Mt 10,32-33.37-38; 19,27-30_Hebr 11,33-12,2 (14.06.2020_Sonntag_aller_Heiligen)

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

an diesem Sonntag nach Pfingsten begehen wir das Fest aller Heiligen/Allerheiligen. Durch das Wirken des Heiligen Geistes vollendeten viele uns unbekannte Christen den Weg der Heiligung und wurden Christus in allem ähnlich. (vgl. Röm 8,29) Viele Heilige sind uns unbekannt und daher feiern wir diesen Tag auch im Gedenken an all diejenigen, welche unbekannt im Verborgenen lebten und ihr Leben ganz Gott hingaben. Sei es, dass es Menschen in oder außerhalb der Gesellschaft waren. Was sie vereinte war ihre absolute Hingabe und Beziehung zu Gott. Vollkommen in Beziehung zu unserem Dreieinigen Gott lebten sie ein engelsgleiches Leben. (vgl. Mt 22,30) Der heilige Stephanus ist ein Beispiel davon. In der Apostelgeschichte lesen wir von ihm, dass er der erste Märtyrer war. Als er seinen Glauben von Jesus Christus vor den Juden bekannte, heißt es: „Und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.“ (Apg 6,15) Der heilige Stephanus war erfüllt mit dem Heiligen Geist und sah die Herrlichkeit Gottes sowie Jesus Christus zur Rechten Seines Vaters. (vgl. Apg 7,55) In seiner Liebe zu Gott bekannte er seinen Glauben in Wort und in Tat und war bereit dafür sein Leben zu lassen. In seiner Liebe zu den Menschen gab er nicht nach für die Wahrheit Zeuge zu sein und betete, als er gesteinigt wurde, in Mitleid zu Gott: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apg. 7,60)

All den Märtyrern und Mönchen der vergangen und aktuellen Tage ist gemeinsam, dass sie Gott über alles liebten. Aus dieser Beziehung heraus ergab sich für sie die Notwendigkeit in der Wahrheit und in Christus zu bleiben. Und auf diesem Weg geschah es, dass andere Menschen sich von ihnen abgestoßen fühlten, dass sie unverstanden blieben und sie angefeindet und verfolgt wurden. Doch sie liefen diesen Lauf in Geduld und blickten auf Jesus Christus, welcher der Anfänger und Vollender des Glaubens ist. (vgl. Hebr. 12,2a) Denn Christus selbst hätte Freude haben können und erduldete dennoch das Kreuz und die Schmähungen, um schließlich neben seinen Vater erhöht zu werden. (vgl. Hebr. 12,2b)

Doch der Ruf zur Heiligung ist nicht nur an bestimmte Menschen ergangen. Dieser Ruf ergeht an uns alle. An die ganze Kirche in Thessalonich schreibt der heilige Apostel Paulus: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung“. (1Thess 4,3a) So fordert Christus uns im Evangelium auch dazu auf Ihn vor den Menschen zu bekennen und nicht den Glauben zu verleugnen. (vgl. Mt 10,32) Wir sollen alle Zeugen (griech. μάρτυς , martys) für Gott werden. Die Märtyrer waren alle Zeugen Christi und starben für ihr Zeugnis. Wir sterben vielleicht nicht den leiblichen Tod, wenn wir Christus bekennen. Dennoch stirbt unser Ego, wenn wir nicht mit allem mitlaufen, sondern Christus hinterherlaufen und diesen Glauben bekennen. Denn wenn wir Gott mehr lieben als unseren eigenen Vater, unsere eigene Mutter, unsere eigene Tochter oder unseren eigenen Sohn – zu denen die Liebe nicht aufhört – doch wenn wir Gott mehr lieben, dann wird uns in der Welt viel Unverständnis widerfahren. Menschen werden sich von uns zurückziehen oder wir werden angefeindet. In diesen Momenten werden wir alle einsam und alleine (griech. μοναχός, monachos) sein. Wir werden wie der Mönch (griech. μοναχός), welcher freiwillig die Welt verlässt und in die Einsamkeit geht, immer wieder auch ein Mönch – ein Einsamer - in der Welt sein. Als ich zur Orthodoxie konvertiert bin, wollte ich nicht, dass meine Familie sich gegen diese Entscheidung und damit gegen mich stellt. Auf diesem Weg war ich ein Einsamer – ein Monachos. Doch in dieser äußeren Einsamkeit war ich umgeben von der Wolke der Zeugen – der Wolke an Heiligen, welche uns in der Nachfolge Christi immer umgibt. (vgl. Hebr 12,1) Aber auch wir können persönlich oder auch als Kirche in Ludwigshafen anderen Einsamen ein Ort der Weggemeinschaft geben. Für diese Gemeinschaft der letzten zwei Jahre möchte ich mich von Herzen bei Ihnen bedanken. Denn bald werde ich an den Bodensee ziehen und dann nur noch zu Besuch vorbeikommen können. Vergilt es ihnen Gott, was Sie mir Gutes in dieser Zeit getan haben.

Möge wir in unserem Leben Zeugen für Gottes Wahrheit sein und auch Einsame auf diesem Weg Gemeinschaft schenken. Amen.