Mt 6,14-21 (10.03.2019)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

gemeinsam stehen wir heute am Beginn der großen Fastenzeit und beginnen uns auf das Ostern, das Fest der Auferstehung Christi vorzubereiten. Ziel der Vorbereitung ist es, dass wir selbst eines Tages an der Auferstehung Christi teilhaben dürfen. Daher liegt es nahe, dass wir zu Beginn der Fastenzeit uns dessen Sinn vergegenwärtigen, um am Schluss so zu laufen, dass wir auch den Siegeskranz in der Auferstehung empfangen. (vgl. 2Tim 2,5)

Die Fastenzeit steht unter dem Vorzeichen des Verzichts. Verzichten können wir auf ganz verschiedene Dinge. In der Vorbereitung auf Ostern sollen wir vor allem auf das verzichten, was uns von Gott trennt oder was uns an Irdisches bindet.

In dem heutigen Evangelium (Mt 6,14-21) stellt Jesus Christus den Verzicht des eigenen Willens an die erste Stelle. Nach dem Vaterunser, in dem es explizit heißt: „Dein Wille geschehe“ (V.10), führt Jesus dieses Thema an der eigenen Vergebungsbereitschaft aus. (V.14-15) In dem Akt des Vergebens schauen wir von unseren eigenen inneren Verletzungen weg, wir verneinen den Wunsch nach der eigener Vergeltung und stellen wieder den zwischenmenschlichen – oder zumindest den eigenen – Frieden her. Dies ist Ausgangspunkt des Fastens, da erst dann wenn wir vergeben, Gott auch uns vergibt. Die geheilte Beziehung zum Mitmenschen und zu Gott wird damit zur Grundlage für das weitere Fasten. Wenn Sie also in den nächsten Wochen fasten wollen, dann legen Sie diese Grundlage. Vergeben Sie und empfangen Sie in der Beichte die Sündenvergebung. Aber warum ist die Vergebung die Grundlage? Fasten ist kein Zwang, es ist kein eigener Erlösungsweg, welchen ich nur für mich im stillen Zimmer begehen kann. Fasten und Verzicht ist ein Ausdruck von der Liebe zu Gott, welche in der selbst erfahrenen Vergebung wurzelt. Erst dies befreit uns dazu auf mehr, als nur den eigenen Willen und den Wunsch der eigenen Vergeltung zu verzichten.

In dieser Freiheit von dem eigenen Willen und dem Gehorsam gegenüber Gott liegt die Freiheit zum Verzicht auf Nahrung. Im heutigen Evangelium steht der Verzicht auf Nahrung an der zweiten Stelle. (V.16-18) Für die nächsten Wochen bedeutet dies für uns ein freiwilliger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte. In dem heutigen Evangelium wird dabei besonders die mögliche Gefahr des Stolzes thematisiert. Wenn wir das Fasten beginnen, dient dies nicht dazu allen laut davon zu erzählen. Es dient nicht dazu toll vor den anderen zu stehen und sich dabei besser als die anderen zu fühlen. Der Verzicht auf bestimmte Nahrung ist etwas, was wir tun – aber nichts, was wir nach außen tragen sollen.

Das Fasten von Nahrung dient dazu, dass unsere leibliche Natur nur mit dem Nötigsten versorgt wird, damit wir die nötige innere Aufmerksamkeit und Zeit haben unserer Seele geistige Nahrung zu geben. Füttern wir unseren Leib und unsere leiblichen Begierden, dann zieht uns dies zu Materiellem. Versorgen wir aber unsere Seele und unseren Geist durch Gebet, Bibellese und Heiligenleben mit geistiger Nahrung, dann wird unsere Seele und unser Denken frei von der Bindung an Materielles und offen für die Begegnung mit Gott.

Und genau bei der Freiheit von Materiellem schließt unser heutiges Evangelium. (V.19-21) In dem Verzicht auf irdische Sicherheiten liegt der Beginn seine Schätze im Himmel zu sammeln, wo sie weder gestohlen noch verloren gehen können. In der Freiheit von irdischen Schätzen kann unser Herz frei werden dafür, dass unser wertvollster Schatz unsere Beziehung zu unserem Herrn im Himmel ist.

Möge Christus es schenken, dass wir durch die Vergebung frei werden auf Nahrung und irdische Sicherheiten zu verzichten, um allein unserem Herrn und Heiland im Himmel zu dienen. Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Macht, in alle Ewigkeit. Amin.