Mt 6,22-33 (07.07.2019_3._Sonntag_nach_Pfingsten)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

zu Beginn der Schöpfung sprach Gott: „Es werde Licht! Und es ward Licht.“ (Gen 1,3) Denn ohne Licht ist kein Leben möglich. Und Gott sah, dass das Licht gut war. (Gen 1,4)

Doch Gott schuf nicht nur das kreatürliche Licht, sondern war selbst das Licht aller Erkenntnis, wel­ches die Menschen erleuchtet. (1Joh 1,5; Joh 1,4; 9,5; 12,46) Doch Adam und Eva entschieden sich in ihrer Freiheit gegen das Licht, welches erleuchtet und Erkenntnis schenkt. Und so wählten sie von dem „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ zu essen, um davon erleuchtet zu werden, um selbst Licht zu werden und Gott gleich zu sein. (Gen 2,17; 3,5-6) Doch in dem Versuch durch die Lust der Augen (Gen 3,6) Erkenntnis zu erlangen, wurden ihre Augen verfinstert und richteten sich nicht mehr auf Gott, sondern auf das Irdische. Und so erkannten sie, dass sie nackt waren. Und in dieser Sorgen um ihr Äußeres flochten sie sich Kleidung, um ihre Scham zu bedecken. (Gen 3,7)

  1. Das Auge als Spiegelbild der Seele

Das heutige Evangelium (Mt 6,22-33) knüpft an diesen Abfall von Gott an. So heißt es zu Beginn: „Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.“ (6,22-23a)

Was hat es hier mit dem Auge auf sich? Gott schenkt uns die Möglichkeit an unserem Körper zu er­kennen, ob wir an unserer Seele einen geistigen Schaden erleiden. Denn unsere Augen leuchten, wenn wir erfüllt sind von Gott, wenn wir erfüllt sind mit Freude und Liebe. Unsere Augen weinen, wenn wir trauern und Anteilnehmen. Unsere Augen werden finster, wenn wir wütend und zornig sind. Und unsere Augen werden matt, wenn wir uns sorgen. So sind unsere Augen ein Spiegelbild unserer Seele und zeigen uns, worauf unsere Seele gerichtet ist.

  1. Die Ausrichtung der Seele/der Augen des Herzens

Doch Christus kannte den Sündenfall und bot unserer Seele und unseren Augen eine geistliche The­rapie an. Und so sagt Er: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (6,33) In dem Wort „trachten“ liegen zwei Dimensionen verborgen. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“ bedeutet zuerst eine Ausrichtung auf ein Ziel hin. Wir rich­ten unsere Augen auf Gott, welcher das Licht ist. (1Joh 1,5) Die leichteste Form der Ausrichtung ist das Gebet. Denn in diesem Moment richte ich meine Gedanken und meinen Körper auf Gott aus. Nicht ohne Grund sagte Jesus zu seinen Jüngern in der größten Bedrängnis: „Wachet und betet!“ (26,41) Denn in der Ausrichtung im wachenden Gebet bleibt die Öllampe unserer Herzen am bren­nen. Im Gegensatz dazu drücken uns Sorgen zu Boden, machen uns müde und hindern uns daran zu beten. Lieber schlafen wir über einer Sorge ein, als diese im Gebet vor Gott zu bringen. Lieber be­schäftigen wir uns mit einem Streit in unserem Kopf, als Licht in diese Dunkelheit zu bringen und uns auf Gott auszurichten. Doch anstelle uns wie Adam und Eva von Gott abzuwenden, sollten wir uns auf Gott ausrichten.

  1. Die Bereitschaft in dieser Ausrichtung Schritte zu tun

Und zum Zweiten schließt „nach dem Reich Gottes trachten“ die Bereitschaft ein Schritt in der vor­genommenen Ausrichtung zu tun. Doch mit welchen Schritten können wir beginnen? Nach der Aus­richtung unserer Seele auf Gott liegt ein erster Schritt in dem Vertrauen auf Gott. Christus spricht davon, dass wir nicht Gott dienen können und zugleich dem Mammon. (6,24) „Mammon“ ist ein Be­griff für Geld, wenn dieses zu unserem Gott wird und wir uns darin Sicherheit und Schutz erhoffen. Das Gegenmittel gegen die Vergötterung des Geldes ist das Loslassen unserer Sorgen und das Ver­trauen auf Gott. (6,25) So sehr eine Vorsorge etwas Sinnvolles sein kann, so sehr wird unsere Vorsor­ge für unser Leben unser Leben nicht um einen Tag verlängern, wenn Gott dies nicht will. (6,27) Ein konkreter Schritt in Richtung Reich Gottes ist das Vertrauen auf die Fürsorge Gottes. Denn Gott weiß was wir bedürfen und sorgt für uns, mehr wie für die Vögel am Himmel (6,26) und die Blumen auf der Wiese (6,30). In dem Schritt des Vertrauens wird unser Auge immer mehr Licht und wir brauchen unsere Hand nicht nach dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ausstrecken.

Mögen auch unsere Augen Licht werden, dass unser ganzer Körper Licht sei, damit wir ein leuchten­der Tempel des Heiligen Geistes werden. (vgl. dazu das Leuchten von Moses Angesicht und den Heiligenschein um die Angesich­ter der Heiligen.) Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Anbetung, in alle Ewigkeit. Amin.