Joh 9,1-34 (31.05.2019_Sonntag_des_Blinden)
Christus ist auferstanden!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
das heutige Evangelium (Joh 9,1-34) handelt von der Heilung eines Blindgeborenen. Von Geburt an war dieser Mann blind und konnte nichts sehen. Doch blind in unserem Herzen sind wir alle von unserer Geburt an. So liegt in der Heilung dieses Blinden die Heilung des ganzen Menschenge-schlechts verborgen. Seit dem Sündenfall leben wir in einer Welt, welche sich von Gott abgewendet hat. Und somit ist jeder Mensch seit seiner Geburt mit der eigenen Blindheit für Gott betroffen.
Doch nun könnte man mit den Jüngern fragen, woher diese Blindheit käme. Ist es etwa aufgrund unserer eigenen Sünde oder etwa aufgrund der Sünden unserer Eltern und Vorfahren zu der Erblindung unserer Seele gekommen? (V.2) Nun, es lassen sich sicherlich viele Beispiele dafür finden, dass unsere Seele sich durch unsere eigenen Sünden immer weiter verfinstert und wir dabei immer mehr in Autonomie (auto-nomos = Sich selbst Gesetz sein) und Selbstzentrierung leben. Und es lassen sich sicherlich auch viele Beispiele dafür finden, dass unsere Eltern und unsere Gesellschaft uns Dinge als so normal erscheinen lassen, dass unsere Seele erblindet und blind wird für Gott.
Jesus antwortet jedoch anders auf die Frage der Ursache. Er antwortet nicht darauf woher die Blindheit kommt, sondern warum sie vorhanden ist. In seiner Freiheit entschieden sich Adam und Eva gegen den Gehorsam gegenüber Gott und verfielen ihrer Autonomie. Auch wenn unsere Gemeinschaft mit Gott dadurch einen Bruch erlitt, so blieb doch Gottes Liebe zu uns bestehen. Und so antwortet Jesus auf die Frage nach der Blindheit damit, dass darin Gottes Werke offenbart werden. Die Blindheit ist Ergebnis der menschlichen Freiheit – aber damit auch Grundlage dafür, dass in der Heilung dieser Blindheit sich Gottes Liebe weiterhin zu uns erweist.
Wie zur Schöpfung des Menschen die Erde von dem Geist Gottes durchgeistet wurde und durch den göttlichen Oden der Mensch entstand, so durchgeistet die Spucke Jesu nun wieder die Erde. Diesen Brei strich Jesus nun auf die blinden Augen des Mannes. (V.6) Doch wieder behielt Gott dem Menschen seine Freiheit. Er stellte ihn vor die Wahl im Gehorsam zum Teich Siloah zu gehen, um sich dort zu waschen oder dies für Unsinn zu erachten und sich selbst Gesetzgeber zu bleiben und nicht zu gehen. (V.7)
Der Mensch ist gesandt zu handeln – Gott zu glauben und im Vertrauen auf dessen Wahrhaftigkeit zu handeln. Und der Blinde, welcher Jesus nicht sehen konnte, welcher Jesus nur hören konnte, vertraute seinen Worten. Er vertraute Jesus, der ihm augenscheinlich Dreck ins Gesicht geschmiert hatte. Doch mit dieser Gnade, die Jesus in dieser Handlung dem Blinden erweist, wirkt der Blinde mit. Er geht zum Teich Siloah, welches „gesandt“ bedeutet und wäscht dich dort. (Jesus bezeichnete sich kurz zuvor selbst als von Gott gesandt. (V.4) Verbinden wir den Teich Siloah also mit Christus, so wäscht sich der Blinde in Christus selbst und wird in Ihm reingewaschen.) Und erst dann geschieht das Wunder, dass der Blinde wieder sehend wird. (V.7) Er wird sehend und war fähig ohne fremde Führung zu Christus sehend zurückzukehren. (V.7)
Gegen die Pharisäer wird Jesus einige Verse später sagen: „Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.“ (V.41) Bei der äußeren Blindheit ist es leicht für uns zu erkennen, ob wir blind sind oder sehen können. Doch Christus stellt uns mit den Pharisäern vor Augen, dass wir alle blind sind. In Blindheit geboren, ist diese zwar durch die Taufe abgewaschen, wie bei dem Blinden, welcher sich im Teich Siloah wusch. (vgl. Apg. 2,38) Doch immer wieder erblindet unsere Seele durch unsere Sünden. Wir müssen uns dieser möglichen Rückkehr zur Blindheit bewusst werden und die Blindheit nicht als den normal Zustand stehen lassen.
Möge Christus, welcher das Licht der Welt ist (V.5), unsere Augen öffnen und unsere Herzen erleuchten. Mögen wir Seinem Wort Gehorsam schenken und Seinem Willen folgen. Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Anbetung in alle Ewigkeit. Amin.