Verschiedenes 1997
Bote 1997-6
Osterbotschaft an die gottesfürchtigen Gläubigen der Deutschen Diözese
Wie nämlich Jonas … im Bauche des Seetiers war, so wird auch der Menschensohn … im Schoße der Erde sein (Mt. 12, 40). Für drei Tage war das Leben Selbst, nach Seiner Eigenen Voraussage, im Schoß der Erde verborgen. In den Schoß der Erde begab Sich Christus – das Herz des Alls, dessen Schöpfer, dessen Atem, dessen Freude. Drei Tage nur behielt sie Ihn in ihrem Schoße – den geheimnisvollen Stein, der den alten Götzen schlug und die ganze Erde erfüllte (Dan. 2, 35.45). Doch die Erde entfernt sich niemals in solchem Maße von Ihm, wie wir uns entfernen, die wir Seiner Nähe viel mehr bedürfen. Unser Herr Jesus Christus zeigte durch Seine Herabkunft und Seine Leiden um unseretwillen, daß Er uns an Seinem Leben teihaben lassen will, daß Er bereit ist, die Erde unserer Herzen mit Sich anzufüllen. Was in uns aber widerstrebt dem?
Während die heiligen Apostel an der Wahrhaftigkeit Seiner Worte zweifeln, an der Gottheit ihres Lehrers, an Seinem messianischen Dienst, stellen die apostelgleichen myrontragenden Frauen, getragen von unerschütterlicher Liebe, auf dem Wege zum Lebenspendenden Grab die bange Frage, die nicht nur sie selbst betrifft, sondern das ganze Weltall: wer wälzt uns den Stein vom Grabe? (Mk. 16, 3). Diese Frage hat für jeden von uns lebenswichtige Bedeutung.
Durch einen Stein der Gefühllosigkeit sind unsere Herzen beschwert, mit Steinen sind die Herzen der Regierenden bedeckt, mit Steinen die Herzen der wahnwitzigen Söldner zugewälzt, die in unseren Tagen im Kosovo, in Palästina, Afrika und Asien auf ihre Nächsten schießen. Mit einem Stein sind die Herzen hunderttausender von Frauen zugewälzt, die den Mord ihrer Kinder im eigenen Schoß veranlassen, und der Männer, die diese Massenvernichtung unschuldiger Kinder zulassen oder schweigend zuschauen, während viele von ihnen bereit sind, hitzig gegen die Todesstrafe an erwachsenen Verbrechern zu protestieren.
Nach Christi Leiden war der Stein vor das Tor Seines Grabes gewälzt, um das LEBEN in der Erde festzuhalten. Heute wird allseits auf dieser Erde leichtfertig Leben vernichtet; nämlich überall da, wo man nicht auf jenem Stein baut, auf welchem der Herr Seine Kirche errichtet, d.h. auf dem Glauben des Petrus, dem Glauben der Apostel.
Mit einem Stein war das Grab zugewälzt, um die WAHRHEIT festzuhalten. Und heute wird die Wahrheit und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit überall dort mit Füßen getreten, wo es an wahrer Gemeinschaft mit dem Wort Gottes in Seinem Leib, der apostolischen Kirche, mangelt. Der Stein ist nicht deshalb schlecht, weil es ein Stein ist: vorm Antlitz des Herrn hüpfen die Berge wie Widder und die Hügel wie die Kinder der Stiere (Ps. 113, 4). Der von der lebenspendenden Kraft der Auferstehung durchbohrte Stein könnte hüpfen und leichter als Luft und dünner als das Licht werden. Aber dieser tote Stein, er wurde zurückgelassen als Denkmal von Kleinglauben, Zweifel und Verzagtheit – der Juden und unser aller.
Wenn wir den lichten Feiertag des Osterfestes begehen, ist in unseren Seelen – möchte man hoffen – das Gedenken der Fasten noch nicht gelöscht. Noch sind die geistbegabten Worte des Fastentriodions vernehmbar: nichts rettet so die Seele, wie Gaben an die Bedürftigen; Barmherzigkeit – von Fasten durchsetzt – erlöst den Menschen vom Tode. Welche Gnade, welches Erbarmen Gottes, was für eine Erlösung vom Tode können wir erwarten, wenn wir nicht einmal fähig sind, wenigstens unseren Glaubensbrüdern die Hand der Barmherzigkeit zu reichen?
Ich weine und schluchze, wenn ich den tötenden Geist der Unduldsamkeit bedenke, der sich in unserer Mitte ausbreitet. Wer von uns kann sich furchtlos ein Verdienst dafür zuschreiben, daß er sich im Schoß der heiligen Orthodoxie befindet und den reinen unverderbten Glauben ererbt hat, wie er eben in unserer Russischen Auslandskirche erhalten ist? Wir sind uns dessen bewußt, daß die allmächtige Hand Gottes aus Steinen Kinder Seiner Kirche erwecken kann, wenn wir Lebenden unsere Herzen versteinern lassen. Wer wagt zu sagen, daß sein Leben der Forderung entspricht, die vom Wort des Lebens Selbst entspringt: seid vollkommen, wie euer Himmlischer Vater vollkommen ist (Mt 5, 48)? Wer von uns darf richten? Haben wir das Recht, Sünder zu verurteilen und zu vergessen, daß nur die Sünde selbst Verurteilung verdient? Wo ist unsere Barmherzigkeit, unsere Milde, unser Fasten?
Dieses seelenverderbende Verurteilen des Nächs-ten, diese ungesetzliche Aneignung der Rechte des Richters, die wir in unserer Gesellschaft beobachten, zieht uns herab auf eine Ebene mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Dies ist die Geisteshaltung des gefallenen Menschen vor dem Kreuz des Herrn und der Auferstehung. Uns aber, liebe Brüder und Schwestern, ist die Fülle der Gnade, die Fülle des Erbarmens Gottes gegeben. Deshalb dürfen derartige Gedanken und Fragen das Licht der Auferstehung Christi nicht verfinstern! Alle toten Steine der Gefühllosigkeit sind heute ohnmächtig: warum behielt der Stein nicht den Stein des Lebens?
Erinnern wir uns an die heilige Maria Magdalena, welcher der Herr Selbst den Stein vom Herzen und von den Augen wälzte, indem Er sie beim Namen ansprach: “Maria!”Als sie die Augen öffnete, – wen sah sie anstelle des vermeintlichen Gärtners? den Herrn Jesus Christus! In diesem Moment wurde sie von tiefem Glauben erfüllt und überzeugt, daß Sein leeres Grab bedeutet, daß fortan alle Gräber leer sein werden. Und der Herr sendet sie mit dieser Kunde zu den Aposteln und zu uns allen: “Ich gehe zu Meinem Vater und eurem Vater, und zu Meinem Gott und eurem Gott” (Jo. 20, 17). Dadurch verweist Er auf das wirkliche Ziel und den wahren Inhalt unseres Lebens. “Rühre Mich nicht an” – bedeutet: versuche nicht, das Zeitweilige festzuhalten, sondern lenke deinen Blick auf das Ewige, Göttliche, auf Gott Selbst, Der dich von neuem als Sein Kind annahm; versuche nicht, Mich mit deinen irdischen Vorstellungen und Kategorien zu fesseln, sondern laß Mich in deinem Herzen Wohnung nehmen und in ihm wirken.
Wenn wir auf die alles besiegende Kraft des Kreuzes und der Auferstehung vertrauen, darauf, daß sie uns alle zu dem unauslöschlichen Licht führt, so machen wir damit den ersten, aber entscheidenden Schritt zu einer grundlegenden Umwälzung in unserer Gesellschaft. Dann bauen auch wir uns zu lebendigen Steinen… zu geistlichen Opfern, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus (1. Petr. 2, 5). Hier ist der ganze Mensch gefordert, “denn, wenn man vom Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet” (Röm. 10, 10). Niemand kann dies ohne uns selbst vollbringen, niemand kann die Erfüllung der Absicht Gottes fördern, der Umwälzung Christi in unserer Welt, außer dir und mir. Umarmen wir deshalb den lichten Tag der Auferstehung, umarmen wir einander und verkünden wir freudig nicht nur mit Worten, sondern mit unseren Werken und Gefühlen dem ganzen Weltall den unumstößlichen Sieg über das Böse in unseren eigenen Herzen und auf der ganzen Erde: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Ostern – Pas’cha des Herrn 1999
Mark, Erzbischof v. Berlin und Deutschland
Bote 1997-6
Aus dem dem Leben der Diözese
p Die Festgottesdienste zur Geburt Christi und zur Theophanie zelebrierte Erzbischof Mark in der Münchener Kathedralkirche. Dort war er auch bei der traditionellen Weihnachtsfeier der Kinder, der “Jolka” (Tannenbaum) am 10. Januar, dem ersten Sonntag nach Weihnachten, zugegen.
p Am Sonntag, den 4./17. Januar, zelebrierte Erzbischof Mark den Gottesdienst in der Kirche des hl. Rechtgläubigen Alexander Nevskij in Kopenhagen, wo ihm Mönchspriester Arsenij konzelebrierte. In den vorangegangenen Tagen traf Vladyka mit Gemeindegliedern zusammen. Am Sonntag nach der Liturgie führte der Bischof ein ausführliches Gespräch mit der versammlten Gemeinde, wobei Fragen sowohl dieser Gemeinde als auch allgemein über das Leben unserer Kirche im ganzen erörtert wurden.
p Am 12./25. Januar flog Erzbischof Mark ins Heilige Land. Am 13./26. Januar war er bei der Liturgie im Erlöser-Himmelfahrtskloster auf dem Ölberg zugegen. Am selben Tag stattete er dem Patriarchen Diodoros einen Besuch ab, um dessen Segen für seinen Aufenthalt und Dienst im Heiligen Land zu erbitten. Der Patriarch selbst schnitt die Frage über die Lage in Hebron an und brachte erneut sein Entsetzten darüber zum Ausdruck, daß im vorangegangenen Jahr unsere Mönche aus dem Kloster bei der Eiche von Mamre verjagt wurden.
In Gethsemane sprach Vladyka mit Mutter Magdalena über die Probleme im Leben des Klosters, die durch die aus Krankheitsgründen bedingte langwierige Abwesenheit der Äbtissin Anna entstanden waren. Anschließend führte Vladyka Gespräche über die Lage des Klosters des ehrw. Chariton mit Priestermönch Ioann.
Nach dem Mittagessen fuhr er zu den Russischen Ausgrabungen über dem Gerichtstor zu dem Gebäude der Russischen Geistlichen Mission. Von dort aus wurde angerufen, um mitzuteilen, daß die Decke der Kirche sich in höchst baufälligem Zustand befindet und Teile der Stukkatur herabzufallen drohen. Der Bischof entschied, daß trotzdem zelebriert werden solle, aber unter äußerster Vorsicht. Am Grabe des Herrn, wo sich Vladyka daraufhin mit Abt Alexij hin begab, trafen sie Metropolit Daniil. Sie verehrten die Heiligtümer auf Golgotha und das Grab.
Am 27. Januar fuhr Erzbischof Mark gleich morgens in die Schule nach Bethanien und sprach dort mit Schwester Anastasija, der jetzigen Rektorin der Schule, sowie mit Schwester Katharina, welche sich um die Restaurierungsarbeiten an der Kirche der hl. Maria Magdalena in Gethsemane kümmert.
Mittags traf der Bischof mit unserem Rechtsanwalt in Ramallah zusammen, um mit ihm das Problem des Klosters an der Eiche von Mamre in Hebron und des Grundstückes in Hebron, wo die Stadtverwaltung ein Kulturzentrum erbauen will, zu erörtern.
Nach dem Gespräch mit dem Anwalt fuhr Erzbischof Mark in Begleitung von Abt Alexij nach Jericho, wo in dem unlängst von der UNO geräumten Gebäude nun drei unserer Mönche wohnen. Sie begannen damit, Weihrauch herzustellen und das Haus zu restaurieren.
Am Donnerstag, den 28. Januar, zelebrierte Erzbischof Mark morgens die Göttliche Liturgie bei den Russischen Ausgrabungen. Ihm konzelebrierten die Äbte Alexij und Pavel, und es sangen die Schwestern von Gethsemane. Nach dem Gottesdienst traf Erzbischof Mark in Gethsemane zu einem Gespräch mit Helmut Konitzer zusammen, welcher die große Restaurierung der Kirche der hl. Maria Magdalena organisiert hatte. Dieser sprach über die Probleme im Zusammenhang mit dem Streik der israelischen Zollbeamten, weshalb es nicht möglich war, rechtzeitig den Container mit dem Baumaterial und dem Holz aus Deutschland zu bekommen, was den Beginn der Arbeit aufhalten kann. Sieben Arbeiter werden aus Deutschland erwartet.
Am Mittag empfing Erzbischof Mark den Bürgermeister von Hebron, um Fragen des geplanten Baus eines Kulturzentrums auf dem Grundstück, das der Russischen Geistlichen Mission gehört, zu erörtern, ebenso wie das Problem der Rückgabe des Klosters bei der Eiche von Mamre an uns. Der Bürgermeister zeigte Verständnis für unsere Probleme und versprach uns Unterstützung bei dem Stadtrat, um seiner Stadt den Schandfleck zu nehmen, der ihr infolge der Vertreibung unserer Mönche durch palästinensische Soldaten und ganz ohne Wissen und Beteiligung der Stadtverwaltung entstanden ist.
Am Abend desselben Tages traf Erzbischof Mark mit zwei Ministern der palästinänsischen Regierung zusammen, die für die Frage der Rückgabe des Klosters in Hebron zuständig sind. Im Gespräch mit ihnen gab Vladyka der unbedingten Notwendigkeit, unsere Mönche zu diesem heiligen Ort zurückkehren zu lassen, Ausdruck, wobei er unsere traditionell freundschaftlichen Beziehungen zu dem palästinensischen Volk unterstrich, die vor allem in der ungeheuren Arbeit unserer Schwestern von Gethsemane in der Schule von Bethanien ihren Ausdruck finden. Die Frage über unsere Beziehungen zu dem Moskauer Patriarchat beantwortend unterstrich er nachdrücklich, daß gerade derartige Aktionen jeden Versuch, diese Beziehungen irgendwie ins Reine zu bringen, vereiteln. Vladyka machte diesen zwei Ministern ganz offen den Vorwurf, daß die palästinensische Regierung durch ihr gesetzwidriges Vorgehen in Hebron die Möglichkeit irgendeiner friedlichen Verbindung zwischen den zwei Teilen der Russisch Orthodoxen Kirche untergraben hat.
Am Freitag, den 29. Januar, zelebrierte Vladyka Mark die Göttliche Liturgie in dem Ölbergkloster. Danach traf er sich mit dem deutschen lutheranischen Probst Karl-Heinz Ronecker in dessen Kirche, der Christus-Erlöser-Kirche in Jerusalem. Er dankte ihm herzlich für seine aktive Hilfe bei der Betreuung der Arbeiter, die die Restaurierung in Gethsemane durchführen. Sie werden mindestens bis Juli dableiben. Der Probst wird für ihre Unterbringung zu geringen Kosten sorgen.
Mittags traf Erzbischof Mark mit dem amerikanischen Generalkonsul Herbst zusammen. Hier ging das Gespräch ausschließlich um unser Kloster in Hebron. Der Generalkonsul versprach gleich im voraus unsere Position bei den Vertretern der palästinensischen Regierung im Hinblick auf die Rückkehr unserer Mönche nach Hebron zu unterstützen.
Bei beiden Besprechungen war auch Abt Alexij zugegen. Nach dem Gespräch mit dem Generalkonsul fuhr Erzbischof Mark mit den Äbten Alexij und Andronik nach Ein Farah, wo Priestermönch Ioann in der Lavra des hl. Chariton lebt. Dort sind die Arbeiten zur Befestigung des Zugangs zu der normalen Wohnhöhle gerade im Gange. Zum Schutz vor Dieben, die schon öfters in das Kloster einbrachen und wertvolle Gegenstände stahlen, kauften sie einen kleinen Schäferhund, der nach dem Ort Ein Farah den Namen Faran trägt.
Das Tal um die Lavra des hl. Chariton wurde von israelischen Arbeitern sehr gut gesäubert. Leider soll dort ein Park entstehen. Das Tal wird von vielen jungen Leuten besucht, von Sportkletterern, die auf die Felsen klettern. Daher wird es hier immer mehr Besucher geben. Es ist noch unklar, ob es sich unter diesen Umständen lohnt, unsere Präsenz dort auszubauen.
Am Nachmittag führte Erzbischof Mark Gespäche mit den Nonnen in Gethsemane, und abends war er bei der Nachtwache zugegen. Zum Polyeleon trat er zusammen mit den Äbten Alexij und Pavel, mit Priestermönch Ioann und Priester Christophoros Valusimbi aus Uganda in die Mitte der Kirche. Am Ende der Nachtwache nach der großen Doxologie vollzog Vladyka die Einkleidung von fünf Rjasa-tragenden Nonnen: Martha, Maria, Varsonophia, Antonia und Xenia. Während des Abendessens in dem Klosterrefektorium gab Vladyka eine Belehrung für die Neueingekleideten über die Bedeutung ihrer neuen Namen für sie und für alle Schwestern des Klosters, wobei er auf einige Besonderheiten des gerade vollzogenen Ritus der “Nonnenweihe” hinwies.
Am Samstag, den 30. Januar, zelebrierte Vladyka die Göttliche Liturgie auf dem Ölberg, im Laufe des Tages führte er Gespräche mit der Äbtissin, Mutter Moisea, und anderen Nonnen, und abends zelebrierte er die Vigil ebendort im Ölberg-Kloster. Zum Polyeleon trat er mit den Igumen Alexij, Andronik, Archimandrit Afanasij, Igumen Varnava, Priestermönch Ilja und Priester Christophoros in die Mitte der Kirche. Nach der Vigil war Vladyka bei der Matu¡ska Äbtissin zusammen mit den genannten Geistlichen zum Abendessen zu Gast.
Am Sonntag, den 31. Januar, vollzog Erzbischof Mark um 7.30 Uhr die Göttliche Liturgie in der Kirche der Apostelgleichen Maria Magdalena in Gethsemane. Nach dem festlichen Bischofsempfang wurde er in der Mitte der Kirche eingekleidet. Es zelebrierten alle oben genannten Geistlichen außer Vater Ilja, der im Ölbergkloster zelebrierte, während hier Igumen Pavel an seine Stelle trat. Als Altardiener fungierten die Mönche aus Jericho. Vladyka predigte über das Thema “Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung erleiden” (2. Tim. 3,12). Der Psalmenleser Daniel Olson aus Washington übersetzte die Predigt ins Englische für die Nonnen, welche des Russi-schen nicht mächtig sind. Nach dem Gottesdienst und dem Mit- tagsmahl gab der Bischof den Non-nen und Geistlichen dieses Klosters eine weitere Gelegenheit zu persön-lichen Gesprächen.
Am Nachmittag fand im Büro des Ministeriums für christliche Reli-gionen ein Gespräch mit Schmuel Hamburger statt, der für alle Regio-nen außerhalb Jerusalems zuständig ist. Mit Vladyka nahmen Abt Alexij und Priestermönch Ioann an dieser Begegnung teil. In erster Linie wurde die Frage der Möglichkeit des Wiederaufbaus eines Teils des alten Gebäudes in Ein Farah erörtert.
Am Abend war Vladyka beim Abendgottesdienst, Spätabendgottesdienst und Morgengottesdienst im Kloster von Gethsemane zugegen, wo er das Gebet an die hl. ehrwürdige Märtyrerin Elizaveta an ihrem Reliquienschrein las, während die Nonnen die Ikonen und Heiligtürmer nach Ende des Gottesdienstes verehrten. Nach dem Abendessen sprach Erzbischof Mark zu allen Nonnen, die im Refektorium zusammengekommen waren. Als Thema hatte er den monastischen Gehormsam gewählt, die Überlieferung der Kirche, den Kampf mit den Leidenschaften und insbesondere die durch die Abwesenheit der Äbtissin entstandenen Probleme. Matu¡ska Anna hatte wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes gebeten, in den Ruhestand treten zu dürfen, und Vladyka sagte ihr zu, daß er dem Bischofsynod ihre Bitte vortragen, sowie die Ernennung einer neuen Äbtissin in die Wege leiten werde. Die Schwestern dankten dem Erzbischof herzlich und als Symbol ihrer Liebe und Dankbarkeit übergaben sie ihm einen neuen Satz von Kelchtüchern für die eucharistischen Gefäße.
Am Montagmorgen, den 1. Februar, traf Erzbischof Mark mit dem stellv. Konsul Lütkenherm in der deutschen diplomatischen Vertretung in Ramallah und mit dem griechischen Konsul in Jerusalem zusammen. Bei beiden Gesprächen ging es hauptsächlich um die Lage unserer Klöster im Heiligen Land.
Auf dem Ölberg fand mittags ein Treffen mit dem Bürgermeister der Stadt Hebron, Abu Ammar, und zwei Mitgliedern des Stadtrates statt. Erzbischof Mark ersuchte beide um die Unterstützung unserer Position hinsichtlich des Klosters bei der Mamre-Eiche in Hebron.
Nach dem Mittagessen hatte Vladyka Gelegenheit, ausführlich die Frage unseres kirchlichen Lebens mit dem kranken Archimandriten Nektarij zu erörtern. Kurz vor 7 Uhr abends brachte Igumen Andronik Erzbischof Mark und Igumen Alexij in die Altstadt. Vladyka begab sich noch einmal zum Grab des Herrn, um sich vor seinem Abflug zu verabschieden. Früh morgens am folgenden Tag trat Erzbischof Mark den Rückflug aus Tel Aviv nach München an.
p Am Freitag, den 23. Januar/5. Februar, flog Erzbischof Mark, der erst vor zwei Tagen aus dem Heiligen Land zurückgekehrt war, sofort nach England, um die gerade entschlafene Matu¡ska Elizaveta auf ihrem letzten Weg zu begleiten (s. Einzelheiten bei Matu¡ska Elizaveta, S. 27 aus diesem Boten).
p Am folgenden Tag nach dem Totenamt für Matu¡ska Elizaveta kehrte Vladyka nach München zurück, um den Gottesdienst zum Patrozinium in der Kathedrale der hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands zu leiten. Die Nachtwache in der Münchener Kathedrale vollzog der Sakristar der Kathedrale, Erzpriester Nikolaj Artemoff. Zur Litija und zum Polyeleon traten mit Erzbischof Mark heraus: Igumen Alexij, der Vorsteher der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Erzpriester Nikolaj Artemoff und Priester Georg Seide. Die Göttliche Liturgie am folgenden Tag vollzog Erzbischof Mark zusammen mit den Äbten Agapit und Alexij, Erzpriester Nikolaj Artemoff und Priester Georg Seide, wobei Protodiakon Georg Kobro und die Diakone Andrej Sikoev und Viktor @Cernikov mitzelebrierten.
In der Predigt zum Sonntag über den Verlorenen Sohn und zum Patronatsfest der heiligen Neumärtyrer und Bekenner Riußlands sagte Erzbischof Mark: “Die Heiligen sind die Auserwählten Gottes. Gott erwählte das Volk Israel, ebenso erwählt Er die Heiligen. Er Selbst kommt zu uns, so wie Er einstmals zu Seinem erwählten Volk kam, wie versprochen ist: Ich wohne mitten unter Israels Söhnen und diene ihnen als Schutzgott. Und sie erfahren dann, daß Ich der Herr, ihr Gott bin (Ex. 29,45-46). Zur Heiligung Seines Volkes gab der Herr Seine Verheißung: Ich nehme Meinen Wohnsitz bei euch, und Meine Seele wird euch nicht verabscheuen. Ich wandle unter euch und bin euch Gott. Ihr aber sollt Mir zum Volke sein! (Lev. 26,11-12). Es ist, als ob Gott Sein Volk durch Seine Heiligkeit mitreiße, durch Seine Herrlichkeit. Die handelnde Person ist nicht der Mensch, sondern Gott: An denen, die Mir nahe stehen, zeige Ich Mich als heilig und als herrlich vor dem ganzen Volke (Lev. 10,3). Die Herrlichkeit Gottes ist aufs Engste mit der Heiligkeit verbunden... durch die natürliche Einhaltung der Gebote Gottes werden wir Miterben Seiner wahren Knechte, der heiligen Neumärtyrer und Bekenner Rußlands. Wenn wir wahre Mitbrüder der Neumärtyrer sind, dann sind wir ein “Rest”, der gereinigt werden muß. Die Läuterung beginnt in unseren Herzen: Wenn wider mich antritt ein Heer, wird sich nicht fürchten mein Herz.
Wenn wider mich aufsteht ein Krieg, so ruht meine Hoffnung auf Ihm (Ps. 26,3). Ohne den geistlichen Kampf können wir auch nicht einen einzigen Schritt im geistlichen Leben tun. Für den Christen ist der Kampf der ganz natürliche Zustand. Wer nicht zum Kampf mit dem Feind antritt, setzt sich unvermeidlich Stimmungen der Furcht, der Verzweiflung und der Wollust aus (Abba Dorotheos). Auf das Vorbild des hl. Neumärtyrers Vladimir von Kiew Bezug nehmend, am Tag dessen Märtyrertodes in diesem Jahr auch das Fest der Neumärtyrer fiel, beendete Vladyka seine Predigt mit den Worten: “Unsere Liebe zu den Neumärtyrern und Bekennern Rußlands drückt sich ebenso in dem Besuch ihrer Kirche und der Teilnahme an den Mysterien der Kirche gerade dort aus, wie auch in dem Errichten eines Tempels des Herrn in unseren Seelen. In dem leiblichen und seelischen Tempel ist Gott Selbst anwesend in Seinen Heiligen, und sie beflügeln uns zu immer neuen Askeseopfern.”
Schneehaufen um die Kirche verhinderten die Durchführung einer Prozession. Deshalb wurde die Göttliche Liturgie mit einem Bittgottesdienst an die Heiligen Neumärtyrer und Bekenner Rußlands in der Kirche abgeschlossen. Beim Mittagsmahl, welches die Schwesternschaft der Kathedralkirche zubereitet hatte, berichtete Vladyka von seiner kürzlichen Reise ins Heilige Land und vom Leben und Entschlafen von Matu¡ska Elizaveta in London. Vater Nikolaj Artemoff wies auf die Bedeutung des Neumärtyrers Vladimir als auf den einzigen Hierarchen in der Geschichte der Russischen Kirche hin, der nacheinander alle drei Bischofssitze der drei russischen Perioden russischer Geschichte innehatte: diejenigen von Moskau, St. Petersburg und Kiew, und der den Märtyrertod eben auf jenem Berg fand, der sich über den Wassern des Dnepr erhebt, in denen sein Namenspatron, der apostelgleiche Vladimir, das russische Volk im Wasser taufte. Sein Familienname Bogojavlenskij ist abgeleitet vom Fest der Theophanie, der Taufe Christi. Er war der erste Hierarch, der der Märtyrerschar bei der Taufe Rußlands mit Blut voranging.
Abt Alexij berichtete über das Leben unserer Klöster im Heiligen Land und über die Bedeutung des Opferdienstes unserer Mönche und Nonnen dort für jedes Glied unserer Kirche.
p Am folgenden Tag, Montag, dem 26. Januar/ 8. Februar, flog Erzbischof Mark nach New York zur Sitzung des Bischofsynods. An der Sitzung nahmen der Vorsitzende des Bischofsynods, Seine Eminenz, Metropolit Vitalij, sein Stellvertreter Erzbischof Antonij, der Sekretär des Bischofsynods Erzbischof Lavr und die Mitglieder des Synods Erzbischof Mark und die Bischöfe Gavriil und Michail teil. Bei dieser Sitzung des Synods wurden besonders eingehend Fragen der Lage unserer Klöster im Heiligen Land und des Männerklosters in Blanco im Bundesstaat Texas erörtert, sowie die Lage unserer Gemeinden in Rußland, das Ableben von Äbtissin Elizaveta in dem Verkündigungskloster in London und der Bau einer Kirche in London, die Frage der rumänischen Gemeinden in unserer Kirche u. ä. Die Synodalsitzungen wurden am Donnerstag vormittag, den 29. Januar/11. Februar, abgeschlossen.
Am Mittag desselben Tages fuhr Erzbischof Mark zusammen mit den Erzbischöfen Antonij von San Francisco und Lavr, und Bischof Gavriil zuerst nach Mahopac, um sich über die Lage des dortigen Skits und der Kerzenzieherei des Synods zu informieren und dann zu dem hl. Dreieinigkeitskloster nach Jordanville. Dort wird der Tag der Drei Bischofsheiligen, Basilius des Großen, Gregor des Theologen und Johannes Chrysostomus, als das Fest des zu dem Kloster gehörenden Geistlichen Seminars begangen. Die Bishöfe kamen gegen 18.00 Uhr in dem Kloster an. Um 19.00 Uhr begann die Vigil. Es zelebrierten Archimandrit Luka mit Priestermönch Ioann, Priester Vasilij und den Erzdiakonen Iosif Grebinka, Viktor Lochmatov, Ioann Onopko und dem Diakon Vladimir Tsurikov. Zur Litija trat Bischof Gavriil heraus, der ehemals Student und später Dozent am Seminar war, und zum Polyeleon traten die Erzbischöfe Lavr und Mark und Bischof Gavrill heraus. Erzbischof Mark blieb in der Mitte der Kirche zur Salbung der Mönche, Seminaristen und Gläubigen mit dem heiligen Salböl und beschloß dann die Nachtwache mit der großen Doxologie. Am Tag der Drei Bischofsheiligen, Freitag, den 30. Januar/12. Februar, fand um 9.00 Uhr morgens der feierliche Empfang des Vorstehers des Klosters und Rektors des Geistlichen Seminars, des Erzbischofs Lavr statt. Bei der Göttlichen Liturgie zelebrierten Erzbischof Mark und Bischof Gavrill mit ihm, während Erzbischof Antonij im Altarraum betete und die Heiligen Gaben empfing. Ebenso zelebrierten 6 Priester und die oben genannten Diakone. Die Predigt zum Fest hielt der Dozent am Seminar, Erzpriester Georg Skrinnikov. Am Nachmittag wurde im Seminarsaal Tee angeboten. Dabei beglückwünschten die Erzbischöfe Antonij und Mark den Rektor des Seminars, Erzbischof Lavr, die Lehrer und Seminaristen. Erzbischof Mark erzählte auf Bitten von Erzbischof Lavr aus dem Leben der Deutschen Diözese. Im Laufe des Tages traf sich Erzbischof Mark zu Gesprächen mit Seminaristen, die eine direkte oder indirekte Beziehung zur Deutschen Diözese haben, ebenso wie mit einigen Mönchen des Klosters, die sich mit ihm unterhalten wollten. Am Abend war er zusammen mit Bischof Gavriil bei einem Kleriker unserer Diözese, Diakon Vladimir Tsurikov, eingeladen, der derzeit als Assistent des Inspektors des Seminars wirkt.
Am folgenden Morgen, Samstag, den 31. Januar/13. Februar, waren die Bischöfe bei der Göttlichen Liturgie im Kloster zugegen. Nach Beendigung der Liturgie zelebrierte Erzbischof Lavr die Panichida für alle verstorbenen Orthodoxen anläßlich des Sonnabends des Totengedenkens vor dem Sonntag der Fleischentsagung. Ihm konzelebrierten alle Geistlichen des Klosters, die ihre “Pomjanniki” (Verzeichnis der Verstorbenen) lasen.
Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die Erzbischöfe Antonij und Mark von der Bruderschaft des Klosters, und zusammen mit Bischof Gavriil fuhren sie im Schneesturm nach New York. Am Nachmittag holte Priester Ljubo Milo¡sevi¡c aus Vineland im Staat New Jersey Erzbischof Mark ab. Vater Ljubo lebte seinerzeit noch als Laie im Münchener Kloster, dann wurde er von Erzbischof Antonji von Genf in Frankreich zum Priester geweiht, und schließlich zog er nach Amerika, wo er nun schon 10 Jahre als Priester in der Gemeinde von Vineland wirkt. Die sonntägliche Vigil und Liturgie vollzog Vladyka in der Gemeinde der Heiligen Dreieinigkeit in Vineland. Er predigte in russischer Sprache über das Thema des Hymnus der Vorfastenzeit: “An den Flüssen Babylons” und auf Englisch über die Evangeliumslesung des Tages sowie über das ewige Feuer. Nach der Liturgie saß Erzbischof Mark mit dem Priester und den Gemeindegliedern bei einem “Bliny”-Essen zusammen.
Gläubige der Gemeinde brachten Vladyka Mark zurück nach New York, wo er am Abend die Vigil zum Fest der Begegnung des Herrn in der Synodalkirche zelebrierte. Zur Litija trat Bischof Gavriil heraus und zum Polyeleon und der Doxologie Erzbischof Mark. Ihm konzelebrierten Priester Dionisijj und die Protodiakone Evgenij Burbello und Nikolaj Mochov.
Am folgenden Tag, dem Fest der Begegnung des Herrn, stand Erzbischof Mark der Göttlichen Liturgie in der Synodalkirche in New York vor. Mit ihm zelebrierten, Seine Exzellenz Gavriil, Bischof von Manhattan, Abt Ioakim und Priester Dionisij. Bei der Liturgie weihte Erzbischof Mark den Diakon Ioann Brandt zum Priester, und ebenso hielt er die Predigt. Am frühen Nachmittag brachte Protodiakon Evgenij Burbello den Erzbischof zum Flugplatz, und am folgenden Morgen kehrte er nach München zurück.
4 Kirche der hl. Dreieinigkeit in Vineland, New Jersey
Bote 1997-6
England - Das Ableben
der Äbtissin Elizaveta
Das Ableben
der Äbtissin Elizaveta
ewigen Gedenkens,
der Vorsteherin
des Klosters der Verkündigung in London
Die Vorsteherin des Klosters der Verkündigung in London, Igumenja Elizaveta (in der Welt Galina Ampenova) wurde am 26. Juni/9. Juli 1908 in Rußland, in Kostroma, geboren und beendete ihr Leben am Abend des Mittwoch, 21. Januar/ 3. Februar 1999. Am Tage ihres Ablebens begab sie sich um 6.30 morgens wie gewöhnlich in die Kirche zur den Morgengebeten. Am Abend wurde es ihr plötzlich schlecht, der Priester wurde herbeigerufen, sie empfing in vollem Bewußtsein die heiligen Gaben und bald danach entschlief sie still und friedlich.
Schon vor der Flucht der Familie aus Moskau im Jahre 1921 besuchte sie häufig die Christus-Erlöser-Kathedrale und wurde von Patriarch Tichon mit dem heiligen Salböl gesalbt. Zu Mittpfingsten stand sie mit ihren zwei jüngeren Schwestern am Ufer des Flusses Moskva. Patriarch Tichon, der gerade eine Prozession anführte, besprengte sie mit Weihwasser. Galina, der es so schwer fiel, ihre Heimat zu verlassen, faßte dies als einen Segen des Bischofsheiligen selbst zur Abreise ins Ausland auf.
Väterlicherseits war der Großvater von Igumenja Elizaveta Priester. Von frühen Jahren an fühlte sie ihre Berufung, ins Kloster einzutreten. Von Anfang an teilten viele, die beträchtlich älter als sie waren, ihr ihre Schwierigkeiten mit, und sie hatte die besondere Gabe, alle zu trösten. Im Juni 1929 verbrachte Metropolit Antonij (Chrapovitzkij) 2 Wochen in dem Haus ihrer Eltern in London, zusammen mit Erzbischof Feofan, der die Wundertätige Ikone der Mutter Gottes von Kursk zum ersten Mal nach London mitbrachte. Jeden Abend während ihrer Anwesenheit las Erzbischof Feofan den Akathistos an die Mutter Gottes vor der Wundertätigen Ikone. Metropolit Antonij segnete Galina zum monastischen Leben, er aber sagte voraus, daß sich dies nicht vor zehn Jahren verwirklichen werde. Zum Abschied gab Metropolit Antonij der Familie sein Photo mit der Unterschrift: “Der christusliebenden Familie Ampenov, dem Vater, der Mutter und den drei Töchtern, die auch in der Fremde gastfreundlich und im russischen Geist leben. Metropolit Antonij in Dankbarkeit.”
Im Februar 1940 trat sie auf Einladung von Igumenja Maria (Robinson), der Vorsteherin des Russisch-Orthodoxen Klosters bei der Kirche der Hl. Maria Magdalena in Gethsemane im Heiligen Land, in das Kloster ein. Dort lehrte Schwester Galina fünf Jahre lang am Gymnasium, das Igumenja Maria in Bethanien gegründet hatte.
Ihre Einkleidung zur Nonne am 1./14. Nov. 1945 vollzog Erzbischof Antonij (in der Folge Erzbischof Antonij von Los Angeles). Gleichzeitig ernannte sie Metropolit Anastasij zur Äbtissin des Bergklosters bei Jerusalem. 1948 begann eine schwere Zeit für die Mitglieder der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland im Heiligen Land: Die neugebildete israelische Regierung übergab den russischen Kirchenbesitz im israelischen Teil von Palestina der Sowjetunion und Mutter Elizaveta wurde nach dem Leben getrachtet. Metropolit Anastasij segnete sie mit den Schwestern, die ihr folgen wollten, das Kloster zu verlassen, sobald dessen Einnehmung droht. Als 1948 die Engländer Matu¡ska mit ihren getreuen Schwestern aus dem heimatlichen Kloster verjagten, mußten sie eiligst zu Fuß fliehen. Sie fanden Zuflucht in Amman, in Jordanien, wo sie 4 Jahre lang äußerste Not litten.
Die Bemühungen ein Visum in die USA für sie zu verschaffen, zogen sich hin und Metropolit Anastasij sandte daher vorübergehend Igumenja Elizaveta mit 6 Schwestern nach Frankreich, wo er sie der Fürsorge von Erzbischof Ioann (Maksimovi¡c) übergab – heute der Hl. Ioann von Shanghai und San Francisco – und ihr schrieb: “Er wird Sie niemals verlassen”. Nach einem zwei bis dreijährigen Asyl in dem Kloster von Lesna in Fourqueux bei Paris beschloß Erzbischof Ioann, Matu¡ska Elizaveta mit den Schwestern in England anzusiedeln, da die Schwestern eine englische Ausbildung hatten, erfahrene Lehrerinnen waren und er wollte, daß sie eine Sonntagsschule für Kinder in London eröffneten. Am 3/16. Juni 1954 begaben sie sich also auf die Gebete von Erzbischof Ioann hin nach London und kamen 5 Tage im Haus einer Freundin von Matu¡ska Elizaveta, Dr. Tatjana Pavlovna Gerken unter. Vier Wochen nach ihrer Ankunft in London richteten sie eine temporäre Kapelle der Verkündigung ein, öffneten eine Schule und begannen jeden Samstag Religion, Katechese, russische und kirchenslawische Sprache sowie Kirchengesang zu unterrichten.
1959 wurde ein passendes Haus für das Kloster gefunden, dank der Unterstützung durch die christliche Flüchtlingshilfe. Der Entschluß, ein Haus zu erwerben, wurde am Tag des Festes der Geburt der Mutter Gottes gefaßt. Die Hausbesitzerin schenkte Matu¡ska Elisaveta ein “altes Bild”. Matu¡ska Elizaveta und ihre Gehilfin entdeckten mit großer Freunde, daß das kein Bild, sondern eine alte russische Ikone der Geburt der Mutter Gottes war. Sie betrachteten dies als Segen der Mutter Gottes, um das Kloster eben in diesem Haus zu gründen.
Am Tag des Festes der hl. Maria Magdalena am 22. Juli/4. Aug. 1960 weihte Erzbischof Ioann die Kirche des Klosters der Verkündigung, des ersten Russisch Orthodoxen Klosters in England, im Brondesbery Park. Erzbischof Ioann wohnte immer in dem Kloster, wenn er London besuchte.
1995 anläßlich des 50-jährigen Jubiläums von Igumenja Elizaveta gaben die Schwestern des Klosters auf die geistliche Verfügung von Matu¡ska hin einen Gebetskanon an die Allerheiligste Gottesgebärerin, als Dankbarkeit an Gott den Herrn für Seine große Barmherzigkeit für sie und um einen Ansporn zum täglichen Lesen des Kanons für alle zu geben, heraus. Der Kanon wurde in kleinem Format gedruckt, um leicht in der Brieftasche oder Handtasche untergebracht zu werden, und wurde an alle Verehrer von Matu¡ska in der ganzen Welt gesandt.
Im Verlauf von beinahe fünf Jahrzehnten weihte sich Igumenja Elizaveta mit ganzem Herzen der Kirche. Standhaft, kompromißlos verteidigte sie die wahre Lehre der Russisch Orthodoxen Kirche. Die herzliche Anteilnahme, das Mitleid von Matu¡ska für alle Menschen aller Altersstufen und aller Nationalitäten prägte unauslöschlich ihr strahlendes Gesicht in der Erinnerung aller, die das Glück hatten, ihr zu begegnen. Bis zum letzten Tag ihres Lebens führte sie unermüdlich Briefwechsel mit zahlreichen, in der ganzen Welt verstreuten Menschen, half ihnen, gab ihnen Unterstützung, Trost und Unterweisung, womit sie ihre viele Jahre zuvor begonnene geistliche Aufgabe fortsetzte und der heutigen Generation ein helles und lebendiges Verbindungsglied zu dem geistlichen Erbe des Heiligen Rußland bot.
Erzbischof Mark vollzog am Freitag, den 23. Januar/5. Februar, nach dem Mittagessen die Panichida am dritten Tag. Am Samstag morgen, den 24. Januar/6. Februar, stand er der Totenliturgie in der Klosterkirche des Verkündigungsklosters vor. Ihm konzelebrierten Archimandrit Alexij und Priester Vadim Zakrevskij, Peter Baulk, Thomas Hardy und Mönchsdiakon Savva. Während der Liturgie waren auch beide Priester der serbisch-orthodoxen Gemeinde in London zugegen. In seiner Ansprache unterstrich Erzbischof Mark die kirchliche Verwurzelung der entschlafenen Matu¡ska. Ihr ganzes Leben zeugte davon, daß sie vor ihren inneren Augen die Worte des Psalmisten hatte: Vor Augen steht mir der Herr immerdar (Ps. 15,8). Eines erbat ich vom Herrn, und das will ich suchen: Zu wohnen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, zu schauen die Schönheit des Herrn und zu besuchen Seinen Tempel (Ps. 26,4). Sie schaute sie tatsächlich, so wie viele der hier Anwesenden wissen, wie viele der im Exil Lebenden wissen, welche sich an ihren Worten, ihren Belehrungen und ihren Gebeten erbauten. Für uns heute, liebe Brüder und Schwester, ist dies ein Tag der Tränen. Aber indem wir die ganz natürlichen menschlichen Tränen vergießen, sollten wir uns daran erinnern, daß dies letzten Endes eine Selbstbemitleidung, ein klagendes Stöhnen über den Verlust eines uns lieben Menschen ist. In der Tat ist es aber ein Tag der Freude, und wir stehen in hellen Gewändern vor dem Thron Gottes, weil dies für uns alle ein Aufstieg in das ewige Leben bedeutet. Wir alle haben Anteil an ihrem Askeseweg, und so wie sie für uns betete, als sie unter uns war, so wird sie auch jetzt für uns beten, wo sie größere Kraft und Kühnheit vor dem Thron Gottes besitzt. Daher wollen wir an diesem Tag nicht aus der Fassung geraten, sondern im Gegenteil nehmen wir mit Dankbarkeit die Gabe Gottes an, die Er uns in der Person der Matu¡ska Elizaveta sandte. Sie gab uns ein Vorbild und ein Muster des christlichen Lebens. Wenn wir aus dieser Kirche gehen, nehmen wir die Gewißheit mit uns, daß wir nur im Haus Gottes in der wahren Liebe verbleiben können.
Nach der Liturgie wurde das Totenamt von denselben Geistlichen vollzogen. Erzbischof Mark konnte den Leib der Entschlafenen bereits nicht mehr zum Friedhof begleiten, weil er zurück nach München fliegen mußte.
Die Kirche war übervoll, und es war so rührend so viele junge Leute, die ehemaligen Schüler der Klosterschule, zu sehen, die gekommen waren, um sich von der von ihnen so geliebten Matu¡ska zu verabschieden. Das Begräbnis fand auf dem Friedhof von Hanersbert statt, in der Nähe des Grabes von Vater Georgij @Seremetev (dem ehemaligen Priester des Klosters) und den Gräbern vieler anderer, die Matu¡ska liebte und die vor ihr entschlafen waren.
EWIGES GEDENKEN SEI IHR!