Lk 18,35-43 (02.12.2018)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
das Evangelium des heutigen Sonntags handelt, wie wir gehört haben, von der Heilung eines Blinden.
- Die Heilung eines Blinden schließt uns unter die Blindheit mit ein
Das Evangelium spricht nicht von dem Blinden, sondern von irgendeinem Blinden, welcher nicht weiter bestimmt wird. Dies gibt Anlass dazu, dass die Bedeutung dieses einen Blinden über seine Person hinaus geht. Denn so blind, wie dieser Blinde, waren die heiligen Apostel auch, welche ein Vers zuvor die Leidensankündigung Jesu nicht verstanden. So heißt es im Vers 34: „Sie [Die zwölf Apostel] aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede [Jesu über sein kommendes Leiden] war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.“ So lässt sich aus der Stellung des heutigen Predigttextes entnehmen, dass der eine Blinde beispielhaft für die Blindheit aller Menschen steht. Denn wenn der hl. Evangelist Lukas die Heilung eines Blinden direkt an das Unverständnis der Apostel anschließt, dann ist es nur naheliegend, dass wir, welche doch weit geringer sind wie die heiligen Apostel, uns selbst auch zu diesem einen Blinden zählen müssen - uns selbst auch als unverständig und blind erkennen müssen.
- Die Blindheit als eine Blindheit am Herzen
Doch um welche Blindheit handelt es sich? Während der Blinde zu Jericho an einer äußerlichen Blindheit litt, so leiden wir in unseren Tagen an einer innerlichen Blindheit, einer Blindheit der Herzen. Die Apostellesung aus dem Brief an die Epheser behandelt unseren Kampf gegen die bösen Geister. Dies ist ein Kampf der real ist und sich schon bei der Versuchung Jesu in der Wüste zeigte. Diese Kämpfe zielen immer wieder darauf uns aus der Gemeinschaft mit Gott zu nehmen und uns an der innersten Gemeinschaft mit Ihm, dem Gebet und den Sakramenten zu hindern. Dieser Kampf manifestiert sich vor allem in unseren Gedanken, wie Paulus es im 2. Brief an die Korinther schreibt. Denn Gedanken für sich genommen sind nicht etwas scheinbar neutrales. Sie können durch unsere Sinne, durch unseren Verstand, aber auch durch Dämonen oder Engel in uns eingegeben werden. Dies ist der Grund, warum eine Sünde auch in den Gedanken beginnt und dann zur Sünde wird, wenn wir in unserem freien Willen uns diesen falschen Gedanken hingeben. So kann es daher geschehen, dass unser Herz durch Gedanken verfinstert wird. Es können Gedanken sein, welche uns sexuell anziehen, welche in uns Zorn erzeugen, es können Gedanken sein, welche uns gierig und geizig machen. Aber auch Gedanken, welche uns zu einer inneren Schlaffheit führen, uns müde machen, uns die Kraft rauben, welche uns niederdrücken und uns somit am Gebet hindern.
So beginnt die Blindheit unserer Herzen in den Gedanken, welche Wurzeln bilden, in uns hineinwachsen und schlechte Früchte tragen.
- Die Blindheit löst sich durch das Wort Gottes im Kommen zum Wort Gottes
Doch was lernen wir von diesem unbekannten Blinden, welcher geheilt wurde? Er gibt uns etwas an die Hand, welches jeden Gedanken, jede Sünde, jedes falsche Verlangen, welches sich zwischen uns und Gott schiebt, zerstören kann. Es sind die schlichten Worte „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ In der Blindheit muss unser Wunsch nach dem Geöffnetwerden unserer Augen bestehen bleiben. Wir dürfen in diesem wunderschönen Gottesdienst zwei Mal erleben, dass Jesus Christus an uns vorbeizieht. Einmal in Form des Evangeliums, des Logos, dem Wort Gottes. Und ein zweites Mal in Form der vorgeweihten Gaben, welche Christi Weg bis auf Golgatha wiedergeben. Lasst in uns den Wunsch nach den geöffneten Augen nicht versiegen. Wie der blinde Bettler, so müssen auch wir uns hinstellen, unser Herz öffnen und Gott um seine Gnade und sein Erbarmen bitte. Lasst uns mit dem Blinden rufen: „Herr Jesu Christe, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner!“. Lasst uns im Glauben dies beten, wenn Christus an uns vorbeizieht. Lasst uns Ihm hinterher ziehen, um Ihn schließlich in der Eucharistie zu empfangen.
Es ist verständlich, dass es schwer ist das Gebet und das Sehnen nach Gott aufrecht zu erhalten. Denn auch der Blinde wurde daran gehindert, dass er zu Jesus kommen könnte. So heißt es in Vers 39: „Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen.“ So wird es auch in unseren Gedanken schnell dazu kommen, dass unser Rufen zum Schweigen gebracht wird und andere Gedanken unsern Kopf füllen, wir uns hinsetzen und müde werden. Aber lasst uns davon nicht entmutigen und uns dem Beispiel des Blinden anschließen, von dem es heißt: „Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Wenn wir bei dem Einsturm von ablenkenden Gedanken um so stärker zu Gott beten, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott in der selbe Weise handeln wird, wie es unser Herr bei dem Blinden tat. Denn Christus blieb stehen und ließ den Blinden zu sich führen. So dürfen auch wir darauf hoffen, dass uns seine heiligen Engel zu Ihm geleiten werden, uns unter die Arme greifen und Christus auf uns wartet.
So möchte ich mit den Worten der Apostellesung enden: „nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ So möchte ich Sie ermutigen: Nehmen auch wir das Wort Gottes, welches wir in geschriebener Form haben, in den Mund und wiederholen dass Gebet des Blinden, auf dass wir das Wort Gottes, in Form der Eucharistie, in den Mund nehmen, um in Christus unser Heil zu finden.
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Amen.