Predigt zu Ostern (Joh 1,1-17), 05.05.2024
Liebe Brüder und Schwestern,
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht; / lasst uns frohlocken und Seiner uns freuen.“
So heißt es im heutigen Prokimenon vor der Apostellesung. Und tatsächlich, Ostern, die Auferstehung des Herrn, das ist das größte Fest der Christen. Manchmal wird das übersehen und die Prioritäten werden anders gesetzt. Aber warum feiern wir dieses Fest und nicht den Osterhasen, wie das heutzutage leider in unserer Gesellschaft geschieht? Die Antwort bekommen wir im heutigen Evangelium:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn wurde auch nicht eines, was geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“
Wir feiern unsere Errettung, oder besser: die Möglichkeit, dass wir errettet werden. Gott erschaffte alles, doch seit Adam und Eva ist die Sünde, die Abkehr von Gott, auf die Welt gekommen und wirkt leider immer noch heute, das Menschengeschlecht, ja, die ganze Schöpfung erlitt einen immensen Schaden. Die Sünde ist leider Bestandteil eines jeden menschlichen Daseins, auch unseres.
Erst mit dem Herabkommen Gottes zu den Menschen, mit seiner Fleischwerdung, seiner freiwilligen Opferung und mit seinem Sieg über den Tod und den Hades wurde uns die Möglichkeit zurückgegeben, wieder zu Gott zu kommen. Zu Ostern wurde dieser göttliche Heilsplan erfüllt.
Und so – genau in diesem Sinne – wendet sich auch der Hl. Johannes Chrysostomus in seiner Osterpredigt an uns:
„Ist jemand gottesfürchtig und gottliebend, so erquicke er sich an dieser schönen und herrlichen Feier. Ist jemand ein kluger Knecht, so gehe er fröhlich ein in die Freude seines Herren. Wer von der ersten Stunde an gearbeitet hat, der empfange nun seinen gerechten Lohn. Wer nach der dritten Stunde gekommen, der feiere dankend. Wer nach der sechsten Stunde angelangt, der zweifle nicht, denn er wird nichts missen. Säumte jemand bis in die neunte Stunde, so trete er hinzu, ohne zu zagen und ohne Furcht. Kam jemand erst zur elften Stunde, so fürchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit, denn der Gebieter ist freigebig und nimmt den Letzten an wie den Ersten. Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist wie den, der von der ersten Stunde an gearbeitet hat. Dem später Kommenden ist er gnädig – und dem Ersten ist er freundlich. Jenem gibt er, diesem schenkt er. Die Werke nimmt er an – und das Wollen lobt er. Die Taten ehrt er – und die Vorhaben heißt er willkommen.
So gehet alle ein in die Freude unseres Herren – die Ersten und die Letzten – empfanget den Lohn. Reiche und Arme, jauchzet miteinander. Ausdauernde und Nachlässige ehret den Tag. Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt, freuet euch heute: Der Tisch ist bereitet, genießet nun alle. Das Kalb ist gemästet, niemand gehe hungrig hinaus. Genießet alle vom Gastmahl des Glaubens, genießet alle vom Reichtum der Güte. Niemand beklage sich über Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich. Niemand betrauere die Übertretungen, denn aus dem Grabe ist aufgestrahlt die Vergebung. Niemand fürchte mehr den Tod, denn des Erlösers Tod hat uns befreit. Vernichtet hat ihn, der von ihm umfangen ward. Abgenommen hat er dem Hades die Beute, er der zum Hades hinabkam. Er ließ ihn Bitterkeit erfahren, der von seinem Fleische kostete. Dieses vorausahnend rief Jesaja aus: „Der Hades war voll Bitterkeit, da er dir unter begegnete.“ Er war voll Bitterkeit, denn er ward vernichtet. Er war voll Bitterkeit, denn er ward verhöhnt. Er voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft. Er war voll Bitterkeit, denn er ward gestürzt. Er war voll Bitterkeit, denn er ward gefesselt. Er nahm den Leib – und stieß auf Gott. Er nahm die Erde – und traf auf den Himmel. Er nahm, was er sah – und fiel durch das, was er nicht sah.
Wo ist, Tod, dein Stachel – wo, Hades, dein Sieg?
Auferstanden ist Christus – und du bist gestürzt.
Auferstanden ist Christus – und gefallen sind die Dämonen.
Auferstanden ist Christus – und es freuen sich die Engel.
Auferstanden ist Christus – und es herrscht das Leben.
Auferstanden ist Christus – und es ist kein Toter mehr im Grabe, denn Christus ist auferstanden von den Toten und ist die Erstlingsgabe der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.“
Dies ist also die wahrhafte Bedeutung von Ostern, der Auferstehung Christi für uns.
Das schöne ist, dass wir dieses Osterfest gleicherweise an jedem Sonntag, zu jeder Liturgie, feiern. Da möchte ich kurz etwas aufzeigen, was die Gläubigen, die zum Gottesdienst kommen, normalerweise so nicht mitbekommen.
Wenn der Diakon oder, wenn kein Diakon da ist, der Priester vor Beginn des Gottesdienstes den Altartisch und -raum sowie das Kirchenschiff weihräuchert, dann beginnt er dies, wie folgt:
Beim Räuchern des Altartisches spricht er an jeder der vier zu beräuchernden Seiten folgende Worte:
Im Grabe warst Du leiblich,
im Hades mit der Seele als Gott,
im Paradiese mit dem Räuber,
und auf dem Throne mit dem Vater und dem Geist,
Und dann beim Räuchern am Opfertisch:
Christus, alles Erfüllender und Unbegrenzter.
Also auch schon zu Beginn jeder Liturgie gedenken wir jedes Mal dessen, was zu Ostern geschah.
Erkennen wir also die Größe des heutigen Tages, die Bedeutung dessen, was vor ca. 2000 Jahren geschah.
Tragen wir diese frohe Kunde in die Welt hinaus, bewahren wir sie in unserem Sinn und in unserem Herzen – ganz, wie es in dem Auferstehungshymnus heißt, den wir heute singen:
„Die Auferstehung Christi haben wir geschaut, so lasset uns anbeten den heiligen Herrn Jesus, der allein ohne Sünde ist. Vor Deinem Kreuze fallen wir nieder, o Christus, und Deine heilige Auferstehung besingen und verherrlichen wir. Denn Du bist unser Gott, außer Dir kennen wir keinen anderen. Deinen Namen rufen wir an. Kommt, all ihr Gläubigen, lasset uns huldigen der heiligen Auferstehung Christi. Denn siehe, durch das Kreuz ist Freude gekommen in die ganze Welt. Allezeit lobsingen wir dem Herrn und preisen Seine Auferstehung. Er hat die Kreuzigung erlitten und den Tod durch den Tod zertreten.
Christus ist erstanden von den Toten, / Er hat den Tod durch den Tod zertreten / und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“
Amen.