Mk 8,34-9,1 (14.09.2019_(Sonntag)_Nachfestes_der_Kreuzerhöhung)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

gestern gedachten wir der Erhöhung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes. Heute ruft uns das Evangelium (Mk 8,34-9,1) dazu auf auch unser Kreuz auf uns zu nehmen, uns selbst zu verleugnen und Christus nachzufolgen. (V34)

  1. Das Kreuz Christi: Eine Torheit

Entgegen der Weisheit und Erkenntnissen dieser Welt ist das Wort vom Kreuz eine Torheit, eine unsinnige Welterklärung (vgl. 1 Kor 1,18-21). Gott sandte seinen geliebten Sohn, auf dass Er am Kreuz sterbe und somit der Sünde, dem Tod ihre Macht nähme. (vgl. Rm 6,12.23) Gott sandte seinen einziggeborenen Sohn, damit alle, die an Ihn glauben, gerettet werden und nicht verloren gehen. Doch dieses Kommen und dieses Sterben Christi am Kreuz stellt für viele ein unbegreifliches Geheimnis dar. Welche Macht sollte die Sünde haben? Welche Macht sollte der Tod haben? Dies sind Fragen, welche selten noch gefragt werden, geschweige denn zufriedenstellend beantwortet werden können. Und in dem Unverständnis bleibt das Sterben Christi am Kreuz eine Torheit, eine unsinnige, einfache Antwort auf die schweren Fragen des Lebens. Es wird weder erfahren, noch verstanden und schließlich verworfen.

  1. Wenn das Kreuz Christi zur Torheit wird, wird dies auch unser eigenes Kreuz sein

Verworfen ist dabei aber nicht nur das Kreuz Christi, sondern auch unser eigenes Kreuz. Denn wo Christus uns nicht den Weg des Heils bis nach Golgatha und zur Auferstehung vorangeht, da bleibt unsere Nachfolge auf halbem Wege stehen. Bestenfalls folgen wir noch Christus in seiner liebenden Zuwendung zum Nächsten und bleiben auf der horizontalen Ebene. Die Nächstenliebe ist Grundstein und Ausdruck unserer Gottesliebe und ist damit selbst etwas sehr Gutes und Gebotenes. Jedoch ist dies nur eine Dimension unseres Glaubens. Der Gang des Kreuzes hinauf nach Jerusalem, hinauf auf den Hügel Golgatha stellt eine vertikale Dimension unseres Glaubens dar. Die Bereitschaft für Gott sein ganzes Leben hinzugeben, sich selbst verspotten zu lassen und sein Kreuz bis zum Ende zu tragen, kommt im Garten Gethsemane in dem tränenreichen Gebet Christi zum Ausdruck: „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Mt 26,39)

  1. Das Wort vom Kreuz: Eine Gotteskraft

Erfahren wir Christi Sterben am Kreuz in den Sakramenten als lebensspendend und heilbringend, dann sind auch wir dazu berufen unseren Eigenwillen zu verleugnen, unser Kreuz auf uns zu nehmen und Christus zu folgen. Denn der hl. Apostel Paulus schreibt davon, dass wir entweder der Sünde oder Gott gehorsam sind. (vgl. Rm 6,16-18) Das Bild einer autonomen, selbstverwalteten Freiheit wird dabei komplett in Frage gestellt. Paulus schreibt, dass wir entweder der Sünde oder Christus und der Gerechtigkeit gehorsam sind. Dazwischen gibt es keinen leeren Raum der scheinbaren unabhängigen Freiheit.

Doch gerade weil es entweder die Knechtschaft zu unseren Leidenschaften und der Sünde gibt, oder den Gehorsam gegenüber Gott, liegt im Wort vom Kreuz eine Gotteskraft. (vgl. 1Kor 1,18) Denn in der Taufe sind wir der Macht der Sünde gestorben, sind auferstanden (vgl. Rm 6,4; Mk 9,1) und Knechte Christi geworden. Wir sind befreit worden von der Sünde und freit dazu wieder in Gemeinsam mit Gott zu leben und Ihm gehorchen zu können. Wir sind frei geworden von der zerstörenden, lebensfeindlichen Macht der Sünde und dürfen uns dem lebensspendenden und heilbringenden Geschehen am Kreuz immer wieder hingeben. Gerade dieser Kraft des Kreuzes befähigt uns dazu auch unserer eigenes Kreuz auf uns zu nehmen und Christus zu folgen.

Möge Gott es schenken, dass das lebensspendende und heilbringende Kreuz auch uns eine Kraft Gottes sei, dass uns befähigt im Gehorsam gegenüber Gott unser Kreuz zu tragen und Christus nachzufolgen. Denn Ihn wollen wir in unserem Leben verherrlichen und anbeten – und dies auch in alle Ewigkeit. Amin.