Fest der Beschneidung des Herrn (Kol. 2:8-12; Lk. 2:20-21, 40-52) (14.01.2020)
Liebe Brüder und Schwestern,
heute wollen wir gemeinsam nach menschlichem Vermögen versuchen, die unaussprechliche Liebe Gottes zum gefallenen Menschengeschlecht, die sich in der unfassbaren Selbsterniedrigung des Erlösers äußert, zu erfassen. Gott, Der mit dem Menschen einen Bund geschlossen hatte (s. Gen. 17), erfüllt Selbst diesen Bund anstelle des Menschen. Der Gesetzgeber erfüllt demnach Selbst das Gesetz, obwohl Er als Sohn Gottes dazu nicht verpflichtet war (vgl. Mt. 17:25-26). Doch Er war ja gekommen, nicht um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen (s. Mt. 5:17).
Eine größere Erniedrigung kann man sich folglich für einen Königssohn kaum vorstellen, als sich zum Zeichen der Knechtschaft an der Vorhaut beschneiden zu lassen. Doch dies ist nur der Anfang, - eine symbolische Andeutung dessen, was um unseres Heiles willen noch kommen wird: Verrat, Verschmähung, Geißelung, Verleumdung, Verurteilung, Kreuzigung, Tod. Demütigungen jeglicher Art gereichen einem ja nicht unbedingt zur Ehre, denn wir wissen, wie schwer es ist, diese auch nur im alltäglichen Kleinformat zu ertragen (s. Mt. 5:11). Aber wenn diese Erniedrigungen freiwillig und um eines höheren und hehren Zieles willen auf sich genommen werden und noch dazu von einem ertragen werden, der das gar nicht nötig hat, da er die Macht besitzt, sich davon zu befreien, dann kann solch eine Erniedrigung nur allerhöchste Hochachtung hervorrufen (s. Jes. 53:8; vgl. Apg. 8:33; Mt. 26:52-54; Lk. 21:16-19; 1 Petr. 4:12-16; Hebr. 11:35 u.v.m.). Der Herr Selbst macht es vor, und ermahnt uns, Ihm nachzueifern, „denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk. 18:14b). Und so gelangen wir auch in Anbetracht der heftigen Polemik über Sinn und Zweck der Beschneidung unter den Judenchristen der ersten Stunde zu der Erkenntnis, dass die äußere Beschneidung (s. Eph. 2:11), der Sich sogar der Herr Jesus Christus unterworfen hat, symbolisch auf die Beschneidung hinweist, „die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschreibung, die Christus gegeben hat. Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Körper. Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit Ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, die Ihn von den Toten auferweckt hat“ (Kol. 2:11-12). In diesem Zusammenhang wollen auch wir uns sehr gerne mit Christus sogar bis zum Tode erniedrigen, um dann mit Ihm in der Auferstehung erhöht zu werden. Amen.