Predigt zum 7. Sonntag nach Pfingsten über die Heilung zweier Blinder und eines Stummen (Mt 9,27-35), 11.08.2024
Liebe Brüder und Schwestern,
wir lasen in den letzten Sonntagslesungen schon des Öfteren von Heilungen, die durch Jesus Christus wundersam geschahen. In der heutigen Lesung wird erneut von so einem Geschehnis berichtet.
Was ist diesmal das Besondere daran?
Zum ersten: Jesus befragt die beiden Blinden, die um Erbarmen und Heilung bitten „Glaubet ihr, dass ich dies zu tun vermag?“
Bevor er also sie von ihrer Krankheit befreit, prüft er sie, ob diese Heilung tatsächlich zu ihrem Seelenheil gereichen würde. Hätten sie abschlägig geantwortet, dann wäre eine Heilung mit Sicherheit ohne positive Folgen für ihr geistiges Leben geblieben.
„Sie antworten ihm: Ja, Herr. Da rührte er ihre Augen an und sprach: Nach eurem Glauben geschehe euch. Und ihre Augen wurden geöffnet; doch Jesus fuhr sie an und sprach: Sehet zu, niemand soll ‹es› erfahren.“
Nun zum zweiten: Warum möchte Jesus, dass sie die Nachricht von ihrer Heilung nicht an die große Glocke hängen?
Es kann passieren, dass, wenn wir von Gott große Gnade empfangen, wir anfangen, uns selbst zu erhöhen: „Seht mal, was für ein großartiger Christ ich bin, Gott hat mich auserwählt, seine große Gnade herabzusenden und schaut, was für ein genialer Mensch ich bin, der eine große Nähe zu Gott erlangt hat.“
Wir sind also in diesem Moment eigentlich noch nicht reif für das Gute, das uns passiert. Im vorliegenden Fall sah Christus dies voraus, denn was passierte?
„Sie jedoch gingen hinaus und verbreiteten seinen Ruf in jenem ganzen Land.“
Damit setzten sie sich über Christi Bitte hinweg. Stellt euch vor, ihr helft einem anderen und bittet ihn, dies nicht sonderlich zu verbreiten. Die Gründe für so eine Bitte können ja die unterschiedlichsten sein. Und dann passiert es, dass – entgegen eurer Bitte – derjenige dann doch die gute Tat breittritt und dies in großer Runde kundtut. Eure Enttäuschung über den Geholfenen wäre sicherlich sehr groß, allein eine gewisse Dankbarkeit von dessen Seite und ein gewisser Respekt demjenigen gegenüber, der die Hilfe erwies, wäre ja das Mindeste gewesen, was dieser hätte erwarten können.
In einem Satz: neben einer Dankbarkeit ist auch eine gewisse Demut erforderlich, wenn uns Gottes Gnade erfährt.
Die Lesung handelt aber auch noch von einem weiteren Wunder:
„Während sie aber hinausgingen, siehe, da brachte man einen stummen Menschen zu ihm, der besessen war. Und nachdem der Dämon ausgetrieben war, redete der Stumme. Und die Volksmenge verwunderte sich und sagte: Niemals hat man so etwas in Israël gesehen.“
Hier ist es also schon so, dass Jesus diese Heilung öffentlich vollzog. Damit wurde sein missionarisches Wirken vorbereitet und unterstützt, bekam er jetzt doch eine erhebliche Aufmerksamkeit durch die Israeliten. Der entscheidende Punkt war aber leider, dass es eben auch Gegenspieler gab, die den Glauben an ihn in Frage stellten oder sogar negierten:
„Die Pharisäer aber sagten: Durch den Fürsten der Dämonen treibt er die Dämonen aus.“
Dies war der Versuch einer Diskreditierung Christi, die wir an vielen Stellen im Evangelium über die Pharisäer lesen. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Pharisäer eigentlich die glühendsten Verfechter des alttestamentarischen Glaubens waren – bzw. meinten, es zu sein.
Die Lehre daraus für uns sollte sein, dass nicht, wenn wir meinen, dass wir die besten und tiefgläubigsten Christen unter der Menschheit sind, dies tatsächlich unbedingt auch der Fall sein muss und uns so eine Meinung vom wahren Glauben abbringen kann.
Das Mittel der Diskreditierung ist leider auch heute in unserer Gesellschaft nicht verschwunden. Lassen wir uns also nicht beirren, wenn von dritter Seite versucht wird, das Christentum, die Kirche in Verruf zu bringen oder gar ins Lächerliche zu ziehen, wie es kürzlich bei einer großen weltweiten Sportveranstaltung zu deren Eröffnung geschehen ist. Lasst uns den rechten Glauben entgegen allen Anfeindungen bewahren!
An anderer Stelle im Evangelium widerlegt Christus die Pharisäer. Das geflügelte Wort „den Teufel durch den Beelzebub austreiben“ finden wir heute noch im Sprachgebrauch, wenn es darum geht, zu beschreiben, dass eine untaugliche Erklärung oder ein untaugliches Mittel zur Lösung eines Problems verwendet wird.
Zum Ende der heutigen Lesung erfahren wir, dass die Mission und die damit verbundenen Wunder Christus alsdann in größerem Maßstab fortsetzte:
„Und Jesus zog durch alle Städte und Dörfer umher, lehrte in ihren Synagogen, verkündigte das Evangelium vom Königtum und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volke.“
Für uns heißt das: Christus kommt zu allen, er lädt alle ein und damit kommen wir wieder auf den Anfang zurück:
Wichtig sind der Glauben an ihn und aber auch die Demut zu erkennen, dass nicht wir es sind, die Wunder oder anderes Großes bewirken, sondern einzig und allein Gott!
Amen.