Joh 20,19-31 (05.05.2019_Thomassonntag)
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
letzte Woche durften wir gemeinsam die Auferstehung unseren Herrn Jesus Christus feiern. Wie wir in der Osterbotschaft unseres Metropoliten gehört hatten, so entstehen in unserer Zeit in der Gesellschaft – aber auch in der Kirche – immer wieder Zweifel an der leiblichen Auferstehung unseren Herrn und Heilands. Doch dieser Zweifel ist keine neue Erscheinung. Diesen Zweifel hatte schon der hl. Jünger Thomas, welchem der heutige Sonntag in besondere Weise gewidmet ist.
Das Evangelium nach Johannes (20,19-31) schildert uns die Reaktion des Thomas, als er von den anderen Jüngern erfährt, dass Jesus ihnen leiblich erschienen ist. Gemeinsam hatten Sie den Tod Jesu am Kreuz mitbekommen. Gemeinsam durchlitten Sie die Tage seit der Kreuzigung. Gemeinsam – bis auf Thomas - waren die Jünger in einem Raum; hinter verschlossenen Türen. (V.19) Es war Abend. Noch leuchtete ihnen nicht das Licht der Auferstehung. Noch lag die Dunkelheit der Nacht und die Finsternis der Trauer und Furcht auf ihnen. (vgl. PsLXX 54,6)
Doch dann trat Jesus plötzlich durch die verschlossenen Türen in die Mitte des Raumes. Dem Körper, worin die Gottheit Christi war, leisteten die verschlossenen Türen keinen Widerstand. Derjenige, bei dessen Geburt die Jungfräulichkeit Mariens unverletzt erhalten wurde, konnte durch die verschlossenen Türen eintreten, ohne dass diese geöffnet wurden. (V.19) Und Christus, das Licht der Welt, welches in die Finsternis leuchtete, trat der Furcht und der Angst entgegen und und erfüllte den Raum mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (V.19) Und sofort öffneten sich die Herzen der Jünger und sie freuten sich. (V.20) Wie nach der Finsternis um so angenehmer das Licht ist, wie nach stürmischer Nacht um so heiterer der Himmel lacht, so ist auch nach der Trauer die Freude um so willkommener. Und abermals sprach Jesus zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ (V.21)
Doch Thomas war bei alledem nicht gegenwärtig. Er hatte Christus noch nicht auferstanden gesehen und zweifelte an der Botschaft der anderen Jünger. (V.25) Thomas wollte sehen, er wollte fühlen, er wollte anfassen, um schließlich glauben zu können. Und Christus gewährte ihm diesen Wunsch. Acht Tage später erscheint Christus wieder und bestärkt ihren Glauben erneut mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (V.26) Dann wendet er sich an Thomas und lässt diesen seine Wunden spüren. So hatten die Nägel die Hände durchbohrt und die Lanze die Seite geöffnet, damit diese Wundmale nun zur Heilung des zweifelnden Herzens wurden. Thomas sah und berührte den Menschen und bekannte Gott, den er nicht sah und nicht berührte und sprach: „Mein Herr und mein Gott!“ (V.28)
„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (V.29) Denn so nutze Christus den Zweifel des Thomas dafür, dass wir, die wir Christus nicht mehr sehen, die Gewissheit über seiner Auferstehung haben können. Der Zweifel des Thomas wurde in seinem Herzen geheilt, indem Christus sich ihm zeigte. Und in der Heilung seines Zweifels liegt die Quelle dafür, dass auch unser Zweifel und Unglaube in unseren Herzen geheilt werden kann. (Vgl. 1Joh 1,1-4)
Petrus verleugnete Christus (Mt 26,69f), Johannes floh (Mk 14,51f.) und Thomas zweifelte an seiner Auferstehung (V.25). Doch alle drei kehrten um: Petrus bekannte Christus, Johannes folgte nach und Thomas glaubte. So wird auch unser Zweifel, unsere Abkehr, unsere Angst nicht verurteilt, sondern von Gott in Liebe angenommen und in Geduld zur Wahrheit geführt.
Möge Christus unsere Herzen bei all den Zweifeln weich bleiben lassen, dass wir offen für Gottes Antworten bleiben und gemeinsam mit Thomas bekennen können: „Mein Herr und mein Gott!“ Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Anbetung, in alle Ewigkeit. Amin.