Lk 17,12-19 (20.01.2019)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
letzten Sonntag betrachteten wir im Evangelium den Beginn der öffentlichen Predigt Jesu in Galiläa. Diesen Sonntag betrachten wir im Evangelium (Lk 17,11-19) das Wirken Jesu in Galiläa. Letzten Sonntag hieß es noch, dass das Volk, das in Finsternis saß, ein großes Licht gesehen hat (Mt 4,16). Diesen Sonntag steht uns dieses Licht nicht nur als ein Licht von außen, sondern als ein Licht in uns, in den „irdischen Gefäßen“ unserer Körper (heutige Epistellesung 2Kor 4,6-15) vor Augen. Das heutige Evangelium handelt von zehn Aussätzigen, welche in ihren irdischen, kranken Körpern das Licht und die Kraft Gottes empfingen.
So heißt es zu Beginn der Perikope, dass Jesus in ein Dorf kam, in welchem ihm zehn Aussätzige begegneten. Aussätzige galten als unrein. Sie waren aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und mussten die anderen Menschen laut vor ihrer Unreinheit warnen. (vgl. Lev 13,45) Der Aussatz hatte ihre äußere Schale, ihr irdisches Gefäß - also ihren Körper in Besitz genommen. Sie waren sozial, aber auch religiös ausgeschlossen. Diese Konsequenzen erzielt auch die Sünde in uns, welche uns in die Isolation und in die Gottesferne treibt. Bemerkenswert ist aber, dass die Aussätzigen trotz ihrer Isolation bemerken, dass Christus vorbeikommt – ihr Inneres bricht auf und bahnt sich durch die Unreinheit und die Grenzen ein Weg bis die Worte aus ihren Mündern kommen: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“ (V.13) Hierbei lässt sich so gut erkennen, dass Gott auf der einen Seite in seiner barmherzigen Vorsehung die Gnade schenkt, dass Christus genau durch dieses Dorf kommt. Doch zudem bedurfte es auch, dass die Aussätzigen in ihrer Distanz es aus freiem Willen, aus freier Entscheidung wagten durch ihre Worte Christus ganz nahe zu kommen. Und Christus sieht ihren Glauben und reagiert darauf mit den Worten: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“ (V.14) In dieser Aufforderung steckt die Aufhebung der sozialen und religiösen Isolation. Denn indem sich die Aussätzigen dem Priester nahen, entsteht wieder die Möglichkeit auf die Gemeinschaft mit anderen Menschen und die Verehrung Gottes am Tempel. So glauben die Aussätzigen den Worten Jesu und machen sich auf den Weg zum Priester. Doch schon auf dem Weg ereignet sich das Wunder, dass die Aussätzigen rein werden. Sie werden geheilt. Durch das Licht des Glaubens in ihnen erweist sich die Kraft Gottes an ihnen.
Durch ihre äußere Heilung werden die Aussätzigen wieder fähig zu Gemeinschaft mit Menschen und zu Gemeinschaft mit Gott. Doch nun geschieht etwas, was uns zum Nachdenken bringen sollte. Von den zehn Aussätzigen gehen nun neun hin und verbleiben aus Freude an ihrer Heilung in menschlicher Gemeinschaft. Nur einer von diesen Zehn kehrt aus Dankbarkeit zu Jesus zurück, um Gott zu preisen. Nur einer wendet sich an Gott zurück, um ihn zu loben. (V.15-16) Und um die Situation noch zu verschärfen. Dieser Eine war ein Fremder, ein Ausländer, ein Samariter.
Möge Christus es schenken, dass wir in unserem Leiden fähig sind auf Gott zu schauen. Und möge Christus es auch schenken, dass wir nach einer Linderung oder Heilung unserer Schmerzen Gott das Lob dafür darbringen. Möge Christus es schenken, dass wir nicht vergessen, dass alle guten Gaben von Gott kommen. (vgl. Jak 1,17) Gerade darum gebührt dem Dreieinigen Gott alle Verherrlichung, Ehre und Anbetung in alle Ewigkeit. Amen.
Zusätzliche Gedanken für extra-fleißige Leser =) :
Und Christus sieht diesen Glauben und reagiert darauf mit den Worten: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“ (V.14) Dies scheint erst einmal eine verwunderliche Aufforderung zu sein. Besonders angesichts all der Heilungen, bei denen Jesus sofort heilte. Doch es war jüdisches Gesetz, dass Aussätzige, wenn sie gereinigt werden sollten, zum Priester kommen mussten. (vgl. Lev 14,2ff.) In diesem Verhalten Jesu zeigt sich, dass er nicht gekommen war, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen. (vgl. Mt 5,17) Denn Jesus weist die Aussätzigen nach dem Gesetz an zum Priester zu gehen.
Doch auf dem Wege dorthin, zeigt sich, dass Christus größer ist als das Gesetz. Denn auf dem Wege dorthin werden die Aussätzigen schon durch ihren Glauben an Jesu Christus geheilt. (V.14b+19) So geschieht es, dass durch den Glaube in den Körpern der Aussätzigen, in deren irdischen Gefäßen Christi Licht aufleuchten und das Wunder geschieht, dass sie geheilt werden.