Lk 15,11-32_1.Kor 6,12-20 (16.02.2019_2.Sonntag_der_Vorfastenzeit)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Liebe Brüder und Schwerstern im Herrn,
an diesem zweiten Sonntag der Vorbereitungszeit auf das große Fasten hörten wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn. (Lk 15,11-32) Dieser Ruf aus dem Evangelium lässt sich in einem Wort des hl. Apostels Paulus besonders gut zusammenfassen, indem er schreibt: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Phil 4,4)
- Die Freude in Gott – etwas anderes als Spaß
Vor unserer Anstrengung im Verzicht während der Fastenzeit begegnet uns das Thema der Freude. Mit Freude schloss der Vater seinen verloren Sohn wieder in die Arme und rief aus „lasst uns […] fröhlich sein.“ (V23a) An dieser Freude wollte der ältere Sohn nicht teilhaben. Aber auch ihm rief sein Vater zu: „Du solltest aber fröhlich […] sein. (V32a) Im Gleichnis ruft der Vater zur Freude und zu seiner Gemeinschaft. Und auch Gott ruft uns in die Gemeinschaft mit Ihm, in welcher eine tiefe, bleibende Freude besteht. Denn wenn Paulus davon schreibt „Freuet euch in dem Herrn“, dann ist die Freude das Ergebnis aus der Gemeinschaft mit Gott. Freude ist hierbei nicht nur Spaß, der dann wieder vorbei ist, wenn die Musik aufhört zu spielen, die Anerkennung weg ist oder es mir nicht mehr gut geht. Freude ist vielmehr das Erfüllt-Sein angesichts echter Gemeinschaft mit Gott.
In diesem Sinne ist die Freude durch die Gemeinschaft mit Gott dem Fasten vorgeordnet und bildet zum Einen den Ausgangspunkt und zum Anderen das Ziel der Fastenzeit.
- Die Freude in Gott – ein Ausgangspunkt der Fastenzeit
Die Freude in Gott durch das Einswerden mit Ihm ist ein Ausgangspunkt des Fastens, da unser Fasten und unsere Anstrengungen auch egoistischer Natur sein können. Der ältere Sohn wurde von seinem Vater ebenfalls zu dem Fest und der Gemeinschaft mit ihm eingeladen. (V28) Jedoch wollte er nicht kommen, obwohl er all die Jahre keines der Gebote seines Vaters übertreten und ihm stets treu gedient hatte. (V29) Er war zornig, da er selbst nie als Belohnung mit seinen Freunden Spaß haben durfte. (V29) In diesem älteren Sohn begegnet uns die Annahme, dass wir alle Gebote Gottes einzuhalten haben und dann das erhalten, was wir uns wünschen.
Steht jedoch unsere Gemeinschaft mit Gott durch Gebet, Gottesdienst und Lesen der Heiligen Schrift nicht vor jedem Verzicht, dann stehen wir in der Gefahr, dass auch wir in dem Fasten nur noch ein weiteres Gebot halten, wofür wir uns eine Belohnung erhoffen. Wir stehen in der Gefahr mit dem älteren Sohn zornig zu sein, wenn wir uns nur anstrengen, aber darin vergessen mit Gott Gemeinschaft zu haben. (vgl. ebenfalls Marta und Maria) Aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir uns bewusst werden, dass wir allezeit durch Gebet an der Gemeinschaft und der Freude Gottes teilhaben können (V31) und dies auch schon jetzt als Ausgangspunkt vor der Fastenzeit.
- Die Freude in Gott – ein Ziel der Fastenzeit
Aber die Freude in Gott ist auch das Ziel der Fastenzeit, da durch unser Fasten unserer Gebet unterstützt wird und somit die Gemeinschaft mit Gott durchaus intensiver werden kann. In der Fastenzeit erkennen wir vielleicht auch, dass wir in bestimmten Lebensbereichen uns, wie der jüngere Sohn, freiwillig von Gott entfernt haben und unseren eigenen Begierden nachlaufen. Die Fastenzeit gibt uns Anlass, dass wir auch unsere täglichen Aktivitäten fasten und dadurch Zeit entsteht, in der wir beten können. Kürzen Sie doch z.B. die Zeit, welche Sie am Handy, Computer oder Fernseher verbringen und lesen Sie stattdessen jeden Tag einen Kathisma. Dann haben Sie die Chance innerhalb der 40 Fastentage zweimal den kompletten Psalter zu beten. Diese Ausrichtung auf Gott wird Sie auch weiter in die Gemeinschaft mit Ihm bringen und Sie werden erkennen, dass die Freude in Gott auch das Ergebnis der Fastenzeit sein kann.
Lasst uns in dieser Vorbereitungszeit auf das große Fasten die Gemeinschaft mit Gott suchen und auf das Wort des hl. Apostels Paulus hören, wenn er schreibt: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“