Starez Hieromonachos Ioasaf und seine Schüler, 1746-1775

Starez Hieromonachos Ioasaf
und seine Schüler, 1746-1775.


Aufgrund schriftlicher wie auch mündlicher Zeugnisse war der erste bekannte Eremit in den Brjansker Wäldern Ioasaf, der Superior der Bogorodizkaja-Einsiedelei von Plo¡s¡cansk. Einer seiner Schüler, Serapion, schreibt über den Starez folgendes: “Der Superior, Hieromonachos Ioasaf, ist aus der Hauptstadt Moskau gebürtig; sein Vater stand bei dem Fürsten Urusov in Diensten; ihrer waren drei Geschwister, von denen er, Ioasaf, das mittlere war; eine unverheiratete Schwester war die älteste von allen; sein Vater kam aus den Kleinbürgern der Stadt Elz. Nach dem Tod ihres Vaters wurde der älteste Bruder zum Kriegsdienst eingezogen, den jüngeren unterrichte Vater Ioasaf selber, die Schwester verstarb bald. So konnte er getreu seinem Gelöbnis Mönch werden. Er war damals 20 Jahre alt, und 1717 wurde er im Kloster von Odrina von Igumen Varnava zum Mönch geschoren; in die Mantia eingekleidet wurde er jedoch im Kloster von “Belye Berega”, als Serapion dort der Superior war; zum Hieromonachos wurde er 1730 von Christophoros, dem georgischen Metropoliten, geweiht; selbst wirkte er eineinhalb Jahre lang als Superior in “Belyje Berega”, blieb jedoch noch länger in diesem Kloster, und bekleidete danach das Amt des Superiors in der Eremitage von Plo¡s¡cansk, die er vollkommen neu gestaltete.”
Obwohl er sich in jeder Hinsicht um die Wohlgestaltung der Eremitage kümmerte, vernachlässigte Ioasaf dennoch nicht seine Askeseübungen, denen er sich von Jugend an gewidmet hatte. Er war den Brüdern ein Vorbild in Enthaltsamkeit, Mühsal und Gebet, er liebte die Einsamkeit und war ein erfahrener Lehrer im spirituellen Leben. “Die gottinspirierten Askeseübungen - so schreibt der oben erwähnte Serapion - meines Starzen und geistlichen Führers, des Superiors und Priestermönchs Ioasaf, waren nicht nur in dieser Eremitage allen zu Gott Strebenen wohl bekannt, sondern sie dienten auch anderen Menschen aufrichtigen Herzens zum Heil ihrer Seele”. Der Ruhm seines gottgefälligen Lebens, der sich weit in der Umgegend verbreitet hatte, und die häufigen Besuche von Ratsuchenden wurden allmählich lästig für seine demütige und die Einsamkeit liebende Seele. Er stellte noch die der Muttergottes von Kazan geweihte Kirche, das Refektorium und andere von ihm begonnenen Gebäude fertig, setzte einen seiner Schüler zum Nachfolger ein, und legte dann das Vorstandsamt nieder, nachdem er nur 6 Jahre lang (1741-1746) Superior gewesen war. Er zog sich in seine geliebten Brjansker Wälder zurück, wo er etwa 20 Jahre lang lebte, aber auch dort konnte er sich vor denen, die zu ihm kamen und seinen Rat für ihr Seelenheil suchten, nicht völlig verbergen. Unter ihnen hegten viele den Wunsch, Schüler des ehrwürdigen Asketen zu werden und bei ihm zu wohnen. Mit seinem durch das Gebet geschärften seelischen Blick prüfte er eingehend ihre Fähigkeit zum Einsiedlerleben; er weihte sie zum Mönch und schickte sie dann je nach ihrer Veranlagung entweder in ein Kloster oder behielt sie bei sich. Dies rief jedoch den Unwillen der Geistlichkeit der Nachbardörfer hervor; sie reichten im Konsistorium (geistliches Gericht) eine Klage gegen Vater Ioasaf ein, und beschuldigten ihn gesetzeswidriger Handlungen: daß er einfach alle ohne Erlaubnis zum Mönch weihe, wozu er kein Recht hätte. Auf diese Eingabe hin wurde ihm die Vornahme von Mönchsweihen untersagt; aber selbst nach dieser Anordnung des Konsistoriums weihte er noch einige Personen, und gab dadurch Anlaß zu neuen Beschuldigungen seitens derer, die auf formeller Ordnung beharrten. Vom Konsistorium erging der Erlaß, ihn festzunehmen und als einen Gesetzesübertreter nach Sevsk zu bringen.
Sie holten ihn also aus den Wäldern von Brjansk und brachten ihn nach Sevsk; dabei fuhren sie an der Eremitage von Plo¡s¡cansk vorbei. Durch die Vorsehung Gottes hielt sich dort gerade der hochgeweihte Kyrill, Bischof von Sevsk und Brjansk auf. Als dieser hörte, daß die Leute Vater Ioasaf als Gefangenen bei sich führen, wollte er ihn sehen und ließ ihn zu sich bringen. Hereingeführt wurde ein vom strengen Eremitenleben ausgemergelter Starez, mit eingefallenen Augen und in Fesseln, die so schwer waren, daß er sich kaum vorwärtsbewegen konnte. Bischof Kyrill war von dem Anblick des Starez derart gerührt, daß er die Tränen nicht zurückhalten konnte; er gab Order, ihn zu befreien und ihn im Plo¡s¡cansk Kloster wohnen zu lassen. Von da ab blieb Vater Ioasaf in diesem Kloster. Er lebte jedoch nicht mehr lange nach diesem Vorfall. Seine durch Kummer, Mühsal, Fasten und vorgerücktes Alter untergrabene Gesundheit brachte ihn schnell dem Ende seines Lebens entgegen. Er verschied 1766, im 74. Lebensjahr, nachdem er 50 Jahre lang Mönch gewesen war; begraben wurde er in eben diesem Kloster unter dem Opfertisch, in der Seitenkapelle des Hl. Nikolaus. In dem Paterikon des Klosters ist er als ein gottgefälliger Mensch aufgezeichnet, der Fürsprache vor Gott einlegt für seine Bewohner.
Äußerlich war er von hohem Wuchs und ausgemergelt, er hatte eine gerade Nase, graue Augen, sein Kopf- und Barthaar waren spärlich, zuweilen etwas graumeliert.
Von den Schülern Vater Ioasafs sind die bekanntesten: die Priestermönche Pafnutij und Serapion, sowie Mönch Andronik; die zwei ersteren verwalteten nacheinander die Plo¡s¡cansk Eremitage und stehen dort in ebenso guter Erinnerung wie ihr Lehrer. Pafnutij wirkte dort von 1746 bis 1758. Während der Zeit, als Vater Ioasaf sich in die Brjansker Wälder zurückgezogen hatte, besuchte Pafnutij ihn dort häufig, blieb einige Tage bei ihm, und was das Kloster anbetrifft, unternahm er keinen Schritt ohne seinen Segen und guten Rat. Vater Serapion, der mit dem Starez zusammen in der Waldeinöde lebte, war in der Folge ebenfalls Vorsteher des Plo¡s¡cansk Klosters, ein Amt, dem er 30 Jahre lang von 1777 bis 1807 oblag. Er brachte dieses Kloster zu großer Blüte, während er durch sein strenges Leben und seine dem Seelenheil dienenden Unterweisungen die Liebe vieler, damals bekannter Personen gewann, mit denen er auch im Briefwechsel stand. Der Mönch Andronik war einer der geliebten Schüler des Starez; das bezeugt ein Brief Vater Ioasafs an ihn, der aus den letzten Jahren seines Einsiedlerdaseins stammt. Dieser Brief macht uns bekannt mit den geistlichen Eigenschaften des seligen Starez, daher geben wir ihn hier auch vollständig wieder:
“Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme dich unser! Mein im Heiligen Geist geliebtes Kind, Mönch Andronik! Schon ist für meine Seele die Zeit der Trennung von diesem meinem erbärmlichen Körper und des Abschieds von allen und für immer gekommen. Ich bitte und flehe dich an, vergiß nicht meine Liebe für dich und unser mühseliges Dasein in der Einöde; so wie du mich in all meinen Mißgeschicken nicht allein ließest, so bitte ich dich, auch nach meinem Hinscheiden, um Gottes willen, für meine sündige Seele zu sorgen, bitte die heiligen Väter und unsere ganze Bruderschaft, daß sie mir Sünder verzeihen mögen, falls ich sie gekränkt habe, und daß sie in ihren heiligen Gebeten das Gedenken meiner sündigen Seele nicht unterlassen mögen; meinen Körper jedoch begrabe dort, wo es Gott gefällig ist; eigentlich dürften sie meiner überhaupt nicht gedenken, insofern ich bei ihnen im Kloster nichts Gutes vollbracht habe; obschon bitte den Superior und die Bruderschaft in Ploskoje, insofern ich mich dort abmühte, und dort der Ort für das Begräbnis meines verruchten Körpers bestimmt ist, er möge ihn am Tor, unbedingt direkt auf dem Weg begraben, damit über mein Grab Menschen und Vieh den ganzen Tag gehen und kommen, und meine verruchte Seele durch diese Erniedrigung von Gott einen winzigen Trost erlangen möge, denn aufgrund meiner Werke kann ich keine Rettung erhoffen. Meine wenigen Habe jedoch und meine Heiligenbilder verteile an wen du willst, nur die Ikone der Allerheiligsten Gottesmutter gebe nach Ploskoje, daß sie in der Kirche aufgelegt werde. Die Bücher jedoch, die dir übergeben wurden: das Testament, der erweiterte Gottesdienstpsalter und der kleine Psalter und das Polu-Ustaw-Buch (Schreibfibel) und das Alphabetikon und die übrigen Bücher, die dir nützlich sind, behalte bei dir; falls du im Kloster leben willst, so verkaufe alles: den Trepholion, den Ephraim, das Trebnik (Amtshandlungsbuch) und gebe den Erlös an Arme oder an eine arme Kirche, damit sie für dich und für mich zu Gott beten, Er möge unsere Sünden vergeben. Das Rosysk (Befragungsbuch) gebe nach Ploskoje. An Kleidung und Vorräten nimm, was dir nützlich ist, und das restliche verteile an wen du willst. Mögen Friede und Gnade mit dir sein, sowie mit allen meinen Brüdern in der Einsiedelei und meinen geistlichen Kindern, und mein sündiger Segen... noch einmal verabschiede ich mich und ich spreche alle los, von allen mir gegenüber begangenen Beleidigungen, im jetzigen und im zukünftigen Zeitlauf, Amen. Um eines bitte ich dich, o Bruder, und flehe dich an: hüte dich, so gut du kannst, vor Zorn, Trunkenheit und Ausschweifung, und erwerbe in allem Langmut und allen gegenüber unvoreingenommene Liebe und erweise der Obrigkeit in allem ohne Murren Gehorsam”.
Fortsetzung folgt