Mt 25,31-46_1.Kor 8,8-9,2 (23.02.2020_3.Sonntag_der_Vorfastenzeit)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

an dem letzten Sonntag vor der großen Fastenzeit hören wir im Evangelium die Parabel von dem großen Weltgericht (Mt 25,31-46). Dieser warnende Ausblick auf das Gericht Gottes geht der Fastenzeit voran, da nicht das, was wir essen, uns vor das Gericht Gottes bringen wird, (vgl. 1.Kor 8,8) sondern, ob wir Christus in unserem Mitmenschen gedient haben oder nicht.

  1. Das Evangelium (Frohe Botschaft) und die Rede vom Weltgericht – Wie passt das zusammen?

Vielleicht mag es verwundern, dass wir heute im Evangelium – also in der frohen Botschaft – von dem Gericht der Welt bei der Wiederkunft Christi hören. Doch so real das in Christus angebrochene Reich Gottes ist, so real steht auch am Ende der Tage das Gericht Gottes vor der Tür. Diesen warnenden Aufruf an uns Christen hören wir im Evangelium nur dieses eine Mal im Laufe des Kirchenjahres. Der Großteil der Sonntage hält uns das Frohe der Botschaft und das Heil in Christus vor Augen. Der Ausblick auf das Gericht Gottes ist diesen Sonntag jedoch als Warnung zu verstehen. Eine Warnung, damit wir erfahren, wonach wir gerichtet werden. Und dieses Wissen wiederum macht es uns möglich unser Handeln und Leben so auszurichten, das wir nicht in Angst das Ende unserer Tage erwarten, sondern in Zuversicht und Vertrauen auf die Gnade und Liebe Gottes voranzuschreiten können.

  1. Fasten – nicht nur der Verzicht auf bestimmte Speisen

Der hl. Apostel Paulus schreibt an die Korinther: „[…] Speise wird uns nicht vor Gottes Gericht bringen. Essen wir nicht, so werden wir darum nicht weniger gelten; essen wir, so werden wir darum nicht besser sein.“ (1.Kor 8,8) Wir stehen kurz vor der großen Fastenzeit und das erste woran man zumeist bei dem Thema Fasten denkt, ist der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Wir verzichten auf tierische Produkte und gehen davon aus, dass wir damit das Fasten einhalten. Dieser Verzicht ist richtig und gut, aber er ist nicht alles. Denn der Apostel Paulus schreibt davon, dass gerade dieser Verzicht auf Speisen im Gericht nicht beurteilt wird.

Wenn nun aber der Verzicht auf Speisen vor Gott nicht beurteilt wird, warum dann das ganze Fasten? Der Verzicht auf dient nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zu einem anderen Zweck. Wenn wir auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten, führt uns das dazu, dass wir weniger stark gesättigt sind und unsere Wahrnehmung dadurch feinfühliger werden kann. Unsere Aufmerksamkeit beginnt sich von unseren körperlichen Bedürfnissen zu lösen und wird frei für die Wahrnehmung der geistlichen Realität und feinsinniger für zwischenmenschliche Begegnungen. In dieser freiwilligen Selbstbeschränkung der Fastenzeit wird es uns dann auch leichter fallen, von uns selbst abzusehen, die Not des Nächsten zu erkennen und ihn ihm Christus zu dienen.

  1. Fasten – der Dienst an Christus durch den Dienst an unserem Nächsten

Und in dem Dienst an Christus durch den Dienst an unserem Nächsten, sind wir wieder bei dem heutigen Evangelium, in dem es heißt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (V40) Christus erachtete es Wert, dass er für jeden von uns gekreuzigt wurde und gestorben ist. (1.Kor 8,11) Und so liegt es auch an uns, dass wir dieses Licht, welches durch Christus in die Welt gekommen ist, in unseren Herzen reflektieren und selbst unser Licht nicht vor den Menschen verbergen. So lasst uns in der bevorstehenden Fastenzeit unserem Glauben in Werken der Liebe Gestalt verleihen und in unserem Nächsten Christus erkennen und ihm in seiner Not helfen. Denn der Verzicht in der Fastenzeit sollte uns nicht dazu bewegen bei uns selbst stehen zu bleiben, sondern von uns selbst frei zu werden, um Christus in unserem Nächsten zu dienen.

Und so kann der Ausblick auf das Weltgericht ein Ausblick auf das ewige Leben werden. Denn so schreibt der hl. Apostel Johannes: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ (1.Joh 4,16b)