Predigt zum 30. Herrentag nach Pfingsten (Kol. 3: 12 - 16; Lk. 17: 12-19) (23.12.2018)
Liebe Brüder und Schwestern,
das herannahende Geburtsfest unseres Herrn kann in seiner heilsgeschichtlichen Dimension richtig nur von einem gläubigen Herzen erfasst werden. Nur der unverfälschte Glaube bewirkt die Abkehr vom fleischlichen Denken und sündhaften Handeln zu einem Leben in der Gnade des Herrn (vgl. Gal. 5: 19-26). Wir lesen heute: "Ihr seid von Gott geliebt, seid Seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi, dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade" (Kol. 3: 12-16).
Der Zusammenhang zwischen dem Glauben und der Dankbarkeit für Gottes Heilstaten und Gnade wird deutlich, wenn wir auf eine imaginäre Parallele aus dem irdischen Leben zurückgreifen, die uns gleichzeitig aufzeigen wird, wie wir Gott unseren Dank entrichten können: Mein König rettet mich, einen Bettler und Nichtsnutz, und meine ganze Familie aus höchster Todesgefahr, wobei der Königssohn für uns sein Leben lässt. Danach erwartet der Herrscher aber keinen Dank von mir; umgekehrt lädt er mich ein, jede Woche sein Gast bei einem exquisiten Festmahl in seinem prunkvollen Palast zu sein. Kaum vorstellbar, dass ich diese Einladung tatsächlich ausschlagen würde!.. Wenn ich noch alle Sinne beisammen habe, werde ich nicht nur um meines Gastgebers willen (Dankbarkeit und Respekt), sondern auch um meiner selbst willen (nützliche Aspekte seiner Gewogenheit mir gegenüber) erscheinen. Wichtig wäre nur, dass diese für mich vorteilhafte Beziehung bei allem praktischen Kalkül aufrichtig ist. Dabei ist ER es ja, der meine Freundschaft will! Ja, so einen Gott haben wir! Einen Gott, den nur wir haben, den sich die anderen nicht einmal im Traum vorstellen können, weil man so einen Gott nicht erfinden kann!!!..
Als uns nun Gott durch den Tod Seines Sohnes von der Schreckensherrschaft des Teufels befreit hatte, forderte Er auch keine Gegenleistung von uns - zumindest keine, die auch nur annähernd vergleichbar mit dem für unser Heil entrichteten Preis wäre. Deshalb schulden wir unserem Herrn unendlichen Dank! Ein Indiz der Ernsthaftigkeit unserer Verbundenheit wäre daher ein herzliches und inniges Verhältnis zu unserem Wohltäter. Dieser will nur, dass wir gerettet werden, indem wir Sein unermesslich kostbares Geschenk annehmen. Auch wir Menschen freuen uns doch darüber, wenn unsere Hilfsbereitschaft dankend angenommen wird, und sind betrübt, wenn unser selbstloser Einsatz für andere ohne Anerkennung oder gar völlig fruchtlos bleibt.
Die Befreiung aus der Gewalt des Todes überragt ja von seiner kosmischen Dimension alle irdischen Ereignisse, derer man sich alljährlich erinnert um das Unendliche. Im Vergleich zu der in Jesus Christus offenbarten Menschenliebe ist alles andere völlig nebensächlich. Deshalb ist es auch angebracht, sich der Errettung der Welt durch die gekreuzigte Liebe Gottes allwöchentlich zu erinnern (am Freitag und Sonntag) - das aber mit Hingabe, Dankbarkeit und Freude! - Dienst nach Vorschrift ist vielleicht im Schriftverkehr mit dem Finanzamt angebracht, was in unserem Alltag wohl eine gewisse Notwendigkeit darstellt; aber kein Mensch klebt bunte Herzchen oder malt Blümchenmuster auf das Kuvert und verwendet Schmuckblätter als Schreibpapier beim Einreichen seiner Einkommenssteuererklärung (es würde auch nicht helfen, die individuelle Steuerlast zu senken). Hier ist Formsache Standard. In der Beziehung zu Gott hingegen ist die innere Einstellung das entscheidende Kriterium. Man kann folglich auch pro forma jeden Sonntag und zu allen Festen zum Gottesdienst in der Kirche erscheinen, dabei aber meinen, Gott dadurch einen Gefallen zu tun(!). Wer darin seine Motivation sieht, sollte äußerst besorgt um den Zustand seiner Seele sein. Wer aber aus Dankbarkeit an der Eucharistie teilnimmt, der zeigt, dass sein Verhältnis zum Erlöser kein formaljuristisches ist. Niemand hat nämlich einen Rechtsanspruch auf Erlösung. Dankbarkeit gegenüber dem Erlöser wäre ein Indiz für den wirklichen Glauben daran, dass unsere Errettung aus Gnade geschehen ist (s. Apg. 15: 11; Röm. 3: 24; Eph. 2: 5; 2. Tim. 1: 9; Tit. 3: 7). Wäre dem nicht so, würde uns das Seelenheil unserer Verdienste wegen zustehen; doch dann bedürfte es unserer Dankbarkeit für Gottes aufopfernde Liebe nicht. So aber müssen unsere Herzen umso mehr mit Dankbarkeit erfüllt sein. Und wer diesen Dank nicht verspürt, ist weit weg vom rechten Glauben. Er mag ja wie jeder halbwegs vernünftige Mensch an die Existenz Gottes glauben (vgl. Jak. 2: 19), aber das wäre schlichtweg ein formaler Glaube, der in seiner „Innigkeit“ wie die Korrespondenz mit besagter Behörde anmutet. So einer sieht im Priester dann einen „Kirchenbeamten“.
Wenn die Not groß ist, klopfen wir öfters mal an Gottes Tür und bitten um Beistand. Sobald aber von Gott Abhilfe geleistet worden ist, schreiben wir uns den Erfolg selbst zu und vergessen total "Gott zu ehren" (Lk. 17: 18). Also, wenn ich Gott wäre (Pardon!), würde ich es mir sehr genau überlegen, ob ich mich auf diese Sperenzien der Menschen einlassen würde. Wahrscheinlich würde ich eher Strenge und unerbittliche Härte als die bessere Option ansehen. Aber zum Glück ist die Entscheidung darüber jedesmal in Händen der Instanz, die immer die optimale Entscheidung zum Wohle des Betreffenden fällt. Amen.