Predigt zum Lazarus-Samstag (Hebr. 12:28-13:8; Joh. 11:1-45) (27.04.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
unser Herr Jesus Christus geht nun hinauf nach Jerusalem. Er geht Seinen Weg wie es von Ihm geschrieben steht (vgl. Mt. 26:24; Mk. 14:21). Nichts ist dabei zufällig, schon gar nicht die Krankheit und der Tod des Lazarus. All das war von Ewigkeit so vorbestimmt. Bisher vermied es der Herr, Seine göttliche Macht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sicher, Seine Geburt in Bethlehem, angekündigt von den Heerscharen der Engel und bezeugt von den Hirten und den Weisen aus dem Morgenland, (ungewollt) bestätigt sogar von den Hohepriestern und Schriftgelehrten des Volkes (s. Mt. 2:4-6), blieb nicht im Verborgenen. Auch die Darstellung im Tempel und die anschließende Verkündigung durch die Prophetin Hannah hatten sich dreiunddreißig Jahre zuvor in Jerusalem und Umgebung herumgesprochen. Dennoch lebt der Herr nach der Rückkehr aus Ägypten dreißig Jahre anonym als Jesus, Sohn des Zimmermanns in Nazareth, und wird gerade von den Menschen dort nicht angenommen, als Er Sich der Welt offenbart (s. Mt. 26:24; Mk. 6:3). Die zahlreichen Zeichen und Wunder, die Er danach vollbringt, dienen dem seelischen und dem körperlichen Heil der Menschen, sind aber nicht per se als öffentlichkeitswirksame Aktionen gedacht. Doch jetzt begibt Sich der Herr in größte Gefahr (s. Joh. 11:8), geht ganz bewusst nach Bethanien, um dort Lazarus von den Toten aufzuerwecken, den Er, als dieser noch am Leben war, auch leicht hätte aus der Ferne heilen können. All dies geschieht nun, damit die Jünger im Glauben an Ihn bestärkt werden (s. Joh. 11:15). Der Zeitpunkt des größten Wunders ist bewusst gewählt, denn nun geht der Herr den Weg zur Errettung der Welt, und die Jünger sollen kurze Zeit darauf in Seiner Erniedrigung die göttliche Herrlichkeit erkennen.
Dadurch, dass der Herr Lazarus von den Toten auferweckt, zeigt Er aller Welt, dass Er Herr über Leben und Tod ist. Vor Ihm gab es durch die Propheten Elias und Elischa Auferweckungen von zwei Jungen, die kurz zuvor verstorben waren – auch Er Selbst rief die Tochter des Jairus und den Sohn der Witwe zu Nain wieder zum Leben zurück, aber jetzt holt Er den schon der Verwesung anheimgefallen Lazarus aus dem Totenreich zurück. Er zeigt damit unzweideutig, dass Er die Macht hat, jeden in die Hölle zu stürzen (s. Mt. 10:28; Lk. 12:5), aber auch von dort wieder hinaus zu holen. Das sollten die Jünger in Betanien erkennen, und mit ihnen auch wir. Aber niemand soll und wird durch noch so großartige Wunder zum Glauben kommen, denn die, welche nicht glauben wollen, die den Herrn Jesus Christus gegen jegliche Vernunft und gegen die Stimme ihres Herzens ablehnen, die werden es auch beharrlich nach weiteren Wundertaten und unwiderlegbaren Beweisen tun. Und was ist mit uns? Eigentlich brauchen wir keine Wunder, um zu glauben. Aber wenn der Herr es so will, erkennen wir Seine Taten zur Stärkung unseres Glaubens an.
Das Evangelium ist das Zeugnis von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Er spricht: „Alles ist Mir vom Vater übergeben worden. Niemand kennt den Sohn, außer dem Vater; und niemand kennt den Vater, außer dem Sohn, und dem der Sohn es offenbaren will“ (Lk. 10:22; vgl. Mt. 11:27). An anderer Stelle spricht der Herr zum Vater: „Alles was Mein ist, ist Dein; und alles was Dein ist, ist Mein“ (Joh. 17:10). Und an wiederum anderer Stelle erklärt Christus: „Niemand kann zum Vater kommen, außer durch Mich“ (Joh. 14:6b). „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh. 14:9). Das ist das Fundament unseres Glaubens, das große Geheimnis der Vereinigung von Gott und Mensch in der Person Jesu Christi (s. 1: Tim. 3:16), welches sich in diesen Worten zusammenfassen lässt: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh.10:30). Auf diesem unerschütterlichen Felsen des Glaubens gründet sich die Kirche (s. Mt. 16:18).
Bevor ich jedoch weitermache, möchte ich vorausschicken, dass ich als Christ den aufrichtigen Glauben von Menschen anderer Religionen respektiere. Mir ist, ehrlich gesagt, ein aufrichtiger Muslim lieber als ein lauwarmer bzw. synkretistischer Christ, der in allen Religionen Wege des Heils erkennt und diese allesamt als göttlich inspirierte Wahrheiten betrachtet. Diese Sichtweise können wir nicht akzeptieren. Wenn die Muslime behaupten, Isa sei ein Prophet, ist das ihr Glaube, den ich zwar respektiere, aber nicht teile. Wenn aber jemand behauptet, sei er/sie nun Christ oder Muslim, dass beide Religionen ebenbürtig (= beide wahr) sind, dann stimmt etwas an dessen Denkansätzen nicht. Wie wir oben gezeigt haben, können die Worte Jesu Christi nicht so gedeutet werden, dass Er Gottes Sohn und zugleich nur ein Prophet ist. Und wenn in den Evangelien der Vater Christus am Jordan und auf den Thabor als geliebten Sohn bekennt, können Bibel und Koran nicht beide wahr sein.
Es geht mir nicht darum, mit irgendjemandem zu polemisieren. Sie haben ihren Glauben, wir den unsrigen. Das romantische Betonen von Gemeinsamkeiten darf nicht dazu führen, dass man übersieht, dass der Koran erstens Christus nicht als Sohn Gottes anerkennt (s. Koran 19:35) und zweitens die Dreiheit Gottes leugnet, wobei die so Glaubenden als Ungläubige bezeichnet werden, denen mit Höllenqualen gedroht wird (s. 5:73). Schluss also mit der interreligiösen Schöntuerei! Der Koran ist faktisch nichts anderes als ein Anti-Evangelium, das sich in wesentlichen Dingen von der Frohen Botschaft Jesu Christi diametral unterscheidet. Beide sind nicht miteinander vereinbar! Und über dieses fundamentale Entweder-oder muss jeder für sich entscheiden. Punkt.
Gewisse Teilwahrheiten kann jedes religiöse Denksystem enthalten, besonders, wenn einen die Wahrheit überhaupt nicht interessiert (vgl. Joh. 18:38). Jesus Christus aber ist „der Weg, und die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14:6a). Und: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1 Joh. 5:20). Amen.