Predigt zum Herrntag der Samariterin (Apg. 11: 19-26, 29-30; Joh. 4: 1-26) (02.06.2013)
Liebe Brüder und Schwestern,
am heutigen Sonntag werden wir Zeugen einer Begegnung des Herrn mit einer Frau aus „einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte“ (Joh. 4: 5). Das sich daraus ergebende Gespräch vom Wasser, „das zur sprudelnden Quelle“ wird, „deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (4: 14), findet am Jakobsbrunnen statt – just an dem Ort, an dem der Stammvater der Israeliten erstmals seine geliebte Frau Rahel traf, als er ihr half, das Vieh ihres Vaters Laban zu tränken und ihr gleich seinen ersten zärtlichen Kuss gab (s. Gen. 29: 1-14).
Für das Gespräch mit der Samariterin hat diese Ortsangabe eine tiefe symbolische Bedeutung. Die Rede über das „lebendige Wasser“ (Joh. 4: 10, 11) ist ja gewissermaßen eine sich anbahnende „Liebesbeziehung“ - natürlich nicht im engen persönlichen Sinne in Bezug auf unseren Herrn und die Samariterin, sondern mystisch als „Buhlen“ von Gottes Sohn um die Gunst Seiner „Braut“, der Kirche, hier symbolisch vertreten durch die Frau aus Samarien. Erinnern wir uns: auch der Knecht Abrahams, der im Auftrag seines Herrn zur Brautwerbung für dessen Sohn nach Mesopotamien ausgezogen war, fand an einem Brunnen die von Gott für Isaak zugewiesene Braut Rebekka (s. Gen. 24: 10-21). Moses lernte seine zukünftige Frau Zippora kennen, als er sie und ihre sechs Schwestern vor den Hirten am Brunnen von Midian beschützt hatte (s. Ex. 2: 15-22). Und da zu guter Letzt der Herr Sein wundertätiges Heilswerk bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa begann, wo Er das Wasser in Wein verwandelte (s. Joh. 2: 1-12), reiht sich das alles wunderbar ein in den bereits vor einer Woche mit der Heilung des Gelähmten am Teich Betesda begonnenen mitpfingstlichen Zyklus vom Wasser als Symbol für die Gnade des Heiligen Geistes, durch die Gott den Menschen errettet (s. Joh. 7: 37-39).
Doch wieder zurück zu unserem Gespräch am Jakobsbrunnen. Wie einen frisch Verliebten, der seiner Auserwählten einen Heiratsantrag machen will und der in seiner zukünftigen Braut nur Gutes sieht, dabei jedoch das nicht so Gute aus lauter Glücksgefühl und Zuneigung „übersieht“, so stört den Herrn Jesus Christus auch in Seiner „Braut“ nicht, dass sie weder ethnisch, noch spirituell, noch moralisch den eigentlich notwendig gegebenen Anforderungen entspricht. Denn genau wie im Falle der Samariterin, die ja nicht zu Gottes Volk gehört (s. 4: 20), die nicht die wahre Gotteserkenntnis hat (s. 4: 22) und noch dazu ein moralisch verdorbenes Leben führt (s. 4: 18), empfindet der Herr auch vor unserer Niedrigkeit keinerlei Abscheu, sondern vereinigt Sich mit uns in den Mysterien der Taufe, der Myronsalbung und der Eucharistie. Sinnbild hierfür ist das Mysterium der Ehe, denn Christus ist „das Haupt der Kirche; Er hat sie gerettet, denn sie ist Sein Leib“ (Eph. 5: 23), Er hat“die Kirche geliebt und Sich für sie hingegeben (…), um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will Er die Kirche herrlich vor Sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos“ (5: 26-27).
Wenn wir aber zu Christus gehören wollen, dann müssen wir ein Leben entsprechend diesem Glauben führen, so wie es die heilige Photini (die Samariterin) tat. Ein Leben, dass vom tatkräftigen Glauben an die wirksame und lebenspendende Gnade Gottes geleitet ist, für den die Herabsendung des Heiligen Geistes ein ganz zentraler heilsgeschichtlicher Moment ist, weil diese zugleich die Gründung der Kirche manifestiert. Durch das Mysterium der Myronsalbung sind wir alle zu „Gottes Tempel“ (1 Kor. 3: 16) geworden, dem der Geist Gottes innewohnt. Gleichzeitig werden wir in der Einswerdung mit unserem „Bräutigam“ die Heiligkeit als (Braut-)Geschenk erhalten, die Vergebung der Sünden erlangen und ewig mit Ihm zusammen leben, so dass uns am Ende auch der Tod nicht scheiden wird. Denn diesen hat Er ja durch Seinen Tod und durch Seine Auferstehung überwunden.
Christus ist auferstanden!
Amen.