Lk 10,25-37_Gal 2,11-18 (10.11.2019_8.Lukassonntag)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
das Evangelium des heutigen Sonntags (Lk 10,25-37) ruft uns das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ins Gedächtnis. In diesem Gleichnis führt uns Jesus Christus vor Augen, dass der Weg in das ewige Leben durch zwei Leitplanken gesäumt ist: Die Liebe zu Gott und die Liebe zu unserem Nächsten. (V.25-27) Wie die Leitplanken auf den Autobahnen uns in der Spur halten sollen, so tut dies auch das Gesetz Gottes, welches sich in dem einen Gebot zusammenfassen lässt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (V.27)
Doch dies ist leichter gesagt als getan. Denn in unserer Liebe zu Gott, kann sich leicht eine Liebe zu uns selbst verstecken, wenn wir nicht mehr wissen wer unser Nächster ist und unser Glaube bei uns selbst stehen bleibt. Und so erzählt Jesus ein Gleichnis von der Bedeutung der Nächstenliebe: Da war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und wurde auf dem Weg von Räubern überfallen, geschlagen und ausgeraubt. Halb tot blieb er am Wegesrand liegen und war dem Sterben nahe. (V.30) Einige Zeit später kam ein Priester, also ein Diener Gottes am Tempel, auf demselben Weg entlang, bemerkte den blutenden Mann – und ging vorbei. (V.31) Und es kam ein zweiter Mann aus dem Stamm Levi. Aus jenem Stamm, welcher unter allen Stämmen extra für den Dienst am Heiligtum Gottes und dem Gottesdienst ausgesondert wurde. Und auch er sah den verwundeten, blutenden Mann am Wegesrand liegen und ging vorüber. (V.32)
Der Priester und Levit und die „Liebe“ zu Gott
Bleiben wir hier einen Moment stehen und blicken dem Priester und dem Levit hinterher. Die Bestimmung dieser beiden Männer war es Gott zu dienen und vor Gott für das Volk einzutreten. Die beiden Männer standen vor dem Dilemma: Berühre ich den halbtoten Mann und verunreinige mich eventuell oder bleibe ich rein und kehre in den Dienst am Tempel zurück. In dem Vorübergehen zeigt sich, dass die beiden Männer sich darum bemühen unter keinen Umständen sich zu verunreinigen. Und so meinten Sie der ersten Leitplanke, der Liebe zu Gott, zu folgen, ohne dabei zu merken, dass es ihnen in ihrem Handeln um sie selbst ging und nicht mehr um Gott. Denn anstelle Gott in dem Nächsten zu erkennen und durch die Hilfe an ihm auch einen Dienst an Gott zu vollziehen, gingen sie vorbei und ließen ihre Herzen nicht erweichen.
Der barmherzige Samariter und die Liebe zu seinem Nächsten
Anders verhält es bei der dritten Person, welche sich nun auf dem Weg nähert. Es ist ein Samariter, welcher normalerweise keinen Umgang mit den Juden pflegte, da ihnen vorgeworfen wurde, dass sie auf dem falschen Berg ihren Gottesdienst abhalten. Doch als dieser Samariter den ausgeraubten Mann am Boden liegen sieht, empfindet er Mitleid und beginnt sich um den Mann zu kümmern. (V.33) Er verarztet seine Wunden, legt ihn auf sein Tier und bringt ihn zur Pflege in eine Herberge. (V.34) Und während sich der barmherzige Samariter dem verwundeten Mann hinwendet, wendet er sich Christus zu und dient Gott.
Ein Beispiel aus dem Leben des hl. Martin
Diesem Beispiel des barmherzigen Samariters sind schon viele Heilige gefolgt. So wird morgen, am 11. November, in Deutschland dem heiligen Martin von Tours gedacht. Nachts ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen. Die Lichter der Lampen erhellen die Dunkelheit und bringen Wärme in die kalte Nacht, wie es auch der hl. Martin getan hatte. Sankt Martin war als Soldat in Frankreich stationiert und wollte in jener Nacht in die Stadt Amien einreisen. Doch kurz bevor er in die Stadt einritt, sah er vor dem Tor der Stadt einen Bettler. Dieser arme Mann war fast nackt und zitterte vor Kälte. Von Mitleid bewegt, blieb der hl. Martin hinter seinen Gefährten zurück, hielt an und stieg von seinem Pferd hinab. Sogleich nahm er sein Schwert, schnitt sein Gewand in zwei Stücke und teilte dieses mit dem armen Bettler. In der folgenden Nacht begegnete Christus dem hl. Martin im Traum. Christus war mit dem halben Gewand umhüllt, welches der hl. Martin dem Bettler gegeben hatte. Und er hörte Christus zu den Engeln sagen: „Martin ist nur ein Katechumene, doch seht: Er hat Mich mit seinem Gewand bekleidet!“
Mögen auch wir diesem Beispiel folgen und für unseren Nächsten ein barmherziger Samariter werden, auf dass wir Gott in unserem Nächsten dienen. Dies schenke uns Christus, unser Gott, auf die Fürbitten des Heiligen Martin von Tours. Amin.