Mt 4,12-17_Eph 4,7-13 (12.01.2020_Nachfest_von_Epiphanias_und_Beginn_des_Wirkens_Jesu_Christi)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

  1. Der Beginn des Wirkens Jesu Christi als Ende des Wirkens Johannes des Vorläufers

in der letzten Woche feierten wir zu Epiphanias die Taufe Jesu Christi und stehen nun am Beginn des Wirkens Jesu. Doch mit dem Beginn des Wirkens Jesu, endet auch das Wirken von Johannes dem Täufer. Er ist nicht nur Täufer Jesu, sondern auch Sein Vorläufer und Wegbereiter. Johannes war die Stimme eines Predigers in der Wüste, welcher Christus den Weg bereitete. (vgl. Joh 1,23) Und dieser Weg war nun bereitet, auf dass Jesus Christus mit seinem Wirken beginnen konnte.

Vielleicht hat sich schon einmal jemand von Ihnen die Frage gestellt, warum Johannes der Täufer selbst nicht zu den Apostel gezählt wird und Christus nachfolgte, obwohl er doch auf Diesen verwies und selbst seine Jünger begannen Christus nachzufolgen. (vgl. Joh 1,35-37) Wie kommt es dazu, dass der große und letzte Prophet des Alten Bundes (vgl. Mal 3,24-25 und Lk 16,16) selbst nicht zu den Jüngern Jesu gehörte? Der Beginn des heutigen Evangeliums (Mt 4,12-17) gibt uns eine Antwort darauf, wenn es heißt: „Als nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.“ (V. 12) Nicht aus Angst vor Herodes, sondern um dort sein Wirken zu beginnen. (V.15-17) Betrachten wir angesichts der Gefangennahme des Johannes eines seiner berühmtesten Worte, als er von Christus spricht: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Joh 3,30)

  1. Die Schönheit des „Vorläufertums“

Das Ende des Wirkens von Johannes dem Vorläufer setzte den Meilenstein für den Beginn des Wirkens Jesu Christi. (V.12; Mk 1,14; Lk 3,20) In der Vorläuferrolle von Johannes steckt eine große Schönheit, aber auch eine große Gefahr.

Die Schönheit dieser Rolle ist, dass Johannes dem Messias, dem Heiland dieser Welt den Weg bereiten durfte. Er bereitete die Herzen darauf vor, dass nun der Sohn Gottes zur Erlösung unserer Seelen geboren wurde und mit Seinem Wirken beginnen wird. Johannes rief die Menschen aus ihrem Alltag heraus und predigt: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Mt 3,2) In Christus bricht das Himmelreich Gottes an (vgl. Mt. 12,28) und dieser steht nun vor der Tür der Welt. Tut Buße, denn der Heilige kommt in die Welt, um es wieder mit sich zu vereinen. Tut Buße, denn er muss in euren Herzen wachsen und euer Stolz und Selbstzentrierung muss abnehmen.

Diese Vorläuferrolle kam Johannes in einem besonderen Maße zu. Aber auch ein jeder von uns ist in einer gewissen Hinsicht ein Vorläufer Christi. Und in unserem ganz alltäglichen Umgang mit unserem Mitmenschen können wir alle ein Vorläufer Christi sein. Denn Christus wohnt in uns und geht den Weg durch den Menschen zu Menschen. In all unserem Tun und Handeln können wir für andere Menschen den Weg dafür bereiten, dass Sie Christus in uns entdecken und auch Gott nachfolgen wollen.

  1. Die Gefahr des „Vorläufertums“

Doch was hat es nun damit auf sich, dass Johannes erst gefangen genommen werden musste, bevor Jesus mit seinem Wirken beginnen konnte? Warum musste das Wirken des Johannes enden, bevor Jesu Wirken begann? Hierin kommt eine Gefahr zum Ausdruck, welche immer vorhanden ist, wenn jemand zu einem „Vorläufer für Christus“ wird. Wenn wir durch unser Leben für andere Menschen ein Wegweiser für Christus sein wollen, besteht die Gefahr darin, dass wir vergessen könne, dass wir nur Vorläufer sind. Johannes erkannte diese Gefahr und sagte daher: „Er [Christus] muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Joh 3,30) Johannes nahm sich zurück als seine Jünger ihn verließen und begannen Christus nachzufolgen. Johannes hielt sie nicht zurück und wies sie nicht an ihm weiter gehorsam zu sein, sondern er predigte den Juden: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ (Joh 3,36) Johannes nahm die Gefangenschaft in Demut an und seine Bedeutung nahm ab, während Jesu Wirken zunahm.

Wie Johannes als Vorläufer Christi in der Gefahr stand die Menschen an sich zu binden und im Stolz sich am Schluss über Christus zu stellen, so stehen auch wir in der Gefahr unser Leben nicht mehr als Vorläufer für Christus zu verstehen, sondern uns selbst wichtiger zu nehmen als Gott. Sei es bei Eltern, welche vielleicht vergessen, dass wenn sie ihre Kindern zu Gott führen, Er diese auch anders führen kann, als sie es sich vorstellen. Sei es bei jedem Diener der Kirche, welcher durch sein schönes Reden oder Singen Menschen begeistert und dabei vergisst, dass es der Geist Gottes ist, welcher die Herzen der Menschen verändert. Oder sei es, wenn sich jemand bei einem jeden von Ihnen dafür bedankt, dass sie so fürsorglich, so liebevoll, so hilfsbereit ist und wir uns dann auf die eigenen Schultern klopfen und nicht Gott dafür danken. In all diesen Situationen dürfen wir uns ein Vorbild an dem Vorläufer Jesu Christi nehmen und wie Johannes sagen: „Christus muss zunehmen, ich aber muss abnehmen“.

Und so schenke Christus, dass auch wir über unserem Stolz immer wieder Buße tun und umkehren. Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. (V.17) Christus ist nahe herbeigekommen und möchte in uns zunehmen, auf dass wir selbst abnehmen. Ihn wollen wir verherrlichen und anbeten, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amin.