Predigt zu Mittpfingsten (Apg. 15:6-18; Joh. 7:14-30) (02.05.2018)
"Erquicke in der Mitte des Festes meine dürstende Seele mit den Wassern der Frömmigkeit, denn Du, Erretter, riefest allen zu: ´Wer Durst hat, der komme zu Mir und trinke`. O Quelle unseres Lebens, Christus Gott, Ehre sei Dir". (Troparion)
"In der Mitte des Festes nach dem Gesetz sprachest Du, Schöpfer und Gebieter aller, Christus Gott, zu den Umstehenden: ´Kommet und schöpfet das Wasser der Unsterblichkeit!` So fallen wir vor Dir nieder und rufen getreulich: Schenke uns Dein Mitleid, denn Du bist die Quelle unseres Lebens". (Kondakion)
Liebe Brüder und Schwestern,
die feierliche Erinnerung an das wundersame Entspringen der Wasserquelle in der Wüste (s. Ex. 17:1-7), zeitlich in der Mitte gelegen zwischen dem Auszug aus Ägypten (Pessach - s. Ex. 12-14) und der (neuerlichen) Übergabe der zehn Gebote an Moses (Schawuot - s. Ex. 34:1-4; 28-29; 32), wurde auch in Jerusalem zu Zeiten des Herrn begangen. Der Herr Jesus Christus nahm dieses Gedenken zum Anlass, um über den Heiligen Geist, Der durch das lebendige Wasser in der Wüste vorgebildet wurde, im Tempel von Jerusalem zu sprechen: "Wer Durst hat, komme zu Mir, und es trinke, wer an Mich glaubt. Wie die Schrift sagt: ´Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen`. Damit meinte Er den Geist, Den alle empfangen sollten, die an Ihm glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war" (Joh. 7:37-39).
Wenn Christus uns zuruft: "Wer Durst hat, der komme zu Mir und trinke!", bedeutet das, dass wir uns daraufhin fragen müssen, ob wir diesen "Durst" in uns verspüren. Das Vorhandensein dieses Durstes ist das Bestimmungskriterium für unsere Beziehung zum Schöpfer. Wer keinen Durst nach der Gemeinschaft Christi und der Gnade des Heiligen Geistes empfindet, ist im Herzen von Gott entfernt. Einer aber, der sich z.B. durch eitle Gedanken bei der Suche nach Gottes Gnade gestört fühlt, der sucht nach dieser Gemeinschaft und kann seinen Durst in den Mysterien der Kirche stillen - sogar nachhaltig und ergiebig (s. Joh. 4:14). Die einen wollen sich von Gott führen lassen, die anderen - dass Gott sie gefälligst auf ihren eigenmächtigen Wegen unterstützt. Es geht also um die Frage, wonach die Seele "dürstet", d.h. wonach sich der Mensch sehnt. Sehnen wir uns nach den drei kleinen "Gs" (Geld, Gesundheit, Glück) oder nur nach dem einen, einzig notwendigen großen "G" (Gott)? Diese innere Standortbestimmung kann aber nur jeder für sich selbst durchführen. Amen.