Predigt zum 2. Herrentag nach Pfingsten / Gedenktag aller Heiligen des Russischen Landes / Geburtsfest des heiligen Johannes des Täufers (Röm. 2:10-16; Hebr. 11:33-12:2; Röm. 13.11-14:4; Mt. 4:18-23; Mt. 4:25-5:2; Lk. 1:1-25,57-68,76,80) (07.07.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
zum zweiten Herrentag nach Pfingsten und zum Gedenktag aller Heiligen, welche in der Russischen Erde verherrlicht worden sind, lesen wir heute von der Berufung der ersten Jünger durch unseren Herrn Jesus Christus und vom Beginn der Mission unseres Herrn in Galiläa. Beide Ereignisse folgen nacheinander in der Darstellung des Evangelisten Matthäus. Außerdem lesen wir heute von der Geburt des Vorläufers unseres Herrn aus dem Evangelium nach Lukas.
Vergleichen wir diese Ereignisse miteinander, die alle freudig waren und sehr hoffnungsfroh stimmten. Der Herr beruft am Ufer des Sees Genezareth die ersten Jünger, zwei Brüderpaare, die gerade dabei waren, ihrem Gewerbe als Fischer nachzugehen; Er verheißt ihnen, dass Er sie zu „Menschenfischern“ machen wird (Mt. 4:19). Es ist der Beginn der Verkündigung der Frohen Botschaft vom Königtum Gottes, an der im höchsten Maße Menschen beteiligt sind. Letztlich deutet diese Berufung darauf hin, dass alle Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten aufgerufen sind, sich an der Verkündigung des Evangeliums zu beteiligen. Dazu wird der Herr später auf dem Fundament der ersten Generation Seiner Jünger die Eine, Heilige, Apostolische und Katholische Kirche gründen. Als Nachkommen der Aposteln werden sich im Laufe der Jahrhunderte ungezählte Heilige erweisen, welche durch Gottes Gnade die Erleuchtung ganzer Völker bewirkten. So geschah es auch im größten Land der Erde, das natürlich nicht an einem Tag und auch nicht in einem Jahrhundert christianisiert wurde, sondern eigentlich bis heute, teilweise immer wieder von Neuem, missioniert werden muss. In Seiner unendlichen Weitsicht lässt der Herr Seine treuen Gefolgsleute zudem wissen, dass sie wegen des Überhandnehmens der Missachtung von Gottes Gebot um Seines Namens willen gehasst werden (s. Mt. 24:9; Mk. 13:13; Lk. 21:17). Es sind im Grunde immer wieder dieselben Abläufe, spirituelle Gesetzmäßigkeiten, welche sein müssen, damit die Wahrheit der Verkündigung Christi zu Tage kommt (s. Mt. 10:17-20; Mk. 13:9-1; Lk. 21:12-15). Der Herr hatte es im Voraus gesagt: „Wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie euch auch verfolgen; wenn sie an Meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten“ (Joh. 15:20; vgl. 13:16). Beides liegt immer sehr nah beieinander. Beim Herrn Selbst hieß es zuerst „Hosanna“ und dann „Ans Kreuz mit Ihm!“; Johannes der Täufer wurde zwar vom Volk verehrt, dafür aber von der weltlichen und geistlichen Führungselite gehasst und verfolgt, so wie schon die Propheten im Alten Bund (s. Mt. 5:12b). Warum sollte es also bei der Verkündigung der Wahrheit Gottes in den nachfolgenden Epochen anders sein?! Und doch lässt sich aus den Ankündigungen des Herrn genauso wie aus der Apokalypse ableiten, dass die Prüfungen kurz vor der Wiederkehr des Herrn, also Seiner zweiten Ankunft, all diese Schrecken übertreffen werden. Wir können heute beobachten, dass die Sünde, anders als zu vorangegangenen Epochen, zur Norm geworden ist. Gab es zu früheren Zeiten der christlichen Ära zwar immer Mächtige, welche Gott nicht fürchteten und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren, hatten diese jedoch bei aller Machtfülle mit dem Widerstand der breiten Volksmassen zu rechnen, die mehrheitlich noch gottesfürchtig waren und über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügten. Dass änderte sich schlagartig in der Neuzeit, als die Machthaber damit begannen, die von ihnen unterdrückte Bevölkerung mithilfe von Freiheitsversprechen und falschen Parolen zu manipulieren. Vorbei die Zeiten, als das Volk noch das „Gewissen“ der Mächtigen war. Die nacheinander folgenden Revolutionen waren vom Grundsatz her gegen die göttliche Wahrheit und gegen die von Gott eingesetzte Ordnung gerichtet, und die „Treuen im Lande“ (Ps. 100:6) sahen sich nicht nur den Schergen der weltlichen Machthaber ausgesetzt, sondern nun auch einem wütendem Pöbel, der ohne Rücksicht auf jegliche Rechtsnormen bereit war, sie in Stücke zu reißen. Dies ist wohl am ehesten dadurch zu erklären, dass derjenige, welcher nach der Wahrheit lebt, immer ein Dorn im Auge der Gesetzlosen sein wird. Dazu bedarf es nicht einmal tadelnder Worte seitens der Frommen. Ihr gottesfürchtiges Dasein allein ist unerträglich für die Frevler, weil sie diese stillen Mahner als Bedrohung für ihre Machtbasis empfinden. Und doch wird sich das Böse immer weiter durchsetzen und „die Liebe bei vielen erkalten“ (Mt. 14:12).
Doch auch wenn die heutige Entwicklung der uns umgebenden Gesellschaft auf das Nahen des Gerichts hindeutet, spricht der Herr: „Dieses Evangelium vom Königtum wird auf der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker es hören; dann erst kommt das Ende“ (Mt. 24:14). Erst wenn der Auftrag Christi an die Aposteln: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu Meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was Ich euch geboten habe“ (Mt. 28:19-20a) - erfüllt ist, wird diese vergängliche Welt ihrem logischen Ende zugeführt werden. In der Zwischenzeit sollen wir „das Salz der Erde“ (Mt. 5:13; vgl. Mk. 9:49-50; Lk. 14:34-35) sein. Wir brauchen uns vor nichts zu fürchten, denn Gott wird uns Seine Hilfe nicht versagen, wie sich u.a. aus den Worten über das „alte“ Israel erkennen lässt: „Ebenso gibt es auch in der gegenwärtigen Zeit einen Rest, der aus Gnade erwählt ist – aus Gnade, nicht mehr aufgrund von Werken, sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade“ (Röm. 11:5-6). Wir sind doch das „neue“ Israel. „Die Gnade Jesu, des Herrn, sei (deshalb) mit euch!“ (1 Kor. 16:23). Amen.