP.
Während des Aufenthaltes des Moskauer Patriarchen Alexij im Heiligen Land zu Weihnachten 4. - 7. Januar 2000 besuchte eine Delegation aus niederen Beamten der palästinensischen Verwaltung den Leiter unserer Geistlichen Mission, Abt Alexij (Biron) und bestand in einem über zweistündigen Gespräch auf der Notwendigkeit der Vereinigung beider Teile der Russischen Kirche. Abt Aleksij betonte, daß dies eine innere Angelegenheit der Russischen Kirche ist, um die wir uns selbst bemühen, daß aber andererseits die Palästinensische Regierung gerade alle Möglichkeiten einer ausgewogenen Untersuchung aller wesentlichen Fragen, d.h. einer Vergangenheitsbewältigung unterminiert habe, indem sie im Juli 1997 unsere Mönche aus dem Dreieinigkeits-Kloster in Hebron bestialisch schlagen und aus dem Kloster verjagen ließ, um dort das Moskauer Patriarchat zu etablieren, dessen Vertreter ruhig bei den Mißhandlungen zuschauten. Mönche und Nonnen der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland bewahrten über siebzig Jahre lang die Heiligtümer der Russischen Kirche im Heiligen Land, so auch das Kloster in Hebron mit seinem Heiligtum, der Eiche von Mamre und das Grundstück in Jericho mit den Resten einer Kirche aus den ersten christlichen Jahrhunderten und verteidigte diese gegen vielfältige Anschläge. Die heutige neue Aggression seitens des Moskauer Patriarchats in den Umarmungen des post-sowjetischen Staates zeugt von der steten Bereitschaft der Teilnehmer dieser dunklen Angelegenheit in Jericho, Menschenrechte und religiöse Rechte anderer mit Füßen zu treten. Ein weiteres Mal tritt die palästinensische Administration den status quo mit Füßen, den es sich in zahllosen Verträgen der letzten Jahre zu bewahren verpflichtete. Von Rechtsstaatlichkeit kann in dem neu entstehenden palästinensischen Gebilde nicht die Rede sein.
Wir rufen die Weltöffentlichkeit auf, gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit zu protestieren.

Wir bringen in dieser Ausgabe des Boten einen genauen Bericht der Vorgänge in Jericho, und zwar nicht nur, um die Leser mit der faktischen Seite der Ereignisse bekanntzumachen, sondern auch um sie zumindest ein wenig die Atmosphäre der Gesetzlosigkeit, der Lüge und des Terrors nachempfinden zu lassen, die sich durch die Machenschaften des Moskauer Patriarchats um unsere russischen Heiligtümer herum aufbaut.

Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen in Kürze (Lk 18, 7-8).
Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig (Apk 22, 11-12).

Samstag, der 2./15. Januar
An diesem Samstag Morgen wurde nach dem Typikon der Russischen Kirche zur Liturgie das Evangeliumsgleichnis über den Richter und die unaufhörlich zu ihm flehende Witwe gelesen, durch das Herr uns bewegt, zu beten und nicht zu verzagen. Ahnte irgend jemand von den Kindern der Russisch Orthodoxen Kirche in der Diaspora, daß wir gerade von diesem Tag an – und zwar nicht nur die Eifrigen, sondern auch die Trägen – anfangen werden, unaufhörlich zu seufzen, auf die Gnade Gottes zu hoffen, auf daß sie uns in Schutz nehme und sich unserer erbarme?
Etwa um 10 Uhr morgens dieses Tages drangen plötzlich bewaffnete palästinensische Soldaten und Sicherheitsoffiziere auf das Gelände unseres Jerichoer Klosterhofes. Die Mitglieder der kleinen Mönchsgemeinde, die sich außer dem Gebet, der grundlegenden monastischen Beschäftigung, auch der Gartenarbeit und der Herstellung von Weihrauch widmeten, wurden verhaftet. Ihnen wurde erklärt, ab 10 Uhr sei das Jerichoer Anwesen mit Garten und allen darauf befindlichen Bauten dem MP übergeben. Als die örtlichen Bewohner, die unsere Mönche gut kennen und ihnen freundlich gesinnt sind, von der Verhaftung und Ausweisung erfuhren, protestierten sie auf der Straße.
Zur gleichen Zeit war Schwester Maria (Stefanopulos) vom Gethsemane-Kloster, die Leiterin der Schule von Bethanien für die palästinensischen Kinder, zusammen mit ihrer Assistentin, Schwester Martha, unterwegs nach Tiberias, um von dort die Internatsschüler nach den Ferien abzuholen. Um etwa 11 Uhr waren sie bei Jericho. Der Vorsteher der Geistlichen Mission der ROKA, Igumen Alexij, informierte sie per Handy über die Ereignisse und befahl ihnen, eiligst nach Jericho zu fahren. Als Schwester Maria sich dem Kloster näherte, sah sie eine aufgebrachte Menge vor den Toren und drinnen auf unserem Grundstück nicht nur palästinensische Soldaten und Sicherheitskräfte, sondern auch den Leiter der Mission des MP, Archimandrit Feodosij, mit irgendeinem ihr unbekanntem Mönch. Sie rief sofort per Handy das amerikanische Konsulat an.
Für die nicht genügend informierten russischen Leser, die man heutzutage davon überzeugen möchte, daß das MP die russischen Heiligtümer vor den “Amerikanern” schützen muß, ist hier eine kleine Erläuterung angebracht. Die Kinder der Russischen Kirche im Ausland, die Nachkommen von Russen, die dem kommunistischen Terror entflohen, wohnen nun in Europa, in Asien, in Australien, in Amerika, und besitzen natürlich die entsprechende Staatsangehörigkeit. Unsere Kirche leuchtet mit Gottes Segen auch für die Bürger der Länder, in denen unsere Gemeinden wirken, und unter ihnen gibt es solche, die mit ganzem Herzen die Orthodoxie aufnehmen, und zwar die russische Orthodoxie, nicht nur mit ihren gottesdienstlichen Traditionen, sondern gerade auch mit dem ganzen Leid und der Bitterkeit des historischen Schicksals der Russischen Kirche. Deshalb leben in unseren Klöstern im Heiligen Land Menschen verschiedener Nationen, welche die verschiedensten Pässe haben. Im vergangenen Jahr berichteten die Äbtissinen der Klöster vom Ölberg und von Gethsemane in Nr. 4 und 5 des Boten ausführlich unseren Lesern darüber. Schwester Maria ist eine amerikanische Bürgerin, deshalb wandte sie sich ganz selbstverständlich um Hilfe an das amerikanische Konsulat. Sollte sie etwa Schutz vor dem Übergriff im Konsulat der Russischen Föderation suchen, da ja die ganze Sache von der russischen Regierung eingefädelt worden war? Während sie also telefonisch einem amerikanischen Konsularangestellten die Situation schilderte, betrat Schwester Maria das Tor, wurde aber augenblicklich von den palästinensischen Soldaten aus dem Grundstück hinausgedrängt. Archimandrit Feodosij schaute schweigend zu.
Bald kamen unsere Mönche aus dem Polizeirevier zurück. Ihnen wurde gestattet, noch einmal hineinzugehen, um persönliche Dinge zu holen, die dann in einen Lastwagen geladen wurden. Schwester Maria wurde nahegelegt, mit demselben LKW zusammen mit den Mönchen nach Jerusalem abzufahren. Sie weigerte sich jedoch und ordnete an, Schwester Martha solle sich ins Auto setzen und nach Bethanien zurückkehren.
Schwester Maria weigerte sich auch kategorisch, vom Tor wegzugehen. Sie begann den um das Tor herum versammelten Palästinensern laut zu erklären, daß unsere Mönche verhaftet und aus ihrem Eigentum verjagt worden sind. Wahrscheinlich beschlossen die palästinensischen Soldaten, es sei wohl besser Schwester Maria hereinzulassen, weil sie die Reaktion der lokalen Bevölkerung fürchteten. Auf jeden Fall forderten sie sie nun höflich auf, hereinzukommen. Nachdem sie eingetreten war, setzte sie sich zuerest einfach neben das Tor nieder, nicht nur aus Erschöpfung, sondern auch in der Hoffnung, daß bald jemand von unserer Kirche oder aus dem amerikanischen Konsulat erscheinen würde. Doch die Soldaten legten ihr nahe, weiter hineinzugehen – zur Kapelle, und dort zu beten. Mehrere Male wiederholten sie ihr, daß sie ein Recht habe, hier zu bleiben. Vor der Kapelle saß Archimandrit Feodosij in einem Sessel. Als Schwester Maria auf die Kapelle zuging, versperrte ihr ein junger, rotbärtiger, nicht sehr großer aber kräftiger Mann, der schwarze Hosen und ein schwarzes Hemd trug, den Weg. Schwester Maria sagte ihm, daß sie nur in der Kapelle beten wolle und daß die palästinensischen Soldaten ihr erlaubt hätten, in die Kapelle zu gehen. Aber dieser blieb vor dem Eingang stehen und ließ sie nicht hinein. Da erschien ein zweiter, ebenso gekleideter Mann (Schwester Maria ist nicht ganz sicher, ob es Mönche waren, aber bestimmt gehörten sie zu demselben Kontingent), dieser war bedeutend größer als der erste. Beide “Genossen” packten grob und skrupellos die widerstrebende Nonne, schleiften sie durch das ganze Gelände und warfen sie aus dem Tor hinaus – in Schwester Marias eigenen Worten – “wie einen Kartoffelsack”. Archimandrit Feodosij beobachtete alles schweigend. Um diese Zeit erschien am anderen Tor der gerade aus Jerusalem eingetroffene Generalkonsul der USA, John Herbst. Er ging außen am Zaun um das Gelände herum und kam zu dem Tor, aus dem Schwester Maria hinausgeworfen worden war und fragte sie, wie es ihr gehe. Schwester Maria erklärte, sie halte es für unerläßlich, so lange hierzubleiben, bis die Lage geklärt ist und unsere Mönche wohlbehalten in ihr Haus zurückkehren können. Dank der Vermittlung des Konsuls wurde Schwester Maria von der palästinensischen Regierung gestattet, auf das Gelände des Klosters zurückzukehren – zum großen Mißfallen der Vertreter des MP. Sie kehrte zur Kapelle zurück und setzte sich unweit des Eingangs nieder. Ihr gegenüber, unter demselben Eingang saß ein Moskauer Mönch. Eine Stunde später erschien Archimandrit Feodosij mit irgendeinem Priestermönch, der den rotbärtigen “Wachposten” neben der Eingangstür der Kapelle photographierte. Daraufhin verschlossen die “Geistlichen” des MP die Kapelle und entfernten sich. Die Sonne ging unter und es wurde kalt. Einige palästinensische Soldaten ließen sich im Hof bei der Kapelle nieder. Etwa nach einer Stunde kam der “große” Mönch, der den kleinen Rotbärtigen auf seinem Posten vor der verschlossenen Kapellentür ablöste: wahrscheinlich gingen sie abwechselnd zum Essen und Sich-Aufwärmen. Von all dem war für die leicht gekleidete Nonne keine Rede. Unterdessen kamen Arbeiter und wechselten das Schloß an der Kapellentür, und wahrscheinlich auch alle anderen Schlösser im Kloster. Schließlich wurde es den Mönchen des MP wohl zu dumm, Schwester Maria zu bewachen, sie gingen weg und ließen sie alleine in der Kälte und Dunkelheit vor der verschlossenen Tür sitzen. Um etwa 9 Uhr abends kam Schwester Xenia aus dem Gethsemane Kloster zu ihr, ebenfalls eine amerikanische Staatsbürgerin, die auf die Vermittlung des Generalkonsuls von den Palästinensern in das Grundstück gelassen wurde, denn er fürchtete Schwester Maria dort ohne jede Unterstützung mit den so agressiven und erbarmungslosen “Brüdern in Christus” aus dem MP alleine zu lassen. Beide Nonnen verbrachten die Nacht unter dünnen Decken auf dem kalten Steinpflaster vor der Kapelle.

Sonntag, den 3./16. Januar,
Sonntag vor Theophanie
Ab 8 Uhr morgens wurde bei dem Jerichoer Anwesen eine ständige Mahnwache der Mönche unserer Klöster eingerichtet. Um etwa 10 Uhr kamen die offiziellen Vertreter des Russischen Konsulats auf das Gelände. Wahrscheinlich bewog die erste Protestwelle gegen die Besetzung unseres Eigentums die palästinische Regierung, den Vorschlag zu machen, daß beide Seiten, die Nonnen der ROKA wie auch die Russen, das Gelände verlassen sollten. Dieser Vorschlag wurde aber von beiden Seiten abgelehnt, hauptsächlich weil die Moskauer Konsularbeamten diese Möglichkeit kategorisch verwarfen.
Um 11.30 Uhr betrat der aus Jerusalem herbeigereiste Vertreter des amerikanischen Konsulats das Gelände. Als die Nonnen und der amerikanische Diplomat auf die grobe Forderung der Mitarbeiter des russischen Konsulats, sie sollen unverzüglich das Grundstück verlassen, ablehnend antworteten, drohte einer der russischen “Diplomaten” sogar damit, man werde sie umbringen. Um 20 Uhr abends wurde den Nonnen, wieder dank der Vermittlung des amerikanischen Konsuls, erlaubt, für die Nacht einen Raum in der Nähe der Kapelle zu beziehen, der allerdings sehr feucht ist und einen Zementfußboden hat.

Am Montag, den 4./17. Januar traf S.E. Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland, zugleich der Verantwortliche für die Angelegenheiten der Russischen Geistlichen Mission beim Bischofssynod, in Jerusalem ein. Ab Montag suchte er zusammen mit dem Leiter der Geistlichen Mission, Igumen Alexij, und dem aus New York herbeigereisten Priestermönch Ioakim (Parr) die Vertreter anderer christlicher Konfessionen in Jerusalem auf und erklärte ihnen die Situation. Sie alle waren sehr besorgt, denn sie wissen, daß solche Einmischungen des Staates auch ihr Leben in Mitleidenschaft ziehen könnte.
Dienstag, den 5./18. Januar Vorfest von Theophanie
Gleich nach der Liturgie, d.h. ca. 8:30 fuhr Erzbischof Mark nach Jericho. Von diesem Tag an kam Vladyka im Verlaufe seines gesamten Aufenthaltes im Heiligen Land täglich morgens nach der Liturgie, wenn unsere Mahnwache vor dem Tor abgelöst wird und nahezu täglich abends gegen 19:00 nach Jericho. Jedesmal sprach er mit den Schwestern, die einzeln mit einem Wachsoldaten zu Tor kommen, er sprach ihnen Mut zu, prüfte, ob sie alles Notwendige haben, beratschlagte mit ihnen, ob es recht sei, dieses Dasein hinter Gittern weiter zu führen.

An diesem Dienstag wurde folgender Aufruf
im Internet publiziert:

Ein Plädoyer
Mein Name ist Schwester Maria (Anastasia Stephanopoulos). Ich bin Mitglied der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland - der “weissen” russischen Kirche. Unsere Kirche wurde von Bischöfen und Gläubigen ins Leben gerufen, die während der Zeit der kommunistischen Verfolgung zum Exil aus ihrem geliebten Rußland gezwungen wurden.
Unsere “weissen” russischen Bischöfe teilten denselben Glauben wie jene russisch-orthodoxen Bischöfe, die in der Sowjetunion blieben, verhaftet und schließlich umgebracht wurden.
Sie wurden getötet, weil sie sich weigerten, sich dem Diktat einer Regierung zu unterwerfen.
Sie weigerten sich, weil sie die Integrität und innere Freiheit der Russischen Orthodoxen Kirche nicht durch die weltlichen Mächte gefährden lassen wollten.
Während dieser Zeit der Verfolgung taten die “weissen” russischen Bischöfe alles, was in ihrer Macht stand, auch als Flüchtlinge, die Welt wissen zu lassen, wie die Russisch Orthodoxe Kirche verfolgt wurde.
Aber ihre Arbeit wurde noch erschwert, weil es unglücklicherweise in Russland einige Bischöfe gab, die die Freiheit der Kirche aufs Spiel setzten und zuliessen, daß die Angelegenheiten der Kirche durch den Staat kontrolliert wurden.
Im Jahre 1925 wurde der Moskauer Patriarch Tichon ermordet. Zwischen 1925 und 1941 gab es keinen Patriarchen von Moskau. Aber es gab Metropolit Sergius, der die Gefährdung zuließ und sich dem Diktat des Sowjetregimes beugte.
In den 30-er Jahren sagte er öffentlich, daß es keine Verfolgung von Gläubigen in Russland gäbe. Für seine “guten” Taten und seine Loyalität belohnte 1941 Joseph Stalin Sergius und erlaubte den Aufbau einer Organisation, die sich Moskauer Patriarchat nannte. Sergius wurde Patriarch von Moskau. Seine Nachfolger hiessen, Alexij I., Pimen und heute Alexij II.
Der Moskauer Patriarch Alexij II. sagt uns, dass der Kommunismus jetzt vorbei ist, das Moskauer Patriarchat sei frei.
Darf ich bescheiden fragen: Ist die Moskauer Kirche frei?
Am Freitag, dem 14. Januar 2000 lebten “weisse” russische Mönche in einem kleinen Kloster in Jericho, wie es “weisse” russische Mönche seit den 30-er Jahren getan haben. Am Samstag, dem 15. Januar drangen palästinensische Soldaten und Staatssicherheitsoffiziere ein und besetzten dieses bescheidene kleine Kloster auf Verlangen der offiziellen Vertreter des Moskauer Patriarchen. Die “weissen” russischen Mönche wurden verhaftet und vertrieben, wobei Mönche des Moskauer Patriarchats zuschauten und dann den Soldaten auf das Klostergrundstück folgten.
Nun haben die “weissen” russischen Mönche und Gläubigen in Jericho keinen Ort mehr, den sie ihr eigen nennen können.
Aber - keine Furcht, meine lieben Mönche vom Moskauer Patriarchat, meine Brüder in Christus, die ihr mich so gekonnt niedergerungen, über das Klostergelände geschleift und mich zum Tor hinausgeworfen habt, die “weisse” Russische Kirche wird nicht mit Gewehren und Soldaten zurückkehren.
Wie unser Herr Jesus Christus im Garten von Gethsemane sagte, sind unsere Waffen nicht Panzer und Gewehre, sondern Gebet und Umkehr.
Wie ihr Hebron besetzt habt und uns keinen Ort gelassen habt, um dort frei zu beten,
wie ihr Jericho heute besetzt haltet,
wie ihr versuchen werdet, Bethanien zu besetzen,
wie ihr eines Tages unsere Klöster auf dem Ölberg besetzen werdet, so werden wir uns nicht auf Gewehre und Spione verlassen, um unsere Gebetsstätten im Heiligen Land zu behalten. Stattdessen blicken wir dorthin, wo unsere Herzen an diesen Festtagen der Taufe unseres Herrn sein sollten.
Und wenn uns im Heiligen Land keine physischen Eigentümer bleiben, wo wir frei Gott dienen können, werden wir (wenn nicht leiblich, dann geistlich) dorthin gehen, wo der heilige Prophet und Vorläufer, Johannes der Täufer, sein Haupt neigte und die Umkehr predigte, nämlich zu den Wüsten und Höhlen am Jordanfluß.
Nun, ihr Priester und Mönche des Moskauer Patriarchen, nehmt eure Waffen - eure Staatssicherheitsoffiziere und eure bewaffneten Soldaten, und auch wir werden unsere Waffen nehmen - unsere Gebetsschnüre und unsere Tränen der Umkehr zu den Ufern des Jordan, mit dem Gebet, daß auch ihr eines Tages diese Waffen wählen möget. Dann werden wir wahrhaftig von einer freien Russischen Orthodoxen Kirche sprechen können, einer für alle Angehörigen des Gottesvolkes, ob sie in Moskau oder in New York sind, oder in der irdischen Heimat unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus.
Vorfest der Taufe Christi
5./18. Januar 2000
Donnerstag, der 7./20. Januar
Erzbischof Mark reichte bei dem Vorsitzenden der Abteilung für christliche Religion im Religionsministerium Israels eine Beschwerde ein, in der er seine Empörung darüber zum Ausdruck brachte, daß der israelische Staat die Organisatoren solchen Unrechts duldet und ihnen diplomatischen Status gewährt.
Am Morgen mußte für Schwester Xenia ein palästinensischer Arzt gerufen werden, weil die Soldaten in der Nacht direkt vor der Tür des Raumes, wo die Schwestern übernachten, ein Lagerfeuer anzündeten, von dessen Rauch sie einen Asthma-Anfall erlitt. Mitarbeiter des Roten Kreuzes wurden nicht zu den Schwestern zugelassen.
Zwei Bedienstete des amerikanischen Konsulates waren in Jericho und redeten eine halbe Stunde lang mit den Schwestern Maria und Xenia. Die Schwestern haben keine Möglichkeit, ein Waschbecken zu benutzen, ganz zu schweigen von einer Dusche, sie müssen sich die Zähne an einem Wasserhahn im Hof vor den Augen der Soldaten putzen, denn der Ort, wo sich die sanitären Anlagen befinden, ist von den “Moskauer” Mönchen und Diplomaten besetzt.
Priestermönch Ilija zelebrierte im Beisein von Äbtissin Moiseja und 25 Nonnen einen Bittgottesdienst vor dem vergitterten Tor, so daß die Schwestern Maria und Xenia, die in der Regel nur je einzeln zum Tor kommen können, auf der anderen Seite des Gitters stehend mit ihren Schwestern beten konnten.
Am Abend traf Erzbischof Mark wieder in Jericho ein. Die palästinensischen Soldaten, die ihm zuerst nicht erlauben wollten, mit den Schwestern zu sprechen, ließen schließlich Schwester Xenia zu dem Tor kommen. Schwester Maria ließen sie nicht hin, ungeachtet dessen, daß die palästinensische Militärverwaltung dem amerikanischen Vizekonsul versprochen hatte, Vlakyka die Möglichkeit zu einem Gespräch mit beiden Schwestern zu geben. Die Soldaten erklärten, daß sie in der einbrechenden Dunkelheit ihre Sicherheit vor den Agenten des russischen Konsulats und Patriarchats nicht garantieren könnten. Wie seltsam dies auch klingen mag, so muß doch gesagt werden, daß die palästinensischen Soldaten praktisch unsere Nonnen schützen vor dem Terror der in Gottlosigkeit miteinander wetteifernden Bediensteten des russischen Konsulats und Moskauer Patriarchats, die sich die Vertreter Rußlands und seiner Kirche nennen.

Freitag, der 8./21. Januar
In der Nacht des 7./20. auf den 8./21. Januar wurde das Torgitter, durch das alleine mit den Schwestern Maria und Xenia gesprochen werden konnte, mit Brettern vernagelt. Erzbischof Mark wandte sich an den amerikanischen Vizekonsul mit der Bitte, erneut bei dem Chef des palästinensischen Sicherheitsdienstes, Oberst Rajoub, um Erlaubnis zu bitten, ihm freien Zugang zu den Schwestern zu gewähren.

Samstag, der 9./22. Januar
Der russische Konsul Musienko versuchte mit Brachialgewalt, einer Mitarbeiterin des amerikanischen Konsulates den Zugang zu jenem Teil des Klosters zu verwehren, wo seit einer Woche bereits die zwei Nonnen des Gethsemane-Frauenklosters ausharren. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit den palästinensischen Beamten und nach Erscheinen von Oberst Rajoub wurde sie zu den Schwestern gelassen, um ihnen Nahrungsmittel und warme Kleider zu bringen. Unterdessen forderte der Stellvertreter von Oberst Rajoub, Herr Abed, daß beide Nonnen von dem Gelände fortgebracht würden. Im Falle einer Weigerung drohte er mit einer gewaltsamen Entfernung der Schwestern ab 12 Uhr am Sonntag. Wenig später wurde erklärt, der Zeitpunkt der Ausweisung sei auf 14 Uhr des Samstages festgelegt. Erzbischof Mark forderte Zugang zu dem Klosterhof zum persönlichen Gespräch mit den Schwestern, bekam aber eine Absage. Vladyka unterstrich, daß wir dem Weggang der Schwestern nur dann zustimmen, wenn die Moskauer Vertreter auch das Gelände verlassen. Dieser Vorschlag wurde von den russischen Konsularbediensteten zurückgewiesen. Gegen 16 Uhr wurde Erzbischof Mark mitgeteilt, Arafat habe den palästinensischen Beamten befohlen, nicht auf der Vertreibung der Schwestern zu beharren, und seine Rückkehr nach Palästina abzuwarten, bis er selbst mit den Vertretern beider Seiten sprechen wird, um das Problem zu lösen. Bald darauf brachten die Palästinenser ein zusätzliches Soldatenkontingent auf das Gelände, um den Schutz beider Seiten zu garantieren. Es wurde erklärt, daß der Teil des Anwesens mit Garten und Kapelle, der allen unseren Pilgern so gut bekannt ist, unseren Schwestern zur Verfügung gestellt und daß ein ungehinderter Zugang zu ihm durch einen eigenen Eingang sichergestellt werden wird. Die Moskauer Vertreter würden in jenem Teil bleiben, den zuvor die UNO einnahm.
Sonntag, der 10./23. Januar
Nach der Liturgie auf dem Ölberg hatte Erzbischof Mark mit Igumen Alexij und Priestermönch Ioakim eine Begegnung mit dem Hochseligen Diodoros, dem Patriarch von Jerusalem und ganz Palästina. Nach der gegenseitigen Begrüßung wurde der Patriarch über die Ereignisse in Jericho unterrichtet. Der Patriarch brachte seine Empörung über die frevelhafte Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der Kirche zum Ausdruck und wiederholte zweimal: “Wir werden stets bezeugen, daß Ihre Kirche immerdar dieses Vermögen besaß”. Der Patriarch versicherte Erzbischof Mark, daß er persönlich in dieser Sache bei Arafat vorsprechen werde, wie er es nach der illegalen Besetzung unseres Klosters in Jericho tat. Um 11.30 Uhr traf Erzbischof Mark in der Begleitung offizieller Persönlichkeiten in Jericho ein. Zwei Mitarbeiter des amerikanischen Konsulats teilten mit, daß der russische Konsul ihm wieder verwehre, auf unser Grundstück zu gehen. Sie telefonierten mit Abed und erhielten von ihm die Zusicherung, daß die gestrige Abmachung noch im Laufe dieses Tages in Kraft treten würde. Beide Schwestern, die Nonnen Maria und Xenia, gingen einzeln zu dem Tor, von dem die Bretter entfernt worden waren, und konnten an diesem Tag frei mit ihrem Bischof reden. Sie leiden nicht so sehr an physischer Not, als an der ständigen Anwesenheit der in den Räumen über der Kapelle untergebrachten russischen Diplomaten, die in offenen Hemden herumlaufen, ununterbrochen rauchen, laut lachen und drohende Gebärden machen. Es ist schmerzlich, solche Leute dort zu sehen, wo die russischen Pilger stets mit gebetserfüllter, diesem Ort angemessener Frömmigkeit hingingen, einem Ort, wo der Blinde von Jericho im Glauben und Wohlwollen des Herrn durch ein Wunder Christi das Augenlicht fand.

Montag, der 11./24. Januar
Die Mitarbeiterin des amerikanischen Konsulats wurde zu den Schwestern gelassen, genau fünf Minuten lang. Den Vertreter des Roten Kreuzes ließen sie jedoch nicht hinein, aber nach seinen nachdrücklichen Bemühungen, Einlaß zu bekommen, begannen die Soldaten, den Platz vor ihrer Unterkunft zu fegen und zu säubern.

Am Freitag, den 15./28. Januar kehrte Erzbischof Mark in seine Diözese zurück, um den Brüdern des Klosters des Hl. Hiob von Po¡caev in München die Beichte abzunehmen. Am Samstag und Sonntag vollzog er die Gottesdienste in Berlin, wo er auch als Vorsteher der Gemeinde den Vorsitz bei der Gemeindeversammlung führte.

Sonntag, der 17./30. Januar
In allen orthodoxen russischen Kirchen, sowohl in Rußland als auch in der Diaspora, wird an diesem Tag dem Typikon gemäß die Evangeliumsgeschichte über den Blinden von Jericho (Lk. 18, 35-43) gelesen. Dieses Ereignis fand eben an jenem Ort statt, wo jetzt nicht nur ein Streit über die Eigentumsrechte an dem Anwesen, sondern eine wahrhaft tragische Konfrontation zweier dem Geiste nach gegensätzlicher Auffassungen vom eigentlichen Sinn der Existenz der Kirche in dieser Welt stattfindet. Nach der Erläuterung der heiligen Väter ist der Blinde, über den jetzt das Evangelium berichtet, das Bild des Sünders, der unablässig betet und durch solch ein Gebet die Verzeihung der Sünden und die Erneuerung der Seele durch die göttliche Gnade erhält. So erinnerte uns der Herr noch einmal barmherzig daran, daß Jericho in erster Linie eine Stätte des Betens ist, des demütigen Gebets zum Herrn, das erhört wird, selbst wenn alle ringsherum dem Betenden zu schweigen befehlen.
An diesem Tag wurde beim Treffen der Staatsoberhäupter in Davos (Schweiz) dem Jordanischen König Abdullah II. nach seiner Rede vor der Internationalen Versammlung persönlich ein Brief von S.E. Amvrosij, des Bischofs von Vevey, anläßlich der illegalen Wegnahme unseres Anwesens in Jericho übergeben. Ein analoges Schreiben wurde durch einen zuverlässigen Mittelsmann Präsident Arafat übergeben.

Am Montag, den 18./31. Januar kehrte Erzbischof Mark nach Jerusalem zurück.

Dienstag, der 19. Januar/1. Februar
Nach der Liturgie fuhr Vladyka zusammen mit Igumen Alexij nach Jericho. Die Schwestern waren in der letzten Zeit sichtbar im Geiste erstarkt und sagten Vladyka, daß das ganze Geschehen sie gezwungen hätte, sich auf das Gebet zu konzentrieren und sich bewußt zu werden, daß das, was sie durchmachen, nicht mit dem verglichen werden kann, was die Nonnen im Kosovo erdulden mußten, oder was eben jenen Palästinensern im Gefängnis oder im Untergrund widerfährt.
Aus Jericho nahm Erzbischof Mark die Brüder der “Nachtschicht”, die ständig dort Wache halten, und vor dem Tor unseres Jerichoer Klosters beten, mit nach Jerusalem, wo er einen Termin mit dem amerikanischen Generalkonsul hatte. Vladyka bat den amerikanischen Diplomaten, sich bei den Palästinensern einzusetzen, daß unseren Schwestern und den Moskauer Vertretern gleiche Bedingungen geschaffen werden, insbesondere, was den freien Ein- und Ausgang betrifft, der letzteren gewährt wird, aber unseren Schwestern untersagt bleibt.
Um etwa 14 Uhr teilten die Schwestern aus Jericho mit, daß dort eine Menge palästinensischer Beamten eintraf. Nach ihnen kam eine Gruppe von Nonnen aus dem Bergkloster, der Vorsteher der Moskauer Mission Archimandrit Feodosij, und Metropolit Kyrill Gundjajev, der Vorsitzende des Außenamtes des MP.
Von palästinensischer Seite kam Abed, der Stellvertreter des Oberst Rajoub. Einer der Beamten fragte unsere Schwestern, warum sie sich hier befänden. Sie antworteten ruhig, daß sie sich auf dem Anwesen befänden, das unserer Kirche gehört, und daß andere hier nichts zu suchen hätten. Abed erklärte unseren Schwestern, man sei gekommen, um das Anwesen zu besichtigen und zu entscheiden, wie es aufgeteilt werden kann, und daß sie im Laufe von 48 Stunden die Schlüssel zu “ihrem” Teil bekommen würden.

19. Januar/1. Februar 2000,
Hl. Makarios der Große
Aus dem Appell der Schwester Maria, die seit nunmehr 18 Tagen mit Schwester Xenia in Jericho in freiwilliger Gefangenschaft zubringt. (Publikation mit geringfügigen Kürzungen).
Warum sind wir hier?
Die Palästinenser haben bis jetzt noch nicht die Kunst der “Freiheit” vervollkommnet, die für ein kommunistisches System charakteristisch ist. Die Türen unseres Gefängnisses stehen noch halb offen, und es ist meine moralische Pflicht, der Welt über das Fehlen der religiösen Freiheit beim Moskauer Patriarchat und seinem Waffenbruder, der Russischen Regierung, berichten.
Ich muß für Vater Alexander @Zarkov sprechen, einen einfachen Priester des Moskauer Patriarchats, einen liebevollen geistlichen Vater seiner Herde. Müde geworden der Willkür und des Mangels an Spiritualität bei den Bischöfen des MP wandte er sich im Juni 1997 an die Bischöfe der ROKA mit der Bitte, in ihre Obhut aufgenommen zu werden. Von diesem Augenblick an wurde er unaufhörlich von den russischen Sicherheitskräften verfolgt. Am Sonntag des 14. September 1997 begann seine Frau, besorgt, daß er am Abend noch nicht nach Hause gekommen war, nach ihm zu suchen. Sie fand den Körper Vater Alexanders in der lokalen Leichenhalle, eine Kugel im Kopf und in der Brust. Sicherheitshalber war er von einem Auto überfahren worden.
Ich muß für die tapferen Einzelseelen sprechen, die frommen Frauen (Babu¡skas) in Obojan, Tomsk und St. Petersburg und ihre Bischöfe, Evfimij und Veniamin, die der Jurisdiktion der ROKA angehören und die hart um ihre Hauskirchen kämpfen, obwohl sie genau wissen, daß sie jeden Moment verhaftet und ihre Andachtsstätten zerstört werden können.
Ich muß über die Gerissenheit Jelzins und des Moskauer Patriarchen Alexej II. sprechen, die stolz ihr Gesetz der Gewissensfreiheit an die große Gocke hängen – eine Freiheit, die jedoch nur jenen Orthodoxen Gläubigen zukommt, die sich dem Moskauer Patriarchat unterordnen.
Ich muß für die unzähligen Gläubigen und Priester in dem MP sprechen, die sehr gut über die Unzulänglichkeiten ihrer Bischöfe und die Abhängigkeit der Kirche vom Staat in Rußland Bescheid wissen, die aber ohnmächtig sind, die keine Möglichkeit haben, offen zu sprechen.
Sie sind machtlos vor ihren Bischöfen, ihrem Patriarchen Alexej II., der in den KGB Akten besser als Agent Drozdov bekannt war...
Ich muß offen über die Lügen, die Patriarch Alexej II. bis auf den heutigen Tag von sich gibt, die großen wie die kleinen, sprechen.
Nur eine kleine: Letzte Woche berichtete die Nachrichtenagentur TASS, daß Patriarch Alexej der ROKA vorwarf, daß sie die Türen ihrer Heiligtümer im Heiligen Land nicht für Pilger aus Rußland, Weißrußland und der Ukraine öffne. Patriarch Alexej, müssen wir Ihnen etwa die Bilder vom 7. Januar 2000, dem Weihnachtstag, schicken, als 100 Mitglieder des Moskauer Seminaristenchores mit ihren Priestern unser Kloster der Hl. Maria Magdalena in Gethsemane besuchten, die Kirche besichtigten und auf der Stelle von unseren Schwestern zum Essen eingeladen wurden? Möchten Sie eine unserer palästinensischen Nonnen kennenlernen, die den Souvenirladen betreiben, und die so emsig Russisch lernten, um den zahlreichen russischen Pilgern, die durch unsere Tore gehen, zu Diensten zu stehen?
Und eine große Lüge: Patriarch Alexej, Sie sagen, Kirche und Staat seien heutzutage getrennt und frei in Rußland. Warum sind dann heute in dem Kloster von Jericho, einer Stätte des Gebetes, mehr russische Diplomaten, Konsularangestellte und Funktionäre als Mönche des Patriarchats? Könnten die Andeutungen von hochrangigen israelischen Regierungsvertretern, daß die russische Regierung plant, das Jerichoer Kloster in ein Konsultat zu verwandeln, etwa zutreffen? Das MP behauptet, daß die Kirchen der ROKA nichts für die Pflege der Stätten im Heiligen Land tun, sich nicht um die Pilger kümmern. Wird ein Konsulat auf den Ruinen einer Kirche aus dem 6. Jahrhundert den religiösen Bedürfnissen der russisch-orthodoxen Gläubigen besser dienen können als ein Kloster?
Und da ich noch einen kleinen Schlitz habe, durch den ich sprechen kann, so muß ich all die Länder fragen, die behaupten, sie würden die Freiheit, die Rechtsstaatlichkeit verteidigen: Wo bleiben eure Stimmen jetzt?
Israelische Minister, Natan @S¡caranskij und Julij Edelstein, Sie waren auch Gewissensgefangene, “refuseniks” (die die sowjetische Staatsangehörigkeit verwarfen - Red.), wir sind auch “Verweigerer”. Wir kennen auch den Gestank der Repression, die abgehörten Telefone, dieses Klopfen an die Tür, diese “Freunde”, die nur geschickt werden, um uns zu bespitzeln und jede unsere Geste, jedes unserer Worte zu beobachten.
Freiheit nur für ein paar Wenige ist nicht Freiheit. Beweisen Sie Ihre Integrität jetzt, Ihre Überzeugung, daß alle Menschen das Recht auf religiöse Freiheit haben: ob Juden, Moslems oder Christen.
Vereinigte Staaten von Amerika und Mitgliedstaaten der Weltbank, versteht Ihr, wie Euer Experiment fehlgeschlagen ist? Herr Strobe Talbott, Sie möchten, daß Rußland demokratischen Prinzipien folgt. Herr Weltbank-Präsident Wolfsohn, Sie hätten vielleicht gerne, daß Rußland die freie Marktwirtschaft annimmt. Ist es nicht eklatant deutlich geworden, daß ein Land, dessen moralisches Rückgrat gebrochen wurde, nicht die Last tragen kann, den Grundsätzen von Freiheit und Demokratie zu folgen?
Die Wiederherstellung eines freien Rußland kann unmöglich stattfinden ohne eine moralische Wiedergeburt. Und diese wiederum kann nicht ohne die Läuterung und Erneuerung seiner größten religiösen Körperschaft, der Orthodoxen Kirche, geschehen. USA, wenn Ihr zulaßt, daß die Stimme des freien Teils der Russischen Orthodoxen Kirche ständig totgeschwiegen wird und daß unsere Kirchen im Heiligen Land weggenommen werden, liefert Ihr dann nicht Rußland einem andauernden Zustand der Dekadenz und Korruption aus, der auch mit Milliarden von Dollarn nicht geheilt werden kann?
Und schließlich wende ich mich an Euch, meine geliebten Freunde, das einfache Volk, mit dem ich in Palästina lebe und arbeite. Ich kenne Eure so schöne Gastfreundschaft, Euren bescheidenen Edelmut inmitten der Unterdrückung, die ihr so viele Jahre erlitten habt. Ich weiß, daß dieser Türspalt mir noch offen ist, weil Ihr in Eurer grundlegenden Gutheit einfach nicht wißt wie, in Euren schönen Herzen einfach nicht erfaßt, wie diese Tür vollends zu schließen wäre. Es ist mein tiefstes Gebet, daß Eure Politiker, Eure Yassir Arafat, Abu Mazen, General Rajoub, Sarb Erekat, nicht dem Totalitarismus und der Verderbtheit anheimfallen. Euer Volk hat zu lange gelitten, ist zu gut, um von seinen Führern jetzt auf solch eine Weise verraten zu werden.”

Von den Reaktionen auf diese Botschaft bringen wir Auszüge aus dem Brief eines der darin erwähnten “Priester in dem MP, die sehr gut über die Unzulänglichkeiten ihrer Bischöfe und die Abhängigkeit der Kirche vom Staat in Rußland Bescheid wissen”, Vater Georg Edelstein, der der Vorsteher der Auferstehungskirche des Dorfes Karabanovo der Eparchie von Kostroma ist. Vater Georg schreibt:
“... 1927 erklärte Metropolit Sergij in seiner verlogenen ‘Löyalitätserklärung’ im Namen der ganzen Kirche: ‘Wir halten zu unserem Volk und zu unserer Regierung’. Aber niemand kann gleichzeitig auf den zwei gegenüberliegenden Seiten eines Abgrundes stehen, niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen.
Als Stalin die Moskauer Patriarchie legalisierte, setzten sich unsere höchsten Hierarchen in luxuriöse Staatslimousinen und fuhren von ihrem Volk davon zu ihrer kommunistischen Regierung. Dort gedeihen sie wie eine einzige Familie in enger Verbundenheit bis zum heutigen Tag. Sie erholen sich in den gleichen Regierungs-Datschas seit Stalins Zeiten, machen Kuren in denselben Sanatorien und Krankenhäusern, speisen an einem Tisch bei den Empfängen im Kreml, sie haben gemeinsame Ziele, gemeinsame Aufgaben, gemeinsame Methoden zur Erreichung ihrer Ziele und Erfüllung ihrer Aufgaben.
Verzeiht mir um Christi willen. Sie sind es und nicht wir, die euch gewaltsam aus dem Kloster der Heiligen Dreieinigkeit in Hebron 1997 vertrieben, sie sind es, und nicht wir, die in diesem Jubiläumsjahr am Heiligen Altar stehend, das unblutige Opfer darbringend, gegen euch Intrigen flochten, alle nur möglichen Netze, als sie planten, gewaltsam noch ein Kloster zu besetzen, diesmal in Jericho. Das Ziel ist völlig klar und jedem verständlich: Schritt um Schritt die ROKA zu verschlingen und zu liquidieren. Wie sagt doch der Fuchs in der bekannten russischen Fabel: ‘Erlaube mir nur die Pfote auf die Fuhre zu legen, dann werde ich es schon selbst schaffen, hinaufzuklettern.’ Fast niemand in der Welt nahm die Gesetzlosigkeit in Hebron wahr, und auch jetzt schaut die Welt gleichgültig auf den groben Gesetzesbruch in Jericho. Was soll uns also noch stören, die Agression in Bethanien, in Gethsemane, auf dem Ölberg fortzusetzen?
Viele Jahre wurde uns beigebracht, Schweigen sei Gold. Viele Jahre lang zwangen sie uns, die einfache und unumstößliche Wahrheit zu vergessen, daß durch Schweigen Gott verraten wird. Schweigen war die höchste Tugend im kommunistischen Staat und im Moskauer Patriarchat. Viele Jahre rechtfertigten wir uns dadurch, daß wir gezwungen waren zu schweigen, daß sie uns zum Schweigen nötigen, daß, wenn wir über die Lage der Religion und Kirche in unserem Land die Wahrheit sagen würden, man uns ins Gefängnis werfen, in die KZ schicken, oder uns einfach gleich umbringen könnte. Ja, sie sind dazu fähig. Das Beispiel Vater Alexander @Zarkovs, das Sie erwähnen, soll alle Unbotmäßigen daran erinnern, was sie erwartet: eine Kugel in die Brust und noch einen Kontrollschuß in den Kopf. Aber wann wurde einem denn in zweitausendjähriger Geschichte für das Bekenntnis Christi jemals der Kopf gestreichelt? Heutzutage gibt es in Rußland keine solchen massenhaften Christenverfolgungen, wie es sie in den ersten Jahren der Sowjetherrschaft gab. Aber wir schweigen wie eh und je. Wir schweigen um vieles einmütiger und auffälliger, als in jenen schrecklichen Jahren. Übrigens schweigt mit uns genauso einmütig und demonstrativ die ganze internationale progressive Gesellschaft.
All das (d.h. daß der jetzige Moskauer Patriarch, wie auch viele andere Hierarchen des MP, seine Karriere dank der engen Zusammenarbeit mit dem KGB machte -Red.) wissen wir , und wir schweigen. Da ernten wir nun die Früchte unseres Schweigens. Ich zweifle nicht daran, daß der ehemalige Präsident Boris Jelzin, für den ich immer meine Stimme abgab, über den Patriarchen Alexij viel mehr wußte, als uns die Zeitungen berichtet haben. Und noch mehr weiß über ihn, nehme ich an, der geschäftsführende Präsident, Vladimir Putin, aber sie ziehen es vor zu schweigen.
Leider sind auch Ihre Mitbürger, die Amerikaner, solche Schweiger. Patriarch Alexij kam in die USA, hielt große Reden, Tausende von Amerikanern wurden zu den Empfängen mit ihm eingeladen, aber kein einziger wagte ihm die Wahrheit offen zu sagen. Ich werde nie glauben, daß die Professoren des Orthodoxen Seminars des Hl. Vladimir bei New York und die Professoren der Universität von Georgetown nicht die allen zugänglichen Dokumente gelesen haben. Patriarch Alexij II. wurde im State Department und im Weißen Haus empfangen. Wofür werden eure Beamten bezahlt, wenn keiner von ihnen die Lenker des Staates davon in Kenntnis setzte, mit wem sie da reden werden, wem die Hand reichen. Leider schweigen sie auch heute.
Die Besetzung Ihres Klosters in Jericho und Ihr Leiden in dem kalten und feuchten Kellion, das ist die Schuld von uns allen, darunter auch – worin ich Ihnen völlig zustimme – meines Freundes Natan@ S¡caranskij und meines ältesten Sohnes Julij Edelstein. Wir schweigen alle, solange sie nicht uns schlagen und plündern, solange es nicht bei uns, sondern in einem fremden Hause brennt.
Heute schreit die ganze Welt über die wirtschaftlichen, finanziellen, politischen, juristischen und anderen Übel und Gebrechen Rußlands. Aber unsere Krankheit ist nur eine einzige - eine geistliche. Wir kehrten nicht um, wir haßten unsere Sünde nicht. Die Reue kann nur in der Kirche beginnen, aber wir sind heute bedeutend weiter von der Reue entfernt, als vor 10 Jahren.
Wenn Ihre und unsere Priester, wenn Ihre und unsere Staatsmänner sich nicht mehr fürchten werden, die Wahrheit mit lauter Stimme zu sagen, so wie Sie, zwei kleine schwache Frauen sie heute aussprechen, dann erst zeigt sich für Rußland eine Hoffnung auf Wiedergeburt.”
Priester Georg Edelstein
1. Februar 2000

Donnerstag, der 21. Januar/3. Februar
Am Morgen um 10 Uhr wurde Erzbischof Mark von Patriarch Diodoros empfangen. Als Antwort auf die Frage über die von dem MP verbreiteten Gerücht, der Patriarch würde die Ansprüche des MP auf unser Vermögen “unterstützen”, erläuterte Seine Seligkeit, daß er eine friedliche Lösung des Problems wünsche, damit beide Teile der Russischen Kirche sich versöhnen und friedlich zusammen existieren; er wies die Gerüchte darüber, daß er angeblich beabsichtige, nach Jericho zu fahren, um den Geistlichen des MP dort zur Vollziehung der Gottesdienste seinen Segen zu geben, zurück. Erzbischof Mark wiederholte, daß die Machenschaften des MP in Hebron und Jericho nur weitere Entfremdung und Feindseligkeit begünstigen würden - es könne kaum jemand von uns erwarten, daß wir uns mit jenen vereinigen, die uns schlagen und vertreiben. Zum Ende des Gespräches sagte Seine Seligkeit, daß er unseren Kampf für die Gerechtkeit und unseren Wunsch, ein friedliches, dem Gebet gewidmetes monastisches Leben im Heiligen Land zu führen, betend unterstütze und segne. Bei einem zuvor stattgefundenen Treffen mit dem amerikanischen Generalkonsul John Herbst erklärte Patriarch Diodoros eindeutig, daß er keinerlei Eigentumsansprüche oder illegale Aktionen gutgeheißen habe, noch eine Einmischung des Staates in kirchliche Angelegenheiten, und daß er dagegen sei, wenn irgend jemandem – wer immer es auch sein möge – sein gesetzliches Recht auf sein Eigentum genommen wird.
Der Stellvertreter des Konsuls Firestein informierte Vladyka, daß Abed, der Stellvertreter des Oberst Rajoub, weiterhin eine passende mobile Unterkunft (Trailer) für Jericho suche, in die unsere Schwestern aus dem feuchten Raum, in dem sie sich jetzt befinden, umziehen könnten.

Samstag, der 23. Januar/5. Februar. Nach der Liturgie auf dem Ölberg besuchte Vladyka wie gewöhnlich die Schwestern in Jericho. Die Schwestern empfingen die hl. Kommunion. Keiner der Punkte der Abmachung vom 1. Februar wurde bis jetzt erfüllt: Das Gelände wurde nicht geteilt, kein freier Zugang wurde gewährt, kein Trailer wurde hergebracht.

Sonntag, 24. Januar/
6. Februar
Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands
Am Morgen ging Schwester Maria wie gewöhnlich zum Fenster der Kapelle, um ihre Gebetsregel zu lesen (die Schwestern bereiteten sich an diesem Tag auf die Heilige Kommunion vor). Vom Augenblick der Inbeschlagnahme unseres Klostershofes an wurde das Türschloß ausgetauscht, die Kapelle abgesperrt und die Schlüssel befinden sich bei den Vertretern des MP. Jedoch kam in dieser ganzen Zeit keiner von ihnen hierher, um zu beten. Zum letzten Mal wurden die Türen der Kapelle für ein paar Minuten am Dienstag, den 1. Februar (n.St.) geöffnet, um dem Metropolit des MP Kyrill Gundjajev, der speziell dafür nach Jericho gekommen war, die Möglichkeit zu geben, die “Beute” in Augenschein zu nehmen.
Aber an diesem Morgen sah Schwester Maria zu ihrer Verwunderung, daß die Türen der Kapelle offenstanden. Drinnen befanden sich: Nonnen des MP, die den Boden putzten, die zwei Mönche, die am ersten Tag gegenüber Schwester Maria handgreiflich wurden, und Priestermönch Zosima des MP, der vor einer Woche in die Wohnung über der Kapelle eingezogen war. Der Priestermönch in roten Epimanikien und Epitrachilion kleidete den Altartisch ein. Es war offensichtlich, daß sie sich anschickten, die Liturgie zu zelebrieren. Schwester Maria betrat rasch die Kapelle und holte von dort die Ikone des Hl. Johannes von Shanghai und San Francisco. Nach diesem Ereignis wurden die Türen der Kapelle verschlossen. Man schloß sie jedesmal auf und zu, wenn jemand vom Personal des MP hinein- oder herausging. Der Eingang wurde von da an von dem großen “Rausschmeißer-Mönch” bewacht. Schwester Maria, die außen am Fenster stand, beobachtete, was im Innern vor sich ging. Dort befanden sich 4 oder 5 Nonnen des MP, der rotbärtige “Rausschmeißer-Mönch” und Daud Matar, ein bedeutender palästinensischer Kommunist. Bald erschien auch ein graubärtiger Mönch (wahrscheinlich ein Mönchsdiakon) mit ein paar Nonnen. Während der Stundenlesung, vollzog der Priestermönch die Proskomidie, aber die Liturgie begann nicht. 15 Minuten später erschien Archimandrit Feodosij, der Vorsteher der Mission des MP. Dann begann die Liturgie bei verschlossenen Türen. Schwester Maria konnte nicht hineingehen, und wollte es auch nicht. Am Fenster stehend las sie den Kanon an die Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands, wobei sie das Buch mit der Ikone der Neumärtyrer auf dem Einband auf das Fensterbrett stellte. Vor dem Eingang zu der Kapelle nahmen die drei russischen Laien Platz, die die Wohnung über der Kapelle belegt hatten, und die mit ihrem unwürdigen Benehmen den beiden Schwestern so auf die Nerven gingen. Auch jetzt, während des drinnen vonstatten gehenden Gottesdienstes, hielten sie sich an ihre Gewohnheiten: Sie rauchten und führten laute Unterhaltungen. Der Gottesdienst (mit Gedenken der Hl. Xenia von Petersburg) erfolgte unter groben Verletzungen der Regeln und der kirchlichen Kanones. Der Priester stand vor dem Hl. Altar mit dem Gesicht nach Westen, der Diakon las vor der Ektenie für die Katechumenen die für Sonntage nicht vorgesehenen Gebete für die Verstorbenen, und schließlich wurde der Name des Patriarchen von Jerusalem und ganz Palästina, Diodoros, weder bei der Großen Ektenie, noch beim Großen Einzug kommemoriert. Beim Großen Einzug wurden nur der Moskauer Patriarch Alexij II. und der Archimandrit Feodosij kommemoriert. (Für jene, die mit dem Typikon nicht genügend vertraut sind: Keine Liturgie im Heiligen Land darf ohne den Segen des Jerusalemer Patriarchen und ohne die Ausrufung seines Namens zelebriert werden). Während des Gottesdienstes photographierte eine der Nonnen: Ganz klar war, daß alles zu Propagandazwecken geschah. Das Gesehene und Gehörte reichte aus, um sich zu überzeugen, daß hier eine erneute Gesetzwidrigkeit vonstatten ging, diesmal im Gotteshaus, sodaß Schwester Maria, die um diese Zeit ihre Gebetsregel vollendet hatte, vom Fenster wegging. [Den Brief Schwester Marias über die Ereignisse des Sonntags erhielt die Redaktion am Dienstag, den 26. Januar/8. Februar, an diesem Tag war die Lesung aus dem Markusevangelium mit den Worten: Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht (Mk. 11,17)].
Am gleichen Sonntagmorgen, dem Gedächtnistag der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands, und der Seligen Xenia von St. Petersburg zelebrierte Erzbischof Mark die Liturgie im Kloster von Gethsemane. Nach der Liturgie fuhren sie nach Jericho. Die Schwestern empfingen die Hl. Kommunion – durch das Gitter am Eingangstor. Erzbischof Mark zelebrierte vor dem Tor ein Moleben an die Neumärtyrer und die Selige Xenia. Der Namenstag aller “Xenias” wurde begangen, die Schwestern der Klöster vom Ölberg und Gethsemane brachten Geschenke und Speisen. All das war ein großer Trost für die Schwestern. Gestärkt durch die Gebete der Hl. Neumärtyrer, durch die Unterstützung ihres Bischofs und aller Brüder und Schwestern in Christus sind sie bereit, ihr Kreuz auch fernerhin zu tragen. Auch an diesem Tag fehlte nicht eine neue Gemeinheit von seiten der Vertreter des MP. Nachmittags kam ein Priester des MP mit Gästen. Sie verhielten sich den Schwestern gegenüber in einer derart unerträglichen Weise, daß auch die palästinensischen Soldaten entsetzt waren. Von da an umgeben die Soldaten unsere Schwestern, sobald jemand von den “Sowjets” erscheint, daß sich keiner ihnen nähern kann.
An diesem Sonntag wurde in München in der Kathedrale der Neumärtyrer und Bekenner Rußlands nach der Liturgie eine Botschaft von Erzbischof Mark an die Gemeindeglieder zum Tag des Patronatsfestes verlesen (s. Seite ...).

Montag, 25. Januar/7. Februar. Der amerikanische Konsul sandte einen Protestbrief wegen der Nichterfüllung der Abmachung vom 1. Februar seitens der Palästinenser an Rajoub und Abed.
Die Schwestern sind tapfer und bereit auf ihrem Posten zu bleiben. Jeden zweiten-dritten Tag besucht sie Grace Nasser, eine hochgestellte Palästinenserin aus Bethlehem, die sich unmittelbar von Oberst Rajoub Erlaubnis bekam, zu den Schwestern zu kommen. Matu¡ska Moiseja, die Äbtissin des Ölbergklosters, mindert den psychischen Druck, indem sie sich stets mit den Soldaten, die sie sehr schätzen, auf Arabisch unterhält.
Aus Amerika verlautet, daß einige Kongreßabgeordnete eine Resolution hinsichtlich Jerichos auf die Tagesordnung des Kongresses setzen wollen. Dafür setzen sich sowohl die Eltern der beiden Schwestern als auch unsere Geistlichen ein.

Dienstag, der 26. Januar/8. Februar
Alles bleibt unverändert: Das Gelände wurde bisher nicht aufgeteilt, es gibt keinen freien Zugang, der Trailer ist nicht bereitgestellt. Die Schwestern sammeln Früchte in unserem Garten und geben sie den Schwestern und Brüdern, die sie besuchen. Die Verhandlungen mit den Palästinensern über die Aufstellung des Trailers, in dem unsere Schwestern wohnen könnten, gehen weiter. Laut Abmachung mit der palästinensischen Regierung sind dann alle übrigen Bauten auf unserem Grundstücksabschnitt vorerst bis zu einer Entscheidung zu verschließen, und alle fremden Personen, wie die russischen Konsularangestellten und die Vertreter des MP, haben sich von dem uns zugewiesenen Teil zu entfernen.
Etwa um 7 Uhr abends fuhr Erzbischof Mark mit Äbtissin Moisea wie gewöhnlich nach Jericho, um die Schwestern zu besuchen. Nachdem er etwa eine Stunde mit den Schwestern gesprochen hatte, schickte sich Vladyka an, mit Matu¡ska zum Ölberg zurückzufahren, als sie plötzlich bemerkten, daß der das Haupttor bewachende Soldat sehr nervös wird. Man konnte annehmen, daß im Schutz der Dunkelheit wieder eine dunkle Sache geplant ist. Matu¡ska Moisea erfuhr von dem Soldaten, daß “bald der Bulldozer kommt”. Tatsächlich kam er etwa um halb neun Uhr. Die Soldaten schlugen mit einem Hammer das Schloß von “unserem” Tor herunter, der Bulldozer fuhr hinein und fuhr sofort zwei Obstbäume um. Nach Telefongesprächen mit dem Stellv. Leiter des Sicherheitsdienstes Abed wurde der Bulldozer dann wieder weggefahren, während Abed selbst nach Jericho kam und Gespräche mit Erzbischof Mark über die provisorische Aufteilung des Grundstückes führte und darüber, wo der Trailer aufgestellt werden könnte. Die Verhandlungen dauerten bis 23.15 Uhr. Erst um Mittenacht kehrte Vladyka mit Matu¡ska zum Ölberg zurück. (Die palästinensischen Beamten arbeiten gewöhnlich abends und bis spät in die Nacht, worin sie dem Tagesablauf Yassir Arafats folgen).
Kaum war Vladyka fort, erschienen wieder die “Moskauer” und verhöhnten unsere Schwestern, Schwester Xenia, die auf Bitte der frierenden Soldaten diesen Tee bereitete. Besonderen Eifer legte Priester Gurij an den Tag, der noch wegen der Ereignisse in Hebron einen traurigen Ruf hat. Wieder nahmen die palästinensischen Soldaten unsere Schwestern in Schutz.
Am Donnerstag, den 28. Januar/10. Februar war Erzbischof Mark wie gewöhnlich zweimal, morgens und abends, in Jericho. Der Trailer wurde neben dem Tor auf das Grundstück gestellt. Die Soldaten waren sehr freundlich und liebenswürdig. Die Arbeiter waren mit dem Anschließen des Wassers, des Stromes und ähnlichen Arbeiten beschäftigt. Vladyka unterhielt sich bis zum späten Abend mit den Schwestern, sprach ihnen Mut zu.

Am Samstag, den 30. Januar/12. Februar fuhr Vladyka mit Matu¡ska Moisea, Schwester Irina und den Vätern Iosif und Vasilij erneut nach Jericho. Dieser Samstag, der 29. Tag, ist der Beginn der fünften Woche der Einschließung unserer zwei Schwestern. Ungeachtet aller äußeren und inneren Schwierigkeiten sind sie guten Mutes und bereit, ihren Opferweg zu gehen, der nicht nur für unsere Kirche, sondern für alle Orthodoxen im Heiligen Land wichtig ist. Während Vladyka mit den beiden Schwestern einzeln sprach, richtete Matu¡ska Moisea mit den Brüdern vor dem Tor das Abendessen her, und dann aßen alle auf der äußeren Seite des Tores, während Schwester Xenia innen stehend mitaß. Wir verließen Jericho um 21:30.

Sonntag, der 31. Januar/13. Februar. Erzbischof Mark zelebrierte die Liturgie im Gethsemane-Kloster. An diesem Tag mußte Vladyka neben der üblichen morgendlichen Fahrt nach Jericho tagsüber wieder dorthin fahren, weil die Schwestern mitteilten, daß plötzlich der Chef der Jerichoer Einheit der Preventive Security Force Akkram mit der Sekretärin Rajoubs erschien, und forderte, die Schwestern sollten unverzüglich in den Trailer umziehen, ungeachtet dessen, daß die abgesprochenen Hauptbedingungen für einen solchen Umzug noch nicht erfüllt waren. Akkram hatte keinen Erfolg mit dieser Aktion und fuhr umgehend weg, ohne auf Vladyka zu warten. Am Abend besuchte Vladyka die Schwestern zum dritten Mal und speiste mit ihnen “durch das Gitter”.

Montag, 1./14. Februar
Vorfeier der Begegnung des Herrn
Um 13.00 Uhr fand in Jericho vor Ort ein Treffen des Stellv. amerikanischen Konsuls D. Firestein, Abeds, Akkrams und Grace Nassers statt. Wieder wurden die Bedingungen für die Aufteilung des Grundstückes erörtert. Bei den Besprechungen wurde unterstrichen, daß bei der Aufteilung ein großer Teil uns zur Verfügung gestellt wird, während die Kapelle vorübergehend geschlossen wird. Es wurde auch beschlossen, daß in dem Haus von Vater Tichon palästinische Soldaten wohnen werden. Dennoch wurde die Ausführung dieses gemeinsamen Beschlusses wieder vertagt, weil die Moskauer Vertreter sagten, sie müßten erst bei ihren Vorgesetzten nachfragen. Am Abend nach der Festvigil auf dem Ölberg fuhr Vladyka zum dritten Mal an diesem Tag nach Jericho, um den Schwestern geweihtes Brot zu bringen und sie mit dem Salböl zu salben.
Dienstag, 2./15. Februar
Begegnung des Herrn
An diesem Festtag wurde in Jericho der Akathistos-Hymnos an die Mutter Gottes gesungen. Die Durchführung der gestrigen Vereinbarungen wurde wieder verschoben und erneut wegen der Moskauer Vertreter, die sich strikt weigern, “unseren” Teil des Grundstückes zu verlassen. Die Palästinenser unternehmen keine entscheidenden Schritte, weil ihr Führer Arafat sich in Rom befindet, um mit dem Papst ein Abkommen zu unterzeichnen.

Am Freitag 5./18. Februar zelebrierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in dem Kloster Gethsemane. Vladyka segnete die Gethsemane-Schwestern auf deren Bitte hin, an Fastentagen überhaupt keine Speise mehr zu sich zu nehmen, um durch strenges Fasten und Gebet ihre Schwestern in Jericho zu unterstützen. Dann fuhr er nach Jericho, brachte die Ablösung der “Wache” dorthin und Prosphoren für die Schwestern. Genau fünf Wochen sind sie nun auf dem Grundstück eingeschlossen. In dieser Zeit erschienen am Tor des Jerichoer Klosterhofes Journalisten aus allen Teilen der Erde. Die Schwestern bekommen nicht nur von den Mitgliedern unserer Kirchen, sondern auch von den Vertretern anderer Orthodoxer Kirchen eine Menge Briefe als Ausdruck von Unterstützung und betender Anteilnahme.
Die örtlichen Mönche aus dem Jerusalemer Patriarchat unterstützen auch die Schwestern in ihrem Kampf. Jeden Tag kommen Gestliche, Mönche und Nonnen und Pilger anderer Orthodoxer Kirchen nach Jericho: Griechen, Rumänen, Serben, Bulgaren und nicht zuletzt auch orthodoxe Araber, weil sie alle fühlen und verstehen, wie wichtig für alle Orthodoxen das ist, was jetzt hier vor sich geht. Die Vertreter anderer christlicher Konfessionen im Heiligen Land und aus anderen Ländern sind über die entstandene Lage beunruhigt, weil sie allen Grund zur Befürchtung haben, ähnliche Anschlägen auch auf ihr Eigentum könnten stattfinden.

Samstag, der 6./19. Februar
Erzbischof Mark kehrte am Morgen aus Jerusalem nach München zurück.
In der zweiten Wochenhälfte nach der “Begegnung des Herrn” besuchte der Bundespräsident Johannes Rau Israel und Palästina. Hierbei kam es auch zu einer Begegnung mit Präsident Arafat. Bundespräsident Rau war über die Angelegenheit informiert und brachte die Frage der Besetzung des Klostergartens in Jericho zur Sprache. Auf dieser Grundlage war diese Frage auch Gegenstand bei der nachfolgenden Pressekonferenz (s. unten .....). Ein sachkundiger deutscher Journalist, der auf Unstimmigkeiten der Darstellung mit den Fakten hinwies, die er bei eigenen Besuchen in Jericho festgestellt hatte, und versuchte, gezielte auf den Fakten gründende Fragen zu stellen, erhielt keine Antwort, sondern wurde von palästinensischer Seite rasch und “unsanft” aus dem Saal befördert.
An diesem Tag wurde gemäß dem Typikon dieses Jahres bei der Liturgie nochmals dasselbe Evangelium gelesen, dessen Lesung an dem Samstag vor fünf Wochen vorgeschrieben war, als diese Chronik begann. Wieder erinnerte uns der Herr durch das Gleichnis über den Richter und die unaufhörlich zu Ihm flehende Witwe an das Wichtigste: Wie man allezeit beten muß und nicht nachlassen darf (Lk 18,1).
Am Abend zelebrierte Erzbischof Mark in der Kathedrale der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands in München die Vigil zum Sonntag des Zöllners und Pharisäers – den Eintritt in den Vorhof des Großen Fastens, den Beginn des Fastentriodions: Brüder, laßt uns nicht wie die Pharisäer beten, weil jeder, der sich erhöht, gedemütigt wird. Demütigen wir uns vor Gott, gleich dem Zöllner durch das Fasten rufend: Herr, reinige uns Sünder! z

Bote 2000-1
Skizze des Grundstücks unseres Klosterhofes in Jericho

Die Größe des Klosterhofes in Jericho entspricht etwa 3 Fußballfeldern. Auf der Nordseite befindet sich ein Tor, das groß genug für ein Auto ist, und ein großes weißes Gebäude, das ursprünglich eine Pilgerherberge (1) war. Seit 1951 wurde es durch unsere Kirche an die UNWRA vermietet, die es zugunsten der palästinensischen Flüchtlinge nutzte. Vor ein paar Jahren kündigte die UNWRA das Mietverhältnis. Seit 1995 wurde es ohnehin nicht mehr aktiv genutzt und bedurfte daher einer grundlegenden Renovierung.
Zwei der am 15. Januar Vertriebenen renovierten es allmählich und lebten bis zu dem Tage dort. Jetzt leben in dem Haus Mitarbeiter des russischen Konsulats und andere russische Männer, sowie ein paar Nonnen des MP. Die Schwestern wissen nicht, wie viele es genau sind, da dieser Teil des Grundstücks von ihnen durch eine lange und hohe Mauer (2) abgetrennt ist, und die palästinensischen Soldaten sie nicht näher als 10 m an die Mauer heranlassen.
Die Schwestern leben in einem kleinen Zimmer (3) eines heruntergekommenen Häuschens, das zum mittleren Teil des Grundstücks gehört. Unmittelbar an diesem Häuschen beginnt der Obstgarten (4) (Grapefruit, Apfelsinen, Zitronen, Feigen u.s.w). Knapp 100 Meter gegenüber dem Häuschen ist ein Eisentor (5), ebenfalls eine Autoeinfahrt. Zu dem Tor führt ein unbefestigter Weg. Den Schwestern wurde nur erlaubt diesen einen Raum zu benutzen. Früher hatte dort ein palästinensischer Arbeiter gewohnt, der den Mänchen half, den Garten zu bestellen. Seit über einem Jahr steht das Häuschen leer und es bedarf der Renovierung. Das Eisentor ist verschlossen, u.a. durch eine Kette.
Die Schwestern dürfen nur in Begleitung von bewaffneten Palästinensern zum Tor gehen. Besucher werden nicht eingelassen. Selbst die Heilige Kommunion erhalten sie, indem sie sich mit dem Gesicht an das Eisengitter pressen und so von dem Priester, der auf der anderen Seite des Tores steht die Heiligen Gaben empfangen. Essen und andere für den Tagesgebrauch notwendige Dinge werden durch das Gitter gereicht. Die Schwestern haben nichts, um sich warmes Essen zu bereiten, nur eine elektrische Teekanne. Sie haben Zugang zu einem Wasserhahn im Hof, der zur Bewässerung des Gartens gedacht ist. Ein echtes Sich-Waschen ist daher nicht möglich, auch konnten die Schwestern seit Beginn ihrer Gefangenschaft ihre Oberkleidung nicht wechseln.
Im Abstand von 6 m neben dem Raum, den die Schwestern bewohnen, befindet sich ein Haus. Unten ist die Kapelle (6), im Obergeschoß ist eine Wohnung. Die Schlösser des Hauses wurden am ersten Tag der Besetzung ausgewechselt. 6
6 Die Schlüssel haben nur die Vertreter Moskaus. Die Palästinenser haben keine Schlüssel. Ständig befinden sich 3-5 Personen in dem Haus. Nur einer von ihnen ist wie ein Mönch gekleidet. Diese Männer verhalten sich unflätig gegenüber den Schwestern, sind grob und verhöhnen sie (im “heute-journal” [ZDF] wurde ein Foto gezeigt, wie einer von ihnen die Hose herunterläßt). Wegen ihrer ständigen Anwesenheit können die Schwestern nicht einmal ruhig vor ihrem Häuschen an der frischen Luft sitzen. Den ganzen Tag lang (24 Std) sind die Schwestern von Soldaten (meist junge Männer von 19-20 Jahren) umgeben - einziges Refugium ist der feuchte kleine Raum. 

Bote 2000-1
Darum leget die Lügen ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten...
Was sagt Patriarch Alexij II. zum Thema Jericho und Hebron?
(Auf dem Hintergrund der Depeschen von ITAR-TASS und Blagovest-INFO vom 28.01.2000)

Am 27. Januar fand im Danilow-Kloster ein Treffen der Leiter der Diözesanabteilungen für Bildung und der Direktoren der orthodoxen Schulen mit ihrem Ersthierarchen, Patriarch Alexij II., statt. Aus dem Saal wurde die Frage nach den Beziehungen zur Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland gestellt. Orthodoxe Menschen dürfen von ihrer Kirchenleitung das Wort der Wahrheit erwarten, ein solches folgte aber nicht. Wir sehen uns genötigt, das Fehlende zu ergänzen.
Der Patriarch erklärte, daß er mit einer Pilgergruppe nicht in das Kloster der Russischen Auslandskirche in Hebron gelassen wurde, “ungeachtet der vorab erfolgten Absprache mit der Kirchenleitung der ROKA”.
Der Patriarch hat damit seine Zuhörer desinformiert, oder - auf Deutsch gesagt - gelogen. Die Moskauer Patriarchie hat anläßlich eines Besuches im Hebron-Kloster gar nicht angefragt. Das sieht man auch im Journal des Bischöflichen Synods der ROKA aus der Entscheidung vom 30.4./13.05.1997: “Anläßlich der Frage über das Kommen des Patr. Alexij mit einem Gefolge von Bischöfen und Geistlichkeit... wandte man sich um Erlaubnis, die Reliquien der Heiligen Märtyrerinnen Elisabeth und Barbara zu verehren sowie eine Litija am Grab von Archimandrit Antonin Kapustin auf dem Ölberg zu zelebrieren” (Cerkovnaja Zizn’, Nr. 3-4, S. 3). Der Synod beauftragte Bischof Varnava gemeinsam mit Archim. Varfolomej (Leiter der Mission der ROKA) sowie den Äbtissinnen Juliania (Ölberg-Kloster) und Anna (Gethsemane-Kloster) “einen Plan des Empfanges der obengenannte Delegation aus Rußland zu erarbeiten” (S. 3), u.a. “ mit dem Patriarchen von Jerusalem Diodoros in Verbindung zu treten und ihn ausführlich über die Maßnahmen zu informieren, die unsererseits im Zusammenhang mit dem Kommen der Delegation aus Rußland unternommen werden” (S. 3-4). Der Synod sorgte auch dafür, daß die Besucher bewirtet werden.
In Gethsemane fand dies alles so statt, einschließlich des Gesprächs “bei einer Tasse Tee”.
Auf dem Ölberg war das anders. Die Äbtissin Juliania - eine lebendige Zeugin der Vertreibung unserer Mönche und Nonnen im Jahre 1948, die mit dem Segen des Patriarchen Alexij I. geschah - weigerte sich nicht nur, einen offiziellen Empfang zu bereiten, sondern überhaupt eine derartige Delegation auf das Territorium des Klosters zu lassen. Darüber informierte sie den Patriarchen Diodoros, der infolgedessen Patriarch Alexij II. nicht begleitete. Für diesen Ungehorsam (wenn er auch menschlich verständlich war) wurde die Äbtissin gemaßregelt und nach Chile zurückversetzt, wo sie vor ihrer Einsetzung auf dem Ölberg viele Jahre lang ein Kinderheim leitete. Allerdings wurde ihre Amtsenthebung von Metropolit Kyrill (Gundjajev), dem Vorsitzenden des Außenamtes des MP, geschickt ausgenutzt und uminterpretiert, um das MP nach der Einnahme Hebrons weißzuwaschen, nämlich als indirektes Eingeständnis der ROKA für ihre angebliche Schuld “wegen Hebron”.
Betrachtet man die Dinge ehrlich, dann ist es unmöglich den guten Willen des Synods der ROKA zu übersehen. Leider wurde dieser gute Wille nur verhöhnt, unter anderem von Patriarch Alexij, der damals in Gethsemane in aller Ruhe Tee trank jetzt aber demagogisch verkündet, es sei doch unzulässig, daß Klöster und Kirchen “vor Pilgern aus Rußland, der Ukraine, Belarus, die heutzutage in großer Zahl das Heilige Land besuchen, verschlossen werden”. Wahrhaft, der Patriarch rennt offene Türen ein. Unsere Klöster werden von Abertausenden russischer Pilger völlig ungehindert besucht. Mit allerhöchsten Delegationen sind die Dinge nicht ganz so einfach, besonders wenn es Vertreter derer sind, die die ROKA ständig für “unrechtmäßig” erklären und seit langem auf ihr Eigentum erpicht sind.
Warum gab es keine Anfrage anläßlich Hebrons? Heute ist dies vollkommen offensichtlich. Das MP hatte durchaus nicht vor, mit einer solchen Anfrage irgendwelche Rechte der ROKA auf dem Territorium Arafats anzuerkennen, obwohl bekannt ist, daß das Hebron-Kloster gerade von der ROKA zu Ende gebaut wurde, was vor allem für die Kirche gilt, die dann 1925 in Konzelebration des Patriarchen von Jerusalem Damian und des Erzbischofs Anastasij (Gribanovskij - ab 1936 des Ersthierarchen der ROKA) eingeweiht wurde. Das MP hält sämtliches Eigentum der ROKA auf dem Territorium, wo Arafat das Sagen hat, automatisch für ihr eigenes, das “ungesetzmäßig von der ROKA zurückgehalten wird”.
So kam es, daß an Pfingsten 1997, bereits nach den Besuchen in Gethsemane und auf dem Ölberg, die hochrangige Delegation plötzlich das Hebron-Kloster überrumpelte und unverzüglichen Zutritt forderte. Jeder, der im Heiligen Land war, weiß, daß man nicht zu jeder Zeit jedes beliebige Kloster besuchen kann. Und noch vor dem Besuch des Patriarchen hatten die Milizen Arafats begonnen, die Bewohner des Hebron-Klosters im Vorfeld der kommenden Besitzergreifung zu terrorisieren.* In Gethsemane wurde also die Delegation des MP empfangen und verköstigt. Auf dem Ölberg wurde sie nicht empfangen, was disziplinare Maßnahmen zur Folge hatte. Und was Hebron betraf, so gab es keine Anfrage. Aber ausgerechnet mit dem Beispiel Hebrons versucht der Patriarch Alexij II. folgende These zu untermauern: “bestimmte politische Kräfte der USA sind an einer Wiedervereinigung der ROK mit der ROKA nicht interessiert”, und laut Meldung ITAR-TASS verwies Patriarch Alexij auf “die Geheimdienste” (derselben fernen USA, als gebe es keine vor Ort).
Dem unvoreingenommenen Leser dürfte schon klar geworden sein, daß niemand anderer als der Patriarch Alexij II. selbst hier die Art der “Wiedervereinigung” wählt und bestimmt, wenn er über Hebron verkündet, eine “Absprache mit der Kirchenleitung der ROKA” habe es gegeben, obwohl es sie keineswegs gab, und wenn er hierbei völlig vergißt, wie ihn diese “Schismatiker” aus der ROKA in Gethsemane empfangen haben.
Wer ist nun an dieser Verlogenheit schuld? Amerikanische “Geheimdienste”, oder irgendwelche andere?
Aber der Patriarch Alexij hat ja für das allrussische orthodoxe Volk längst fertige, gut verdauliche Antworten: all das geschieht, so sagte er, “kraft der Politisiertheit der ROKA”.
Auch über dieses Propagandastereotyp wäre es wert nachzusinnen. Aber man hat keinerlei Lust dazu, weil es für das orthodoxe Herz wichtiger ist, ob denn solches Reden dem “Aufbau des Leibes Christi” (Eph. 4, 12) dient in den Menschen, die jetzt solcherart “Information” über die Kirche ins Volk tragen werden? Und als Antwort auf diese Frage klingen im Herzen die Worte des Apostels: “Ihr aber habt so etwas nicht von Christus gelernt” (Eph. 4, 20)! In der Tat, die Kapitel 4 und 5 des Briefes an die Epheser passen insgesamt - wir werden hier nur wenige Verse anführen:
“Darum leget die Lügen ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind .... Gebet auch nicht Raum dem Lästerer. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr ... Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen ... Darum seid nicht ihre Mitgenossen ... Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, bringt sie vielmehr ans Licht... Seid darum nicht unverständig” (Eph. 4, 17 - 5, 19).
Seien wir also verständig! In einer Atmosphäre, die mit ebendiesen Methoden nicht etwa nur das letzte Jahrzehnt geschaffen wurde, sondern der alle vorangegangenen zugrunde liegen, ist erfahrungsgemäß am wahrscheinlichsten, daß die Mehrheit derer, die diese Worte des Patriarchen hörten, sich mit Leichtigkeit eine weitere “Lektion” in sowjetischer Mythologie aneigneten als Reflexsignal zu entsprechendem Handeln. Die Wahrheit ist hierbei einfach irrelevant. Aber gerade das ist es ja, was der “Vereinigung” am meisten entgegensteht. Dennoch ist für die aufrichtigen orthodoxen Herzen ein anderer Weg offen: der Dialog der Wahrheit. Mit aller Gewalt versucht man ihn zu ersticken (s. “Bote” 1997, Nr. 4, 5, 6 und 1998, Nr. 1, 2, 3), aber dort, wo echtes kirchliches Leben ist, bleibt er lebendig. Jetzt schmerzt es sehr, aber in der Tiefe spürt man um so mehr, daß die kirchliche Wahrheit aufleuchten kann, und diese Freude wird niemand von uns nehmen (Joh. 16, 22).
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Und im fernen Jahr 1965...
oder: Über die “Politisiertheit”
Als die Gottlosen im Jahre 1965 die Mönche vertrieben - nicht aus dem palästinensischen Jericho, sondern aus der Lavra von Pocaev (Wolhynien/Ukraine) da protestierte die ROKA in der ganzen Welt, u.a. in Person S.E. Antonij, des Erzbischofs von Genf und Westeuropa (Bartosevic - + 1995) gegen dieses Unrecht. Im Gespräch mit einem TASS-Korrespondenten sagte der damalige Geschäftsführer des MP, der Erzbischof von Tallin und Estland Alexij (Ridiger - heute Patriarch) hierzu folgendes: “«Die Erklärung des Erzbischofs von Genf Antonij Bartosevic verdient keinerlei Vertrauen» (...) Erzbischof Alexij fügte hinzu, daß der sich im sogenannten Karlowitzer Schisma befindende Erzbischof Antonij nicht zum ersten Mal versucht die Öffentlichkeit irre zu führen. «Aber, was immer er auch sagen mag, die Lavra von Pocaev - eines der ältesten Klöster der Russischen Orthodoxen Kirche lebt, ebenso wie die anderen Klöster, in völliger Übereinstimmung mit ihrem Typikon und Traditionen», sagte Erzbischof Alexij. (...) Unserer Ansicht nach, - sagte Erzbischof Alexij, - sind die Handlungen des Erzbischofs Antonij Bartosevic, ebenso wie die anderer Vertreter des kirchlichen Schismas, die sich längst außerhalb des Hofes der Mutterkirche befinden, feindlich gegenüber der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Sowjetischen Lande. Wir wollen sagen, daß sie nur denen dienen, die an der Zerstörung des internationalen Einvernehmens interessiert sind, die die Annäherung der Völker und den allgemeinen Frieden stören»”(TASS/Moskau, 07.07.1965).
Ein halbes Jahrhundert behauptete dieser Vertreter der Moskauer Patriarchie unablässig das Wort “Schisma” in Bezug auf den Teil der Russischen Kirche, der außerhalb des Zugriffs der gottesfeindlichen Staatsmacht war. Eine andere Sicht war ihm nicht gegeben. Es bleibt nur mit christlicher Liebe Beileid auszudrücken.
Biographie: 1950 - der 21-jährige Alexij Ridiger wird zum Diakon geweiht und zwei Tage später - am 17.04.1950 - zum Priester. Im Jahre 1953 ist er Doktor der Theologie, 1958 Erzpriester, 1959 Dekan. Im März 1961 wird er Mönch, im August 1961 ist er Archimandrit und am 03.09.1961 wird er zum Bischof von Tallin und Estland, mit der Aufgabe der Verwaltung der Diözese von Riga. 1964 wird er zum Erzbischof erhoben und erhält den Posten des Geschäftsführers der Moskauer Patriarchie (den er bis 1985 innehat), 1968 - Metropolit, 1971 das Recht zwei Panagien zu tragen, ständiges Mitglied des Synods. 1986 - Metropolit von Leningrad. 1990 - Patriarch.

JERICHO 2000
Und so sieht die Sache Arafat selbst...
Laut AP-Meldung vom 19.02.2000 äußerte sich Arafat nach dem Besuch durch den Bundespräsidenten Johannes Rau erstmals zum Thema der Besetzung des Kirchengrundstückes in Jericho. Arafat sagte, er habe sich “in den Streit eingeschaltet, um den beiden sich befehdenden Kirchen den gleichen Zugang zu dem Besitz zu sichern”. Er habe seine Polizei geschickt, um eine Lösung zu vermitteln. “Ich schickte die Leute um den Streit zwischen der weißen und der roten Kirche beizulegen”, sagte Arafat und unterstrich, daß er nicht nur gleichen Zugang zum Besitz für beide Seiten schaffen, sondern der “weißen” Kirche auch Staatsland unweit des Gartens geben will.
Letzteres wurde tatsächlich durch die palästinensische Seite vorgeschlagen. Es handelt sich um ein Stück wüsten Landes, das vier Mal kleiner ist als der seit Jahrzehnten gehegte Garten Jericho, der noch dazu ein eigenes System der Wasserversorgung hat.
Präsident Arafat verwies auf die Situation in Hebron: “Wie in der Vergangenheit, als ein ähnlicher Streit in Hebron ausbrach, werden wir den Weißen und den Roten etwas Raum (some space) geben und auf dieser Grundlage wird es gelöst”.
Läßt man die rechtlichen Aspekte der Angelegenheit beiseite, so bleibt zu bemerken, daß in Hebron dieses “etwas” für die ROKA Null ist, für das Moskauer Patriarchat - 100%.
Was den freien Zugang und die Bewegungsfreiheit auf dem Grundstück in Jericho betrifft, so sind diese für das MP zu 99% gesichert. Einzige Ausnahme bleibt der winzige Anbau, in dem die beiden Schwestern hausen, die zwar unter Bewachung bis zum verschlossenen Tor gehen können, aber nie gemeinsam, da sie fürchten müssen, auch dieses 1% zu verlieren.


Ein Tag vor der Besetzung des Klosters in Jericho...
Erzbischof Longin (MP) fordert mehr Hilfen für russisch-orthodoxe Kirche
Berlin 14.01.2000 (KNA) Zu einer stärkeren Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche hat ihr Vertreter in Deutschland und bei der Europäischen Union, Erzbischof Longin, aufgerufen. Wenigstens ein Teil der Finanzhilfen für Rußland sollte direkt an die Kirche gehen, sagte Longin in der Katholischen Akademie in Berlin. (...) die Kirche strebe trotz ihrer Verbindungen zur derzeitigen russischen Regierung nicht den Status einer Staatskirche an. Sie sehe sich in der Rolle eines moralischen Gewissens der russischen Gesellschaft. Dabei verstehe sich die Kirche auch als Vermittler zwischen konkurrierenden politischen Kräften in Rußland und auch außerhalb des Landes. Als Beispiel führte Longin die Vermittlungsversuche im Kosovo-Konflikt an, die leider nicht erfolgreich gewesen seien.

Bote 2000-1
Gesetz der Macht statt Macht des Gesetzes

Anläßlich der Ereignisse in Jericho am Anfang des Jahres 2000 entbrannte in Rußland eine hitzige Diskussion, in der verschiedenartigste Fragen und Zugänge zur Problematik miteinander vermischt werden, was zu einer Klärung nicht beitragen kann. Hier folgt der Versuch, die aufgeworfenen Themen in geordneter Form näher zu betrachten. - Red.

Die rechtliche Seite des Problems

Die Ausweisung der Mönche der ROKA vom Grundstück in Jericho, das der ROKA gehört, geschah ohne Einhaltung elementarer Rechtsnormen: die palästinensischen Milizen wiesen den Mönchen keinerlei Papiere vor, keinen Gerichtsbeschluß, weder was die Räumung, noch was die Beschlagnahme betraf. Es gab keine vorherige Benachrichtigung über die bevorstehenden Maßnahmen, sodaß auch kein Widerspruch möglich war, ebensowenig gab es irgendeine gerichtliche Untersuchung des Falles, wie sie im rechtsstaatlichen Sinne in Eigentumsfragen notwendig ist.
Wahrscheinlich geschah die sogenannte “Rückgabe” des Klostergartens von Jericho, ebenso wie im Fall des Hebron-Klosters, einfach auf persönlichen Befehl Yassir Arafats hin. (Es sei daran erinnert, daß die Usurpierung des Hebron-Klosters von solchen Ministern der palästinensischen Regierung als gesetzlos anerkannt wurde, wie der Minister für Planung und internationale Beziehungen Dr. Nabil Shaat, der Justizminister Abu Miden, der Bildungsminister Hana Ashravi).
Die Tatsache, daß die elementaren Normen der Gesetzlichkeit mit Füßen getreten wurden, entlarvt die Behauptung der Moskauer Führung des MP, hier sei Eigentum “an den gesetzmäßigen Besitzer zurückgegeben” worden. Wenn es nämlich um eine rechtmäßige Rückgabe ging, dann durfte von der Leitung des MP erwartet werden, daß es gesetzmäßige Methoden anwendet, wie sie zur Lösung strittiger Eigentumsfragen die Regel sind, und sich nicht zu Rechts- und Gesetzesverletzungen verleiten läßt. Das vermeintliche “Recht”, den Grund in Jericho zu besetzen, besser gesagt, diese Räuberei am hellichten Tag, wurde dem MP nicht durch das Gesetz gewährt, sondern durch Yassir Arafat persönlich, “aus Freundschaft”. Aber ein solches “Recht” ist Faustrecht, Recht des Stärkeren, wie es im Dschungel gilt. Das ist “Wolfsrecht”, so wie es unser russischer Dichter I. Krylov in seiner Fabel vom “Wolf und Lamm” beschrieb: “Du bist schon deshalb schuld, weil ich jetzt Hunger habe”.
Viele lassen sich jetzt zur Diskussion darüber verleiten, wer das “Recht” habe über das Land in Jericho (und mit ihm auch über die anderen Grundstücke) zu verfügen. Aber der Streit über diese “Rechte” ist in der vorliegenden Situation nur geeignet, das offenkundigste Faktum, daß hier nämlich gerade im Hinblick auf das Recht schlechthin eine Gesetzeslosigkeit begangen wurde, zu verschleiern. Bevor man derartige “Rechte” diskutiert, muß man zuallererst nach bestem Wissen und Gewissen die vom MP zur Erreichung ihres “gerechten” Zieles angewendeten Mittel ethisch bewerten. Zwar lebt die Welt seit langem nach pragmatischen Prinzipien: “der Zweck heiligt die Mittel”, “zur Erreichung des Zieles sind alle Mittel recht”, “die Sieger werden nicht gerichtet”, “der Starke hat immer recht” und zahllose Varianten, mit denen der Mensch die schmutzigsten Mittel rechtfertigt, die er anwendet, um seine “guten” Ziele zu erreichen (die eigenen Ziele hält der Mensch, der “von dieser Welt” ist, stets für “gute”). Aber es ist doch genau diese Weltlichkeit, die zurückzuweisen, ja “zu hassen” der Herr uns geboten hat. Wenn also nach diesen (mit Verlaub gesagt) Prinzipien nicht nur ein palästinensischer Führer und postsowjetische Diplomaten handeln, sondern eine Kirchenleitung, die beansprucht, die größte Orthodoxe Kirche der Welt geistlich zu führen - wie sollen wir, die wir an Christus glauben, uns dazu stellen?
Leider wird alles allzu verständlich, wenn man weiß, daß von Vertretern der Leitung des MP die Rede ist. Zu den jetzigen administrativen, hohen Ämtern sind sie ja weitgehend ebendeshalb aufgestiegen, weil sie nach dem Prinzip “der Zweck heiligt die Mittel” lebten, das die Überschreitung ethischer Grenzen erlaubt und das ja auch Eckstein der Ideologie des “Sergianismus” ist, u.a. beim Werk der “Rettung” der Kirche.
Die Gewalt in Jericho zu rechtfertigen heißt, die unmoralischen “x-beliebigen” Mittel “ethisch” rechtfertigen, die in dieser Welt, leider, gar häufig angewendet werden, aber zu denen Christen nicht greifen sollten.

Was ist besser:
Beraubter oder Räuber zu sein?

Unlängst verfolgten alle Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche (auch der im Ausland) mit Schmerz, wie in der Ukraine die Unierten und die “Filaretianer” mit Unterstützung des Staates (im übrigen, auch bewaffneter) Gotteshäuser stürmten, die in sowjetischer Zeit dem MP angehörten. Die Kirchenbesetzungen mit der Verprügelung schutzloser Gläubigen, Kinder des MP, die versuchten sich der Willkür entgegenzustellen, hielten die ukrainischen Machthaber wohl für eine “Rückkehr des Eigentums an den gesetzmäßigen Besitzer”. Und diejenigen, die beraubt wurden, konnten allenfalls darin Trost finden, daß es für einen Christen - vom geistlichen Standpunkt aus gesehen - besser ist, beraubt zu werden, als zu rauben, so wie es besser ist, ungerechtfertigt verfolgt zu werden, als der Verfolger zu sein.
Umso schmerzlicher ist es zu sehen, wie das MP, das in den westlichen Gebieten der Ukraine die Willkür an sich selbst erlebt, sich im Heiligen Land so bereitwillig zur Rolle des gewalttätigen Räubers bereitfindet und zur Erreichung seiner Zwecke (die wohl auch die Mittel heiligen sollen) die gleichen Methoden anwendet wie die Unierten und die “Filaretianer” in der Ukraine, nur werden hier statt der ukrainischen OMON-Sondertruppen eben die palästinensischen paramilitärischen Milizen eingesetzt.


Wer sollte für das russische Grundeigentum im Hl. Land nach 1917 die Verantwortung
tragen?

Die ROKA lebt im Bewußtsein, die geistliche Erbin Zaren-Rußlands zu sein - historisch ist sie als “Bruchteil” desselben bestehen geblieben. Das ist das einzige väterliche Erbe, das die ROKA hat, weshalb dieses für sie so teuer ist. Niemals hat sich die ROKA davon losgesagt, für dessen Würde und guten Namen bekämpfte sie den “Sowjetismus”. Sie bewahrte stets das Bild des Heiligen Rußland und bewahrte auch das lebendige Gefühl der unmittelbaren Verwandschaft mit dem vorrevolutionären Rußland.
Da die ROKA im Ausland war und frei ist von der historischen Last des sowjetischen Erbes, welches dem russischen Volk durch die Henker des russischen Staatswesens aufgezwungen wurde, wies sie den “Sowjetismus” (gerade als ein nicht-russisches Erbe) zurück, blieb eine Tochter des orthodoxen Rußland, indem sie Russische Kirche blieb, die ungebrochene russische kirchliche Tradition bewahrte und im Ausland das russische kirchliche Erbe hütete.
Nach der Vernichtung der rechtmäßigen Staatsmacht in Rußland übernahm die ROKA die Fürsorge für die Russische Geistliche Mission und die Palästina-Gesellschaft, die die Eigentümer russischen Eigentums im Heiligen Land waren, welches in der Zarenzeit durch Archimandrit Antonin (Kapustin) und andere dort erworben worden war. (Der russische Staat war nie Eigentümer).
Diese Nachfolge war völlig natürlich und rief keinerlei Einwände seitens der rechtmäßigen Kirchenmacht der Russischen Kirche in Person des hl. Bekenner-Patriarchen Tichon und des ihm nachfolgenden Ersthierarchen der Russischen Kirche, des Hieromärtyrers Peter (Poljanskij). Und es ging hierbei nicht so sehr um das Besitzrecht, als um die Pflicht zur Bewahrung. Dank der Existenz der ROKA sind die meisten russischen Besitztümer bis zum heutigen Tage Eigentum der Russischen Kirche durch die Russische Geistliche Mission und die Palästina-Gesellschaft (Die parallele und gleichnamige Geistliche Mission des Moskauer Patriarchats und die sowjetische Palästina-Gesellschaft entstanden erst nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1948 auf dem Territorium des neugeschaffenen Staates Israel. Israel hatte dem Sowjetstaat als Dank für die sofortige staatliche Anerkennung das Grundeigentum und die Heiligtümer übergeben, die sich nun auf israelischem Territorium befanden. Nur ein geringer Teil von ihnen kam zur Kirche des Moskauer Patriarchats, ein Großteil wurde von den Sowjets unrechtmäßigerweise verschenkt und verkauft. Später - in den Jahren 1972-1979 - prozessierte der Leiter der Russischen Geistlichen Mission (ROKA) gegen den Staat Israel, wobei die Unrechtmäßigkeit eines Rückkaufs und somit der gewaltsamen Enteignung selbst gerichtlich nachgewiesen wurde).
Wenn es die ROKA nicht gegeben hätte und die russischen Besitztümer vor dem 2. Weltkrieg herrenlos gewesen wären, dann wären sie längst verkauft und besetzt gewesen. Vor allen anderen wäre dies mit solchen Grundstücken wie der Garten von Jericho geschehen. Und als “Dank” erklärt nun die Führung des MP, die ihre Teilnahme an und ihr “Recht” auf diesen Räuberfeldzug rechtfertigen möchte, daß die ROKA das Grundstück “unrechtmäßig zurückgehalten” habe. Aber wer konnte denn in den nachrevolutioären Jahrzehnten der rechtmäßige Besitzer sein, wenn nicht die ROKA - nämlich der von den sowjetischen Fesseln freie Teil der Russischen Kirche, der sich im Ausland wiederfand und niemals von seinem russischen Wesen und von der Verbindung mit der Mutterkirche in ihren letzten rechtmäßigen Ersthierarchen, den Bekennern und Märtyrern Tichon, des Patriarchen von Moskau (+ 1925), und Peter des Metropoliten (+ 1937) abwendete?
Ein anderer unansehnlicher Aspekt des Raubzuges von Jericho besteht darin, daß das Grundstück der ROKA nicht für kirchliche Zwecke entwendet wird, d.h. für das MP, sondern für diplomatische Zwecke des Staates, wie einer der Konsularbeamten durchblicken ließ, der in der Hitze des Gefechts das Grundstück von Jericho unverblümt als “diplomatisches Eigentum” bezeichnete; die wahren Ziele der Räuberei kommen auch dadurch zum Vorschein, daß nicht die Palästinenser oder die Vertreter des MP zu Hausherren wurden, sondern eben die Diplomaten.
In Rußland selbst wurde dem MP immer noch kein Eigentum an Kirchen zugestanden, sie werden dem MP vom Staat zur Nutzung überlassen. Erwähnenswert ist auch, daß auf einem anderen Grundstück in Jericho, das durch Arafat gewaltsam der Palästina-Gesellschaft 1997 entwendet und dem MP geschenkt wurde, ein Schild aufgehängt ist: “Eigentum der Regierung der Russischen Föderation”. Seinerzeit wurde in der russischen Presse über diese erste “Geschenk” Arafats die Lüge verbreitet, daß Arafat dieses Grundstück angeblich bei der ROKA für 7 Mio. US-Dollar “abgekauft” habe (s. “Novoje Vremja” Nr. 25/1997). Die genannte Summe entspricht der, die im Gespräch war als eine Entschädigung an die Russische Geistliche Mission der ROKA nachdem gerichtlich festgestellt worden war, daß der Kauf eines Teils des Kirchenbesitzes aus dem Eigentum, das der neugegründete Staat Israel ungesetzmäßig an die UdSSR überschrieben hatte, durch Israel unrechtmäßig war. Arafat hat damit nichts zu tun. Nur ein sehr naiver Mensch kann glauben, daß Arafat eine solche Summe ausgeben würde, wenn er umsonst zugreifen kann.

Wer ist nun wessen Erbe?

Die jetzige postsowjetische Regierung ist Erbin, aber zuallererst nicht des russischen Zarenreichs, sondern des Sowjetrégimes, das - wenn es denn Erbe des russischen Imperiums war - dies allenfalls als Vergewaltiger und Mörder war. Die Bolschewiki kamen als Besatzer, und sie benutzten die Reichtümer des von ihnen erniedrigten Rußlands (ebenso wie ihre Nachfolger - die Partokraten) wie Okkupationsmächte. Juristisch gesehen war dies ein gewollt totaler Umbruch und es gibt keine Gesetze aus dem russischen Zarenreich, die heute weiterwirken oder wiederhergestellt wurden. Sämtliche Gesetze sind entweder Gesetze aus der Sowjetzeit oder neugeschneiderte Gesetze nach der heutigen politischen Facon. Aber die jetzige politische Bühne mit der postsowjetischen Regierung ist ein Kind der sowjetischen Partokratie: An der Spitze der heutigen Russischen Föderation stehen die Parteikader der “sowjetischen Nomenklatura” - politische Konformisten, deren Patriotismus bedingt ist durch die Treue zum eigenen Machterhalt und den Interessen ihrer Taschen. Das mag der Hauptgrund dafür sein sind, warum diese russischen Neureichen und “Diebe im Gesetz”, die ja dadurch reich geworden sind, daß sie das eigene Volk und den eigenen Staat beraubt haben, jetzt vor allen anderen Dingen gerade um das materielle Erbe des Zarenreichs so “besorgt” sind. Sie “kümmern sich”, wie wir sehen, um das im Ausland befindliche Erbe. Und um was kümmern sie sich in Rußland? Dort wird russischer Reichtum (das Erbe desselben Imperiums!) mit krimineller Energie weggestohlen und ausverkauft. Das sind doch dieselben Hände, die im Ausland das zu raffen versuchen, wessen man nur irgendwie habhaft werden kann (z.B. im Heiligen Land durch die Schuldner, die Palästinenser heißen, als Dank für die erhaltenen Waffen u.s.w.). Indem sie sich also als die materiellen Erben des Russischen Reiches hinstellen, handeln diese postsowjetischen Beamten als geistliche Erben keineswegs des Zaren-Rußlands, sondern vielmehr seines Henkers - des bolschewistischen, sowjetischen Extremismus. Beispielhaft ist hier die Verhaltensweise der Vertreter des russischen Konsulats in Jericho.
Schmerzlich ist allerdings, daß - wiederum genauso wie in vergngener Zeit - die Vertreter des MP in Jericho mit diesen “sowjetischen” Methoden völlig übereinstimmen. Statt sich geistlich mit dem “Sowjetismus” auseinanderzusetzen, demonstriert die Führung des MP, genauso wie in den unfreien sowjetischen Zeiten, ihre engste Verbundenheit mit ihm.
Das ist kein Zufall. Die ideologische Rechtfertigung gerade einer solchen “Symphonia” der Kirchenhierarchie mit dem gottbekämpfenden Regime ist ein Hauptpfeiler des “Sergianismus”. Die ersten Ideologen dieser “kirchlichen” Variante der Rechtfertigung stets derselben “beliebigen Mittel” zur Erreichung der eigenen Zwecke waren allerdings die “Erneuerer”, die 1922 auch die erste - auf sowjetisch - “rechtmäßige” Oberste Kirchenleitung der Russischen Kirche bildeten, die übrigens umgehend vom Patriarchat Konstantinopel als auch “kirchlich rechtmäßig” anerkannt wurde. Der Patriarch von Konstantinopel bestand damals leider auf der Abdankung des rechtmäßigen Patriarchen Tichon oder zumindest auf seiner Vereinigung mit den “Erneuerern”.
Diese Art von “Symphonia” bleibt also, wie uns jetzt demonstriert wird, als bedeutender Teil des Erbes der heutigen Kirchenleitung des MP. Das ist ein aus dem Fundus der Erneuerer stammendes “Erbe”. Leider wirkt es in der Führung des MP unentwegt lebendig weiter, und es bewirkt, daß das MP freiwillig (ist es jetzt doch “frei” vom Zugriff des Staates) zum Instrument für die Durchsetzung unkirchlicher Ziele ist, wobei es ethisch zweifelhafte (d.h. unkirchliche) Methoden benutzt. Im gegebenen Fall geht es einerseits um die Ausnutzung des Namens der Kirche als einem Deckmantel zur Besitzergreifung eines kirchlichen Grundstücks, das die Besetzer nicht zum Zwecke des Gebets, nicht für kirchliche, sondern für “diplomatische” Zwecke verwenden wollen, und andererseits um die aktive Beteiligung an diesem, von keinem Gesetz sanktionierten, Enteignungsakt.

Was hat bloß die Griechin und Inhaberin eines amerikanischen Passes mit der ROKA und dem russischen Eigentum im Heiligen Land zu tun?

Die Weltöffentlichkeit schenkte der Räuberei von Jericho vor allem deshalb ihre Aufmerksamkeit, weil, entgegen dem Wunsch der Palästinenser und des MP, es zwei Nonnen des Gethsemane-Klosters - den Schwestern Maria (Stephanopoulos) und Xenia (Cesena) - gelungen war auf dem besetzten Grund zu bleiben. So erklärt sich auch die Bosheit, die sich gegen die beiden Nonnen zu entladen begann, persönlich wie auch in der Presse, seitens derer, die wünschten, daß alles “still und leise” vor sich gehen sollte, damit sie dann in aller Ruhe “offenherzig” der ganzen Welt etwas vorlügen könnten über die friedliche Rückkehr, über die höflichen Umgangsarten der Milizen mit den Weggebrachten u.s.w., wie dies seinerzeit nach dem Überfall auf das Hebron-Klosters gehandhabt wurde. Und weil die beiden Schwestern US-Bürgerinnen sind, konzentrierte sich das gesamte boshafte Pathos eben darauf - angefangen mit der “naiven” Frage “Was hat denn die Griechin und Inhaberin eines amerikanischen Passes mit der Russischen Auslandskirche und dem russischen Eigentum im Heiligen Land zu tun?” und bis hin zu den Hirngespinsten über ein Bombardement des besetzten Grundstücks durch die NATO nach Art des Kosovo (s. Mitteilungen zum Thema in “Radonezh”)...
Hinter all dem steht noch eine Begriffsvermischung. Schwester Maria blieb nicht deshalb auf dem Grundstück, weil sie Amerikanerin ist, sondern weil sie Nonne eines Klosters der ROKA ist, und letztere juristischer Eigentümer des Grundstücks ist. Sie blieb dort zum Zeichen des Protests gegen den an der ROKA begangenen Willkürakt, und sie tat es als Vertreterin ihrer Kirche. Etwas ganz anderes ist die Tatsache, daß die Palästinenser sich nur deshalb scheuten, sie hinauszuwerfen, weil sie US-Bürgerin ist. So ist dieser “überflüssige Zeuge” auf dem Territorium verblieben. Dieser “überflüssige Zeuge” aber ist der Grund für den Haß derer, die die Gesetzlosigkeit in Jericho begingen oder sie rechtfertigen, ein Haß, der jetzt die Staatsangehörigkeit der Nonnen zur Zielscheibe macht.
Die Tatsache, daß gerade Schwester Maria zum Zeitpunkt der völlig unerwarteten Räumung bei Jericho war, ist eher dem Zufall zu verdanken (oder entsprach der Vorsehung Gottes): sie war unweit von Jericho und man teilte ihr über Mobiltelefon mit, daß etwas geschehen sei (Näheres i.d. “Chronik”). Auch viele andere Mönche und Nonnen wären bereit den Platz der Schwestern Maria und Xenia einzunehmen (unter ihnen auch Bürger der Ukraine und Rußlands), aber real war dies eben nur für diejenigen möglich, die einen US-Paß besitzen. Nur diese Staatsangehörigkeit und die Unterstützung des amerikanischen Konsuls für den hilflosen Protest Schwester Marias vermochte die Palästinenser, die von den USA abhängen, dazu zu bewegen, daß sie einen Vertreter des juristisch rechtmäßigen Eigentümers, d.h. der ROKA, auf dem Grund duldeten. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, was Schwestern russischer Staatsangehörigkeit mit einer gleichartigen Bitte an den russischen Konsul bewirkt hätten (im übrigen hat der Konsul auch ohne eine solche Bitte bereits mit dem Entzug des Visums für die russischen Schwestern unserer Klöster gedroht). Die Schwestern Maria und Xenia nutzten ihre Statsbürgerschaft als einem Schutz vor der Willkür, so wie einstmals der hl. Apostel Paulus auf seine römische Staatsbürgerschaft verwies. Ein Jude, der hl. Apostel Paulus, wandte sich an die heidnischen Besatzer seiner Heimat. Als Resultat konnten die jüdischen Schriftgelehrten und Pharisäer den Apostel Paulus nicht “nach dem Gesetz” töten, so wie auch die Palästinenser, trotz der Aufstachelung seitens der “Gesetzeslehrer” des MP, es sich nicht leisten konnten, die Schwestern von dem besetzten Grundstück hinauszuwerfen. Kaum auszudenken, was der hl. Apostel Paulus von unseren orthodoxen Mitbrüdern des “Radonezh” zu hören bekäme, würde er in unserer Zeit leben.
Aber wem in der Gesellschaft “Radonezh” muß man erklären, warum es Kinder der ROKA gibt, die amerikanische Staatsbürger sind? Vielleicht denjenigen, die nicht wissen, daß die ROKA der freie Teil der Russischen Kirche ist, der vor allem außerhalb Rußlands lebt, weshalb Bürger der Länder, in die die russischen Emigranten die Orthodoxie brachten, nunmehr auch in nicht geringer Zahl Kinder der Russischen Kirche sind? Vielleicht denjenigen, die nicht wissen, daß der amerikanische Priestermönch Seraphim (Rose), der den Orthodoxen im heutigen Rußland mittlerweile so gut bekannt ist, zur Russischen Kirche gehörte? Unvoreingenommene Menschen, die in Rußland heute die Bücher Vater Seraphims lesen, werden von dem begnadeten Einfluß profitieren, die die Mission der Russischen Kirche (in diesem Fall die ROKA) auf den amerikanischen Kontinent hatte, und sich nicht mit der Frage abgeben “Was hat denn der mit der Russischen Kirche zu tun?”. Vielleicht denjenigen, die nicht wissen, daß Bruder Josef, José Muños, der Bewahrer der myronspendenden Ikone der Gottesmutter von Iveron - ein Chilene mit kanadischem Paß -, der ebenso vom orthodoxen Rußland geliebt wird, derselben Russischen Kirche angehörte? Im übrigen wird die Tatsache, daß beide tief verkirchlichte, ihre Kirche liebende Kinder der ROKA waren, wird in Rußland oft verschwiegen - wohl aus denselben “patriotischen” Gründen, die den Journalisten aus dem “Radonezh” dazu bewogen haben, sich zu wundern: “Was hat denn eine Griechin mit amerikanischen Paß...” u.s.w.
Vielleicht ist in Rußland der Name von Alexander Schmorell nicht so bekannt, der für unsere Diözese so teuer ist, der geistlich unserer Münchner Gemeinde entstammte und für seinen Widerstand (“Weiße Rose”) 1943 hingerichtet wurde. Seine Entwicklung geschah im Strom der pastoralen Tätigkeit des Metropoliten Seraphim (Lade), eines gebürtigen Deutschen, der für die deutsche Diözese zuständig war und auch unter Umgehung von NS-Instanzen sich um die geistliche Versorgung der orthodoxen Menschen, darunter Millionen von orthodoxen russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern (“Ostarbeitern”) kümmerte, wobei er der Forderung des Ost-Ministeriums, die “Ostarbeiter” zu den Gottesdiensten nicht zuzulassen, mutig entgegentrat und diese Pläne vereitelte. Indessen werden in Rußland (leider auch von Vertretern des MP in Deutschland - Red.), völlig unqualifizierte, uralte Vorwürfe an die ROKA von einer “Zusammenarbeit” mit den Nazis verbreitet, die allerdings auch von russischen zeitgenössischen Historikern widerlegt sind.
Die russische Orthodoxie ist ihrer Natur nach weitherzig - wie die Weiten des orthodoxen Vielvölker-Rußlands. Deshalb wird kein wirklich russischer Mensch, der wahrhaft in den Traditionen der Russischen Kirche auferzogen ist, je fragen: “Was haben denn die Deutschen mit russischer Kirche zu tun?” Stehen doch als erste in den Rängen der Heiligen Narren in Christo bei uns in der Russischen Kirche solche Deutschen, wie es der hl. Prokopius von Ustjug und der hl. Isidor von Rostov waren, und in der unzähligen Schar der Neumärtyrer Rußlands sind solche Deutsche, wie die hl. Großfürstin Elisabeth, die Schwester der Zarin, und die Märtyrer-Zarin Alexandra. Diejenigen, die jetzt die ROKA als Russische Kirche damit anzugreifen versuchen, daß ihre Kinder Amerikanerinnen sind, stehen in der Nachfolge derer, die die Märtyrer-Schwestern Alexandra und Elisabeth ihrer deutschen Herkunft zeihten. Das waren aber wiederum gerade die, die (wissentlich oder unwissentlich) den Zusammenbruch des Russischen Reiches förderten, und damit auch, daß die Russische Kirche der Zerfleischung durch die Gottlosen anheimgegeben wurde.
Ein echt orthodoxer russischer Mensch wird sich erst recht nicht darüber wundern, daß die ROKA, als der freie im Ausland lebende Teil der Russischen Kirche, durch solche nicht-russischen Gläubigen vertreten werden kann wie der erwähnte Vater Seraphim (Rose), die Nonnen Maria und Xenia, oder die Äbtissin Maria (B.-S. Robinson), eine Schottländerin, und die Schwester Martha (A. Sprot), eine Engländerin, die beide im Heiligen Land die Orthodoxie und den Nonnenstand angenommen haben, dank deren Einsatz (vom Jahre 1934 an) die im Verlaufe des Ersten Weltkrieges zerstörten Gebäude auf dem russischen Grundstück in Bethanien wiederhergestellt wurden, wonach dort eine Schule für arabische Mädchen organisiert wurde (und einstmalige arabische Mädchen sind jetzt auch Nonnen in Klöstern der ROKA - nicht nur im Heiligen Land). Er wird sich darüber ebensowenig wundern, wie daß das Oberhaupt eines Teils der Russischen Kirche (Patriarch Alexij II. - Red.) mit Nachnamen Ridiger heißt.
Die Gegenwart der Schwestern Maria und Xenia auf dem Grundstück in Jericho schützen es, so wenig das Wort “schützen” denen gefallen mag, die eine gewaltsame und unrechtmäßige Besitzergreifung in den Augen der russischen Bürger als einfache “Übergabe unter die Kontrolle des MP” darstellen wollen. Aber die Schwestern stellen sich damit auch schützend vor die Schule in Bethanien (für Schwester Maria ist es ihre Schule, in der sie gemeinsam mit Schwester Martha palästinensische Kinder erzieht), sie schützen zugleich das Ölberg-Kloster und das Gethsemane-Kloster (wo sie in den Mönchsstand eingetreten sind - also ihr Kloster). Darüber hinaus verteidigen die beiden Schwestern auch die ROKA als ihre Kirche. Wer versteht das nicht? Allenfalls die Kirchendiplomaten, die den kirchlichen Grund in Konsulareigentum zu verwandeln beabsichtigen.
Zwei kleine Nonnen, Amerikanerinnen zwar, aber lebendige Glieder der Russischen Auslandskirche protestieren gegen brutales Unrecht. Sie sind aufgestanden gegen bewaffnete Männer, gegen erfahrene Diplomaten (mit und ohne Priesterkleidung) und deren politische Machenschaften. Sie setzen sich gegen all das ein, weil sie klar sehen: Der so “freigebige” Yassir Arafat wird nicht haltmachen in seiner Freundschaft zu Patriarch Alexij II. Für die Anerkennung des Staates Palästina durch die Russische Föderation wird er das MP weiter beschenken: die Schule in Bethanien, die Klöster in Gethsemane und auf dem Ölberg werden folgen, sobald sie sich auf dem Territorium des neugegründeten Staates befinden. Über diese Absicht Arafats ist in der Erklärung des MP bereits jetzt unverblümt die Rede: “Diese Entscheidung des Herrn Ya. Arafat zeugt (...) vom aktiven Streben nach Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit hinsichtlich des russischen kirchlichen Eigentums”.
Da im Bericht von “Radonezh” mitgeteilt wird, John Herbst, der US-Konsul, habe auf dem Grund von Jericho angeblich erklärt: “alles, was geschehen sei (...) sei ein Angriff auf amerikanisches Eigentum”, und weil “Radonezh” insgesamt seine Darstellung als “gemäß den Mitteilungen aus den Quellen der ROKA” eigens herausgestellt, sollte hier noch ergänzt werden, daß diese - dem Konsul zugeschriebene Erklärung - erlogen ist, was für eine sich christlich nennende Zeitung eine Schande ist. Jedem ist klar, daß Arafat, der weitgehend von amerikanischen Mitteln existiert, nie gewagt hätte, amerikanisches staatliches Eigentum anzurühren, geschweige denn mit Waffengewalt zu besetzen. Er versteht es nur bei Schutzlosen etwas wegzunehmen. Aber diese Lüge “Radonezhs” konnte aus der Tatsache entstanden sein, daß der Bischofssynod der ROKA als juristische Person in den USA registriert ist, als “Körperschaft im Staat New York”. Auf dieser Grundlage protestierte auch der Bürgermeister von New York gegen die Besetzung des Grundstücks in Jericho, weil sich der Bischofssynod der ROKA an ihn gewandt hatte, d.h. diejenigen, die er parlamentarisch vertritt, und deren Interessen er verpflichtet ist zu schützen.
Ohne den Status einer juristischen Person hat keine gesellschaftliche Organisation das Recht auf Eigentum an Immobilien. Die einzige Ausnahme war das MP, das in sowjetischer Zeit, ohne in der UdSSR juristische Person zu sein, auch nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Sowjetunion mit Israel, weiterhin Eigentümer der Immobilien und Grundstücke blieb, das Israel der UdSSR nach 1948 überschrieben hatte. Kein Zweifel: Diejenigen, die jetzt versuchen, das Vorgehen des amerikanischen Konsuls nicht als Verteidigung elementarer Menschenrechte (geht es doch um eine unrechtmäßige Enteignung und Vertreibung) zu sehen, sondern als eine ungerechtfertigte “Einmischung” in einen “Streit” über russischen Besitz in Jericho darzustellen, wollen nur eines - die ROKA und ihre Mönche und Nonnen sollen niemanden haben, der ihre Rechte auf dem Territorium der palästinensischen Administration verteidigt, d.h. dort, wo nicht das Recht regiert, sondern “das Recht des Stärkeren” und die persönliche Meinung des Führers...

Was ist mit den Kirchen
in der Deutschen Diözese?

Auch in Deutschland versuchte das MP im Bunde mit der Führung der Russischen Föderation (oder umgekehrt), der ROKA Kirchen wegzunehmen - und versucht es auch weiterhin, auf vergleichbare Manier, nämlich am Gesetz vorbei. In Palästina hat die Führung der RF und des MP ein weiteres Grundstück als Tauschobjekt für Waffen bekommen, unter Ausnutzung des Fehlens von Rechtsnormen bei der Lösung von Immobilienfragen (sie werden ersetzt durch die uneingeschränkte Macht des Führers des palästinensischen Volkes Yassir Arafat, eines alten Freundes der sowjetischen Führer und deren Nachfolger). In Deutschland hoffte die Führung der Russischen Föderation und des MP ebenfalls auf freundschaftliche Beziehungen, im gegebenen Fall auf die Freundschaft Kanzler Kohls mit Jelzin, und sie spielten (z.B. beim Treffen Kohl-Jelzin im April 1997) mit dem für die deutsche Regierung wichtigem und vorteilhaften Thema “Beutekunst”, nämlich der Möglichkeit einer Rückgabe (“im Tausch”) der Kunstgegenstände und sonstiger Werte, die während des Zweiten Weltkrieges aus Deutschland weggeschafft worden waren, sowie anderen “Kompensationen”. Mit den Deutschen wollte man es machen, wie mit der palästinensischen Administration: Man erbittet bei der Regierung, was ihr nicht gehört, was zugleich dem Eigentümer relativ leicht weggenommen werden kann (wie wir in Arafats Aktion sehen), und was den Weggebenden deshalb auch nicht schmerzt. Das Angebot war verführerisch, aber die deutsche Regierung hat der Verlockung nicht nachgegeben. Sie erkannte die unmoralische Seite eines solchen Geschäfts, außerdem ist Deutschland ein Rechtsstaat, in dem Eigentumsprobleme in Gerichten verhandelt und nicht der Willkür des Staatsoberhauptes anheimgestellt werden.
Das Recht auf Eigentum an den russisch-orthodoxen Kirchen in Deutschland wurde hierzulande bereits 1936-1938 festgeschrieben, d.h. zu der Zeit als diese Kirchen (ebenso wie die Besitzungen im Heiligen Land) für den territorialen “Erbnachfolger” des Zaren-Rußlands, sprich UdSSR, kein Interesse darstellten. Letzteres erhielt die damalige deutsche Regierung in offiziellen diplomatischen Antworten zu hören auf ihre Anfragen bezüglich der Kirchen in Baden-Baden (16.01.1935) und Wiesbaden (14.11.1935).
Ergänzend ist zu sagen, daß obwohl dieses Recht in der Nazi-Zeit festgestellt wurde, das Gesetz dennoch keinen “NS-Unrechtscharakter” hat, was u.a. daraus ersichtlich wird, daß die Gültigkeit der Gesetze aus der Zeit der Nationalsozialisten nach dem Krieg durch die Allierten der antifaschistischen Koalition (einschließlich den Vertretern der UdSSR) aufs Genaueste geprüft wurden, um alle Gesetze aufzuheben, die Nazi-Charakter aufwiesen. Deshalb wurde auch in höchstrichterlichen Instanzen des freien Nachkriegsdeutschlands mehrfach die Eigentumsrechte der Deutschen Diözese bestätigt, so durch den Bundesgerichtshof am 19.09.1990 (V ZR 132/78) und durch das Bundesverfassungsgericht am 30.11.1983 (2 BvR 1411/80 (s. “Bote der Deutschen Diözese” Nr. 2/1998, S. 15).
Das Bundesverfassungsgericht kümmert allerdings den Fraktionsvorsitzenden der SED-Nachfolgepartei PDS, Gregor Gysi, wenig - dafür beeindruckt ihn Patriarch Alexij II. umso mehr. Gysi - eben aus Moskau zurück - veranstaltete am 14.03.1999 in Berlin eine Pressekonferenz, in der er von seiner Begegnung mit Patriarch Alexij II. im Danilow-Kloster berichtete und für die “Rückgabe” an das MP derjenigen acht russischen Kirchen aus der Zarenzeit in Deutschland einsetzte, die nicht in den Händen des MP sind (vgl. FAZ 15.03.99 und 20.03.99, “Die Tagespost” 20.03.99). Auch in diesem Fall sehen wir, daß das MP als Deckmantel fungiert, weil es um eine Forderung des russischen Staates geht (vgl. “Bote” 2/1999), und wie hier wiederum das sowjetische “Erbe” guter Beziehungen zu Zuge kommt.
Die Erklärungen des atheistischen Parteichefs Gysi sind der Versuch, die ROKA unter schamloser Ausnutzung der propagandistischen “Errungenschaften” aus der Zeit der Kirchenverfolgung in Rußland - von den 30-er Jahren an und bis in die 70-er einschließlich - in Verruf zu bringen. Von historischer Wahrheit kann keine Rede sein.

Die gegen die ROKA gerichtete Kampagne sowjetischer Machart (was Geist und Methoden betrifft) geht weiter und man darf davon ausgehen, daß der Verleumdungsfeldzug mit allen Mitteln weitergeführt werden wird, weil es um ein so “hehres Ziel” geht wie “zugreifen” und den unbotmäßigen Teil der Russischen Kirche auslöschen.
Aber die Berufung der ROKA bleibt bestehen: Sich in ungebrochener geistlicher Nachfolge als freier Teil der Russischen Kirche auf die Ganzheitlichkeit der Russischen Kirche auszurichten, die sich dort entfaltet, wo das Leben echte Verkirchlichung erfährt, d.h. mit der Wahrheit und Gerechtigkeit Christi übereinstimmt.

“Es nahten sich mir, die mich zu Unrecht verfolgen, doch von Deinem Gesetz haben sie sich entfernt” (Ps. 118, 150). Wesentlich tiefere Dimensionen von Recht und Gerechtigkeit gibt es, als die, von denen in diesem Artikel die Rede war. Kann es hierfür ein vertieftes Verständnis geben, wo sogar dieses ethisch-rechtliche Minimum nicht eingesehen und eingehalten wird?
Man darf davon ausgehen, daß der Verleumdungsfeldzug gegen die ROKA

Bote 2000-1
Aus dem Leben der Diözese

Am Mittwoch, den 28. Oktober/10. November, wurde im Kloster des Hl. Hiob von Po¡caev am Tag des Entschlafens des Ehrwürdigen Hiob das Patrozinium gefeiert.
Am 1./14. November 1999 zelebrierte Erzbischof Mark in der Maria-Schutz-Gemeinde in Berlin. Es konzelebrierte ihm Erzpriester Vladimir Klippenstein. Ebenso wie am Samstag Abend unterhielt sich Vladyka auch am Sonntag nach der Liturgie mit Gemeindegliedern, sprach über ihre Probleme und antwortete auf ihre Fragen. Am Samstag, den 7./20. und Sonntag, den 8./21. November, vollzog Erzbischof Mark die Nachtwache und die Göttliche Liturgie in der Kirche des Hl. Erzengels Michael in Ludwigsfeld bei München. Ihm konzelebrierten Priestermönch Avraamij (Neyman) und Protodiakon Georg Kobro. Am Sonntag nach der Liturgie fand ein Bittgottesdienst und eine Prozession statt; nach Beendigung der Gottesdienste bewirtete die Gemeinde des Hl. Erzengels Michael alle Gläubigen in dem in der Nähe gelegenen Jugendklubhaus. Die Schwesternschaft bereitete einen reichen und vielfältigen Mittagstisch.
Am Samstag, den 21. November/4. Dezember, zum Fest des Einzuges der Allerheiligsten Gottesgebärerin in den Tempel, zelebrierte Erzbischof Mark die Gottesdienste in der Kathedrale der Neomärtyrer und Bekenner Rußlands in München. Nach der Liturgie und dem von der Schwesternschaft der Kathedrale veranstalteten Mittagessen flog er zusammen mit Protodiakon Georg Kobro nach Kopenhagen. Dort wurde er am Flugplatz von dem dortigen Priester, Vater Sergij Plechov, und einigen Gemeindegliedern empfangen. Als sie an der Kirche im Zentrum der Stadt eintrafen, wurden sie auf der Straße von der Matu¡ska von Vater Sergij mit Kindern der Gemeindeschule begrüßt. Die Nachtwache am Samstag Abend vollzog Vater Sergij mit Protodiakon Georg. Zum Polyeleion mit der Evangeliumslesung trat der Erzbischof in die Mitte der Kirche. Nach der Vigil besuchten die Geistlichen das Haus einer jungen Familie, wo viele der Gemeindemitglieder den Bischof treffen und mit ihm sprechen wollten, vornehmlich über geistige Themen. Am Sonntag früh vollzog Erzbischof Mark mit den genannten Klerikern die Göttliche Liturgie in der Kirche des Hl. Rechtgläubigen Fürsten Alexander Nevskij. Wie zur Nachtwache waren auch zur Liturgie zahlreiche Gläubige gekommen, von denen viele die Heiligen Gaben empfingen. Nach der Liturgie nahm der Bischof das Mittagessen in einem zur Kirche gehörenden Raum mit den Mitgliedern des Gemeinderates ein, wonach er einzelne Gläubige empfing, die persönliche Fragen an ihn richten wollten. Am Sonntag Abend vollzog Erzbischof Mark mit Vater Sergij und dem Protodiakon die Nachtwache zum Fest, und am Montag Morgen die Göttliche Liturgie anläßlich des Feiertages des Hl. Alexander Nevskij, welchem die Kirche geweiht ist. Nach der Liturgie wurde ein Bittgottesdienst an den Hl. Alexander Nevskij gehalten. Bei dem darauffolgenden Mittagessen unterhielt sich Vladyka mit den Gemeindegliedern und beantwortet später Fragen einzelner Gläubiger aus dem Bereich ihres geistigen Lebens. Am Abend dieses Tages flog Erzbischof Mark und Protodiakon Georg zurück nach München.
Am Sonntag, den 29. November/12. Dezember, zelebrierte Erzbischof Mark in der Kathedrale in München. Am Montag, den 30. November/13. Dezember, vollzog er das Morgenamt und die Göttliche Liturgie im Kloster des Hl. Hiob von Po¡caev in München. Hier konzelebrierte ihm Diakon André Sikojev anläßlich des Tages seines himmlischen Beschützers. Sogleich nach der Liturgie wurde der Hierarch zum Flugplatz gebracht, von wo er zu der ordentlichen Sitzung des Bischofsynods nach New York flog.
In der Nacht von Freitag auf Samstag, den 18. Dezember, flog Erzbischof Mark von New York zurück nach Frankfurt, wo er am Samstag nachmittag eintraf. Vom Flugplatz wurde er unmittelbar zur Nachtwache in die Kirche des Hl. Nikolaus in Frankfurt gebracht. Es zelebrierte der Vorsteher der Kirche, Erzpriester Dimitrij Ignatiew, mit Protodiakon Georg Kobro. Vladyka trat zur Litija und dem Polyeleion mit Lesung des Evangeliums in die Mitte der Kirche und beendete die Vigil mit der großen Doxologie. Am Sonntag, den 6./19. Dezember, war der Empfang des Hierarchen auf 9.30 Uhr morgens anberaumt. Außer dem Vorsteher zelebrierte Priester Slav¡co Panev, und neben dem Protodiakon an diesem Tag auch Diakon Boris Zdrobeu aus Köln. Die Einkleidung des Bischofs wurde in der Mitte der Kirche vollzogen. Abwechselnd mit dem Gemeindechor sang auch ein Kinderchor. Die Predigt hielt Vladyka über die Überwindung fleischlichen Denkens durch geistliche Grundsätze und die Erlangung des inneren Friedens. Dazu, so sagte er, sind die Reinigung des Herzens, ein erleuchteter Geist und ein von Liebe im Geist des Evangeliums erfülltes Gemüt unerläßlich. Der Vorgang der Läuterung baut auf der Reue auf. Durch die Reue wird die geistliche Blindheit entfernt und der Mensch beginnt die Wahrheit zu sehen. Als Beispiel hierfür führte Erzbischof Mark den Samariter an, der als einziger der zehn Aussätzigen kam, um dem Herrn für die Heilung zu danken. Er allein wurde sehend, während die anderen neun zwar äußerlich geheilt waren, aber innerlich blind blieben.
Die sonntäglichen Gottesdienste vollzog Erzbischof Mark in der Kathedrale in München. Am Samstag, den 2./15. Januar, fuhr er nach Stuttgart, um dort die Gottesdienste am Samstag und am Sonntag, den 3./16. Januar, zu halten, weil er am Patronatsfest, dem Tag des Hl. Nikolaus, in Frankfurt zelebriert hatte. Die Fahrt nach Stuttgart stand schon ganz unter dem Zeichen der Vertreibung unserer Mönche aus Jericho, d.h. dem neuen Hebron. Tag und Nacht wurden Telefongespräche mit dem Vorsteher der Geistlichen Mission und den beiden Äbtissinnen im Heiligen Land geführt. Am Sonntag vollzog Erzbischof Mark die Liturgie in Stuttgart in Konzelebration mit den Priestern Ilya Limberger und Johannes Kaßberger, sowie Protodiakon Georg Kobro. In seiner Predigt wies Vladyka auf das Wort der Evangeliumslesung hin Siehe da, ich sende meinen Boten vor dir her und rief die Gläubigen auf, “Mitengel” des Hl. Johannes des Täufers zu werden, also an seinem Opfergang der Liebe zu Gott, der Enthaltsamkeit und des Gebetes teilzuhaben. Nach dem Gottesdienst unterhielt sich Vladyka beim Mittagessen mit den Gliedern der Gemeinde, während in seinem Büro in München seine Reise nach Jerusalem vorbereitet wurde. Vladyka sprach über die letzten Ereignisse in Jericho und ersuchte die Gemeinde, für unsere Mönche und Nonnen im Heiligen Land zu beten, insbesondere für die Nonnen Maria und Xenia, die in der vergangenen Nacht auf dem Grundstück in Jericho umgeben von palästinensischen Soldaten ausharrten.

Am Montag früh flog Erzbischof Mark ins Heilige Land. Sofort nach der Ankunft dort fand das erste Gespräch mit dem amerikanischen Generalkonsul in Jerusalem statt.

Am Freitag, den 15./28. Januar kehrte Vladyka nach München zurück, am Samstag und Sonntag zelebrierte er in Berlin und führte bei der Gemeindeversammlung Vorsitz, wonach er schon am Montag, den 31. erneut nach Jerusalem flog, diesmal über Athen, wo er mit Priestermönch Ioannikos zusammentraf und darauf mit dem hochgeweihten Bischof Ambrosios vom Kloster der Hll. Kyprianos und Justina in Fili bei Athen. Der weitere Aufenthalt von Erzbischof Mark im Heiligen Land wird in der Rubrik “Jericho-Chronik” beschrieben.
Am Samstag, den 6./19. Februar kehrte Erzbischof Mark aus Jerusalem nach München zurück und zelebrierte hier die Gottesdienste am Samstag und Sonntag in der Kathedrale.

Bote 2000-2
Osterbotschaft an die gottgeliebte Herde der russischen Diözese in Deutschland

Obgleich ins Grab herabgestiegen, Unsterblicher, hast Du doch dem Hades die Kraft gebrochen und bist auferstanden als Sieger, Christus, Gott.

Der Sieg des toten Körpers über die lebendige Schlange ist das Unterpfand unserer Mit-Auferstehung mit Christus. Die ganze Welt verändert sich mit Seiner Ankunft, das Universum wird erschüttert durch Seine Kreuzigung, die ganze Menschheit wird erneuert durch Seine Auferstehung. 
Sowohl die Kreuzigung als auch die Auferstehung des Herrn erfolgt im menschlichen Leib. Christus brachte diesen neuen Körper nicht vom Himmel, sondern schuf ihn im menschlichen Mutterschoß, um vom Anbeginn Seiner Menschwerdung die ganze Menschheit in das Heilswerk der Rettung einzubinden. Sein sündloser menschlicher Leib, der der Reinigung oder Erneuerung nicht bedurfte, nahm die Kreuzesleiden auf sich, um uns Sünder und Verunreinigte aus dem Rachen der alles vernichtenden Schlange zu erlösen. Christus – Gottes Kraft und Gottes Weisheit – erschütterte mit Seinem toten Leib den Hades und zerstörte die Macht des Todes. Dieser Leib enthält alles – Leben, Licht, Brot – nach dem Zeugnis des Herrn Selbst, der das sprach: Ich bin das Licht der Welt: wer Mir folgt… wird das Licht des Lebens haben (Jo. 8, 12) und Ich bin das Brot des Lebens (6, 48), und Ich bin das Brot, das vom Himmel kam (41).
Vor der Ankunft des Zweiten Adams in diese Welt verging der Mensch, der gefallene Nachfahre des erstgeschaffenen Adams, in seinem Tod, seiner Finsternis und Ausweglosigkeit vor Hunger nach dem geistlichen Brot, dessen er beraubt war. Der Herr brachte ihm dieses Brot – Sich Selbst, Seinen Leib und Sein Blut. Durch sie brachte Er am Kreuz eine neue Menschheit hervor und machte uns alle zu Verwandten, alle Völker versammelnd, nicht nur die irdischen, sondern auch die himmlischen – durch das Kreuz, das “Engeln und Menschen zur Einigung gereichte”. Das Kreuz Christi vereint Himmel und Erde, denn der an ihm um unseretwillen Gekreuzigte vereinte alles in sich, durch das Blut Seines Kreuzes, durch Ihn, sei es irdisches sei es Himmlisches (Kol. 1, 20). Das Kreuz macht uns Erdengeborene zu Engelsgleichen, denn es ist “weiter als die Himmel in seiner Macht”, es ist wahrlich eine Himmelsleiter, und es “führt die Menschen stets zu Gott empor”. 
Der Herr streite Sich nicht mit dem Tod, sondern befehlt ihm als Herrscher, die menschlichen Seelen aus der jahrhundertelangen Gefangenschaft freizulassen, die bei dem ersten und gefallenen Adam ihren Anfang nahm. Von jenem Augenblick an verweilt der Teufel in erbärmlicher Selbsttäuschung seiner vermeintlichen Macht über das Menschengeschlecht. Jene Versuchungen, mit denen er den Retter nach vierzigtägigem Fasten ins Verderben stürzen wollte, wiederholen sich auch jetzt im Leben eines jeden Menschen. Und obwohl jeder von uns weiß, daß der Mensch den Versuchungen genauso widerstehen kann, wie sich ihnen der Menschensohn in der Wüste widersetzte, fallen wir immer wieder und unterwerfen uns freiwillig dem Anführer alles Bösen. Wir vergessen, daß wir uns für den Kampf mit der Schlange nicht in die äußere, materielle Wüste zurückziehen müssen, – vielmehr vollzieht sich dieser Kampf in der inneren Wüste unseres Herzens. Damit das Herz dieses Kampf bestehen kann, muß es von allen leidenschaftlichen Regungen ausgetrocknet, von der Liebe zu Gott dem Retter bewässert und von Barmherzigkeit gegenüber Seiner Schöpfung gedüngt werden. Wenn wir in der Nachfolge unseres Erlösers, aufbauend und gefestigt durch Sein Kreuzesblut, den entschiedenen Kampf mit der Sünde aufnehmen, dann ergießen sich in uns auf geheimnisvolle Weise auch Seine Kräfte. Dann leuchtet in uns Sein Licht auf, in uns fließt Sein Blut, das uns nährt und vollkommen macht, dann haben wir teil an Seiner Allmacht, und die Gnade Seines Kreuzes vertreibt die schrecklichen Scharen der Dämonen”.
Wenn sich der Mensch von seiner Sündhaftigkeit abwendet, so findet er sich selbst im Gekreuzigten und Auferstandenen Christus wieder, den Christus stellt in ihm die ursprüngliche Schönheit wieder her. Wenn wir unser Kreuz freiwillig aufnehmen, an ihm unsere Eigenliebe und Eigensucht kreuzigen, dann erneuert Christus in uns die geistlichen Kräfte, die bisher durch die Leidenschaften entstellt waren. Das menschliche Herz, das zum Kreuzestod bereit ist, zur Askese der Liebe zu Christus und zum Nächsten, ist fähig, Laster und Leidenschaft zu vergessen, und sich von Liebe zum Guten und zur Tugend in der unablässigen Übung der Selbstreinigung erfüllen zu lassen. 
Die Finsternis unserer früheren Leidenschaften wird durch das Licht Christi zerstreut, wenn wir nicht daran zweifeln, daß Sein Leib und Blut und alle Geheimnisse (Sakramente) der Kirche in uns Wunder wirken, unter denen das erste die Überwindung des Stolzes und Erlangung wahrer Demut ist. In diesem erneuerten Zustand vollbringen sich die Tugenden in uns ohne Anstrengung, in natürlicher Weise, denn sie quellen aus unserer wiederhergestellten Natur hervor. 
Die heiligen Apostel empfingen die Feuerkraft Christi, um derentwillen ihnen der Heiland gebot sich nicht aus Jerusalem zu entfernen (Apg. 1, 3). Durch ein solches reinigendes Feuer gingen unsere Schwestern in Jericho, indem sie das Recht auf die Liebe zum Leib Christi und zum Nächsten gegen die gottlosen Anfechtungen der Feinde der Kirche von innen wie von außen verteidigten. Ohne das in der Tiefe der Leidenschaften liegende, in Sünden versumpfte Jericho zu verachten, erreichten sie das obere Jerusalem und bewiesen uns allen, daß auch uns der Weg der Selbstentsagung und geistlichen Erneuerung offensteht. Auch uns steht es an, uns um der Erlangung der wahren Kraft Christi nicht aus dem neuen Jerusalem unseres durch Buße und Feuer erneuerten Herzens zu entfernen, in welchem die Kraft von oben verweilt – Heiliger Geist, der Tröster-Geist. Diesen tröstenden Geist erhalten nur Demütige. Der Geist Christi begeistert unser demütiges und zerknirschtes Herz, wenn es bereit ist, die Erschütterung seiner Erde anzunehmen, die Veränderung seines Zustandes, die Erneuerung seiner Natur. Dann ergießt sich in unser Herz die Freude der Auferstehung.
Bei dieser völlig grundlegenden Erschütterung und Verklärung unseres ganzen alt gewordenen inneren Menschen müssen wir besonders in diesen Tagen des heiligen Osterfestes die Freude über die Lichte Auferstehung Christi annehmen, ohne uns von lauten Stürmen äußeren Feierns fortreißen zu lassen; vielmehr müssen wir die Stille der Demut im Herzen bewahren. In dieser Stille können wir das leise Wehen des Heiligen Geistes vernehmen, der uns die Geheimnisse Gottes offenbart, unter denen das erste und wichtigste für alle orthodoxen Christen das ewig und ewig heilbringende Geheimnis des Anführers der Stille Christus lautet: Christus ist auferstanden! er ist wahrhaftig auferstanden!
Berlin-München
Ostern 2000
MARK, Erzbischof von Berlin und Deutschland

Bote 2000-2
Heiliges Land

p Am Samstag, den 12/25. März, flog Erzbischof Mark erneut nach Jerusalem. Direkt vom Flugplatz aus begab er sich in das Kloster der Hl. Apostelgleichen Maria Magdalena in Gethsemane, um dort die Vigil zu zelebrieren. Nach dem Gottesdienst unterhielt sich Vladyka beim Abendessen mit den Schwestern, belehrte sie über die Bedeutung des Fastens und des besonderen Askeseauftrages, der ihnen von Gott eben in diesem Jahr durch die schwere Heimsuchung in Jericho gegeben wurde.
Am Sonntag, den 13/26. März, vollzog Erzbischof Mark nach der Lesung der Stunden die Einkleidung zweier Novizinnen des Erlöser-Himmelfahrtsklosters auf dem Ölberg zu Rhason-tragenden Nonnen mit der Namensgebung Ljubov und Domnika. Weiterhin zelebrierte er die Göttliche Liturgie zusammen mit den Igumen Alexij und Andronik und Priestermönch Ilja. Beim Mittagessen belehrte Vladyka die Schwestern vom Ölberg, die ebenso das große Opfer auf sich nahmen, im Gebet und durch ihre Besuche und das Mitbringen von Lebensmitteln die zwei in Jericho eingeschlossenen Schwestern zu unterstützen. 
Am Montag begann Vladyka in Begleitung des Leiters der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Igumen Alexij, und des Sekretärs der Mission, G. B. Brunot, kirchliche und weltliche Instanzen aufzusuchen, um weitere Gespräche über die Lage unserer Mission und ihrer Einrichtungen im Heiligen Land zu führen. Insbesondere wurde Vladyka vom Bürgermeister von Jerusalem, Herrn Olmert, empfangen, der seine Besorgnis über die Lage unserer Klöster auf dem autonomen palästinensischen Territorium ausdrückte und versicherte, daß ein ähnlicher Frevel wie dort sich bei der derzeitigen Lage auf dem Territorium des israelischen Staates nicht wiederholen könne. Am Abend war Vladyka bei der Eröffnung der Ausstellung “Wiege der Christenheit” im Nationalmuseum Israels zugegen. Diese von der römisch-katholischen Kirche zusammen mit der Leitung des israelischen Staatsmuseums organisierte Ausstellung ist einmalig in ihrem Reichtum an Exponaten und ihrer sorgfältigen Vorbereitung. Sie gibt einen lebendigen Eindruck über die Verbreitung des Christentums in den ersten Jahrhunderten, über das alltägliche Leben und die gottesdienstliche Ordnung. Ein ganzer Altar einer antiken Kirche wurde rekonstruiert, sakrale Gefäße, Zeichnungen und ähnliche Dinge werden gezeigt.
Am Dienstag stattete Erzbischof Mark dem Jerusalemer Patriarchen Diodoros einen Besuch ab. Der Patriarch, der Vladyka in Anwesenheit von Metropolit Basilios und des Dragomans empfing, drückte seine tiefe Entrüstung über die illegale Einmischung Arafats in kirchliche Angelegenheiten auf dem Jerichoer Grundstück unserer Kirche aus und erteilte seinen Segen für die weiteren Schritte unserer Kirche zur Wiederherstellung des Rechtszustandes. Er rief unsere Mönche und Nonnen auf, sich entschieden allem Übel zu widersetzen.
Am Mittwoch war Erzbischof Mark bei dem Mitternachtsamt, dem Morgenamt und den Stunden im Kloster der Hl. Maria Magdalena in Gethsemane zugegen. Nach Beendigung der Typika kleidete Vladyka die Novizin Olga mit dem neuen Namen Vera zur Rhason-Nonne ein. Weiterhin vollzog er die Liturgie der vorgeweihten Gaben und beim Mittagstisch sprach er wieder mit den Schwestern über ein Thema aus dem geistlichen Leben. Nach der trapeza empfing er einzelne Schwestern, die geistlichen Rat bei ihm suchten.
Nach dem Mittagessen fuhr Erzbischof Mark mit Igumen Alexij und G.B. Brunot nach Jericho, um einige Schwestern von dort abzuholen und Mönche dorthin zu bringen. Schwester Maria verließ zum ersten Mal seit dem 15. Januar nach zweieinhalb Monaten ihrer freiwilligen Gefangenschaft, in die sie sich zum Schutz unseres Besitzes und Rechtes auf ein Leben des Gebets im Heiligen Land begeben hatte, ihr Quartier. In dem Häuschen auf unserem Grundstück blieben die Rjasofor-Mönche Vasilij und James, sowie der Leser Daniel zurück. 
Am Donnerstag besuchte Vladyka die Lavra des ehrw. Chariton in der Nähe von Ein Farah. Dort hat sich seit der Vertreibung unserer Brüder aus Jericho eine stattliche Bruderschaft angesammelt. Dazu kamen noch zwei Priestermönche, so daß nun alle Gottesdienste gesichert sind. Eine normale Mönchsgemeinschaft hat sich herausgebildet. Vladyka machte sich mit der Lage vertraut und gab die notwendigen Anweisungen zur Führung des täglichen Lebens nach der Mönchsregel und Ratschläge, wie die einzelnen Aufgaben der Brüder zu verteilen sind.
Am Donnerstag Abend vollzog Vladyka das Sakrament der Myronsalbung in Gethsemane in Konzelebration der Äbte Alexij und Andronik, sowie der Priestermönche Nikodim, Johannes und Ilja und des Protodiakons Vasilij. Am Freitag, den 18/31. März, nach der Liturgie der vorgeweihten Gaben, die Vladyka auf dem Ölberg zelebrierte, führte er auch dort das Sakrament der Myronsalbung mit denselben Geistlichen durch, mit Ausnahme von Priestermönch Johannes, der zu dieser Zeit in Gethsemane zelebrierte, aber statt seiner war der zweite Priestermönch Ilja dabei. 
Nach dem Mittagessen besuchte Erzbischof Mark wieder die Bruderschaft in Jericho, dann unterhielt er sich mit der Äbtissin und den Schwestern in Gethsemane und fuhr schließlich mit Schwester Pelagia in die Stadt, um sich von Golgatha und dem Grab des Herrn zu verabschieden. Vor der Abreise besichtigte Erzbischof Mark noch einige Teile unseres Anwesens auf dem Ölberg, wo mögliche Neubauten geplant sind. Am Abend empfing Igumenja Moiseja in ihrer Wohnung Vladyka, sowie den Vorsteher und den Sekretär der Mission zum Abendessen.
Am Samstag Morgen brachten Igumen Alexij und Jurij B. Brunot um 3.40 Uhr Vladyka zum Flugplatz, so daß er rechtzeitig zur Nachtwache vor dem Sonntag der Kreuzverneigung nach München zurückkehren konnte. Zum Heraustragen des Kreuzes versorgte Igumenja Moiseja Vladyka mit Basilikum und Kreuzchen, die aus Palmblättern aus dem Jerichoer Garten geflochten wurden.

Bote 2000-2
Chronik der Gesetzlosigkeit in Jericho

Am Freitagabend, dem 25. Februar kamen die Vertreter der US-Kongressabgeordneten Caroline Maloney und Tom Lantos zusammen mit der Mutter von Schwester Maria, Nikki Stephanopoulos, die Ehefrau eines griechisch-orthodoxen Priesters ist, ins Heilige Land, um sich ein Bild von der Lage in Jericho zu machen. Die Delegation hatte eine Begegnung mit dem Oberst Radjoub, dem Chef des palästinensischen Staatssicherheitsdienstes, mit den amerikanischen Konsularbeamten und Vertretern des Jerusalemer Patriarchats. Archimandrit Feodosij, der Leiter der Mission des Moskauer Patriarchats lehnte es ab, sich mit der Delegation zu treffen. Der offizielle Vertreter der Russischen Föderation Alexei Tchistjakov erklärte sich zu einem Treffen unter der Bedingung einverstanden, daß keine Vertreter der ROKA zugelassen werden.
Der Delegation wurden zwei kurze Besuche des Klosters in Jericho erlaubt. In Begleitung von Mitarbeitern des palästinensischen Staatssicherheitsdienstes sahen sie sich die Zelle der Schwestern und das Grundstück an. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit den Sicherheitsbeamten wurde ihnen erlaubt, die Kapelle zu betreten. Die beiden Schwestern wurden nicht zugelassen.
Bei dem Gespräch mit den Vertretern deramerikanischen Kongressabgeordneten am 26. Februar erklärte Radjoub sehr bestimmt, er wolle als das Mindeste den Vertretern der ROKA freien Zugang zum Grundstück gewähren und darüber hinaus entweder beiden Seiten (MP und ROKA) erlauben, die Kapelle zu benutzen, oder es beiden gleichermaßen zu verbieten. Um diese Versprechen in die Praxis umzusetzen, trafen sich im Kloster von Jericho der stellv. Konsul der USA J. Feierstein, der Major Abd Aloum, der den Oberst Radjoub vertrat und Abu Akram, der Chef des Staatssicherheitsdienstes in Jericho. Es kam zu folgenden Absprachen:
1) Die Schwestern Maria und Xenia ziehen in den Wohncontainer um, der in der Nähe “unseres” Tores aufgestellt wurde;
2) In dem Raum, den die Schwestern belegten, werden palästinensische Soldaten wohnen;
3) Das Tor wird geöffnet und das Personal der ROKA wird das Recht des freien Zugangs haben und auf “unserem” Teil des Grundstücks sich frei bewegen können;
4) Weder die ROKA, noch das MP wird die Kapelle benutzen. Um dieses Moment zu unterstreichen, wurde während den Verhandlungen vor der Kapelle ein bewaffneter Soldat postiert;
5) Major Abd Aloum versprach, daß in den nächsten zwei Tagen, wenn die Soldaten der Jericho-Einheit, die zu dem Zeitpunkt wegen Studentenunruhen in eine andere Stadt beordert wurden, zurückkommen werden, die Vertreter des MP und des russischen Konsulats die Wohnung über der Kapelle räumen und in das vormals von der UNRRA benutzte Gebäude umziehen müßten.
Von dieser Übereinkunft wurde nur ein einziger Punkt erfüllt: die Schwestern Maria und Xenia zogen tatsächlich in den Wohncontainer um. (Schwester Xenia, die 45 Tage in freiwilliger Gefangenschaft verbracht hatte, kehrte in das Gethsemane-Kloster zurück. An ihrer Stelle leben jetzt abwechselnd Schwestern aus unseren Jerusalemer Klöstern). Alle anderen Punkte der Vereinbarung werden sowohl von den Palästinensern, wie auch von den “Moskauern” in grober Weise gebrochen. Zwar wurde das Tor geöffnet, aber der Zugang zum Grundstück ist weiterhin beschränkt, am Tor stehen palästinensische Wachen. Von Zeit zu Zeit schließen die Soldaten das Tor ab. Die Soldaten verhalten sich unseren Schwestern gegenüber feindselig und grob.
Hier nur ein paar Beispiele des Bruches der Absprachen und der groben Behandlung:
1) Am Morgen des 2. März wurde die als Trennungslinie vorgesehene Mauer zwischen den beiden Teilen des Grundstücks durch einen Bulldozer niedergerissen. Vertreter des MP haben den Bulldozer gemietet und um 6.30 Uhr in der Frühe hastig angefangen zu arbeiten. Als der Vertreter des US-Konsulats bei Aloum eine Erklärung verlangte, sagte dieser: “Das war ein Fehler”.
2) Am 3. März begann das Personal des MP den Raum, in dem die Schwestern gewohnt hatten, zu verputzen und und zu streichen. Am Montag, dem 7. März hatten J. Feierstein und Akram eine erneute Begegnung im Jericho-Kloster. Akram versicherte wieder, daß in diesem Zimmer ausschließlich palästinensische Soldaten leben würden. Auf die Bitte des Konsularbeamten hin versuchte Akram das Zimmer mit seinem Schlüssel zu öffnen, konnte es aber nicht. Er klopfte, und auf der Schwelle erschien der Moskauer “Mönch”, der am Tag der Klosterbesetzung des 15. Januar Schwester Maria durch das Gelände geschleift und auf die Straße hinausgeworfen hatte.
3) Die Soldaten verhören diejenigen, die durch “unser” Tor gehen, hindern Journalisten manchmal in grober Weise das Grundstück zu betreten und machen Anstalten ihnen die Kameras wegzunehmen.
4) Die Bewegungsfreiheit auf “unserem” Teil des Grundstücks ist eingeschränkt. Wer diese Beschränkungen in Frage stellt, hat mit grobem Verhalten der Soldaten zu rechnen. Nur eines von vielen Beispielen: frühmorgens am Mittwoch, dem 9. März setzte sich eine unserer Nonnen (eine gebürtige Russin) an den Rand des Fischbassins, um friedlich zu lesen. Die Soldaten zwangen sie unter groben Beschimpfungen näher zum Wohncontainer zu gehen.
5) Entgegen der Absprache, haben die Vertreter des MP freien Zugang zur Kapelle. Am Samstag, dem 5. März besuchten 6 orthodoxe Mädchen (im Alter von 4 bis 14 Jahren) Schwester Maria. Als sie über das Grundstück spazierten, bemerkten sie Lichter in der Kapelle. Durch das Fenster war ein Mann zu sehen, der Kerzen und Lampaden anzündete, offenbar in Vorbereitung auf die Vigil. Der begleitende Soldat und die Schülerinnen baten den vor der Kapelle stehenden Mönch des MP, die Türe aufzuschließen und ihnen den Eintritt zu gestatten, aber dieser lehnte kategorisch ab. Oftmals wurden die “Moskauer” in der Kapelle gesehen.
6) Obwohl die regulären Einheiten des örtlichen Staatssicherheitsdienstes nach Jericho zurückgekehrt ist, wurden keinerlei Versuche unternommen, das Personal des MP aus der Wohnung über der Kapelle zu entfernen.
7) Wenn man in den ersten Wochen der Besetzung sagen konnte, daß die palästinensischen Soldaten die Nonnen der ROKA vor den Vertretern des MP und des russischen Konsulats schützten, so hat sich jetzt die Situation völlig verändert. Die Soldaten bedrohen die Schwestern: mit Worten, indem sie sie beschuldigen, für den CIA und den MOSSAD (den israelischen Geheimdienst) zu arbeiten, oder mit Gesten, indem sie zeigen, sie würden sie durch das Tor hinauswerfen, oder in das Fischbassin werfen. Ein besonders unangenehmer Vorfall geschah am 8. März. Zwei Soldaten machten es sich auf einer alten Couch unmittelbar gegenüber dem Fenster des Containers gemütlich. Zu dieser Zeit lasen die Schwestern drinnen gerade ihre abendliche Gebetsregel. Kurz zuvor, am Samstagabend wurden über der Tür und auf dem Dach des Containers Kreuze befestigt, die bedeuten, daß hier Nonnen wohnen und dies ein Haus des Gebetes ist. Deshalb baten die Schwestern die Soldaten höflich, ein wenig weiter weg Platz zu nehmen, bei den Zisternen und dem Fischbassin, dort wo sie gewöhnlich ihre Zigarettenpausen abhalten. Die Soldaten weigerten sich, bliesen den Nonnen Rauch ins Gesicht und richteten die Maschinenpistolen auf sie.
Die Schwestern ließen dies den stellv. Generalkonsul der USA wissen, der seinerseits Akram anrief. Dieser kam zwar, aber am Verhalten der Soldaten änderte das nichts. Sie blieben direkt unter dem Schlafzimmerfenster der Schwestern sitzen, rauchten und unterhielten sich laut. Die nächste Wache machte zehn Schritte vom Fenster der Schwestern entfernt Feuer.
13.-19. März (n. Kal.), erste Woche der Gr. Fastenzeit
Eine ruhige Woche ohne Vorfälle. Schw. Maria harrte im Container aus zusammen mit Schw. Martha aus der Schule von Bethanien. Die Schwestern beteten den gesamten Gottesdienstzyklus. Es sieht so als, als hätte das MP die Kapelle in dieser Zeit nicht genutzt.
15. März
Im Komitee für Menschenrechte in Washington fand eine Anhörung aufgrund der Materialien der Kommission des US-Kongresses, die die Situation in Jericho geprüft hatte, statt. Gleichzeitig brachte die Kongreßabgeordnete Caroline Maloney im Kongress eine Resolution ein, die die Palästinenser auffordert, den Nonnen die Sicherheit und ein faire Behandlung zu garantieren, sich in Übereinstimmung mit den internationalen Rechtsnormen zu verhalten und der ROKA den Klosterbesitz in Jericho und Hebron zurückzugeben.
30. März
Am Donnerstag, dem 30. März, kehrte Schwester Maria nach ihrem 75-tägigen Protestaufenthalt unter den schweren Bedingungen der freiwiligen Gefangenschaft in Jericho zu ihren Pflichten in der Gemeinschaft der Auferstehung Christi nach Bethanien zurück. Im Container wohnen jetzt die Mönche James Smith aus dem Kloster des Hl. Kreuzes in Missouri und Vater Vassilij aus der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem.
Trotz zahlreicher Versprechungen des Oberst Radjoub, der ROKA auf ihrem Gelände mehr Rechte zuzugestehen, unterscheiden sich die Lebensumstände unserer Mönche in Jericho kaum von denen, in denen die Schwestern Maria und Xenia leben mußten. Die palästinensischen Soldaten bleiben am Tor des Teils der der ROKA zugestanden wird, die Mönche sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, sie dürfen sich den Gebäuden auf dem Gelände nicht nähern. Der Zugang zur Kapelle wird nicht nur den Vertretern der ROKA, sondern auch unseren Pilgern verwehrt.
1. April
Am Samstag, dem 1. April waren Vater Vassilij und Bruder James überrascht, als der Erzbischof von Kursk Juvenalij (MP) begleitet von einem Abt und einem Priestermönch, der auf dem Klostergrundstück lebt, in den Container kamen, um mit ihnen zu sprechen. Dies war das erste Mal, daß Kleriker des MP versuchten mit Mönchen der ROKA im Jericho-Kloster zu sprechen. Der Erzbischof schenkte den Mönchen gedruckte Kopien der Kursker Ikone der Gottesmutter und unterhielt sich lange mit ihnen. Er fragte mehrmals eindringlich, warum denn das MP und die ROKA nicht friedlich miteinander leben könnten und warum Vater Vassilij sich nicht dem MP anschließen wolle. Nachdem er lange zugehört hatte, erklärte Vater Vassilij dem Erzbischof, wie wenig die brutale, bewaffnete Besetzung unseres Klosters in Hebron 1997, die er selbst erlebt hatte, für eine Entwicklung friedlicher Beziehungen zwischen der ROKA und dem MP dienlich war. Dann verließen die Besucher den Container. 
4. April
In Jericho wird es sehr heiß. Die Sonne scheint von 11 Uhr bis 16 Uhr direkt in die Fenster des Containers. Die Luft im Container wird unerträglich heiß. Nach langen Verhandlungen erlaubte Akram unseren Mönchen vor dem Container ein Vordach als Sonnenschutz zu bauen. Die Brüder begannen am Dienstag, dem 4. April einen Holzrahmen zu bauen und wollten ihn am Donnerstag, als der Rahmen fertig war, mit Stoff beziehen. Zu ihrem großen Erstaunen erschien nun ein Mitarbeiter des palästinensischen Sicherheitsdienstes mit zwei Männern in Zivil und begann den Rahmen zu zerstören. Er hatte die Frechheit, die Brüder darum zu bitten, sie sollten ihm dabei helfen! Die Brüder konnten ihn nicht an seiner Zerstörungsarbeit hindern, da er bewaffnet war.
5. April und 12. April
Am Mittwoch, dem 5. April kam ein Priester des Jerusalemer Patriarchats, ein Palästinenser, mit einer Gruppe russischer Pilger nach Jericho. Eine Frau aus dieser Gruppe hatte vor einigen Jahren Vater Tichon in Jericho besucht und wollte ihn jetzt wiedersehen. Die Gruppe kam durch “unser” Tor auf das Gelände. Obwohl diese Pilger keinen direkten Bezug zur ROKA hatten, wurde ihnen der Zugang zur Kapelle verboten. Daß hinsichtlich des Besuchs der Kapelle mit zweierlei Maß im Hinblick auf die ROKA und da MP gemessen wird, wurde am darauffolgenden Mittwoch, dem 12. April besonders augenfällig: Eine Gruppe von 12-15 russischen Pilgern kam durch das Tor, das vom MP benutzt wird. Es ergab sich, daß zur gleichen Zeit Schwester Maria mit zwei Pilgerinnen aus Australien nach Jericho kam. Sie gingen durch “unser” Tor und sahen, wie die Gruppe in die Kapelle eintrat. Schwester Maria dachte, ihre Pilgerinnen könnten sich der Gruppe der Pilger des MP anschließen. Die australischen Pilgerinnen unterhielten sich freundschaftlich mit den anderen Pilgern, aber als die Mönche des MP merkten, daß diese zwei Frauen zur ROKA gehören, verboten sie ihren Pilgern, mit ihnen zu sprechen.

Bote 2000-2
Aus dem dem Leben der Diözese

p Am Montag, den 15/28. Februar, flog Erzbischof Mark zu der ordentlichen Sitzung des Bischofsynods nach New York. Die Sitzungen begannen am Dienstag und dauerten bis Donnerstag, den 18. Februar/2. März. Teilgenommen haben der Vorsitzende des Synods Metropolit Vitalij, die Erzbischöfe Lavr, Mark und Ilarion, die Bischöfe Mitrofan, Kyrill, Gavriil und Michail. Im Mittelpunkt der Besprechungen stand diesmal natürlich die Lage in Jericho und im Heiligen Land im allgemeinen. Ebenso wurden einige Fragen besprochen, die mit dem bevorstehenden Bischofskonzil im Herbst dieses Jahres im Zusammenhang stehen. Am Freitag flog Erzbischof Mark von New York nach London, wo er sich in den frühen Morgenstunden des Samstags am Flugplatz mit dem Londoner Priester Vater Vadim Zakrevskij traf, um Fragen über das Gemeindeleben und den Bau der Kirche in London sowie über die Betreuung der Gemeinden in England und Irland zu erörtern. Um die Mittagszeit flog Vladyka nach München, wo er die Gottesdienste am Samstag und Sonntag zelebrierte.

p Am Donnerstag, den 3/16. März, kamen Arbeiter aus der Ukraine an, die mit offizieller Erlaubnis von der Gemeinde der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands und des Hl. Nikolaus in München zum Bau eines Glockenturmes vor der Münchner Kathedrale eingeladen worden waren. In den frühen Morgenstunden des folgenden Tages zelebrierte Erzpriester Nikolaj Artemoff ein Moleben vor dem Beginn der Bauarbeiten, und die Arbeiter machten sich sogleich an die Arbeit, für welche gerade zu rechter Zeit die Erlaubnis der Stadtverwaltung eingetroffen war. Die nun eingeleiteten Bauarbeiten erschweren natürlich den Ablauf der Gottesdienste, weil der Haupteingang verschlossen ist und die Gläubigen nur durch zwei Seitentüren Zugang zu der Kirche haben. Sie nehmen aber diese Erschwernis gerne auf sich, denn sie wissen, daß die Bauarbeiten um der Vervollständigung der Kathedrale willen erfolgen.

p Am Donnerstag, den 10/23. März, fuhr Erzbischof Mark in Begleitung von Priester Nikolaj Schibalkov und Mönch Filaret nach Linz, um mit dem Dekan unserer Gemeinden in Österreich, die der Bischofsynod erst kürzlich in die Obhut des amtierenden Bischofs der Deutschen Diözese übergeben hatte, zusammenzutreffen. Vladyka Mark hatte schon vor langer Zeit Vater Prodrom Mack als seinen Beichtvater auserwählt. Deshalb benutzte er vor allem die Gelegenheit, um bei Vater Prodrom zu beichten. Weiterhin wurde zusammen mit Vater Prodrom und Vater Nikolaj Schibalkov die Lage unserer Gemeinde in Wien besprochen. Später kam noch der ehemalige Kirchenälteste der Wiener Gemeinde A. Lapin hinzu. Seit Herbst vergangenen Jahres zelebriert in Wien Priestermönch Arsenij (Zoubakov). Leider verlor die Gemeinde die Kirche der Hl. Brigitta, in der sie jahrzehntelang ihre Gottesdienste vollzogen hatte. Deshalb zelebrierte Vater Nikolaj am zweiten Sonntag der Großen Fastenzeit die Gottesdienste in dem Wiener Vorort Stockerau. Danach begab er sich auf die Suche nach einem passenden Raum für die Abhaltung der Gottesdienste in Zukunft. 
p Am Sonntag der Fleischentsagung, 5. März, wurde in der Münchener Kathedralkirche der Subdiakon Vitalij Germanov von Erzbischof Mark zum Diakon geweiht. Vater Vitalij ist Doktor der technischen Wissenschaften und hatte einen Lehrstuhl für Physik in Samara. Er ist der Autor von 11 Patenten und zahlreicher wissenschaftlicher Artikel in russischen und internationalen Fachzeitschriften. In Rußland arbeitete er auf dem Gebiet der angewandten Physik. Seit 1983 lebt er mit seiner Frau in Deutschland und ist hier auf dem Gebiet der Theorie der Glasfaser-Laserkommunikation tätig. Er ersetzt Diakon Viktor Tschernikov, der Ende April nach Kanada auswandert, nachdem er und seine Familie in Deutschland, wo er 9 Jahre lebte, kein Bleiberecht erhielt. Vater Viktor wird in der Hl.-Dreifaltigkeitskirche in Toronto zelebrieren.
Am Versöhnungssonntag wurde in der Kathedralkirche in München Andrej Ostaptchouk zum Diakon geweiht. Vater Andrej ist Doktor der Physik, arbeitet im Max-Planck-Institut für Physik in München auf dem Gebiet der Elementarteilchenphysik. Er ist Autor wissenschaftlicher Publikationen in Fachzeitschriften und lebt mit seiner Ehefrau und zwei Töchtern seit 1994 in Deutschland. Künftig soll Vater Andrej im Raum Köln zelebrieren, da er ein Lehrstuhl an der Universität Aachen erhält.

Bote 2000-2
Die Orthodoxe Tagung der deutschen Diözese

Vom 26. bis 28. Dezember fand die jährliche Tagung der Russischen Orthodoxen Diözese von Berlin und Deutschland in München statt, an der ca. 40 Kleriker und Laien regelmäßig und ca. 100 Personen insgesamt teilnahmen. Nach langjähriger Tradition trafen sich die Teilnehmer zu allen Gottesdiensten des Tageskreises. Die Pausen zwischen den Sitzungen verbrachten sie in brüderlicher Gemeinschaft und Gesprächen.
Die Versammlung wurde nach dem Abendgottesdienst vom 26. Dezember mit der Begrüßungsrede von Erzbischof Mark von Berlin und Deutschland eröffnet. Im Anschluß daran hielt Dr. M.V. Schkarovskij aus Sankt-Petersburg den Vortrag “Die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland auf dem Balkan während des Zweiten Weltkrieges”. Der Referent berichtete über das Verhältnis zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Naziregime nicht nur auf dem Balkangebiet, sondern auch in Deutschland selbst. Nach dem Umzug des Synods aus Konstantinopel nach Sremski Karlovci, so unterstrich er, bestand die Herde aus den Vertretern verschiedener Völker, u.a. auch Griechen, Bulgaren, Serben. Viele von ihnen waren den zielgerichteten Vernichtungsmaßnahmen der Nazis ausgesetzt. Gerade in diesen Jahren bildeten sich die besonderen Beziehungen zwischen den orthodoxen Serben und der Russischen Orthodoxen Kirche im Exil heraus. Zur selben Zeit gaben sich die Ideologen des Dritten Reiches keinerlei Illusionen bezüglich der ROKA hin, da diese eine aus der Sicht der Nazis fremdartige theokratische Ideologie vertrat und im Falle des Sieges des Naziregimes vernichtet werden sollte. Die Priester der ROKA wurden in die besetzten Ostgebiete nicht zugelassen. Reichsministerien legten den Hierarchen allerlei Hindernisse in den Weg und verboten Gottesdienste in den Ostarbeiterlagern. Andererseits vertraten einige Orthodoxe damals die Meinung des Metropoliten Anastasij, der die Sowjetmacht für das größte Übel hielt. Obwohl es einzelne Kleriker und Weltliche gab, die den Feldzug gegen Rußland guthießen, hielt die offizielle Politik unserer Kirche davon einen klaren Abstand (ebenso wie sich das Allgemeine Konzil der ROKA im Jahre 1938 vom Faschismus und Nationalsozialismus distanzierte). Auf dem Balkan beging das kroatische pronazistische Regime an den serbischen Orthodoxen einen Völkermord, der auch die Herde der ROKA betraf.
Am zweiten Tagungstag hielt Dr. A. V. Muravjev einen Vortrag über die Ekklesiologie (die Kirchenlehre) des hl. Maximos des Bekenners. Der Referent betonte dabei, daß die Ekklesiologie des hl. Maximos im engen Zusammenhang mit seiner Lehre über die Vergöttlichung steht. Der Mensch als Mikrokosmos nähert sich Gott zuerst durch die Gebote, dann durch den Glauben und schließlich durch die mystische Schau. Auf ähnliche Weise basiert die Kirche auf dem Prinzip des Emporsteigens (Anagogie) von der Askese zum Dogma und vom Dogma zur Gottesschau. Gerade im Lichte dieser Lehre sollte man die Haltung des hl. Maximos sehen, die er sowohl in seinem Disput gegen den Patriarchen Pyrrhos als auch in seinen Verhandlungen mit den Legaten des Imperators einnahm. Seine Verweigerung der Kommunion mit dem Patriarchen kann nicht als dessen Verurteilung gesehen werden (wie auch bei den Jünglingen im Feuerofen, die den Götzendienst verweigert hatten, ohne jemanden zu verurteilen), sondern als die Notwendigkeit des Festhaltens an der Orthodoxie, selbst wenn es sich nur um ein einziges Mitglied der Kirche (zu der natürlich die Häretiker nicht zählen) handelt. Beim erneuerten Bekenntnis zur Orthodoxie wird sogar ein beharrlicher Ketzer sofort in die Gemeinde aufgenommen. Der Redner unterstrich, daß unsere Kirche nach dem Beispiel dieses heiligen Kirchenvaters niemals eine direkte Verurteilung selbst gegenüber offensichtlich häretischen Hierarchen der Weltorthodoxie aussprach, sondern stillschweigend auf den eucharistischen Umgang mit den Letzeren verzichtete in der Hoffnung auf ihre Rückkehr zur Vernunft und auf ihre Reue.
Der dritte Vortrag, dessen Thema die Exegese der biblischen Darstellung des Sündenfalls und der Erbsünde war, wurde von Erzpriester Nikolai Artemoff gehalten. Das Wissen, das die Schlange Eva versprochen hatte, ist, so betonte er, eng mit der Begehrlichkeit und der Verfügungsgewalt verbunden. Unter anderem verstößt Eva gegen den Stand, in dem sie geschaffen wurde, und verletzt das Gebot eigenwillig. Um der Situationskontrolle willen wälzt sie die hierarchische Ordnung um.
Sogar bei der Vertreibung aus dem Paradies wird der Logos, den Adam ursprünglich empfangen hatte, ihm nicht genommen und die “Fellröcke” stehen nicht nur für die tierische (biologische) Natur des Menschen, sondern zeigen auch Gottes Fürsorge.
Im Vortrag von L. Turjanskaja “Erziehung der Kinder im orthodoxen Geiste” wurden auf der Basis der vorrevolutionären und der modernen populären pädagogischen Literatur die Grundsätze der orthodoxen Erziehung dargelegt, die sich in der Verbindung von persönlicher Anerkennung und dem Verantwortungsbewußtsein äußern. Der Vortrag rief eine lange und lebhafte Diskussion hervor.
Im fünften Vortrag, auch von Dr. M.V. Schkarovskij, wurde die Geschichte der Josifljaner Bewegung (1926 - Ende der 1980er) betrachtet. Der Referent berichtete über die gewichtigen historischen Fakten aus dem Leben dieses bedeutenden Zweigs der Katakombenkirche und wies darauf hin, daß die strenge Einstellung der Josifljaner gegenüber dem Metropoliten Sergij und seiner Kirchenpolitik von den Sergianern selbst hervorgerufen wurde, indem die letzteren sie in Wechselwirkung mit dem NKWD verfolgten und ihnen das Feiern der Gottesdienste unmöglich machten. Die führenden Josifljaner bemühten sich lange darum, nicht völlig in den Untergrund zu gehen, sondern nach Möglichkeit ihre Kirchen zu bewahren.
Den Abschluß des Treffens bildete der Vortrag des Hochgeweihten Erzbischofs Mark “Glaubenslehre und kanonisches Recht als die Grundlagen der Einheit der Kirche”. Das Hauptinstrument gegen die Zersplitterung, die wir heute auch in der orthodoxen Welt beobachten, ist das kanonische Recht. Jedoch können die Kanones nicht mechanisch angewendet werden. Neben dem unveränderlichen Teil des kanonischen Rechts (wie z. B. die Regeln der ökumenischen Konzilien) gibt es auch viele Kanones, die änderungs- und ergänzungsfähig sind. Die Kirche sollte die verschiedenen Möglichkeiten der Anwendung der Kanones deuten, da der Kanon eine Gedankenrichtung darstellt und in der Regel einen großen Umfang von Anwendungsarten unter bestimmten Bedingungen umfaßt. Die kanonischen Normen, die modifiziert werden können, betreffen hauptsächlich disziplinarische Maßnahmen und Vermögensangelegenheiten, so Vladyka Mark. Vladyka machte uns darauf aufmerksam, daß das Glaubensbekenntnis im ersten und im letzten Gottesdienst des Tages gelesen wird - dem Mitternachtsamt und dem Spätabendamt - und nach russischer Tradition in der Göttlichen Liturgie vom Volk gemeinsam gesungen wird. Danach kann man auf die Bedeutung schließen, die die Kirche dem Dogma zumißt. Das Glaubensbekenntnis und die Heilige Schrift gehören gewissermaßen zu den inneren Schichten des kirchlichen Lebens, während das kanonische Recht gewissermaßen zu der äußeren Schicht gehört, welche die inneren Schichten schützt. Die kirchlichen Regeln (Kanones) können zu den Unveränderlichen gehören, so wie die, die die Glaubenslehre betreffen, als auch zu denen, die mit historischen Umständen zusammenhängen. Das Erscheinen des Kirchenrechts auf russischem Boden veränderte das Volksleben grundlegend, z.B. die Situation der Ehefrauen.
Folgender Gedanke Vladykas bezüglich der gegenwärtigen kirchlichen Probleme und der Situation in der Kirche entspricht der Einstellung des hl. Maximos des Bekenners: wenn irgendeine Neuerung im kirchlichen Leben Anstoß erregt, dann ist dies ein gültiges Kriterium, um die Neuerung zu beseitigen. Wenn wir gegenüber den sog. “Ökumenisten” nicht kritisch Position beziehen würden, so würden wir zu deren Komplizen. Wir dürfen nicht über andere zu Gericht sitzen, aber wir müssen über unser eigenes Verhalten verantwortlich befinden. Was das Gesetz der Gemeinschaft der Landeskirchen betrifft, so ist zu beachten, daß dies ein Gesetz der Gemeinschaft in Glauben und Liebe ist.
Nach Vladykas Vortrag wurden die verschiedenen Wünsche nach Themen für künftige Treffen gesammelt. Danach folgten Fragen zu allen Vorträgen des Treffens. Etwa die Hälfte dieser Fragen betraf die kirchliche Situation in Rußland. Auf die Fragen der Tagungsteilnehmer antwortete Vladyka Mark, daß er die Moskauer Patriarchie nicht für die ausschließliche Vertreterin der russischen Landeskirche (Mutterkirche) hält, sondern für einen möglichen Teil derselben. Aufgrund der Verfolgung gab es in Rußland in der “Wahren Orthodoxen Kirche” viel kanonisch Zweifelhaftes, jedoch um das gläubige Volk nicht ins Verderben zu stürzen, kann die Kirche im Prinzip auch die zweifelhafte Weihe von Klerikern anerkennen, während die orthodoxen Gläubigen die im Glauben sündigenden Hierarchen heilen können. Grundsätzlich sollte man der Regel “Die Sünde entlarven, doch den Sünder lieben” folgen, forderte Erzbischof Mark auf. Anläßlich einer Frage zum letzten Vortrag antwortete Vladyka Mark, daß die geistliche Erziehung nicht auf den Erwerb einer äußeren Form gerichtet ist, sondern des Geistes. Die Kirchenregeln sehen nicht alle Situationen voraus, in denen sich ein Christ befinden kann. Aber wenn er in dem Geist erzogen worden ist, in dem die Kanones geschrieben sind und den sie bewahren, dann wird er auch in extremen Situationen wissen, wie er sich wahrhaft orthodox verhalten kann.
Auf die Frage, wie denn die Erlösung, die der Herr Jesus Christus bewirkt hat, auf jeden Einzelnen übergeht, antwortete Vladyka: “Der Herr nahm bei der Menschwerdung die ganze menschliche Natur auf Sich, d.h. die gesamte Menschheit und den ganzen Menschen. Deshalb betrifft Sein Errettungswerk nicht irgendeinen individuellen, sondern den ganzen Menschen”. Diese Antwort wurde von Vater Nikolai ergänzt: “Der hl. Gregor der Sinait schreibt in der Philokalia, vor der Taufe habe im Herzen des Menschen das dämonische Wirken Platz. In der Taufe, die Erleuchtung genannt wird, nimmt das Licht Christi das eigentliche Zentrum unserer Person ein, während die Dämonen nur um dieses Zentrum, um unser Herz herum tanzen, aber zu diesem Zentrum selbst keinen Zugang haben. Das Gericht über unsere Seele wird darin bestehen, daß geklärt wird, wo wir uns befinden - ob wir diesem unserem Zentrum entsprechend gelebt haben, oder zusammen mit den Dämonen herumgetanzt sind und unserem eigentlichen Leben fremd blieben. Nach den Worten des hl. Apostels Paulus besteht die Aufgabe des Christen “tot zu sein für die Sünde, und zu leben für Gott” (Röm. 6), d.h. durch das Licht zu leben, welches in uns eingetreten ist, damit unter Einschluß unseres Willens alle unsere Glieder und Sinne - das Sehen, das Hören, das gesamte Fühlen, Erfassen und Tun - in Übereinstimmung kommen mit dem Licht Christi. Anders gesagt, das Licht Christi soll alle unsere Glieder durchdringen. Das aber geschieht durch das Gebet, durch aufopferungsvolles Handeln, durch die Askese, dadurch, daß wir lebendig werden in der heiligen Gemeinschaft der Eucharistie”.
Dr. A. V. Muravjev, Moskau
A.V. Psarev, Jordanville, NY USA

Bote 2000-2
Chor-/Psalmistenseminar

Vom 7. bis 12. Februar 2000 fand im Kirchenzentrum von Köln ein Chor-/Psalmistenseminar statt, dessen Ziel das Erlernen der gottesdienstlichen Ordnung und des Kirchenchorgesanges war. Das Seminar wurde als praktische Hilfeleistung beim Feiern der Gottesdienste für Gemeinden gedacht. 
Die täglichen Gottesdienste gaben den Seminarteilnehmern die Möglichkeit, sich mit der Ordnung der einfachen und der festtäglichen/polyeleonischen Gottesdienste und der Vigil vertraut zu machen. Nach der Erklärung der Ordnung des bevorstehenden Gottesdienstes gemäß Schema folgte eine Chorprobe zur Vorbereitung und dann der Gottesdienst selbst. Es sangen zwei Chöre: der eine auf Kirchenslawisch, der andere auf Deutsch. Abends wurden der Abend- und Morgengottesdienst gefeiert und morgens die Liturgie.
Ferner übte man während der täglichen Chorproben die acht Töne und ihre Harmonisierung unter der Leitung des erfahrenen Chorleiters P. A. Fekula, der zum Seminar aus New York angereist war. Außerdem lernten die Seminarteilnehmer die Anwendung des Typikons und des Jordanville Kalenders. 
Die folgenden Vorträge wurden gehalten. Von Erzpriester Nikolai Artemoff: „Der hl. Johannes Chrysostomus und die Liturgie“, „Musik als Bestandteil des Gottesdienstes“ und „Die Frage um ein Überwechseln in die russische Sprache in den Gottesdiensten der russischen Kirche“. Einen besonderen Anklang fanden die letzten zwei und der Vortrag Erzpriesters Bo¡zidar Patrnogi´c „Die gottesdienstlichen Gesänge anderer orthodoxen Völker“. Nonne Vassa referierte zu den Themen: „Das Typikon und seine Anwendung“, „Der gottesdienstliche Tageskreis und die Lesung der Stunden“ und „Die orthodoxen Feiertage und die Festgottesdienste“.
Nach dem Abendessen hatten die Seminarteilnehmer die Möglichkeit, sich mit einigen Chorleitern über die Praxis des Kirchenchorgesanges auszutauschen. Man unterhielt sich auch zu den allgemeinkirchlichen Themen. Im Laufe der Woche sind viele Teilnehmer einander durch engen Umgang nahegetreten.
Das Kirchenzentrum von Köln verfügt über ausgezeichnete Voraussetzungen für die Veranstaltung solcher Seminare. Es wurden eine Wohnanlage mit Duschkabinen, eine Küche mit einem gemütlichen Speisesaal und ein geräumiger Seminarrauml eingerichtet. Auf demselben Gelände befindet sich die Kirche mit der prächtigen, obgleich noch unvollendeten Ikonostase. Die Gottesdienste wurden vom Gemeindevorsteher der Kirche des hl. Panteleimon, Erzpriester Bo¡zidar, von Erzpriester Nikolai und Diakon Boris gefeiert. Es wurde für einwandfreie Verpflegung gesorgt. Die Kölner empfingen ihre Gäste aufs Herzlichste. 
Uns wurde bekannt, dass die während des Seminars angeeigneten Kenntnisse bereits in die Praxis umgesetzt werden. So in einer Gemeinde, die bisher noch keine Vigilien feierte, werden diese künftig jeden Samstag abgehalten. 
Der Termin für das nächste Seminar wurde für 30. Oktober - 4. November 2000 im selben Kirchenzentrum festgelegt. Außerdem, nach den Wünschen einiger Seminarteilnehmer bietet Nonne Vassa künftig regelmäßige Seminare (zirka jeden zweiten Monat) zur gottesdienstlichen Ordnung für Kleingruppen (5-7 Personen) in München an. Die Seminare werden voraussichtlich jeweils am Wochenende (Freitag bis Sonntag) mit Freitags- und Samstagsgottesdiensten stattfinden. Anmeldungen werden bereits entgegengenommen, das jeweilige Datum wird nach Vereinbarung festgelegt.
Bitte erkundigen Sie sich auch nach den Übungskassetten zur Liturgie, zu den acht Tönen und zum Totengedenken für verschiedene Stimmen, ferner nach den Aufnahmen der während des Seminars abgehaltenen Vorträge. Bitte wenden Sie sich bei all Ihren Angelegenheiten an Frau L. N. Schütz Tel./Fax 0821/55 49 65.
die Seminarveranstalter


Bote 2000-3
Aus dem dem Leben der Diözese

Am 6. April 2000 flog Erzbischof Mark nach London, wo er dem Gottesdienst zum Patronatsfest im Verkündigungskloster vorstand. Am Flugplatz wurde er von Priester Vadim Zakrevskij empfangen, der ihn in das Gemeindehaus bei der Kathedrale des Entschlafens der Allerheiligsten Gottesgebärerin in der Harvard Road brachte. Am Abend fuhr der Bischof in das Frauenkloster, wo er die Vigil zusammen mit Archimandrit Alexij, Priester Peter Baulk und Mönchsdiakon Savva vollzog. Am folgenden Tag, dem Fest der Verkündigung der Allerheiligsten Gottesgebärerin, war der Empfang des Hierarchen auf 9.00 früh angesetzt. Erzbischof Mark wurde in der Mitte der Kirche eingekleidet. Am Ende der Typika trug Archimandrit Alexij das Kreuz in den Altar, wonach der Abendgottesdienst mit der Liturgie nach bischöflichem Ritus begann. Dem Oberhirten konzelebrierten dieselben Geistlichen wie am Vorabend, sowie der spät am Abend eingetroffene Protodiakon Dr. Georg Kobro. Nach der Liturgie luden die Nonnen alle Gläubigen zu einem Festessen ein. Danach fuhren fast alle Anwesenden in Privatautos zum Friedhof, wo Erzbischof Mark auf dem Grab der entschlafenen Äbtissin Elisabeth das Grabmal einweihte. 
Am Abend des Verkündigungsfestes vollzog Erzbischof Mark das Sakrament der Myronsalbung in der Entschlafungskathedrale in der Harvard Road. Dabei assistierten ihm Archimandrit Alexij und die Priester Vadim Zakrevskij und Thomas Hardy, zusammen mit Protodiakon Georg Kobro.
Am Samstag, den 26. März/8. April, vollzog Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie im Männerkloster des hl. Edward in Brookwood. Hier konzelebrierten ihm Archimandrit Alexij, Erzpriester Milun Kosti´c und Protodiakon Georg aus der Serbisch Orthodoxen Kirche in London, Priester Peter Baulk und Mönchsdiakon Savva. Nach der Liturgie fand beim Mittagessen ein geselliges Zusammensein mit den Gemeindegliedern statt.
Am Samstag Abend war der Bischof bei der Nachtwache in der Entschlafungskathedrale in London zugegen und am folgenden Tag, Sonntag dem 27. März/9. April, zelebrierte er ebendort zusammen mit Priester Vadim Zakrevskij und Protodiakon Georg Kobro die Göttliche Liturgie. Bei der “Trapeza” nach der Liturgie berichtete Vladyka den versammelten Gemeindegliedern über die Ereignisse im Heiligen Land.
Am Dienstag, den 29. März/11. April, flog Erzbischof Mark nach Belgrad. Dort begab er sich in die Patriarchie der Serbisch Orthodoxen Kirche, wo er sich mit dortigen kirchlichen Hierarchen traf, insbesondere mit Metropolit Amfilohije, seinem einstmaligen Professor an der Theologischen Fakultät und langjährigen Freund. Zusammen wurden sie von Seiner Heiligkeit, dem Patriarchen Pavel empfangen, mit dem sie ein ausführliches Gespräch über Fragen der orthodoxen Diaspora führten. Am Abend fuhr Erzbischof Mark zum Kloster zum Einzug der Allerheiligsten Gottesgebärerin in den Tempel. In diesem Kloster hatte er früher während seiner Studienzeit an der Theologischen Fakultät gewöhnlich gewohnt und zelebriert, wenn er nach Belgrad kam, um Examina abzulegen. Äbtissin Agnija und die Schwestern empfingen ihn als den Ihrigen. Auf ihre Bitte vollzog Erzbischof Mark den Morgengottesdienst und unterhielt sich später mit der Äbtissin beim Abendessen. Am folgenden Morgen, Mittwoch der 30. März/12. April, zelebrierte Erzbischof Mark mit dem Segen von Patriarch Pavle die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in diesem ihm so vertrauten Kloster. Danach kehrte er in die Patriarchie zurück und führte nochmals ein ausführliches Gespräch mit Seiner Heiligkeit, Patriarch Pavel auf dessen Einladung hin. Wieder unterstrich der Patriarch, daß die Serbisch Orthodoxe Kirche brüderliche Beziehungen mit beiden Teilen der Russischen Orthodoxen Kirche unterhalten möchte, wie es schon immer der Fall war. Indem er auf die derzeit bestehenden Probleme in der orthodoxen Welt hinwies, sprach er mit Worten aufrichtiger Liebe über die engen und freundschaftlichen Beziehungen, die von jeher zwischen der Serbisch Orthodoxen Kirche und der Russischen Auslandskirche bestanden. 
Nach diesem Gespräch fuhr Erzbischof Mark nach Novi Sad zu S. E. dem Bischof von Ba¡cka Irinej, seinem langjährigen Freund seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Archimandrit Justin (Popovi¡c). Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das von den Nonnen in der Residenz von Bischof Irinej zubereitet wurde, vertieften sich beide Bischöfe in ein langes Gespräch über kirchliche Fragen sowohl in Serbien und Rußland als auch im anderen Ländern. Am Abend waren sie beide beim Großen Kanon des hl. Andreas von Kreta in der Kathedrale in Novi Sad anwesend. Nach Beendigung des Kanons bat Bischof Irinej Erzbischof Mark ein Wort an die vielen versammelten Gläubigen zu richten, unter denen letzterer besonders viele junge Menschen bemerken konnte. Nach dem Abendessen unterhielten sich beide Bischöfe bis 3 Uhr morgens – so viele Themen gab es für ein lebendiges und intensives Gespräch, zu dem sie einige Jahre lang keine Gelegenheit hatten. Am folgenden Morgen waren Bischof Irinej und Erzbischof Mark zusammen bei den Stundenlesungen in der Kathedrale anwesend, und nach einem weiteren gemeinsamen Gespräch fuhren sie zum Kloster Kovije, ca. 30 km von Novi Sad entfernt. Hier wurden sie von dem Vorsteher des Klosters, Bischof Porfirij, und der Bruderschaft freundschaftlich empfangen. Vladyka Mark besichtigte das Kloster und informierte sich über dessen Tätigkeit, die Vladyka Porfirij ihm leicht erklären konnte, weil er mit dem Münchener Kloster des Hl. Hiob von Po¡caev vertraut ist. Weiterhin fuhr Bischof Irinej mit Erzbischof Mark nach Belgrad zur Theologischen Fakultät, wo unser Bischof die Möglichkeit hatte, kurz mit einigen der jetzigen Dozenten seiner ehemaligen Alma Mater Bekanntschaft zu schließen. Von hier brachte Priestermönch Andrej (@Cilerd¡zi¡c) den Erzbischof zum Flughafen, von wo er nach Deutschland zurückkehrte, um rechtzeitig zum Lobpreis der Allerheiligsten Gottesgebärerin mit der Lesung des Akathistos Hymnos in München einzutreffen, den Vladyka in der Kathedrale der hll. Neumärtyrer zelebrierte.
p Am Samstag des Akathistos flog Erzbischof Mark nach der Liturgie im Kloster nach Berlin, wo er die Gottesdienste des fünften Sonntags der Großen Fastenzeit zusammen mit Priestermönch Avraamij und Diakon André Sikojev vollzog. Nach Beendigung der Liturgie am Sonntag, den 3./16. April, vollzog der Bischof mit den genannten Geistlichen in Berlin das Sakrament der Ölweihe. Am Mittwoch, den 6./19. April, zelebrierte er abends die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Kathedrale in München und am Donnerstag, den 7./20. April, fuhr er nach Köln, um dort in den Abendstunden wiederum das Sakrament der Ölweihe zu vollziehen. Hier konzelebrierten ihm der Vorsteher der Kölner Gemeinde, Erzpriester Bo¡zidar Patrnogic, und die Priester Ioann @Cervinskij, Slawomir Iwaniuk, Nikolaj Schibalkov, Alexander Zaitsev, sowie Diakon Boris Zdrobeu. Es waren so viele Gläubige, vor allem Kinder, gekommen, daß die Zeit sehr fortgeschritten war und Vladyka erst um 1.30 Uhr morgens in Hamburg ankam. In der Kirche des hl. Prokopius in Hamburg war die Liturgie am Freitag früh – einem arbeitsfreien Tag, dem katholischen Karfreitag – auf 9.00 Uhr festgesetzt. Erzbischof Mark konzelebrierten Erzpriester Dr. Ambrosius Backhaus, Priester Josef Wowniuk, Priestermönch Avraamij, Priester Alexander Zaitsev und Diakon Nikolai Wolper. In seiner Predigt erinnerte Vladyka daran, daß am heutigen Tag streng genommen die vierzigtägige Fastenzeit endet, wie dies in den kirchlichen Gesängen zum Lazarus Samstag zum Ausdruck kommt. Er wies darauf hin, wie wichtig es ist, auch nach Ostern noch eine auf Fasten ausgerichtete Gesinnung zu bewahren. Mit Hinblick auf das bevorstehende Sakrament der Ölweihe sagte der Erzbischof, daß im ersten Evangelium dieses Sakramentes von einem Menschen die Rede ist, der auf der Straße von Jerusalem nach Jericho unter die Räuber fiel, wobei Jerusalem mit den Tugenden und einem ehrsamen Leben gleichgesetzt wird, während Jericho hier für eine Stadt der Leidenschaft und Sünde steht. Unsere Leidenschaften verursachen uns schlimmere Wunden als die Räuber, denn diese Wunden sind geistlicher Art und betreffen den ganzen menschlichen Organismus, und nur Einer, der Allbarmherzige Samariter, Christus Selbst, kann uns heilen. Dies sehen wir nicht nur in dem Text des Evangeliums, sondern es wird uns auch in unseren Tagen wieder aktuell bewußt, da zwei unserer Nonnen in Jericho schwerste Not erleben. Für die erfolgreiche Fortsetzung des Heilungsprozesses ist jedoch unser Einstimmen in den Willen Gottes unerläßlich. Das Fasten lehrt uns Enthaltsamkeit und Gebet, jetzt müssen wir es zur weiteren Heilung unserer Seelen und Leiber bewahren, worum wir bei der Myronsalbung beten werden. Die vielzähligen Gläubigen, die teilweise auch aus anderen Städten gekommen waren und die beinahe alle bei der Liturgie kommunizierten, traten im Gebet und gesammelt zu dem Sakrament, das um 3 Uhr nachmittags zu Ende war. Nach Beendigung der Liturgie gratulierte Vladyka Mark dem rangältesten Priester unserer Diözese, Erzpriester Ambrosius Backhaus, zum 50-jährigen Juliläum seines priesterlichen Dienstes und wünschte ihm ad multos annos. Bei einer Tasse Tee unterhielt sich der Bischof noch mit den Geistlichen und Mitgliedern des Gemeinderates und machte sich dann auf den Weg nach München. 
Am Lazarus-Samstag, den 9./22. April, vollzog Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in der Kathedrale in München und ebenso die Nachtwache. Am Palmsonntag sprach er nach der Liturgie in der Kathedrale beim Mittagsmahl mit den Gemeindegliedern über Fragen des geistlichen Lebens und der gegenwärtigen kirchlichen Situation, insbesondere im Heiligen Land. Am Sonntag fuhr Erzbischof Mark nach dem Mittagessen nach Stuttgart, um dort am Abend mit Priester Johannes Kaßberger einige Fragen zu besprechen. Am Heiligen und großen Montag vollzog er die Lesung der Stunden mit dem Evangelium und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Hl. Nikolaus-Kirche in Stuttgart. Hier konzelebrierten ihm Priester Ilya Limberger, Johannes Kaßberger und Priestermönch Arsenij (Zubakov). Nach der Liturgie traf er mit Mitgliedern des Gemeinderates zusammen und besprach mit ihnen Fragen des Gemeindelebens. Von Stuttgart aus machte sich Erzbischof Mark nach Frankfurt auf den Weg, um hier am Abend das Sakrament der Ölweihe zu vollziehen. Bei diesem Mysterium konzelebrierten der Vorsteher des Hl. Nikolaus-Kirche in Frankfurt, Erzpriester Dimitrij Ignatiew, der Mannheimer Priester Sergij Manoschkin, Priestermönch Arsenij, der Wiesbadener Priester Slawomir Iwaniuk, der Bad Kissinger Priester Ioann @Cervinskij, Priester Nikolaj Schibalkov, sowie Protodiakon Georg Kobro.
Am folgenden Morgen, dem Heiligen und Großen Dienstag, vollzog Erzbischof Mark die Stundenlesung mit der Lesung des Lukasevangeliums und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Kirche der Hl. Elisabeth in Wiesbaden. Dort zelebrierte Priester Nikolaj Schibalkov mit ihm. Nach dem Mittagessen fuhr er wieder nach Stuttgart, um hier am Abend das Sakrament der Ölweihe zu vollziehen in Konzelebration mit Igumen Agapit, Erzpriester Miodrag Gli¡sic, den Priestern Ilya Limberger und Johannes Kaßberger, zusammen mit Mönchsdiakon Evfimij. Nach dem Sakrament führte Vladyka den Vorsitz bei einer außerordentlichen Sitzung des Gemeinderates, die wegen dringender Fragen des Gemeindelebens einberufen worden war. 
Am Heiligen und Großen Mittwoch zelebrierte Erzbischof Mark von morgens an in der Kathedrale der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands in München. Während der Stunden las er zwei Teile des Johannesevangeliums, Erzpriester Nikolai Artemoff las den mittleren Teil. Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben vollzog der Erzbischof gemeinsam mit Erzpriester Nikolai Artemoff und Priester Georg Seide. Am Abend des Heiligen und Großen Mittwochs war Erzbischof Mark beim Morgengottesdienst zum Heiligen und Großen Donnerstag in der Kathedralkirche anwesend, worauf er dann das Sakrament der Ölweihe in Konzelebration mit Igumen Agapit, den Erzpriestern Nikolai Artemoff und Vladimir Klippenstein, dem Priester Georg Seide und den Diakonen André Sikojev, Vitalij Germanov und Andrej Ostapchouk vollzog. 
Am Heiligen und Großen Donnerstag vollzog Erzbischof Mark die Stunden und den Abendgottesdienst mit der Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Kathedralkirche zusammen mit Erzpriester Nikolai Artemoff und Priester Georg Seide sowie den Diakonen André Sikojev und Andrej Ostapchouk. Nach Beendigung der Liturgie, bei der fast alle in der Kirche Anwesenden die heiligen Gaben empfingen, begab sich das ganze Kirchenvolk und der Klerus auf den Platz vor der Kirche hinaus. Hier weihte Erzbischof Mark den Eckstein, also den Grundstein des im Bau befindlichen Glockenturmes.
Am Abend des Heiligen und Großen Freitags zelebrierte Erzbischof Mark den Morgengottesdienst des Karfreitags mit der Lesung der 12 Leidensevangelien in eben dieser Kathedrale zusammen mit dem Klerus der Gemeinde. Ebendort zelebrierte er alle Gottesdienste des Heiligen und Großen Freitags und Samstags. 
Am Heiligen und Großen Freitag um 16.00 Uhr empfing der Klerus der Kathedrale den Bischof am Eingang mit der Bischofsmantija und nach Verehrung der Ikonen in der Kirche, während der Chor die Irmen des dreistrophigen Kanons sang, kleideten die Hypodiakone ihn in der Mitte der Kirche auf der Bischofskathedra in schwarze Gewänder ein. Beim Gesang “Stilles Licht...” schritt der Bischof in den Altarraum und vollzog die übliche Weihräucherung. Kurz vor dem Ende des Abendamtes trug der Bischof mit Hilfe des Priesters und der Diakone das Grablinnen heraus und hielt eine kurze Ansprache darüber, daß der heutige Tag für den Christen nur dann eine besondere Bedeutung gewinnt, wenn er bereit ist, “Christus von dem kalten Grabeslinnen herunterzunehmen und Ihn in sein Herz aufzunehmen, mit brennender Liebe zu dem Gekreuzigten, und bereit ist, aus dieser Liebe heraus Ihm bis zum Kreuz nachzufolgen und mit Ihm aufzuerstehen.”
Zum Morgenamt am Heiligen und Großen Samstag mit dem Begräbnisritus las Erzbischof Mark den ersten und dritten Teil des 118. Psalms (Selig, die untadelig sind...), während Erzpriester Nikolai Artemoff den zweiten las. Ebenso las der Erzbischof den Kanon. Zum Ende des Morgenamtes nach der großen Doxologie trug er mit Vater Nikolai, Protodiakon Georg Kobro und den Diakonen André Sikojev, Vitalij Germanov und Andrej Ostapchouk das Grabeslinnen in einer Prozession um die Kirche. Ungeachtet der Arbeiten im Zusammenhang mit dem Bau des Glockenturmes verlief diese Prozession ohne besondere Behinderungen, weil unsere orthodoxen Arbeiter alles entsprechend vorbereitet hatten.
Am Heiligen und Großen Samstag früh vollzog Erzbischof Mark mit den genannten Geistlichen das Abendamt mit der Liturgie des Hl. Basilius des Großen. Am Ende dieses Gottesdienstes bot Erzpriester Nikolai Artemoff seinem Oberhirten eine neue weiße Ostermitra dar, welche die Gemeindeglieder anläßlich des Namenstages und des Jubiläums ihres geistlichen Oberhauptes bestellt hatten. Die Schwestern des Ölberg-Klosters in Jerusalem hatten sie gerade noch rechtzeitig zu Ostern ausfertigen und schicken können. Zum Abschluß weihte Erzbischof Mark Brot und Wein zur Stärkung der Gläubigen, von denen viele noch in der Kirche blieben, um sie für den Ostergottesdienst zu säubern und auszuschmücken.
Am Samstag Abend nahmen Erzbischof Mark, Erzpriester Nikolai Artemoff und Priester Georg Seide, welcher an den vorangegangenen Tagen in der Gemeinde des Hl. Nikolaus in Ingolstadt zelebriert hatte, schon einige Stunden vor dem Beginn des nächtlichen Gottesdienstes den aus der Umgebung von München gekommenen Gläubigen die Beichte ab. Die Prozession begann in der übervollen dunklen Kirche, in der nur einige wenige Kerzen brannten. Als die Geistlichen unter dem Gesang “Deine Auferstehung, Christus, o Retter, besingen die Engel in den Himmeln...” aus dem Altarraum heraustraten, empfingen die Gläubigen von ihnen Feuer, um ihre eigenen Kerzen anzuzünden. Um Mitternacht fand dann die Prozession dreimal um die Kirche herum statt; zum Schluß rief Vladyka mit erhobener Stimme vor den verschlossenen Türen “Gepriesen sei die Heilige, Einwesentliche und Unteilbare Dreiheit...” und sang die ersten drei “Christus ist auferstanden!”. Danach gingen alle wieder in die Kirche hinein, und es begann das feierliche österliche Morgenamt. Als es zu Ende war, las Vladyka die Ansprache des hl. Johannes Chrysostomos auf Kirchenslawisch und auf Deutsch. Während der Lesung der Stunden mußte Erzpriester Nikolai Artemoff noch einigen Personen die Beichte abnehmen. Bei der Göttlichen Liturgie lasen die Geistlichen traditionsgemäß das heilige Evangelium in verschiedenen Sprachen. Angesichts der großen Zahl von Gläubigen spendeten zwei Priester vom Ambon aus die Kommunion, während der Bischof aus einem dritten Kelch auf der Bischofskathedra in der Mitte der Kirche den Gläubigen das Sakrament reichte.
Nach fünf Uhr morgens begaben sich die Geistlichen in das Refektorium, und Erzbischof Mark segnete die reichen Osterspeisen, die von der Schwesternschaft hergerichtet worden waren. Wie auch in den vorangegangenen Jahren hatte diese ungeachtet des begrenzten Fassungsvermögens des Speisesaales über 200 Personen zu bewirten.
Am Sonntag Abend um 5 Uhr fand der feierliche Empfang des Bischofs statt. Während des Singens der 9. Stunde kleideten die geübten Altardiener den Bischof in der Mitte der Kirche ein, und er begann den österlichen Abendgottesdienst, wobei er selbst unter dem Gesang der Osterstichiren die ganze Kirche weihräucherte. Erzbischof Mark las selbst das Evangelium auf Kirchenslawisch und auf Deutsch und predigte sodann über die Osterfreude (siehe S....). Am Ende tauschte er wieder den Ostergruß mit den Klerikern und anderen Männern aus, beglückwünschte alle Gemeindeglieder zu dem Hohen Fest und verteilte die roten Ostereier.
Am zweiten Tag vollzog Erzbischof Mark das Morgenamt und die Göttliche Liturgie in der Kathedrale in Konzelebration mit Igumen Agapit, Erzpriester Nikolai Artemoff und Priester Georg Seide sowie Protodiakon Georg Kobro und den Diakonen André Sikojev, Vitalij Germanov und Andrej Ostapchouk. Wieder fand eine Prozession statt mit Lesung von vier Auferstehungsevangelien an jeder Kirchenseite, und die Schwesternschaft bewirtete die Gläubigen mit einem Festschmaus. 
Im weiteren Verlauf der Lichten Woche zelebrierte Vladyka in den ersten Tagen im Kloster. Am Mittwoch und am Donnerstag vollzog er den österlichen Abendgottesdienst in der Kathedrale und ebenso am Freitag Abend- und Morgengottesdienst mit dem Polyeleos für den hl. Großmärtyrer Georg. Auch gratulierte er dem Priester Georg Seide, dem Protodiakon Georg Kobro, dem Novizen Georg (Ru¡s¡cak) und einigen Gemeindegliedern, zuvorderst dem Mitglied des Gemeinderates Georgios Cessopoulos, zum Tag ihres Schutzpatrons.

Am Lichten Samstag zelebrierte der Erzbischof die frühe Liturgie im Kloster und sprach das Gebet zur Zerteilung des Artos. Gleich danach brachte Mönch Filaret Erzbischof Mark zum Flughafen, von wo er ins Heilige Land flog, um hier mit den Schwestern unserer Klöster die Osterfreude zu teilen. (S. Heiliges Land)

Bote 2000-3
Gedenken an die Opfer des Weltkrieges

Anläßlich der Gedenkfeier auf dem Nürnberger Südfriedhof zum 55. Jahrestag des Endes des II. Weltkrieges hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am 8.5.2000 auch die Vertreter der ROKA eingeladen.
Auf dem neu gestalteten Gräberfeld für die osteuropäischen Kriegstoten wurde aller Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Die Gedenkrede hielt Regierungspräsident a.D. Dr. Herbert Zeitler. Die Generalkonsule der Russischen Föderation, Dr. M. Logwinov, und Polens, Janowski, sowie der Vertreter der Ukraine waren anwesend. Der Generalkonsul der Russischen Föderation hielt in ihrem Namen die Dankesrede und verlas eine Grußbotschaft des russischen Staatspräsidenten Putin.
Die Feierstunde wurde umrahmt von einem Musikvortrag und einer szenischen Darstellung durch Schülerinnen des Pirkheimer Gymnasiums. Die Geistlichen der drei Konfessionen sprachen Gebete und segneten die Gräber, wobei der evangelische und katholische Pfarrer, Georg Heckel und Dr. Wolfgang Habbel, ein ökumenisches Totengedenken durchführten. Nach der Kranzniederlegung betete der Priester der ROKA, Ioann Tschervinsky, gemeinsam mit den Vertretern der Russisch Orthodoxen Kirchenstiftung für ihre Kriegstoten und schmückten die Gedenktafeln mit roten Nelken.
Die ROKA, der während des Krieges und der Jahre danach allein die Fürsorge für die Kriegsgefangenen und die Zwangsarbeiter in den Lagern oblag, hält seit über zehn Jahren regelmäßig Totenämter an den Gräbern von mehreren tausend osteuropäischen Kriegsopfern ab und vermerkt mit Dank und Anerkennung das große Engagement und Interesse, das der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die Stadt Nürnberg, die Bundeswehr und die so überaus zahlreich erschienenen Angehörigen der Bevölkerung bekundeten.

Bote 2000-3
Heiliges Land - Presse-Mitteilung

Seit der gewaltsamen Übernahme des Klosters von Jericho, das der Russischen Auslandskirche gehört, durch die Oberhoheit von Palästinensermilizen am 15. Januar 2000 ist ein halbes Jahr vergangen. Arafat wollte das Territorium dem russischen Staat übereignen. Nach einem langwierigen Kampf zweier Nonnen der Russischen Auslandskirche, die sich auf dem Gelände festsetzten, erklärte die palästinensische Administration, das Grundstück werde geteilt. Die Mönche der Russischen Auslandskirche erhielten einen Wohncontainer und einen kleinen Teil des Gartens, in dem sie “Bewegungsfreiheit” haben. Die Vertreter Moskaus bauen ihre Position weiter aus, haben Zutritt zu allen Gebäuden auf dem Gelände.
Nach Rückkehr der beiden Nonnen in ihr Kloster in Gethsemane und der Übernahme der Verantwortung für diesen kleinen der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland noch verbleibenden Teil des Geländes in Jericho durch die Mönche, die dem 84-jährigen Mönch Tichon zur Seite stehen, hatte sich die Lage seit Ostern 2000 etwas beruhigt. Mönchsdiakon Sampson aus New York, ein schwarzer Amerikaner, der bereits vor zwei Jahren bei Vater Tichon gewohnt hatte und mit der Bevölkerung von Jericho ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte, ist dort auch jetzt wieder mit grosser Freude von den einfachen Menschen genauso wie den Honoratioren der Stadt aufgenommen worden. Im grossherzigen Geiste seines Klosters in New York, das sich als “Haus der Barmherzigkeit” um die Ärmsten und Heruntergekommenen kümmert, hatte er begonnen, für Arme und Alte, Kinder und Analphabeten zu sorgen - wenigstens in dem beschränkten Ausmass, in welchem dies zwei Mönchen möglich ist, die selbst unter Entbehrungen zu leben gezwungen sind. 
Offenbar mißfällt dies jedoch der palästinensischen Administration: Am 14.06. d.J. wurde der Ortsbevölkerung von “ihren” (palästinensischen) Sicherheitsorganen verboten, die Mönche auf unserem Grundstück zu besuchen und ihre Gastfreundschaft zu genießen. (Dies erninnert in unangenehmer Weise an Hebron 1997: dieselben palästinensischen Organe stürmten in Zusammenarbeit mit dem Moskauer Patriarchat im Juli 1997 unser Kloster an der biblischen Eiche von Mamre, dem Ort der Gastfreundschaft Abrahams. Unsere Mönche wurden mit brutaler Gewalt vertrieben, der traditionellen Gastfreundschaft der russischen Mönche an diesem heiligen Ort wurde ein jähes Ende gesetzt. Heute ist das Hebron-Kloster von ganzen zwei Vertretern des Moskauer Patriarchats besetzt und nur selten zugänglich).
Den Soldaten, die die beiden friedfertigen Mönche auf dem Grundstück in Jericho bewachen, wurde freundliches Verhalten verboten, um jeglichen Anschein von Verbrüderung zu unterbinden. Einer der jungen Araber, der bisher bei Vater Sampson Englisch-Unterricht erhielt, wurde bis 1:30 nachts auf dem Polizeirevier festgehalten und wegen seiner Beziehungen zu den “Amerikanern” verhört. Die Bevölkerung wird also gezielt eingeschüchtert und nach Möglichkeit aufgehetzt.
Den Mönchen wurde erklärt, sie könnten wohl in Jericho Besuche machen, bei wem sie wollten, Besuch auf unserem Grundstück jedoch werde “aus Sicherheitsgründen” nicht geduldet.
Die Mönche haben weiterhin keinen Zugang zu den von unserer Kirche erbauten Gebäuden und, was am meisten schmerzt, zu der Kapelle, obwohl diese von den Vertretern des Moskauer Patriarchats nur äußerst selten genutzt wird – sie bedürfen des Gebets nicht. Daher sind unsere Mönche gezwungen, ihre Gebete in dem ihnen zur Verfügung gestellten Wohncontainer aus Metall zu verrichten, der in der prallen Sonne und Sommerhitze von Jericho (Lage: 400 m unter Meeresspiegel) wie ein Backherd aufgeheizt wird. Als sie den Versuch unternahmen, zur Linderung der Hitze eine Überdachung über dem Container zu bauen, die Schatten spenden würde, rissen die Miliz-Soldaten diese Konstruktion ab und gestatteten lediglich einen kleinen Überhang über dem Eingangsbereich. Etwas leichter ist es unter den noch nicht verdorrten Palmen zu beten, doch der früher blühende Klostergarten von Jericho verwahrlost in diesen Monaten immer mehr.
So sieht Religionsfreiheit, oder die in den Verträgen von Oslo festgeschriebene Beachtung des status quo im Heiligen Land, und die Einhaltung der Menschenrechte im enstehenden Palästinenser-Staat aus, der von Europa und Amerika massiv subsidiert wird. (Neben unserem Klosterhof befindet sich ein aus Mitteln der Deutschen Wirtschaftshilfe erbautes Marktgebäude, das nur zu einem Viertel genutzt wird). 
Ist es nicht endlich an der Zeit, für so immense finanzielle und moralische Mittel, die der Arafat-Administration eingepumpt werden, hier auch ein Entgegenkommen zu fordern?
15. 06. 2000 
Erzpriester Nikolai Artemoff, 
Diözesanverwaltung 
der Russischen Orthodoxen Diözese 
des Orthodoxen Bischofs 
von Berlin und Deutschland, KdÖR.

Bote 2000-3
Heiliges Land - Message from Jericho


Message from Jericho
June 21, 2000
Please do not give up the fight for our property here in Jericho. My second week here I me with Akram the head of Preventive Security and he assured me that he would return our air conditioner which was also illegally seized from Fr. Tikhonís apartment above the chapel. The temperature reaches a hot 109 degrees inside our trailer. I also asked for the use of the chapel and again he said he would help us, but that was three weeks ago and absolutely nothing has happened. I called repeatedly and wrote him letters but nothing! Iím now being denied visits by the local people in Jericho and one of my friends was taken to the police station at 6:30 p.m., held there until 1:30 a.m. and told not to come back to the Monastery property. My other friends were met at the gate by the guard, questioned and asked to show their identity cards. The conditions in our trailer are not good. There is usually no water and when there is water we have to collect it from the shower in a bucket. This water is used to wash our dishes and sometimes to cook with. It 
is also a source of drinking water, but this water is only available once in a while. When the temperature reaches over 100 degrees inside we turn on the fans but it is like blowing fire. This is not a standoff but their way of waiting us out until we get tired, pack up and leave. The guards have been very good to us, they are only following orders.
I have and will continue to have a great love for the people here but what is happening to us here is unacceptable. Please donít give up the fight, we havenít!
Sincerely,
Father Sampson

Bote 2000-3
Heiliges Land

p Am Flughafen in Tel Aviv wurde Erzbischof Mark von Abt Alexij empfangen. Sie kamen rechtzeitig zur Vigil an, die Vladyka in dem Kloster der Himmelfahrt Christi auf dem Ölberg vollzog. Am Thomas-Sonntag zelebrierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie im Kloster der Apostelgleichen Maria Magdalena in Gethsemane zusammen mit Priestermönch Ioann (Schmelz) und dem Diakon Vater Vasilij aus Australien.
Nach der Liturgie unterhielt sich der Hierarch mit Äbtissin Elisabeth, mit den Vätern Alexij, Ioann und Nikodim, die von Ein Farah gekommen waren, sowie mit Bruder Dragi und einigen Schwestern des Klosters.
Nach dem Mittagessen empfing er eine Vertreterin der Palästinensischen Gesellschaft in Anwesenheit der Schwestern Maria und Martha und Vater Alexij. Nach dem Besuch von Bethanien fuhr er mit Schwester Maria und Vater Alexij nach Jericho. Dort traf er Vater Iakob und Bruder Leonid aus Jordanville an. Letzterer war hier, um Vater Vasilij zu ersetzen, der sich bei einem Unfall auf dem Berg der Versuchung einen Arm gebrochen hatte. 
Erzbischof Mark wollte näher zu dem Hauptgebäude mit der Kapelle auf dem Grundstück herangehen, denn der einzige wachhabende Soldat war gerade nicht auf den Weg. Dieser kam jedoch sogleich angerannt und erlaubte weder dem Bischof, noch den anderen Klerikern, näher an die Kapelle heranzugehen, als bis auf den halben Abstand zwischen ihr und dem Tor. Er schwang drohend sein Gewehr und forderte, daß die Besucher sich unverzüglich entfernten.
Am Abend des Thomas Sonntags bereitete Äbtissin Moiseja auf Bitte von Erzbischof Mark ein Abendessen in ihrer Residenz, zu dem hochgestellte Regierungsvertreter der USA, Palästinas und Deutschlands eingeladen wurden.
Am Montag, den 8. Mai, zelebrierte Erzbischof Mark morgens die Liturgie auf dem Ölberg. Nach der Liturgie stattete er zusammen mit Vater Alexij den Konsuln einiger europäischer Länder Besuche ab. 
Am Dienstag, den 9. Mai, zum ersten nachösterlichen Totengedenken, zelebrierte Erzbischof Mark auf dem Ölberg und fuhr dann zusammen mit dem Leiter der Mission, mit Daniil Olson und Schwester Maria nach Tel Aviv zu Begegnungen mit verschiedenen Diplomaten.
Am Mittwoch, den 10. Mai, begab sich Erzbischof Mark mit Abt Alexij in die Patriarchie. Er wurde von Metropolit Vasiji empfangen, der ihm berichtete, daß Patriarch Diodoros am Vortag ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Von dort fuhr er nach Ein Farah, wo er mit den Vätern Nikodim und Ilja und Bruder Dragi Gespräche führte. Diese wollten hören, was Erzbischof Mark aus Serbien zu berichten hatte. Das Kloster des ehrw. Chariton in Ein Farah macht jetzt den Eindruck eines gepflegten und gut eingerichteten Skits mit einer festen Regel, wo alles nach rechter Ordnung läuft.
Nach der Rückkehr nach Gethsemane vollzog Erzbischof Mark das Totenamt für die Schema-Nonne Alexandra, die schon vor langer Zeit entschlief, aber auf Bitte ihrer inzwischen ebenfalls verstorbenen Tochter, Elena Glasunova, aus ihrem bisherigen, jetzt aufgehobenen Grab überführt und nach Gethsemane umgebettet wurde. Den Abend- und Morgengottesdienst zelebrierte der Bischof ebendort und hielt dann beim Abendessen eine Belehrung für den Schwestern.
Am Donnerstag, den 11. Mai, zelebrierte Erzbischof Mark die Liturgie wiederum in Gethsemane, wonach er mit verschiedenen Vertretern des Staates und privaten Besuchern zusammentraf. Spät abends fand noch eine Besprechung wegen der geplanten Instandsetzung der Treppe des Glockenturms im Öllbergkloster statt.
Am Freitag widmete Erzbischof den Gesprächen mit einzelnen Nonnen über Probleme des geistlichen Lebens viel Zeit, wonach er den Abendgottesdienst, das Spätabendamt und den Morgengottesdienst in der Hauptkirche von Gethsemane vollzog. Währenddessen nahm Archimandrit Nektarij Beichten ab. Dann wurden die sakralen Gefäße in die kleine Kirche in einer Höhle getragen, die sich auf dem Weg befindet, auf welchem Christus vom Ölberg nach Jerusalem geschritten war. Dort zelebrierte Erzbischof Mark bei Nacht die Liturgie. Um 23.00 Uhr begann er selbst die Proskomidie, um 23.30 Uhr das Mitternachtsamt, dann die Stunden und die Liturgie. Es waren viele Nonnen auch vom Ölbergkloster mit der Äbtissin an der Spitze gekommen. Ebenfalls waren Abt Alexij und Priestermönch Ioann (Schmelz) anwesend. Fast alle Nonnen empfingen bei diesem außerordentlich feierlichen Gottesdienst die heiligen Gaben. Gleich nach der Liturgie empfing Mutter Varnava ihren Bischof am Eingang der Höhle mit arabischem Kaffee, wonach Äbtissin Moiseja, Schwester Irina und Vater Alexij ihn zum Flughafen in Tel Aviv brachten. Am Samstag nach dem Mittagessen nahm Erzbischof Mark bereits wieder seine Tätigkeit in der Gemeindeschule in München auf.