Mk 2,1-12_Hebr 11,24-26;32-40 (15.03.2020_2._Sonntag_der_Fastenzeit)

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

dieser zweite Sonntag der Fastenzeit ist dem hl. Gregor Palamas gewidmet. Neben seinem heiligen Leben hinterließ er uns einen kirchlichen Schatz, indem er Worte fand, um unseren Glauben zu verteidigen. Er verteidigte ihn gegen den Mönch Barlaam, welcher meinte, dass das Licht bei der Verklärung Christi nur eine erschaffene Äußerung des göttlichen Wunderwirkens und ein Symbol des Göttlichen darstellte. Bei dem Licht als geschaffene Wirkung Gottes wäre Gott selbst nicht mehr durch unseren Geist und unsere Sinne erfahrbar. Diese Behauptung stellte die Erfahrungen des Mönchtums, die Vergöttlichung des Menschen und das Gebet des Hesychasmus – also das Jesus-Gebet in der Stille unseres Herzens, worin wir die Vereinigung mit Gott erfahren können – in Frage.

Um jedoch die Erfahrung Gottes und die Vereinigung mit Gott zu verteidigen, unterschied der hl. Gregor zwischen dem einen Wesen Gottes mit seinen drei Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) und den Energien/den Wirkungen, mit welchen Gott in der Welt wirkt. Entgegen Barlaam, welcher sagte, dass dieses Wirken geschaffen sei, spricht der hl. Gregor von den göttlichen Energien/von dem göttlichen Wirken, welches ungeschaffen ist und somit zu Gott gehört.

Verdeutlichen wir diesen Unterschied an einem Beispiel. Wenn wir an einem sonnigen Tagen draußen sind, die Sonne in unser Gesicht scheint und wir dabei die Augen schließen, so merken wir das Wirken der Sonne auf unserer Haut, da diese sich langsam erwärmt. Zwar können wir nicht lange in die Sonne sehen, da wir dadurch nach einiger Zeit erblinden würden. Dennoch erreichen uns die Sonnenstrahlen, welche wir durch die entstehende Wärme an unserem Körper spüren. Der Mönch Barlaam hätte diese Sonnenstrahlen als etwas betrachtet, was nicht zur Sonne gehört und somit nur ein Symbol der Sonne ist. Der hl. Gregor Palamas hingegen hätte die Sonnenstrahlen als Sonnenenergien beschrieben, welche Teil der Sonne sind und von dieser ausstrahlen. Wenn uns nun die Sonnenenergie auf der Haut trifft und diese erwärmt, so überträgt diese Energie etwas von dem der Sonne selbst. Denn die Wärme, welche unser Körper durch die Wirkungen der Sonne aufnimmt, macht uns ein Stück weit der Sonne ähnlicher. Unser Körper wird warm, so wie die Sonne warm ist.

Wenn wir also durch das Eintreffen der Sonnenstrahlen auf unserer Haut erwärmt und somit der Wärme der Sonne ähnlich werden, so macht uns das Erscheinen der göttlichen Energien Gott ähnlich. In dieser Möglichkeit liegt auch die Anstrengung dieser Fastenzeit begründet. Durch das Gebet, durch unser Geben von Almosen, durch das Üben von Nächstenliebe und den Verzicht auf bestimmtes Essen versuchen wir in der Fastenzeit unsere Seele auf das Wesentliche – auf Gott – auszurichten. In dieser Ausrichtung öffnen wir uns Gott, um durch das Wirken Gottes verändert zu werden. Wir öffnen uns den göttlichen Energien, in welchen Gott sich offenbart, uns zu Ihm führt und uns vergöttlicht.

Das heutige Evangelium (Mk 2,1-12) kann als ein Hinweis darauf verstanden werden. Der Gelähmte, welcher sich nicht selbst bewegen konnte, wurde von vier Freunden zu Christus getragen, wo er schließlich die Sündenvergebung und die Heilung empfing. Auch uns trägt die Gnade Gottes vor Seinen Thron, auch wenn wir selbst uns nicht mehr bewegen können und unsere Seele wie gelähmt ist. Wenn wir in das Wirken Gottes einstimmen und in die selbe Richtung mitwirken, so gelangen auch wir zu den Füßen Christi, wo unsere Seele Vergebung der Sünden und Heilung erfährt. So wird sich unsere Seele aufrichten und wie der Gelähmte wieder gehen können.

Mögen wir unsere Seele in dieser Fastenzeit durch Gebet, Fasten und Nächstenliebe auf Gott ausrichten. Mögen wir nicht vor Angst erstarren und den Kontrollverlust über unser Leben anklagen, sondern in dieser Ausrichtung offen werden für die Gnade Gottes und Sein Wirken empfangen, um Christus immer ähnlicher zu werden.

Amen.