Predigt zum 17. Herrentag nach Pfingsten (2 Kor. 6:16-7:1; Lk. 6:31-36) (17.10.2021)
Liebe Brüder und Schwestern,
die für heute im Kirchenkalender angegebenen Lesungen aus dem Apostelbuch und dem Evangelium ergänzen sich einander in perfekter Harmonie. Der Kern unseres Glaubens ist ja das Heil unserer Seele, das sich letztlich in der Auferstehung von den Toten ergibt. Auferstehen wird demnach der Leib, und sich dann wieder mit der unsterblichen Seele vereinigen. Daher leben gegenwärtig die Seelen unserer verstorbenen (entschlafenen) Vorfahren weiter in der Erwartung ihrer Wiedervereinigung mit den Leibern am jüngsten Tag. Das bedeutet also, dass unsere Rettung sich mit Leib und Seele vollziehen wird (s. Phil. 3:21), wie es die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus offenbart. Ohne diese Wahrheit wäre das Evangelium und das gesamte Neue Testament sicherlich tiefgründig, erbauend und anregend für die eigene Lebensführung, letztlich aber ein Muster ohne Wert – und das Alte Testament sowieso.
Beide Male handelt es sich um kurze Lesungen, die wir vollständig wiedergeben wollen:
„Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: ´Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein`. Darum ´geht aus von ihnen und sondert euch ab`, spricht der Herr; ´und rührt nichts Unreines an, so will Ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt Meine Söhne und Töchter sein`, spricht der allmächtige Herr. Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Lieben, so lasst uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes“ (2 Kor 6:16-7:1; vgl. Lev. 26:11-12; 2 Kön. 7:14; Jes. 52:11; Hes. 20:41; 37:27).,
Aus den Worten des Apostels, die er dem Alten Testament entnimmt, geht hervor, dass dem Leib eine Schlüsselrolle bei der Errettung der Seele zukommt. Der Tempel Gottes muss als solcher betrachtet und bewahrt werden. Es ist doch vollkommen nachvollziehbar, dass Gott in reinen Gefäßen wohnen will und sich alle Söhne und Töchter Gottes folgerichtig von der Unreinheit fernhalten sollen. Der Verheißung nach sind wir Kinder Gottes, wenn wir uns von aller Befleckung des Fleisches und des Leibes reinigen, denn nur so, in der Furcht Gottes, können wir unsere Heiligung vollenden. Diese Worte könnten nicht eindeutiger sein, an ihnen gibt es nichts zu deuteln. Aber wenn wir Orthodoxe solche Themen bei „ökumenischen“ Zusammenkünften ansprechen, ernten wir Kopfschütteln bei den einen, und (vielleicht?) stillschweigendes Verständnis bei den anderen, die das aber dezent für sich behalten. Keiner will in einem „falschen“ Licht erscheinen. Der Mainstream, der ja keinen Halt vor Kirchenmauern macht, ist perfide, wie man auf einem Spruchband auf einer Kirche unweit unserer Gottesdienststätte in Berlin lesen kann: „Homophobie ist Sünde“, und das ohne jegliche Quellenangabe. Und das Erstaunliche an dieser Aussage ist, dass sie stimmt, denn natürlich ist es eine Sünde, Menschen zu hassen. Doch dieser Begriff Homo-Phobie ist so raffiniert gewählt, dass auch Papst Franziskus einen Rechtfertigungsdruck verspürt und sich wiederholt veranlasst sieht zu betonen, dass Gott alle Seine Kinder liebt. Natürlich tut Er das! Und zwar alle, alle, alle!!! Aber gerade deshalb will der Herr, dass wir alle, alle, alle unsere Leiber als Tempel des lebendigen Gottes bewahren, uns vor aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und als Seine Kinder unsere Heiligung in der Furcht Gottes vollenden. Das darf doch von uns Christen nicht verschwiegen werden, handelt es sich dabei doch um die Grundbedingung für das Heil unserer Seelen!!! Doch wer das heute bei interkonfessionellen Zusammenkünften so formuliert, wird als Menschenfeind abgestempelt! Teuflisch, nicht wahr? Wie leicht ihm doch einige auf den Leim gehen!..
Was ist denn wichtiger für uns Christen, die „Freiheit des Körpers“ (s. Gal. 5:13), aus der sich nach heutiger Denkweise auch die Tötung ungeborener Kinder ableiten lässt, oder die Freiheit des Geistes (s. 2 Kor. 3:17), die uns an der Herrlichkeit des Herrn teilhaben lässt?!..
Die Lesung aus dem Evangelium lautet wie folgt:
„Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch. Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde. Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbe auch. Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch die Sünder leihen den Sündern, damit sie das Gleiche bekommen. Vielmehr liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn Er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk. 6:31-36).
Auch hier wird uns unmissverständlich der Weg gezeigt, wie wir Kinder des Allerhöchsten sein können. Wer die Reinheit des Leibes bewahrt, muss auch in seiner Seele unbefleckt von Abneigung und Verurteilung Anderer sein. Am leichtesten ist es deshalb einen Gott zu „verstehen“, Der gütig gegen die Bösen und Undankbaren ist (vgl. Mt. 20:15), wenn man sich selbst als obersten Sünder sieht (s. 1 Tim. 2:15). Dann begreifen wir uns als Kinder des barmherzigen Vaters. Er ist unser aller, aller, aller Vater! Das ist die Frohe Botschaft, die wir dem heutigen Tag entnehmen. „Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, Welcher ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen“ (1 Tim. 4:10). Amen.
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2021
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