Predigt zum 3. Herrentag nach Ostern / Gedenktag der Myronträgerinnen (Apg. 6:1-7; Mk. 15:43-16:8) (30.04.2023)
Liebe Brüder und Schwestern,
der Festtag zu ehren der heiligen Myrrhe tragenden Frauen bietet den willkommenen Anlass zu einer gebührenden Würdigung der Rolle der Frauen in der Kirche. Wir wissen ja, dass es in der Kirche in Bezug auf die in der Taufe erhaltene Gnade keinerlei geschlechtsspezifischen Unterschiede bzw. ethnische oder soziale Trennungsmerkmale gibt (s. Gal. 3:27-28). Für alle aus Wasser und Geist Geborenen (s. Joh. 3:5) gilt: „Es gibt verschieden Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschieden Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allem. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten. Das alles bewirkt ein und derselbe Geist, einem jeden teilt Er Seine besondere Gabe zu, wie Er will“ (1 Kor. 12:4-11). Dabei geht der Heilige Geist aber auf die naturgegebenen Eigenschaften der jeweiligen Träger dieser Gnade ein, sowohl unter Berücksichtigung der individuellen Persönlichkeitsmerkmale jedes Einzelnen als auch in Bezug auf die Bipolarität der Geschlechter. Die oben zitierten charismatischen Gaben hängen nicht prinzipiell vom jeweiligen Geschlecht, auch nicht von einer konkreten Stellung in der Kirche ab, denn hierfür ist die hierarchische Rangordnung unerheblich. Dennoch ist die Verschiedenheit von Mann und Frau von Gott gegeben und gesegnet (s. Gen. 1:27-28). Wenn wir uns aber völlig zurecht darauf berufen, dass der Mensch das, was Gott verbunden hat, nicht trennen darf (s. Mt. 19:6), so ergibt sich aus meiner Sicht daraus auch, dass das, was Gott verschiedenartig geschaffen hat, vom Menschen nicht frivol gleichgemacht werden darf! Die von Gott gewollte natürliche Ordnung darf und kann nicht durch Vereinheitlichung, Vermischung oder Austausch der geschlechtlichen Merkmale außer Kraft gesetzt werden! Natürlich können aus kirchlicher Perspektive Frauen ihre individuellen Eigenschaften in der Gesellschaft durch eine angemessene Stellung einbringen und dadurch „ihre Persönlichkeit verwirklichen“, dennoch bevorzugt die Kirche das traditionelle Frauenbild. Bei einer theologischen Konferenz in Griechenland gefiel mir folgende Formulierung einer christlichen Delegierten aus Afrika: „Der Mann ist zwar das Haupt der Frau (s. Eph. 5:23); die Frau ist aber das Herz des Mannes“. Es ist müßig darüber zu reflektieren, was nun prioritär ist – der Kopf oder das Herz. Sie sind völlig gleichberechtigt und beide gleichermaßen unverzichtbar, woraus sich ergibt, dass Gott alles ideal zum Wohl des Menschen zusammengefügt hat – wenn der Mensch seinerseits auch Gottes Willen befolgt. Niemand hat etwas gegen Frauen mit akademischen Titeln oder gegen weibliche Führungsrollen in Politik, Wirtschaft, Schulwesen etc. Dies darf aber nicht zum Nachteil des Heranwachsens der künftigen Generationen sein. In den meisten Kulturen dieser Welt ist diese Grundposition nicht verhandelbar. Als z.B. im Sommer 2021 nach Abzug der abendländischen Wohltäter etwa 70-80 Tausend Taliban eine hochgerüstete und 20 Jahre lang aufgebaute, ca. 300.000 Mann starke Armee in wenigen Wochen überrannten, hätte den „Reformern“ im Westen ein Licht aufgehen müssen. Sie zeigten uns im Fernsehen aber stattdessen die westlich gekleideten, perfekt gestylten und mit Universitätsdiplomen ausgestatteten Frauen aus den Villenvierteln Kabuls, die anfangs noch zum Protestieren auf die Straße gingen. Für 95% der Frauen war aber die Wiederherstellung der alten Ordnung erstrebenswert: „Wozu solch ich lesen und schreiben lernen? Meine Aufgabe ist es, Kinder zu gebären und für meinen Mann den Haushalt zu führen. Seine Aufgabe ist es, das Geld hierfür nach Hause zu bringen“. Na, und was die neuartigen westlichen „Werte“ betrifft, darüber wollen wir hier lieber gar nicht erst reden. Eine sehr eingeschränkte und rückwärtsgewandte Einstellung, gewiss, aber sie enthält dennoch im Kern den wahrheitsgemäßen Grundsatz, dass der (noch dazu von einer Minderheit einseitig formulierte und gewaltsam aufgezwungene) menschliche Wille nicht oberstes Gebot sein kann. Wenn man bei aller unbestrittener Notwendigkeit gesellschaftlicher Erneuerungsprozesse den Mittelweg ginge, würde sich doch auch vermeiden lassen, dass bei uns hier einerseits hunderttausende Schulabgänger nicht richtig lesen und schreiben können, andererseits aber die Fachkräfte in den Betrieben fehlen... Aber was interessiert uns die große Politik?! In unseren Kirchengemeinden – und das ist unsere „Welt“ – sind die Frauen die größte Stütze der Priester. Wie beim Begräbnis Christi die zwei vornehmen Ratsherren (wohl erst inspiriert vom Beispiel der Frauen) öffentlich in Erscheinung traten und somit vordergründig die Führungsposition einnahmen, so dürfte in praktisch allen Gemeinden bei uns der Priester das Gesicht eines Kollektivs sein, das hintergründig zu 90+x% aus Frauenpower besteht. Es ist eine Kraft, die vor zweitausend Jahren auf göttliches Geheiß die Apostel anstiftete, endlich mit der Verkündigung der Auferstehung Christi zu beginnen (Mt. 28:7,10; Mk. 16:7; Lk. 24:9; Joh. 20:17-18), die bei allen Kirchenverfolgungen bis in die Gegenwart das Rückgrat der Kirche war und die auch in Zukunft das Potential sein wird, auf das Christus bei der Herstellung Seines Königtums bauen wird. Amen.