Predigt zum 17. Herrentag nach Pfingsten / Herrentag vor Kreuzerhöhung (Gal. 6:11-18; 2 Kor. 6:16-7:1; Joh. 3:13-17; Mt. 15:21-28) (23.09.2018)
Liebe Brüder und Schwestern,
in der Evangeliumslesung vom 17. Herrentag begegnet der Herr mit Seinen Jüngern im Gebiet von Tyros und Sidon einer kanaanäischen Frau, deren Tochter von einem Dämon geplagt wir - eine kurze Episode, die auf ganz wunderbare Weise allegorisch unsere Beziehung zu Gott darstellt.
Die Not, in die wir uns oft verstricken, ist selbst verschuldet. Die Tochter der heidnischen Frau leidet ja nicht an einer unheilbaren Krankheit, sondern ist von eienm unreinen Geist besessen, was entweder das Ergebnis eigener Verfehlung oder das Resultat elterlicher Sündhaftigkeit ist. Da plötzlich wenden wir uns hilfesuchend an Gott, Den wir sonst bei der Gestaltung unseres Lebens eher seltener bemühen wollen. Gott erhört die Gebete aber nicht gleich. Er wartet, bis ein Sinneswandel bei uns eintritt. Der Herr tut sogar so, als ob es Ihn gar nichts angehe, dass hier so großes Leid geschieht. Damit gibt uns der Herr zu verstehen, dass es keinen Anspruch auf Befreiung aus der selbst verschuldeten Misere gibt. Wenn sich jedoch unsere Geisteshaltung grundlegend ändert, d.h. die Seele sich in einer demütigen und selbstbezichtigenden Grundhaltung vor Gott zeigt, ist Gott bereit, dem Menschen nach der Gesundung der Seele auch das leibliche Wohl zu schenken. (vgl. Mt. 6:33).
Der Herr verlangt uns viel ab, ja. Er will, dass wir bei der Hinwendung zu Ihm bis an die Grenzen unserer Belastbarkeit gehen. Er mutet uns einiges zu, wie der Kanaanäerin, deren Geduld (s. Mt. 15:23) und Demut (s. 15:26) Er reichlich strapaziert. Das alles geschieht aber, damit dadurch der Glauben offenbar wird (s. 15:28). Ist der Herr zu streng, zu fordernd und zu anspruchsvoll uns gegenüber? - Nein! Gerade das Beispiel der Kanaanäerin belegt auf eindrucksvolle Weise, dass wenn wir etwas wirklich wollen, wir es mit aller Macht erreichen können. Eine verzweifelte Mutter, die für ihre notleidende Tochter bittet, wird sich - wie gesehen - von nichts aufhalten lassen. Ein Kind, das im Supermarkt an der Kasse vom Klappsitz des Einkaufswagens leckere Süßigkeiten erblickt, wird sich die Kehle aus dem Leib heulen, bis die entnervte Mama nachgibt (vgl. Lk. 18:5), eine Frau, die Geld für teure Klamotten von ihrem Mann haben will, wird dafür über Leichen gehen, und welche kriminelle Energie bringen Verbrecher auf, um eine mit modernsten technischen Mitteln gesicherte Panzertür zu knacken! Oh, wenn wir in unserer Beziehung zu Gott doch den gleichen Eifer an den Tag legen könnten (vgl. Lk. 16:8)!.. Amen.