Der Heilige Seraphim von Sarov, der Wundertäter

Der Hl Seraphim von Sarov stammt aus der Familie Mo‚nin und wurde im Jahr 1759 in der Stadt Kursk, der Heimat des hl. Feodosij vom Kiever Höhlenkloster, geboren. Man nannte ihn Prochor, sein Vater hieß Isidor und seine Mutter Agafija. Mit sie-ben Jahren fiel Prochor vom obersten Stockwerk ei-nes sich im Bau befindlichen Glockenturms, aber der Herr beschützte ihn. Mit zehn Jahren erkrankte er schwer, aber die Mutter Gottes versprach ihm im Traum, daß sie ihn besuchen und heilen würde. Er wurde dann durch die "Korennaja" (sog. "Wurzel-") Ikone des Zeichens der Mutter Gottes, geheilt.
Als Jüngling beschloß Prochor ins Kloster einzutreten. Er ging zu seiner Mutter, fiel ihr zu Füßen nieder und bat um ihren Segen. Die Mutter ließ ihn die Ikonen des Heilandes und der Gottesmutter küssen, übergab sie ihrem Sohn und segnete ihn mit einem kupfernen Kruzifix. Er begab sich zuerst nach Kiew, wo ihn der hellsichtige Dosifej auf das Sarov-Kloster aufmerksam machte: "Geh, Kind Gottes, und bleibe dort - dieser Ort wird dir zum Heil gereichen - mit Gottes Hilfe wirst du dort deine irdische Pilgerschaft beenden, bemühe dich nur, die unaufhörliche Erinnerung an Gott mit der ständigen Anrufung des Namen Gottes zu bewahren; dann nimmt der Heilige Geist in dir Wohnung und lenkt dein Leben in Heiligkeit. Der Abt dort ist der Gott wohlgefällige Vater Pachomij (aus der Kursker Gegend), der dem Leben unserer heiligen Väter Antoniji und Feodosij nacheifert".
Am 20. November 1778 traf er in dem im Jahr 1706 gegründeten Kloster ein. Der Tag des Einzuges der Allerheiligsten Gottesmutter in den Tempel war auch der Tag des Einzuges von Prochor Moschnin in das Sarov-Kloster. Acht Jahre lang währte das Noviziat von Prochor, ehe er Mönch wurde. Vater Pachomij und Vater Josef der Schatzmeister liebten ihn "wie ihre eigene Seele". Er war Zelldiener von Vater Josef, arbeitete in der Bäckerei, in der Prosphorenbäckerei, in der Tischlerei, er war Aufwecker und Kirchendiener. Er zeichnete sich durch gute Gesundheit und physische Kraft aus, er liebte den Gottesdienst. In der Kirche stand er mit gesenkten Augen, um jede Ablenkung zu vermeiden; konzentriert und aufmerksam hörte er dem Gesang und den Lesungen zu und begleitete sie mit dem "inneren Gebet". Nachdem er sich in seine Zelle zurückgezogen hatte, führte er die Regel des hl. Pachomios des Großen aus. An erster Stelle las er die Bücher der Heiligen Schrift - das Evangelium, die Apostelgeschichte und die Psalmen und an zweiter die Werke der Heiligen Väter: Basilios des Großen, Makarios des Großen, des hl. Johannes Klimakos, die "Lese-Minäen" (Heiligenlegenden) des hl. Dimitrij von Rostov. "Die Arbeit in den Händen, aber das Gebet auf den Lippen" war seine Losung, wenn er mit irgendeiner körperlichen Arbeit beschäftigt war, sei es in seiner Zelle oder im Dienst des Klosters.
Der Heilige baute sich eine Holzhütte, um sich dort der Gottversenkung und dem Gebet hinzugeben; er verschärfte sein Fasten - mittwochs und freitags aß er überhaupt nichts und an den anderen Tagen nahm er nur einmal am Tag Speise zu sich. So schritt er vom "aktiven asketischen Leben", das aus Fasten, Enthaltsamkeit, Wachen, Verbeugungen, Beten und anderen körperlichen Übungen besteht, zum kontemplativen asketischen Leben, das in der "Erhebung des Geistes  zu Gott dem Herrn, in der Überwachung des Gemütes, dem geistigen Gebet und in der höheren Betrachtung geistiger Dinge" liegt. Die Brüder sahen in Prochor den zukünftigen Ruhm Sarovs, denn  schon als Novize stand er höher als viele der Mönche. "Noch in seiner Novizenzeit sandte der Herr Prochor eine schwere Prüfung, nämlich eine langwierige und schwere Krankheit als Leidenserfahrung und als Prüfstein seines Glaubens, seiner Hoffnung und seiner Geduld".
Im Jahre 1780 erkrankte Prochor an Wassersucht. Drei Jahre lang war er krank. Die erste Hälfte dieser Zeit konnte sich Prochor noch auf den Beinen halten, aber dann mußte er liegen, denn sein Körper schwoll zu sehr an. Er trug sein Leiden mit erstaunlicher Geduld; kein Wort des Murrens entglitt seinen Lippen, er betete nur und benetzte sein Lager mit Tränen. Der Heilige antwortete denjenigen, die ihm nahelegten, bei den Ärzten Hilfe zu suchen: "Ich gab mich dem wahrhaften Arzt der Seele und des Leibes, unserem Herrn Jesus Christus und Seiner Allerreinsten Mutter hin". Daraufhin nahmen sie ihre Zuflucht zum Gebet. Sie zelebrierten Vigilen und Liturgien für die Gesundung des Kranken und reichten ihm die Kommunion. Er hatte eine Vision der Mutter Gottes und hörte ihre Stimme: "Dieser ist von unserem Geschlecht". In bezug auf diese Heimsuchung sagt er selber: "die Allerheiligste Gottesgebärerin legte mir die rechte Hand auf den Kopf, in der linken Hand jedoch hielt sie ihren Stab und mit diesem Stab berührte sie den armseligen Seraphim; an dieser Stelle an der rechten Hüfte entstand so etwas wie eine Vertiefung, und das ganze Wasser floß durch sie aus; so rettete die Himmelskönigin den armseligen Seraphim".  
Am 13. August 1786 wurde Prochor vom Abt, dem Vater Pachomij, zum Mönch geweiht. Ohne seine freie Wahl gab man ihm den Namen Seraphim. Im selben Jahr wurde er zum Mönchsdiakon geweiht, und diesen Dienst führte er 6 Jahre und 10 Monate lang fast ununterbrochen aus. Er zelebrierte mit Furcht und Zittern und innerer Rührung, mit zerknirschtem Herzen, tiefem Glauben und vollkommener Losgelöstheit von allem Irdischen. Er schaute die Engel in der Gestalt von leuchtenden Jünglingen und hörte die herrlichen Stimmen ihres Gesanges. Am Heiligen und Großen Donnerstag hatte er nach dem Gebet "Laß mit unserem Einzug den Einzug der heiligen Engel erfolgen, die mit uns dienen und deine Gnade rühmen" eine Vision bei dem Ausruf "Herr, rette die Frommen und erhöre uns". Er schaute ein großes Licht und sah den Herrn in Herrlichkeit mit den himmlischen Kräften. Der Herr segnete die Betenden aus der Luft und verschwand dann wieder in seinem Bildnis. Der hl. Seraphim wurde bei dieser Vision einer besonderen Gnade gewürdigt; sein Antlitz veränderte sich und zwei Diakone mußten ihn zum Altar führen;  drei Stunden lang stand er so in Ekstase da, bis er wieder zu sich kam.
Tagsüber weilte Seraphim im Kloster, aber abends ging er in seine Zelle im Wald und verbrachte dort die ganze Nacht in Gebet und Versenkung.
15 Jahre brachte Vater Seraphim mit solchen asketischen Mühen im Kloster zu. Am 2. September 1793 wurde er zum Priestermönch geweiht. Seine Seele jedoch sehnte sich nach Einsamkeit; und es gab noch einen äußeren Anlaß für diesen Wunsch: eine schwere Krankheit vom langen Stehen im Gebet - Geschwüre und eitrige Wunden an den Beinen.