Lk 15,11-32 (24.02.2019)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

heute begegnet uns im Evangelium (Lk 15,11-32) die Geschichte des verlorenen Sohnes. Oder besser gesagt der zwei verlorenen Söhne. Denn auf der einen Seite haben wir den jüngeren Sohn, welcher seinen Vater verlässt und in diesem „sich Entfernen“ verloren geht. Auf der anderen Seite steht der ältere Sohn, welcher die ganze Zeit bei dem Vater bleibt, alle Gesetze des Vaters einhält und am Schluss trotzdem nicht an der Freude seines Vaters Anteil nehmen will. Auch dieser Sohn geht dabei in seiner Verstocktheit verloren.

Doch betrachten wir die Söhne je für sich. Zu Beginn des Gleichnisses fordert der jüngere Sohn sein Erbe ein (V.12) und verlässt kurz darauf den Vater. Als der jüngere Sohn sich nun von seinem Vater entfernt hat und sein Erbe aufgebraucht war, begegnet ihm eine Hungersnot. (V.14) Diese Hungersnot entsteht genau dort, wo das Erbe, welches wir von unserem himmlischen Vater erhalten haben, verbraucht ist und wir nichts mehr von unserem Vater an oder in uns tragen. Und gerade in dieser Hungersnot unterwirft sich der Sohn einem Schweinebesitzer, wo sein Hunger ebenfalls nicht gestillt werden kann. (V.15)

Aber Gott sei Dank - in dieser Hungersnot, in dieser inneren Leere geht der jüngere Sohn in sich und beginnt damit zu seinem Vater zurückzukehren. Und gerade auf den Weg gemacht, eilt ihm der Vater schon entgegen. (V.20) Der Vater gibt seinem verlorenen Sohn die ihm verlorene Würde wieder und erneuert seine ganze Sohnschaft. (V.22) In dieser Erneuerung des Sohnes führt ihn der Vater wieder zurück in seine freudvolle Gemeinschaft, welche auch wir in der Eucharistie erleben. (V.23)

Der ältere Sohn kommt nun von seiner Arbeit auf dem Feld nach Hause und hört das Singen und Tanzen. (V.24) Doch als er den Grund für die Freude und das geschlachtete Kalb erfährt, verstockt sich sein Herz. (V.28) Anstelle an der Freude seines Vaters Anteil zu nehmen, bleibt er draußen. Doch wieder zeigt sich die Barmherzigkeit Gottes darin, dass sich der Vater auch dem älteren Sohn nähert. In dem Herauskommen des Vaters lädt dieser auch den älteren Sohn ein hineinzukommen. Aber dieser will nicht. Er hält es für ungerecht, dass der Vater sich seines Bruders erbarmt und sieht dabei nicht, dass er selbst auch der göttlichen Barmherzigkeit bedarf.

Das Gleichnis zeigt uns, dass wir als Christen sowohl dann verloren gehen können, wenn wir uns von Gott physisch – so wie der jüngere Sohn -  oder im Herzen – so wie der ältere Sohn - von Ihm entfernen. In beiden Fällen bedarf es unserer Umkehr und der göttlichen Barmherzigkeit, um wieder an der Freude des Vaters Anteil zu nehmen.

Möge Christus es schenken, dass wir erkennen, wann wir uns von Gott entfernen – so dass wir umkehren können, um wieder an seiner Freude Anteil zu nehmen. Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amin.

Weitere Gedanken zum Nachdenken:

zu V.12:

(Dies ist für sich genommen nicht negativ zu bewerten, da darin ein legitimer Drang nach Freiheit zum Ausdruck kommt. Dieser steht im Gegenüber zu einem sklavischen Gehorsam. (Zu einer Freiheit sind wir berufen!) Doch in dieser Freiheit liegt auch die Möglichkeit sich von Gott abzuwenden und in ein fernes Land zu ziehen, so wie es der jüngere Sohn schon kurzer Zeit später tat. (V.13) In dieser missbrauchten Freiheit steht der jüngere Sohn für die gesamte menschliche Schöpfung, welche sich von Gott abgekehrt hat. Gott schenkt uns die Freiheit Ihm zu dienen. Aber der Mensch missbraucht diese Freiheit und vergisst seinen Schöpfer. Er verfällt in ein lasterhaftes Leben und gibt sich dabei den Dämonen in seinen Leidenschaften hin.)

zu V.15:

(Mit anderen Worten, der jüngere Sohn unterwirft sich demjenigen, welcher unreine Tiere unter sich hat und versucht nun damit zu überleben, dass er auf die Schweine aufpasst. Anstelle an der göttlichen Freude Anteil zu haben, hütet der Sohn nun die Schweine – oder übertragen gesagt – die bösen Geister, welche dann den Raum einnehmen, wenn wir uns von Gott entfernen. In diesem Kontext wird es verständlich, warum der Hunger des Sohnes nicht mit dem gestillt wird – noch gestillt werden kann, was den Schweinen zum Essen dient. Denn dies ist nichts Erfüllendes, nichts, was uns Anteil an der Freude Gottes schenken könnte.)